Gute, gute Zuversicht – um die Scholz die SPD kämpfen lassen will

Ich habe mir die einstündige Parteitagsrede des SPD-Mitglieds Olaf Scholz live auf Phönix angehört.

Natürlich habe ich nicht erwartet, dass er diese Bühne nutzen würde, um selbstkritische Töne anzuschlagen, aber den einen oder anderen verräterischen Zungenschlag hatte ich schon erwartet. Nun, auch darin wurde ich enttäuscht.

Was folgt sind keine wörtlichen Zitate aus der Rede. Es handelt sich um meine Interpretation, verbunden mit dem Versuch, alles Gesagte irgendwie auf einen Nenner zu bringen.

Olaf Scholz hat ein Bild eines SPD-dominierten Deutschlands gezeichnet, das von Erfolg zu Erfolg geschritten ist.

  • Überwindung der Corona-Epidemie, die – wenn auch abgeschwächt – immer noch da ist,
  • Überwindung der Energiekrise, die – wenn auch abgeschwächt – immer noch da ist,
  • Solidarität mit der Ukraine gegen den Aggressor Putin, der immer noch da ist,
  • Solidarität mit den Geflüchteten aus der Ukraine, die immer noch da sind,
  • Solidarität mit Israel sowieso, versteht sich von selbst,
  • aber auch Solidarität bei der Einschränkung der irregulären Zuwanderung, die immer noch da ist,
  • Solidarität mit den Arbeitslosen, den Bürgergeldbeziehern und den Niedriglöhnern, die immer noch da sind,
  • Solidarität mit den 10 Milliarden Menschen,  die 2050 die Erde bevölkern werden und sich den Wohlstand leisten können sollen, den wir 1950 (1950=1945+5)  hatten, was aber nicht mit fossilen Brennstoffen zu schaffen ist (wegen viel zu teuer und unbezahlbar), sondern nur mit Erneuerbaren Energien, die immer noch nicht da sind.

Als dies alles gesagt war, und die Delegierten ihr aus der Realität mitgebrachtes Welt- und Deutschlandbild – soweit erforderlich – in Richtung Kanzlerwahrnehmung bereits korrigiert hatten und dies mit anschwellenden Beifällen bekundeten,

ging ein Hauch von Wildwestromantik durch den Saal. Es war als würde Karl May davon berichten, wie der Medizinmann der Cherokee nach zwei Jahren Dürre in den Appalachen unter dem Klang der Trommeln in verzückten Tanzschritten die Geister der Ahnen um Regen anfleht und der versammelten Sippe zuruft:

„Kämpft um gute Zuversicht! Dann wird alles gut.“

Ja, nach allen Erfolgen und aller Solidarität und allem kraftvollen Weiter-So, hielt es Olaf Scholz für notwendig, die Partei, der er angehört, aufzufordern, um jene Zuversicht zu kämpfen, die schon fast dagewesen wäre, hätte er ihr Fehlen mit diesem Schluss-Appell, mit dem er den großen Elfanten im Raum, ohne die Probleme des Landes auch nur mit einer Silbe angesprochen zu haben, so sichtbar gemacht hat, wie die fortdauernde Dürre nach dem großen Regentanz.