Grundlagen (Basics) der physischen Existenz auf Erden (Teil 2)

PaD 29 /2020 – Was Sozialempörte nicht begreifen  –
Hier auch als PDF verfügbar: PaD 29 2020 Grundlagen der physischen Existenz Teil 2

 

Was Sozialempörte nicht begreifen.

 

Im ersten Teil wurde geschildert, dass der Mensch, um physisch existieren zu können, sich seinen Lebensunterhalt beschaffen muss. Es wurden die Unterschiede in den Beschaffungsstrategien zwischen Nomaden und Sesshaften angesprochen und dargelegt, dass die Notwendigkeiten der Sesshaftigkeit eine Erweiterung der Qualifikation mit sich bringen, die sowohl in handwerklichen Fähigkeiten als auch in einer weit über den Tag hinaus reichenden Planung in Erscheinung traten und letztlich einen, gegenüber den Nomaden, höheren Wohlstand ermöglichten.

Aus alledem entwickelte sich ein Bewusstsein für das Eigentum am selbst Geschaffenen. Beim Zusammentreffen mit Nomaden, die überzeugt waren, haben zu können, was sie erreichen konnten, ergaben sich zwangsläufig Konflikte, aus denen beide Seiten zusätzliche Qualifikationen in Bezug auf die Kriegsführung, auf Angriff und Verteidigung gewannen.

Das Problem bestand und besteht weiterhin darin, dass eine friedliche Koexistenz beider Sichtweisen sich als unmöglich erwiesen hat.

Die Begriffe „Nomaden“ und „Sesshafte“ haben ausgedient. Sie sind ersetzt durch „Flüchtlinge“, allenfalls noch „Migranten“ und „Jene, die schon länger hier leben“.

Geblieben sind allerdings das „Wohlstandsgefälle“ und im Großen und Ganzen auch die „Qualifikationsunterschiede“.

 

Das Verständnis der Sozialempörten

Was soll unter „Sozialempörten“ verstanden werden?

Sozialempörte sind Menschen, die (Wohlstands-) Unterschiede wahrnehmen, darin Ungerechtigkeiten erkennen und ihre Mitmenschen dazu zwingen wollen, diese Unterschiede einzuebnen. Man könnte sie auch als „militante Gutmenschen“ bezeichnen, doch das wäre zu eng, denn der Gutmensch gefällt sich wenigstens noch darin, seine Gutmenschlichkeit durch mehr oder minder umfangreiche eigene Taten und ggfs. eigenen Verzicht zum Ausdruck zu bringen, während Sozialempörte primär Forderungen aufstellen, ohne sich selbst dabei ebenfalls gefordert zu fühlen.

Für Sozialempörte ist die Welt ein einziger, riesiger Supermarkt, bei dessen Anblick sie in den archaisch-nomadischen Gedanken verfallen: „Es ist genug für alle da!“ Dass manche sich aus diesem Supermarkt reichlich bedienen können, weil sie ihren Einkauf bezahlen können, während andere nur sehr wenig nach Hause tragen können, weil ihr Geld nur dafür reicht, erachten sie als eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. Nach ihrem Verständnis sollten die Armen sich im gleichen Umfang bedienen können, wie die materiell Bessergestellten. Aus dieser Vorstellung entsteht der Wunsch nach einem bedingungslosen Grundeinkommen, aus dieser Vorstellung entwickelt sich die Vorstellung, „Containern“ sei  keine Straf- sondern eine Wohltat, um letztlich die Plünderung von Geschäften im Zusammenhang mit Krawallen und aus dem Ruder laufenden Demonstrationen für gut und richtig zu befinden.

Sozialempörte sehen Eigentum – wie die Nomaden – als Diebstahl an der Gemeinschaft an, weil sie individuelle Leistung weder erkennen noch beurteilen können. Sozialempörte gehen allerdings noch einen Schritt weiter, indem sie den Gemeinschaftsbegriff ebenso folgerichtig wie mühelos entgrenzen. In die Gesellschaft aufgenommen werden von ihnen automatisch alle, denen Unrecht geschieht, weil sie in  relativer Armut leben, unabhängig davon, ob  sie noch im Niger leben oder schon in Hamburg oder Berlin angekommen sind.

Wo liegen aber die tieferen Ursachen für das Wirken der Sozialempörten?

Es mag zynisch klingen, und mancher mag sich dadurch verletzt fühlen, doch das Hauptmotiv ist meines Erachtens die Eitelkeit.

Das Zurschaustellen der eigenen Vollkommenheit, das sich Abheben von allen Unvollkommenen, die Reinheit der Seele, die Überlegenheit der eigenen Moral – das ist es, woraus sie ihr Selbstwertgefühl beziehen.

Je weniger andere Vorzüge oder „Leistungen“ sie vorzuweisen haben, desto wichtiger wird die überragende Empörung, und je mehr es ihnen gelingt, ihre Mitmenschen auf den gleichen Trip zu locken, desto wahnwitziger wird ihre Argumentation, weil es ihnen darauf ankommt, stets den notwendigen Abstand zu wahren, den ihre Eitelkeit benötigt, um nicht in sich zusammenzubrechen.

Diese Eitelkeit kann sich hinter äußerster Demut ebenso verbergen, wie hinter äußerster Bescheidenheit und äußerster Nächstenliebe, solange nur gewährleistet ist, dass diese „Einzigartigkeit“ der Eitlen auch weithin wahrgenommen wird. (Man muss übrigens nur einen Buchstaben umsetzen, um aus Eitlen Eliten zu machen.)

Früher, als der sonntägliche Kirchgang noch obligatorisch war, fand man die Eitlen dort, wo sie unter den Augen des Pastors tiefe Ergriffenheit zeigten und sich untereinander tuschelnd in ihrer Empörung über alle, an deren Ergriffenheit ein Makel festzustellen war, gegenseitig hochschaukelten.  Die junge Frau im etwas zu hellen Kleid, die Mutter, die ihre Kinder während der Andacht nicht zum Schweigen bringen konnte, der zu spät Kommende und der schlecht Rasierte – das waren diejenigen, über die man weit erhaben war. Und weil man sich über seine Mitmenschen erheben konnte, würde man in den Himmel kommen. Doch das war noch nicht alles. Die Empörung wurde noch dadurch geheiligt, dass sie ja nur dazu diente, den Sündern den rechten Weg zu weisen …

In der Überzeugung, einzig ein „Gerechter“ und in seiner Gerechtigkeit unfehlbar zu sein, haben Einfühlungsvermögen und Verständnis ebenso wenig Platz, wie ein gütiges Hinwegsehen über die kleinen Fehler oder die Fähigkeit, verzeihen und vergeben zu können. Stattdessen ist das Sinnen und Trachten dieser „Gerechten“ darauf aus, anzuklagen, zu verurteilen und zu strafen, und sich damit selbst noch einmal zu erhöhen.

Die Kirchen sind immer leerer geworden. Dort gibt es nun kein Publikum mehr, das man mit der Zurschaustellung der eigenen Vollkommenheit beeindrucken könnte. Also sucht man sein Publikum nun anderswo, denn die Notwendigkeit, sich irgendwo moralisch selbst zu erhöhen, um daraus den Selbstwert zu generieren, besteht ganz und gar unabhängig von Kirche und Andacht.

Ein solches, in sich hermetisch geschlossenes Gedankengebäude, in dem als einziger Maßstab die eigene Vollkommenheit existiert, verhindert zuverlässig jeden ernsthaften Kontakt mit der Realität.

So wird Kritik an den wahnhaften Vorstellungen und Forderungen leicht abgetan, denn es handelt sich ja nur um die Ausflüchte der Faulen und Verdorbenen, die sich nicht der Mühe unterziehen wollen, mitzuwirken. Letztendlich wird jegliche Kritik, jegliches Widerstreben, jegliche Verweigerung der einen, großen Wahrheit zu dienen, aus einem selbst geschaffenen Herrschaftsanspruch heraus, kriminalisiert und sanktioniert.

Wo der Kontakt zur Realität verloren gegangen ist, ist auch das Wissen darum, dass Wohlstandsunterschiede grundsätzlich auf Qualifikationsunterschiede und Leistung zurückzuführen sind, verloren gegangen. Der Sozialempörte fantasiert ein unerschöpfliches Schlaraffenland herbei und besteht darauf, dass sich daran  die ganze Menschheit bedienen können müsse – und setzt sich noch dafür ein, dass diejenigen, die aus aller Herren Länder herbeieilen, nach Möglichkeit noch weit vor den Landesgrenzen abgeholt und in Empfang genommen werden müssen. Erst jüngst hat Herr Bedford-Strom in seiner außerordentlichen Weisheit und Vollkommenheit ein evangelisches Rettungsschiff in Dienst gestellt, das vor der afrikanischen Mittelmeerküste jene in Empfang nehmen soll, die mit nicht seetauglichen und überladenen Schlauch- und sonstigen Booten darauf vertrauen, aus Seenot schon gerettet zu werden, bevor sie ernsthaft hineingeraten. Ob Herr Bedford-Strom dabei die Hoffnung hegt, die leeren evangelischen Kirchenbänke wieder füllen zu können, oder ob es nur die eigene Eitelkeit war, die ihn bewegte, sich derart vor allen anderen herauszustellen, lässt sich schwer herausfinden, ist aber auch nicht wichtig, denn auch er träumt den Traum vom unerschöpflichen Schlaraffenland, in dem sich – durch Umherwandeln im Bischofsrock und frommes Dreinschauen – die gebratenen Täubchen ganz von selbst vermehren.

Es gibt noch einen zweiten, wichtigen Aspekt, aus dem sich die Soziale Empörung speist, auch wenn dieser hinter dem Aspekt der „Vollkommenheit“ des Empörten nur schwer zu entdecken ist:

Der Sozialempörte schafft mit seinem vom Helfen-Wollen und Helfen-Müssen randvoll angefüllten Bewusstsein nicht nur Distanz zu seinen minderwertigen, nicht maß- und endlos helfen wollenden Mitmenschen, indem er sich in seiner Vollkommenheit über sie erhebt, er schafft mindestens im gleichen Maße auch Distanz zu den Objekten seiner Hilfe, in dem er ihnen eine Mischung aus Unmündigkeit und Unfähigkeit attestiert, die sie seiner Hilfe bedürftig und davon abhängig macht.

Lassen Sie mich noch einen weiteren zynischen Satz absondern, von dem sich mancher verletzt fühlen mag: Die Attitüde des großherzigen Helfers gegenüber dem vom ihm zum edlen Wilden Geadelten, ist nichts anderes als das Mäntelchen, in dem der Gutmensch seinen tief verwurzelten Rassismus zu verbergen und vergeblich zu heilen versucht.

Weil der großherzige Helfer sich aber als großherziger Helfer definiert, ist sein Heilungsversuch, der auf die Angleichung der Hilfebedürftigen durch „Integration“ abzielt, schon deshalb zum Scheitern verurteilt, weil er ohne Hilfsbedürftige die Basis seines Selbstwertgefühls verlieren würde. Also muss entweder die Integration misslingen – was weitgehend so funktioniert – oder  es muss ein steter Strom neuer Hilfsbedürftiger erzeugt werden, was ebenfalls ganz gut funktioniert.

Die Absurdität dieses Gebarens, über die man eigentlich nur brüllend lachen kann, offenbart sich nirgends deutlicher als in der Parole:

„Kein Mensch ist illegal.“

Der Satz wäre im Grunde ja vollkommen richtig, doch soll er eben so falsch verstanden werden, wie nur irgend möglich, nämlich als die Erkenntnis, dass damit auch jegliches illegale Verhalten von vornherein ausgeschlossen sei, was im Umkehrschluss bedeutet, dass es „Legalität“ als solche ebenfalls nicht geben könne.

(Bei Black Lives Matter hat man diese gedankliche Hürde bereits genommen. Gesetze und Regeln sind von alten weißen Männern ersonnen, von daher grundsätzlich rassistisch und irrelevant. Bei Extinction Rebellion nähert man sich dieser Sichtweise rasch an, die Antifa hat sie sowieso verinnerlicht.)

Wenn Kultur, und – in noch bedeutsamerer Weise – Zivilisation nur auf Basis von Regeln ent- und bestehen kann, die eine tragfähige gesellschaftliche Übereinkunft darüber darstellen, was erlaubt und was nicht erlaubt sein soll, dann führt diese Parole, die jede Form von Illegalität als neue Legalität akzeptiert, auf direktem Wege zurück in Anarchie und Barbarei.

Diese Regression schert sich übrigens nicht darum, ob die Unterscheidung zwischen Legalität und Illegalität von Einzelnen oder von bestimmten gesellschaftlichen Gruppierungen und Bewegungen für sich und ihr Verhalten außer Kraft gesetzt wird, oder ob sie von einer Regierung mit stillschweigender Zustimmung der Volksvertreter für obsolet erklärt  wird – Anarchie und Barbarei sind die unvermeidlichen Konsequenzen der Verleugnung der Illegalität.

Die Annahme, jegliche Form von Zuwanderung sei schon deshalb legal, weil es hierzulande kein Zuwanderungsgesetz gibt, das die Legalität der Zuwanderung beschränken würde, ist ein logischer Trugschluss, der wiederum nur aus jener „Vollkommenheits-Anmaßung“ entstehen konnte, die weder Grenzen kennt, noch eine Vorstellung von der Endlichkeit aller Dinge entwickelt hat. Dass die Vereinten Nationen mit ihren Migrationsförderungs-Programmen der gleichen Vollkommenheits-Anmaßung unterliegen, ändert daran nichts.

Wie viele echte, alte Stradivaris gibt es auf der Welt?

Wie würde sich das Problem lösen lassen,
das entstünde, wenn ein Menschenrecht
auf den Besitz eines solchen Instrumentes postuliert würde?

Es gibt drei grundsätzliche Wege die zur Problemlösung beschritten werden könnten:

  1. Man rottet die Menschheit bis auf 650 verbliebene Exemplare aus, denn dann könnte jeder Mensch eines der noch existierenden Exemplare für sich beanspruchen.
  2. Man zerlegt die 650 Instrumente mit feinsten Werkzeugen in knapp acht Milliarden winzige Holzspänchen, von denen jeder Mensch dann eines erhalten und als Reliquie heilig halten könnte.
  3. Man überlegt sich das mit dem Menschenrecht auf eine Stradivari noch einmal und schafft es wieder ab.

Nun ist das Stradivari-Beispiel in seiner durch Übertreibung erst anschaulich gewordenen Problematik nicht das Problem, vor dem wir tatsächlich stehen, doch wer von da aus beginnt, Fragen nach den vorhandenen und daher unter alle Menschen zu verteilenden, materiellen Quantitäten zu stellen (Geld gehört übrigens nicht zu den materiellen Quantitäten), wird überall an die Grenzen der Endlichkeit stoßen – und dann vielleicht den vierten Lösungsweg anbieten, der da lautet:

  1. Wer eine Stradivari will, soll sich entweder selber eine nachbauen oder soviel für die Gesellschaft leisten, dass er sich vom Lohn eine kaufen kann.

Woher kommt nun – auf den Gesamtstaat bezogen – der Mangel an Selbstwertgefühl, der vermeintlich nur durch die Eitelkeit der Sozialempörung gelindert werden kann? Ist es nicht so, dass sich Deutschland wie die alte Jungfer in der Kirchenbank über seine weniger sozial eingestellten Nachbarn echauffieren muss, um sich selbst zu erhöhen? Wie kommen wir dazu, die gesamte EU verpflichten zu wollen, ihre Grenzen für jede Art von Zuwanderung weit zu öffnen, wobei wir die Zuteilungsquoten bestimmen wollen? Wie kommen wir dazu, Polen und Ungarn anzuklagen und sanktionieren zu wollen, nur weil sie sich unserem Vorbild nicht anschließen wollen?

Nein. Die Kriegsschuldbuße ist es nicht. Der Holocaust ist es auch nicht. Wenn dem so wäre, wir hätten die Grenzen schon 1949 öffnen müssen, spätestens aber als die Bombenruinen verschwunden waren und das Wirtschaftswunder ausbrach. Doch:

Noch im Oktober 2010 erklärte Angela Merkel, nachdem Horst Seehofer vorher seinen Sieben-Punkte-Plan zur Zuwanderungsbegrenzung vorgelegt hatte, Multikulti sei gescheitert. Ein Grund dafür: Man habe beim „Fordern und Fördern“ (gegenüber den Migranten) auf das Fordern verzichtet.

Sie bewegte sich damit noch auf der rationalen Argumentationsebene, in welcher die Einsicht herrscht, dass a) Wohlstand erst erarbeitet werden muss, bevor er verteilt und genossen werden kann, und dass b) die Zuwanderer den Wohlstand nicht mehren, sondern einfach nur – wie die Nomaden am Wohlstand der Sesshaften – glauben, ein natürliches Recht auf Teilhabe zu besitzen.

Was danach geschah, das Herausputzen Deutschlands zum weltweiten Musterknaben einer nicht nur großzügigen, sondern selbstlosen und im Wortsinne grenzenlosen Aufnahmegesellschaft, das hat eine andere Ursache als die Sünden der Vergangenheit.

Es ist die Erkenntnis, dass Deutschland weder in Europa, noch in der Welt auf irgendeinem Gebiet noch eine sinnvolle und bewundernswerte Spitzenrolle einnimmt. Weder im Bildungswesen, noch in Forschung und Entwicklung, weder, was den Zustand der analogen Infrastruktur betrifft, noch was die digitale Infrastruktur angeht, weder beim Durchschnittsvermögen der privaten Haushalte,  noch bei den Altersrenten. Deutschland konnte nur noch eines, nämlich an der Substanz zehrend und den Gürtel enger schnallend alle Jahre Exportüberschüsse erzielen.

Exportweltmeister zu sein ist aber kein Grund zum Jubeln. Niemand, der einigermaßen bei Verstand ist und merkt, dass er stets mehr geben muss als er zurückerhält, wird diesen Zustand einer ausgebeuteten Kolonie ernsthaft feiern wollen.

Was macht man aber, wenn man nichts mehr zu bieten hat, außer den höchsten Strompreisen und dem höchsten Staatsanteil am Nationaleinkommen und den höchsten Beitragszahlungen für die EU und den höchsten Bürgschaftsanteilen aus den diversen Rettungsschirmen, aber dennoch „nicht geliebt“ wird, weil man sich als „Schulmeister“ anderer Nationen eben einfach nur unbeliebt machen kann?

Nun, man setzt dem ganzen die Krone auf und erhebt sich zum moralischen Weltmeister der Gesinnungsethik und blickt von der höchsten erreichbaren Warte der Abgehobenheit, den Kopf längst weit in den Wolken, auf alle anderen herab.

Dies gilt ebenso für das Klima-Diesel-Dekarbonisierungs-Syndrom, an dem wir Deutschen, von eitler Empörung getrieben, nicht etwa leiden, sondern unsere selbst geschlagenen Wunden wie die Flagellanten als Ehrenzeichen der Vollkommenheit herumzeigen und darauf hoffen, an unserem Vorbild würden sich alle anderen ein Beispiel nehmen.

Im akuten Zustand der Corona-Pandemie sind gleich zwei Empörungs-Gruppen entstanden, von denen jede verspricht, die Alleinseligmachende zu sein. Alleine der Krieg um die Maskenpflicht nimmt inzwischen Züge an, die an die Reformationszeit erinnern, als der Papst Ablassbriefe verkaufen ließ, um den Bau des Petersdoms zu finanzieren, während Luther seine Thesen an die Kirchentür nagelte und der (kirchlichen) Obrigkeit den Respekt verweigerte. Beide Seiten hatten keine Möglichkeit mehr offen gelassen, eine Einigung zu erzielen. Auf der einen Seite die Eitelkeit der zum Dogma erklärten Unfehlbarkeit, auf der anderen Seite die Eitelkeit des Mönchleins, mit seinem unbeugsamen „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“.

Aus diesem Konflikt entstand übrigens – 101 Jahre nach dem Anschlag der 95 Thesen an die Tür der Klosterkirche  zu Wittenberg – der Dreißigjährige Krieg. Die Religion war dabei allerdings nur noch nützliche Rechtfertigung und Legitimierung des europäischen Machtkampfes.

Zuwanderungsdruck, Ende der Versorgungssicherheit und eine bierernste Konfrontation um Masken und Abstände, das alles garniert mit einem frisch aufflammenden Rassenkampf von links und schwarz gegen weiß und Mann – das hat mehr Zündkraft als Luthers 95 Thesen – und wenn es krachen sollte, dann nicht erst in 101 Jahren, sondern sehr viel früher.

Danach ist viel kaputt – und es wird Qualifikation und Leistung erfordern, auf den Ruinen Neues aufzubauen. Sonst wird das nichts.

Ob die Empörten das bis dahin begriffen haben werden?