Die Mehrwertsteuer ist eine Konsumsteuer, die vom Handel eingezogen und abschließend abgeführt wird.
Die freie Gestaltung der Ladenpreise – inclusive Mehrwertsteuer – bleibt jedoch von der Senkung des Steuersatzes unberührt und ist vollkommen unkontrollierbar. Wenn jetzt vermehrt Sonderangebote als Folgen der Mehrwertsteuer-Senkung angepriesen werden, muss das nichts mit der Senkung der Mehrwertsteuer zu tun haben. Es wird lediglich „staatstragend“ mit Schnäppchen geworben, wie eh und je.
In einer Welt der täglich wechselnden Preisschilder in den Supermärkten, der oft schon aufgrund der IP-Adresse und dem ausgespähten Browserverlauf auf den Interessenten individuell zugeschnittenen Angebote, ist es ein Klacks, den Anschein zu erwecken, die Steuersenkung würde an die Verbraucher weitergereicht. Ich hege diesbezüglich keine Hoffnung.
Wohl aber hege ich die Befürchtung, dass die Rückkehr zum Steuersatz von 19 Prozent genutzt werden wird, die Preise, mit Hinweis auf das Ende der paradiesischen Mehrwertsteuerzustände, um 3 bis 5 Prozent anzuheben.
Der Wirtschaft wird mit der auf sechs Monate begrenzten Mehrwertsteuersenkung für diese sechs Monate gestattet, diesen Anteil der Mehrwertsteuer, der nach wie vor in den Preisen kalkuliert ist, für sich zu behalten – und es wird ihr ermöglicht, zum Ende der sechs Monate, wenn die 19% wieder abgeführt werden müssen, ihre Preise zu erhöhen, um die zusätzliche Marge dauerhaft einnehmen zu können.
Dieser Weg der indirekten Bezuschussung der Wirtschaft wurde wohl gewählt, weil die Direkthilfe für alle Unternehmen einen wahnsinnigen bürokratischen Aufwand verursachen würde. So aber ist es möglich, diese Wohltat praktisch ohne Arbeitsaufwand staatlicher Stellen auszuschütten – und die Unternehmen, die ihre Abrechungs- und Buchhaltungsprogramme anpassen müssen, werden das freudig in Angriff nehmen und die Zusatzkosten halt einfach auch noch in die Kalkulation aufnehmen.
Alle anderslautenden Jubelrufe der Qualitätsmedien, die Bürger würden an der Ladenkasse entlastet, zielen auf die Naivität der Konsumenten.