Es wäre falsch, „es“ Krieg zu nennen.

„Selig sind die Einfältigen, denn ihrer ist das Himmelreich.“

 

Wer von uns hat denn überhaupt eine Vorstellung davon, „wie“ Krieg wirklich ist?

Selbst diejenigen, die bei der Bundeswehr waren, bevor das mit den Auslandseinsätzen angefangen hat, kennen doch bestenfalls Manöver, wo man weiß, das dauert jetzt ein paar Tage, und dann ist alles wieder vorbei und auch die Platzpatronen werden von der Waffenkammer wieder eingesammelt. Da hat es ein paar Nächte im Zelt gegeben und Verpflegung aus der Gulaschkanone. Dass der „Feind“ kein Feind war, sondern die Kameraden von der anderen Kompanie, die  halt Feind spielen mussten, weil kein richtiger da war, das hat doch auch jeder gewusst. Nein. Das war kein Krieg, sondern ein Spiel, ein Kriegsspiel, bei dem es letztlich um nichts ging, außer um die Ehre der Offiziere, die – für Strategie und Taktik verantwortlich – am Ende in der Beurteilung gut wegkommen wollten.

Ja, lustig war das streckenweise nicht, wenn bunte Leuchtkugeln den ABC-Alarm ankündigten und dann durch den Filter geatmet werden musste, während gleichzeitig befohlen wurde, die unter Beschuss liegende Stellung im Laufschritt zu räumen. Da konnte die Luft schon mal knapp werden und die Blase an der Ferse hundsgemein wehtun. Aber schon am nächsten Wochenende waren das nur noch Anekdoten, die sich im Lauf der Zeit immer mehr mit immer größeren Heldentaten anreicherten.

Wer sich da jetzt hinstellt, und, weil er als unerlaubt Spazierengehender von der Polizei ein bisschen unsanft angefasst wurde, schon glaubt behaupten zu können, das sei wie im Krieg gewesen, der irrt gleich doppelt. Einerseits weil Polizisten keine Soldaten sind und Soldaten keine Polizisten, es sei denn, es liegen genehmigte Amtshilfeersuchen vor, und andererseits weil Krieg bedeutet, dass zwei, mindestens zwei Parteien mit allen verfügbaren letalen Waffen versuchen, möglichst viele der Kämpfer der Gegenseite als „Gefallene“ in die Statistik eingehen zu lassen.

Wo nur eine Seite Gewalt anwendet, da ist kein Krieg.

Da ist vielleicht „Unterwerfung“, vielleicht ist auch „Besatzung“ oder gar „Gewaltherrschaft“, was wiederum zugleich eine Herrschaft des Unrechts sein könnte, aber Krieg ist das nicht. Krieg wäre erst, wenn die Unterworfenen sich so zur Wehr setzen, dass die Aggressoren davon empfindlich betroffen sind.

Und dann ist da ja noch die Sache mit der Wahrheit.

Um „Krieg“ festzustellen, müsste man gleich zu Beginn die Wahrheit sterben sehen.

So wie der Bergmann früher das Herannahen eines schlagenden Wetters dadurch feststellte, dass der zu diesem Zwecke unter Tage mitgeführte Kanarienvogel tot von der Stange fiel.

Dass die Wahrheit schon gestorben sei, also, dass die langjährig als normal empfundene Relation zwischen Wahrheit und Lüge sich zu Ungunsten der Wahrheit verändert hätte, ist doch auch nicht festzustellen. Was festzustellen ist, ist ein quantitatives Wachstum der zur Verfügung gestellten Information. Wann hat es das je gegeben, dass Tag für Tag offengelegt wird, wie viele neue Fälle dem Robert-Koch-Institut gemeldet wurden und welcher neue Höchststand der 7-Tage-Inzidenz sich daraus ergibt? Wann hat es das je gegeben, dass alle Mutationen und Varianten der Mutationen mit einer nach oben offenen Zahl von Unterarten vor der Öffentlichkeit ausgebreitet wurden? Das sind die reinsten Wahrheitsexplosionen, die sich da vor unseren Augen ereignen und unsere Trommelfelle  erschüttern. Und wenn ein Karl Lauterbach erklärt, er halte 600.000 Neuinfektionen täglich für möglich, dann ist das ja auch die Wahrheit, denn davon ist er, jedenfalls in dem Augenblick, in dem er es sagt überzeugt. Er  sagt damit ja nur die Wahrheit über sich und seine Einschätzung.

Diese Fülle von Wahrheiten stört natürlich die gewohnte Relation zwischen Wahrheit und Lüge, und so ist das Publikum geneigt, quasi zum Ausgleich und zur Wiederherstellung der Normalität, einen Teil der schieren Masse an Wahrheit für „glatt gelogen“ zu halten. Doch selbst dann lebt die Wahrheit weiter! Olaf Scholz ist Bundeskanzler. Das ist gewisslich wahr. Annalena Baerbock ist Außenminister – auch das ist, glauben Sie mir, wirklich wahr. Daraus ergibt sich jedoch noch lange kein Grund, anzunehmen, es sei gelogen, dass Christian Lindner Finanzminister sei.

Es ist wahr, dass einfach mit Johnson & Johnson Geimpfte in Wahrheit ungeimpft sind, dass zweifach mit BionTech oder Astra-Zeneca Geimpfte sechs Monate nach dem zweiten Stich – wie bei der Fabel vom Hasen und vom Igel – ebenfalls wieder ungeimpft sein werden, dass Genesene schon drei Monate nach der Infektion als Ungenese den Impfanspruch genießen dürfen, und dass es – welches Unrecht! –  Geboosterten unmöglich ist, sich in Ungeimpfte zurück zu verwandeln. Das ist wahr, denn es steht im Gesetzblatt, und das Gesetzblatt ist sozusagen die Essenz vom Destillat des Elixiers der Wahrheit. Nur das Wort eines sanftmütiges Einhorns mit silbernem Fell, tiefhimmelsblauen Augen und nachtleuchtendem Horn könnte das Gesetzblatt im Wahrheitsgehalt noch übertreffen.

Dass das Ahrtal von heftigen Regenfällen weggeschwemmt wurde, ist so wahr, wie die Tatsache, dass Joe Biden als US-Präsident im Weißen Haus sitzt.

Letzteres hat die Auszählung der Stimmen ergeben, und das ist genauso wahr, wie die Tatsache, dass Ersteres von den Meteorologen klipp und klar vorhergesagt wurde. Gegen beides wurde aber, wegen erkennbarer Aussichtslosigkeit, nichts Wirksames mehr unternommen.

Da, wo die Wahrheit schwer zu erkennen ist, handelt es sich um Missverständnisse.

Zweifellos ist es wahr, dass die mRNA-Impfstoffe wirksam und sicher sind. Das hat doch die gleiche Qualität wie Norbert Blüms Mantra von den sicheren Renten. Blüm hat nie gesagt, wie die „sicheren Renten“ genau aussehen. Ob sie ab 65 oder ab 75 gezahlt werden, ob sie 50 Prozent oder 30 Prozent des letzten Netto-Einkommens ausmachen, ob sie zum Ersten oder zum Letzten des Monats gezahlt werden, ob davon Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung gezahlt werden müssen, ob die GEZ die Demokratieabgabe einfordert oder das Finanzamt auch seinen Teil davon abhaben will.

Nur weil sich viele einbilden wollten, sichere Renten entsprächen auf alle Zeit jenen Renten, die 1980 zur Auszahlung kamen, muss Norbert Blüm das nicht so gemeint haben! Es handelt sich um die Projektion eigener Vorstellungen auf ein Versprechen, in dem diese Vorstellungen zu keiner Zeit gerichtsfest enthalten waren.

Insofern muss es auch für wahr gehalten werden, dass die Impfstoffe wirksam sind. Wer geglaubt hat, nach der Impfung für alle Zeiten immun zu sein, hat doch nur seiner eigenen Wunschvorstellung geglaubt. Wie sie wirken, was sie bewirken und wie lange sie das, was sie bewirken, bewirken, das stand doch nie an der Tafel. Natürlich hat man sich, als das Missverständnis erkannt wurde, etwas präziser gefasst. Da heißt es jetzt, die Impfung schützt gegen schwere Verläufe. Und auch da wird schon wieder alles Mögliche hineininterpretiert. Niemand hat gesagt, gegen welche schweren Verläufe, gegen welchen Prozentsatz der schweren Verläufe. Im Grunde würde der nachgewiesene Schutz vor einem einzigen Fall eines schweren Verlaufes unter allen weltweit Geimpften ausreichen, um die Wahrheit der Aussage zu belegen. Denn wenn dies gelänge, könnte man folgern: Wo einmal ein Schutz festgestellt werden konnte, wird er auch ein zweites Mal festgestellt werden können, und schon ist der Schutz vor dem Plural des schweren Verlaufes bewiesen.

Im Krieg wird vom ersten Tage an gelogen, dass sich die Balken biegen. Davon ist weit und breit nichts zu erkennen. Man kann jeden Tag jede Zeitung aufschlagen und wird feststellen, dass das, was die eine schreibt, von der anderen Wort für Wort bestätigt wird, und umgekehrt. Es sind jene, die mit dem Gerede vom Krieg, in dem sie sich wähnen, glauben, die Lizenz zum Lügen erworben zu haben. Doch auch hier stirbt die Wahrheit nicht – sie triumphiert geradezu. Ein Heer von Faktencheckern ist, als die Not am größten war, wie ein Lichtlein von irgendwo aus dem Nichts hervorgetreten und schmettert alles ab, was die Wahrheit in Misskredit bringen könnte.

Ist das Krieg? Niemals!

Dann wird sich immer wieder auf Warren Buffet berufen, Sie wissen schon, jener Superreiche, von dem Georg Schramm, ehemaliger Kabarettist mit Weltrettungsvisionen, in einem seiner Programme behauptete, dieser Warren Buffet habe in einem Interview mit der New York Times freimütig erklärt, es handle sich bei dem größten gegenwärtigen Konflikt auf der Welt um einen Krieg, Arm – gegen Reich, und seine Klasse, die Klasse der Reichen, habe diesen Krieg begonnen und werde ihn gewinnen.

Das ist nun schon viele Jahre her. Es ist ruhig geworden  um Warren Buffet. Nun heißt es, der Soros führe Krieg, der Bezos führe Krieg, der Gates führe Krieg, der Schwab, und wie sie alle heißen, würden, alle miteinander, Krieg führen gegen die Menschheit.

Mein Gott! Davon müsste man doch etwas merken, an der Menschheit.

Aber die Menschheit wird vom Krieg nicht dezimiert. Sie wächst und gedeiht prächtig. Als Warren Buffet 2013 seinen Spruch aufgesagt haben soll, lebten 7.16 Milliarden Menschen auf der Erde. Inzwischen sind es 7,9 Milliarden geworden. Was ist das denn für ein Krieg, bei dem der Gegner, der noch dazu diesen Krieg verlieren soll, innerhalb von etwa neun Jahren um 700 Millionen Köpfe gewachsen ist, während die Reichen zwar reicher geworden sind, was ja ihr Beruf ist, aber doch längst nicht in dieser Masse zugenommen haben, obwohl sie sich die Aufzucht einer solchen Schar von Nachkommen viel leichter leisten könnten?

Und überhaupt, und da muss ich noch einmal auf den Anfang zurückkommen: So lange nur eine Seite auf- und ein- und herummarschiert, schießt und plündert und brandschatzt, wird daraus nie ein Krieg, wenn die andere Seite sich einfach nur ins Fäustchen lacht und sich sagt: „Stell dir vor, es ist Krieg, und niemand geht hin!“

Pazifisten sind per Definition ebenso unbesiegbar, wie Legosteine unkaputtbar sind.

Wer würde denn von einem Landwirt sagen, er führt Krieg gegen sein Vieh, nur weil er regelmäßig Rinder, Schweine und Schafe beim Schlachter abliefert? Die gehen doch freiwillig mit, und die weniger Freiwilligen lassen sich schon mit ein bisschen Stockeinsatz zur Freiwilligkeit überreden. Wie im richtigen Leben auch. Dass da manchmal auch Pfefferspray und Wasserwerfer benutzt werden, das ist doch unter dem Strich sehr viel humaner und wirkt auch nicht so, als sei es etwas Persönliches, wie es bei dem mit harter Hand geführten Schlagstock immer wieder empfunden wird.

Nein. Das ist kein Krieg, und das wird auch niemals ein Krieg.

Abgesehen davon, dass ja vollkommen unklar bleibt, was denn das Kriegsziel sein soll.

Die Einschränkung von Grundrechten kann doch nicht als Kriegsziel angesehen werden! Mein Gott! Im Grunde bewirkt die Einschränkung der Grundrechte doch nur, dass den Leuten bewusst wird, welche Verantwortung mit der Ausübung von Grundrechten einhergehen muss, soll das nicht in Chaos und Anarchie enden. Wenn da Leute plötzlich spazierengehen, die ihr ganzes Leben noch nicht  spazierengegangen sind, denen also mit dem Verbot gar nichts weggenommen wurde, dann kann die doch niemand mehr  ernst nehmen. Die müssen doch weg von der Straße, so wie man faule Äpfel aus dem Korb nehmen muss, damit sie nicht auch noch die Gesunden anstecken! Die sind doch wie kleine Kinder, die ihren alten Teddy seit Jahren nicht mehr angefasst haben, aber sich schreiend auf den Bauch werfen, wenn der inzwischen formlos-klebrige Plüschklumpen in die Restmülltonne soll.

In Wahrheit braucht doch kein Mensch die Grundrechte.

Das ist doch schon daran zu erkennen, dass es immer nur die Extremisten sind, die sich auf Grundrechte berufen, um ihr Zerstörungswerk an der Gesellschaft zu legitimieren. Wer nichts zu verbergen hat, der braucht auch keine Grundrechte.

Es geht wirklich nicht um die Einschränkung von Grundrechten. Nur darum, den Leuten bewusst zu machen, dass Grundrechte, die nie genutzt wurden, nur Platz wegnehmen und auf den Müll gehören. „Simplify your Life!“ Ohne Ballast lässt sich’s einfacher und glücklicher leben! Sagt doch auch Klaus Schwab: „Ihr werdet nichts mehr besitzen – und glücklich sein.“

Nein, es ist falsch, „es“ Krieg zu nennen.

Erstens ist weit und breit nichts von einem Feind, der bekriegt würde und sich zur Wehr setzte, zu erkennen.
Zweitens ist die Wahrheit, die doch als erstes sterben müsste, immer noch putzmunter.
Drittens fehlt es vollständig an einem Kriegsziel.

Manche behaupten ja, Kriegsziel sei die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Das wäre natürlich ein Ziel. Dumm nur, dass es längst erreicht ist.

Andere behaupten, es ginge um die Weltherrschaft. Da bleibt aber die Frage offen: Weltherrschaft – wozu? Um die Ausbeutung der Menschheit durch einen Menschen möglich zu machen? Das bringt doch auch nichts mehr. Das führt doch nur von einer unvorstellbar großen Zahl des Vermögens zu einer anderen unvorstellbar großen Zahl des Vermögens, bleibt aber ohne jegliche praktische Auswirkung!

Es ist nichts.

Wer heute überall einen Krieg sehen will, der hat doch nur Angst vor der Ödnis des Friedens!

Die aber lässt sich mit Brot und Spielen vollständig kaschieren.