Das Ringen um die Deutungshoheit

PaD 35 /2023 – Hier auch als PDF verfügbar: Pad 35 2023 Deutungshoheit

In seinem Bemühen, den Meinungsraum der Republik sauber zu halten, hat der Verfassungsschutz am 5. und 6. September eine Tagung mit Journalisten abgehalten, die unter dem Motto stand:

Meinungsbildung 2.0 

Strategien im Ringen um
Deutungshoheit im digitalen Zeitalter

Nachzulesen hier bei Apollo News und mit weiteren Kommentaren bei Hadmut Danisch.

Ich will dem keine weitere kritische Würdigung widmen, sondern mich mit der Frage beschäftigen, wie die schon heute oft manipulativ geframten Berichte der staatsnahen Medien als solche erkannt, und damit ihre Wirkung auf die eigene Meinungsbildung unschädlich gemacht werden kann.

Dazu ist es wichtig, sich zunächst einmal darüber klar zu werden, dass manipulative Beeinflussung nicht nur dort versucht wird, wo es offensichtlich erscheint, sondern in praktisch jeder Art von Nachricht oder Kommentar, inzwischen sogar in den sonst staubtrockenen Börsennnachrichten, im Wetterbericht und in der Doku über die letzten  Gurkenanbauer im Spreewald. Man ist nirgends davor sicher. Allerdings sind die Methoden der Meinungsbeeinflussung von Genré zu Genré unterschiedlich an die jeweiligen Zielgruppen angepasst.

Befassen werde ich mich heute mit den folgenden Arbeitsbereichen von Redaktionen und den Sprechern mehr oder minder politischer Organisationen:

  • Die nackte Wahrheit – scheinbar  neutrale Nachrichten
  • Die Handlungsaufforderung für positiv konnotierte Ziele
  • Die Warnung vor negativ konnotierten Absichten
  • Die Schlussfolgerungen und Prognosen aus Fakten und Behauptungen
  • Die Satire und  deren „Opfer“
  • Die Herausstellung von Vorbildern

Die nackte Wahrheit – scheinbar  neutrale Nachrichten

Der Missbrauch der nackten Wahrheit, also von überprüfbaren Tatsachen, geschieht in der Regel durch  die gleichzeitig erfolgende Einordnung. Ein klassisches Beispiel, das sich derzeit großer Beliebtheit erfreut, sieht – am aus der Luft gegriffenen Beispiel – so aus:

Im „Wetter vor acht“ der ARD erläutert der moderierende Meteorologe, einen roten Punkt im Südwesten Baden-Württembergs auf der eingeblendeten Karte mit den Worten:

Am 28. August 2023 wurde in Bad Säckingen eine Tageshöchsttemperatur von 33 Grad Celsius gemessen.

Daran ist nichts auszusetzen, außer dass es – abgesehen von den Einwohnern von Bad Säckingen ohne eigenes Außenthermometer- eigentlich niemanden interessiert. Aber es geht ja weiter:

Dies war die höchste in Bad Säckingen seit Beginn der Aufzeichnungen jemals gemessene August-Temperatur.

Schon haben wir den Superlativ! Wer jetzt noch nicht von alleine ein weiteres, schreckliches Anzeichen des menschengemachten Klimawandels  erkennt, der bekommt noch eine Tatsache nachgeliefert:

Experten des Potsdamer Instituts für Klimaforschung führen die aktuelle Hitzewelle auf den Klimawandel zurück.

Was ist da mit der nackten Wahrheit passiert?

  • Die Temperatur wurde gemessen. Das lässt sich sicherlich nachprüfen. Die Aussage ist also wahr.
  • In den Aufzeichnungen der Bad Säckinger Wetterstation findet sich tatsächlich kein höherer Wert für den August. Die Aussage ist also wahr.
  • Beim Potsdamer Institut für Klimaforschung führt man grundsätzlich alles auf den Klimawandelt zurück. Auch diese Aussage kann nur wahr sein. Das Gegenteil wäre vollkommen ausgeschlossen.

Noch in den 70er Jahren hätte der Wettermann die 33 Grad in Bad Säckingen als unwichtiges Detail weggelassen und stattdessen erzählt:

Das hochsommerliche Wetter im Südwesten hält weiter an. Die Winzer sind bereits heute davon überzeugt, dass es sich beim 76er um einen Jahrhundert-Jahrgang handeln könnte.

Die Schritte, um die Absicht zu erkennen, gelten für viele weitere Manipulationsversuche mit der „nackten Wahrheit“.

  1. Ist der Kern der Nachricht wirklich für mich, oder zumindest für eine große Zahl der Adressaten interessant?
    Beim Kern der Nachricht handelt es sich um jene 33 Grad, die am Tag zuvor in Bad Säckingen gemessen wurden. Das ist aber nur ein „Aufhänger“ für alles Folgende, keine Nachricht.
  2. Ist dies nicht der Fall, muss die Frage folgen: Wo, in der „nackten Wahrheit“ steckt die Botschaft, die mich erreichen soll?
    Das ist in diesem Beispiel eindeutig. Sie sollen einen weiteren Beleg für den tatsächlich stattfindenden und noch dazu menschengemachten Klimawandelt in Ihr Gedächtnis einspeichern.
  3. Schlussfolgerung: Das Narrativ vom menschengemachten Klimawandel steht auf so wackeligen Füßen, dass schon ein einzelnes Thermometer in Bad Säckingen zur Beweisführung herangezogen werden muss.
  4. Check: Prüfen Sie die am gleichen Tag an anderen Orten Deutschlands gemessenen Höchsttemperaturen. Sie werden keinen einzigen Ort finden, an dem die Temperatur auch nur 0,1 Grad über den seit Beginn der Aufzeichnungen dort gemessenen Werten lag. Es war also überall kühler als die Höchstwerte seit Beginn der Aufzeichnungen.
  5. Erkenntnis: Kein Beweis für den menschengemachten Klimawandel.

Dieses Beispiel wurde ganz bewusst so gewählt, dass der Versuch der Manipulation offenkundig war.

Versuchen Sie nach dieser Vorgehensweise das folgende Beispiel voller „nackter Wahrheit“ aus der BILD zu entschlüsseln:

Iris Berben hat eine Flüchtlingsfamilie aus der Ukraine bei sich aufgenommen.
Die Wege, um geflüchteten Menschen zu helfen, seien in Deutschland „sehr, sehr mühsam“, sagt Berben.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Darstellerin für andere einsetzt. Sie hängt ihre Hilfsbereitschaft jedoch nicht an die große Glocke, Engagement sei für sie selbstverständlich.

 

Die Handlungsaufforderung für positiv konnotierte Ziele

Sie sind mit Ihrem Leben, trotz aller Einschränkungen, rundum zufrieden und wollen eigentlich nur Ihre Ruhe. Sie haben auch kein Geld übrig, um damit die Welt zu retten, und Zeit haben Sie schon gar nicht. Wie soll man Sie also dazu bringen, Geld für etwas auszugeben, was sie gar nicht brauchen? Hier die Methode:

Die Tagesschau – das ist die meist beachtete Nachrichtensendung, ausgestrahlt zur allerbesten Sendezeit –  lässt die Energiesparberaterin Gisela Renner, Vorstandsvorsitzende des Landesverbandes für Energieberatende Gebäudeenergieberater Nordrhein-Westfalen, zu Wort kommen. Frau Renner empfiehlt, sagt die Tagesschau, doch einmal selbst herauszufinden, wie viel Geld man sparen könnte: „Dazu müsse man den Verbrauch des eigenen Gerätes 24 Stunden oder eine Woche lang messen und dann auf das Jahr hochrechnen. Diesen Wert sollte man mit dem aktuellen Strompreis multiplizieren und dann mit den Angaben des Neugeräts vergleichen.“

Gleich darauf serviert die selbe Tagesschau einen Verbraucherberater namens „Demand“, der ausführt, dass Kühlschränke, die älter als 15 Jahre sind, durchschnittlich so viel verbrauchen, dass meistens ein Austausch sinnvoll ist. Dadurch ließen sich im Schnitt 120 Kilowattstunden pro Jahr einsparen. 

Immer noch in der gleichen Tagesschau, in der jede Sendeminute kostbar ist, kommt die Geschäftsführerin der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft „Co2online“ zu Wort, die beim Austausch eines alten Kühlschranks gegen einen neuen jährlich sogar von 240 Kilowattstunden Stromeinsparung spricht, aber nur für den Fall, dass das allerenergieeffizienteste Modell angeschafft wird.

Werbepsychologen wissen, dass man für sein Produkt erst einmal Aufmerksamkeit erwecken muss. Die Aufmerksamkeit von rund 10 Millionen Erwachsenen ist mit der Platzierung der Message in der Tagesschau gesichert. Ist die Aufmerksamkeit erreicht, dann muss Interesse für das geweckt werden, was angeboten wird. Werbepsychologen wissen: Sex sells. Geht das nicht, dann kommt an zweiter Stelle das Geld. Werbung ohne Sex, die stattdessen aber Geld verspricht, meistens Geld das man sparen kann, seltener Geld das man gewinnen kann, wirkt. Das kann alleine an der Flut von Sonderangeboten und Sparpreisen und Schlussverkäufen und dem Amazon Prime Day überdeutlich abgelesen werden. Danach kommt dann nur noch die Lebensfreude, und die verkauft den Jüngeren Urlaub, den Mittelalten Heimwerkergerätschaften und den Alten tausend Pillen und Tinkturen gegen die kleinen Wehwehchen und für die Restauration des faltiger gewordenen Äußeren.

Im konkreten Fall ist es das Geld, was eingesetzt wird, um Interesse zu wecken. Es wird aber nicht einfach nur versprochen, das Zielobjekt dieser Werbung wird aufgefordert, selbst herauszufinden, wie viel Geld gespart werden kann. Nicht ein Prozent der Tagesschau-Zuschauer wird es unternehmen, eine Woche lang den Stromverbrauch des Kühlschranks zu messen. Doch dieses: „Finde es selbst heraus!“, unterstreicht den Anschein von Seriosität,  und weil man ja messen und rechnen könnte, ist das Interesse daran, was denn herauskommen könnte, schon groß geworden.

Werbepsychologen wissen, dass das Zielobjekt der Werbung, hat man es denn erst einmal bis zum Interesse geleitet, jetzt den Wunsch verspüren muss, das  Angebot zu besitzen.

Das geschieht hier in zwei Stufen, die erste Stufe macht deutlich, wie viel gespart werden kann. 120 Kilowattstunden jährlich, sagt der erste Experte. Die Zahl ist etwas größer und daher beeindruckender als jene 35 Euro, die als Jahreseinsparung dabei herauskämen, sollten die 120 kWh denn korrekt sein. Das kann das Zielobjekt auf sich wirken lassen, aber bevor das Überlegen überhaupt erst richtig angefangen hat, kommt – wie beim Markschreier auf der Duld – gleich noch eine Zugabe. Die Einsparung wird vom nächsten, ausführlich als Experte eingeführten Werbebotschafter, glatt auf 240 Kilowattstunden erhöht. Na also! Denkt sich der Zuschauer. Das will ich sparen!

Werbepsychologen wissen, dass  sie jetzt eigentlich den Button „kostenpflichtig bestellen“ anbieten müssten, und der Kauf wäre schon perfekt. Das geht in der Tagesschau nicht. Muss aber auch nicht sein, denn die Tagesschau will ja keine Kühlschränke verkaufen, sondern das gute Gefühl, über eingesparte Kilowattstunden etwas Gutes für den Geldbeutel und das Weltklima tun zu können. Die Botschaft ist bis dahin vermittelt.

Aber es gibt immer noch einen drauf. Wenn du richtig sparen willst, sagt die zuletzt aufgetretene Expertin, dann aber nur ein Modell mit der Energieeffizienz A+++!

Manipulationsversuche, mit denen Sie zu Handlungen animiert werden sollen, sind nach dem folgenden Schema zu knacken:

  1. Was kostet es mich, um in den Genuss von Sex, Geld oder Lebensfreude zu gelangen? Konkret: Was muss ich ausgeben, um zu sparen?
  2. Wie sicher ist es, wer garantiert mir, mit welcher Glaubwürdigkeit, dass ich tatsächlich so viel spare, so viel Lebensfreude, so viel Sex bekommen werde, wie angepriesen?
  3. Was ist das Ziel, wenn es offenbar nicht das Ziel ist, mich glücklich zu machen?

Ein neuer Kühlschrank kostet, je nach Hersteller, Modell und Fassungsvermögen zwischen 200 und 1.200 Euro. Gesetzt den Fall, Sie bräuchten als Ersatz für Ihren alten, gut funktionierenden Kühlschrank ein mittleres Modell zum Preis von 700 Euro, dann darf der alte Kühlschrank noch 20 Jahre lang bei 120 kWh Einsparung, bzw. 10 Jahre lang bei der maximal Einsparung von 240 kWh pro Jahr seinen Dienst verrichten, und alles, was sie bis dahin nicht in einen neuen Kühlschrank investiert haben, haben Sie gespart! Dass die vorgestellten Einsparungen nur im allergünstigsten Fall eintreffen, sollten Sie dabei zusätzlich bedenken. Es kommt darauf an, ob das Gerät in der warmen Küche oder im kühlen Keller steht, es kommt darauf an, ob er stets voll ist (das spart) oder ob darin mehr Luft als Kühlgut aufbewahrt wird. Außerdem kommt es darauf an, wie lange Sie brauchen, um sich bei offener Tür zu entscheiden, ob Sie nun Wurst, Marmelade oder Käse aufs Brötchen haben wollen. Sollte die Hälfte  der Einsparung zutreffen (aber das prüft dann ja sowieso niemand mehr) haben Sie Glück gehabt.

Die Frage, was das Ziel der Information ist, die Ihnen die Tagesschau zur besten Sendezeit gegeben hat, ist von da aus leicht zu beantworten. Sie sollen Geld ausgeben, damit der Stromverbrauch der Republik so niedrig  wird, dass der Blackout vermieden werden kann. Das ist alles. Das können Sie nun wollen, oder nicht. Das bleibt Ihnen überlassen. Aber sparen werden Sie eher wenig bis nichts.

 

Die Warnung vor negativ konnotierten Absichten

Menschen zu der Überzeugung zu bringen, sie würden aus eigenem Entschluss und besserer Einsicht nicht wollen, was von der Regierung als unerwünscht angesehen wird, ist ein ausgesprochen schwieriges Unterfangen. Die Notlösung für die Regierenden heißt daher: Verbieten! Verbieten! Verbieten! Wenn man dann allerdings das Etikett „Verbotsparteien“ am Revers hat, ist das auch nicht schön. Ich könnte mir also vorstellen, dass eines der Hauptanliegen der Tagung des Verfassungsschutzes mit eingeladenen Jouralisten darin bestanden haben mag, hierzu noch bessere, wirksamere Methoden zu entwickeln. Das stößt an Grenzen, an die gleichen Grenzen, an die auch Hypnotiseure stoßen, wenn sie Menschen in Hypnose den Auftrag geben, etwas zu tun, was deren eigenem Willen (und Wertesystem) deutlich widerspricht.

Auch die Methode, einfach nur Angst zu verbreiten, ist zwar wirksam, deckt sich aber einfach nicht mit dem Bild, das man gerne von sich vermitteln  möchte, und stößt zugleich auf einen wachsenden, subversiven Widerstand.

Das nachstehende Beispiel stammt aus der Apotheken-Umschau, dem Druckerzeugnis, das Ihr Apotheker für Sie bezahltl

  • Laut aktuellem „Ernährungsreport“ stufen 91 Prozent der Verbraucher gesundes Essen als wichtig ein.
  • Da liegt die Vermutung nahe, dass ihnen schlicht der Durchblick im Ernährungsdschungel fehlt.
  • Eine neue Lebensmittel-Kennzeichnung soll jetzt mehr Orientierung bieten: der Nutri-Score.
  • Seit November 2020 dürfen die Vorderseiten von Verpackungen in Deutschland damit bedruckt werden. Das soll Verbraucher bei der Kaufentscheidung unterstützen und unsere Ernährungsgewohnheiten insgesamt gesünder machen.

Hier heißt die Strategie: Verwirrung stiften, bis zur Verzweiflung, um dann jenen Ausweg anzubieten, der das Ziel der Aktion ist.

  • Wer den „Ernährungsreport“ erarbeitet, wie viele Verbraucher dafür befragt und wie diese ausgewählt wurden, bleibt im Dunkeln. Ist ja auch gar nicht wichtig, wäre sogar schädlich das zu erwähnen, denn einzig wichtig ist die Message: „Alle außer Dir und ein paar wenigen anderen, stufen gesundes Essen als wichtig ein.“
  • Dieser Hieb sitzt schon einmal, vor allem bei jenen, die sich ganz normal ernähren ohne vor jedem Bissen darüber nachzudenken, ob das jetzt „gesund“ sei oder nicht. Doch die Reaktion bleibt nicht aus. Natürlich ernähre ich mich gesund, räsonieren die meisten und wollen weiterblättern, doch da erwischt sie schon der nächste Satz, und verspricht Absolution. Die alle, für die gesunde Ernährung wichtig ist, die haben ja auch keine Ahnung, was nun gesund ist! Du bist nicht allein, du hast dir nur noch keine Gedanken gemacht.
  • Danach kommt die Beruhigungspille: Du muss dir auch gar keine Gedanken machen, niemand muss sich mehr Gedanken machen. Es gibt ja jetzt den Nutri-Score. Ein Blick auf die Ampel, und nur noch bei Grün zugreifen, und schon bist gesund, weil du gar nichts Ungesundes mehr essen kannst.

Eigentlich durchschaubar, aber erst, wenn man sich schlau macht, was die Nutri-Score-Ampel rot leuchten lässt.

Schlecht sind Nahrungsmittel mit hohem Nährwert, im Prinzip lässt jede Kalorie pro 100 Gramm die Nutri-Score-Ampel ein bisschen mehr erröten. Wenn dann noch Zucker im Spiel ist, errötet die Ampel noch stärker, also wegen der gleichen Kalorien gleich doppelt. Auch das Salz in der Suppe wird beargwöhnt und tendiert in Richtung Rot, und Fett (hier die gesättigten Fettsäuren) sind auch ganz schlimm. Das will natürlich niemand, Säuren schon gar nicht.  Klarheit gäbe es, wenn hier nicht pseudowissenschaftlich von gesättigten Fettsäuren gesprochen würde, sondern klipp und klar von Käse, Butter, Wurst und Fleisch, Schokolade und anderen Süßwaren.

Wer sich strikt nach Nutri-Ampel ausschließlich mit grünen Produkten ernähren wollte, bekommt garantiert nicht mehr das, was früher einmal als „ausgewogenen Kost“ bezeichnet wurde, sondern eine Art Eiweiß-basierte Hungerdiät mit stark vegetarischem Einschlag und obendrein kommen umstrittene Süßstoffe, Konservierungsmittel, künstliche Aromen oder Rückstände von Pflanzenschutzmitteln auf den Tisch, denn dafür ist die Nutri-Score Ampel blind.

Manipulationsversuche, mit denen Ihnen bestimmte „Gewohnheiten“, aber auch „Meinungen“ und „Zielsetzungen“ abtrainiert werden sollen, erkennen Sie in der Regel daran:

  • Die Information soll Sie, bezüglich Ihres eigenen Verhaltens unsicher machen. Häufig werden dazu in zweifelhaften Studien ermittelte „Mehrheiten“ herangezogen, die ein anderes, und angeblich besseres, vernünftigeres Verhalten zeigen. Die Bandbreite ist hier sehr groß. Von Nahrungsmitteln, wie im Beispiel, über die ganze Palette nach gültigem Narrativ unerwünschter kurz- und langlebiger Konsumgüter, Urlaubsgepflogenheiten, insbesondere Fernreisen mit dem Flugzeug, aber auch die Meinungskontrolle schlägt hier zu und legt nahe, dass die Mehrheit doch demokratisch wählt und sich bei ARD und ZDF und den Faktencheckern – die so etwa wie der Nutri-Score für Meinungen sind – korrekt und wahrheitsgemäß informiert.
  • Es wird ein Patentrezept angeboten, das Ihnen hilft, immer auf der sicheren Seite zu stehen.
  • Wer erst verunsichert und dann einen Ausweg anbietet, hat in der Regel im Sinn, Ihnen die Mühe der eigenen Entscheidung abzunehmen, indem er Sie, ohne dass Sie es gleich merken müssten, nach seiner Pfeife tanzen lässt und damit seine eigenen Ziele relativ mühelos erreichen kann.
  • Zum angeführten Beispiel kann angenommen werden, dass die von Czem Özdemir relativ offen vertretene Zielsetzung, die deutsche Landwirtschaft, insbesondere die Rinder- und Schweinezüchter, soweit es geht von der Scholle zu vertreiben, um die klimaschädliche Methan-„Belastung“ zu reduzieren, auch um Platz für weitere Solarfarmen zu gewinnen und vielleicht, ich glaub’s ja nicht wirklich und könnte das auch begründen, vielleicht auch um die Beiträge für die gesetzliche Krankenversicherung senken zu können.

 

Die Schlussfolgerungen und Prognosen aus Fakten und Behauptungen

Das weiteste und ergiebigste Feld auf dem sich die Manipulatoren austoben, immer in der Hoffnung, dass die so zurechtgezimmerten Informationen bei den meisten Empfängern einfach so hängen bleiben, weil sie ja stets auf die Aussagen ausgewiesener Autoritäten zurückzuführen sind. Hier hilft ein einziges Beispiel nicht weiter, ich biete dagegen eine kleine Auswahl in Stichworten an.

  • Christine Lagarde ist überzeugt, dass die Inflation so schnell gehen wird, wie sie gekommen ist.
  • Olaf Scholz ist überzeugt, dass die Energie wieder billiger wird, wenn der Ausbau der Erneuerbaren weit genug fortgeschritten ist.
  • Nancy Faeser erklärt, mit dem neuen Fachkräftezuwanderungsgesetz  werden wir den Fachkräftemangel beheben.
  • Jeder kann sein Geschlecht frei wählen und immerhin schon einmal pro Jahr eine entsprechende Veränderung amtlich festschreiben lassen.
  • Robert Habeck erklärt, ein steuerfinanziert gedeckelter Industriestrompreis werde die Deindustrialisierung bremsen.
  • usw.

Der Kunstgriff der Manipulatoren besteht darin, dass sie sich aus der komplexen Wirklichkeit einen einzigen Baustein auswählen und dazu Aussagen machen, die ganz bewusst und gezielt alles ausklammern, was auf dieses Element einwirkt (und eingewirkt hat und noch einwirken wird).

Da wird die Inflation hingestellt wie ein Naturereignis, das uns wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen hat, weshalb klar ist, dass sie auch genauso schnell wieder vergehen muss.

Die Erneuerbaren müssen den Strom ja billig machen, weil die Sonne doch keine Rechnung schickt.

Die Fachkräfte haben nur darauf gewartet, schnell eingebürgert zu werden. Sonst wären sie schon längst gekommen.

Der Strom ist urplötzlich teuer geworden. Das merkt doch jeder selbst. Aber wenn wir Arbeitsplätze erhalten wollen, dann müssen wir der Industrie diese Last weitgehend abnehmen.

Die einzige Strategie die hier hilft, das  gedroschene Stroh vom Körnchen Wahrheit zu unterscheiden, ist die des bohrenden Fragens, bzw. des Infragestellens.

  • Inflation, was ist das? Zu viel Geld. Haben wir zu viel Geld? Nein. Ist es also Teuerung, ausgelöst durch Knappheit bei Gütern und Waren? Sieht so aus! Wie ist es dazu gekommen? Politische Entscheidungen, Beteiligung an Sanktionen, am Weltwirtschaftskrieg. Wird sich das bald wieder ändern? Das ist eher nicht zu erwarten.
  • Was heißt, die Sonne schickt keine Rechnung. Kohle, Öl und Erdgas schicken doch auch keine Rechnung. Teuer wird es doch, die Energie, gleich aus welcher Quelle, nutzbar zu machen. Sind die Erneuerbaren kostengünstiger nutzbar zu machen? Warum steigen dann die Energiepreise seit Fotovoltaik und Windkraftanlagen eingesetzt werden? Weil diese Technologien und deren Betreiber massiv gefördert wurden und für ihren Strom mehr Einspeisevergütung erhalten haben als jeder Betreiber eines konventionellen Kraftwerks. Und warum haben sie das erhalten? Weil es sonst unwirtschaftlich gewesen wäre. Und das ändert sich bei Fortschreitendem Ausbau? Es gibt keinen Anlass, das zu glauben.
  • Was sind Fachkräfte? Fachkräfte sind Menschen, die etwas können und mit diesem Können ihr Geld verdienen? Warum sind die Fachkräfte bisher nicht gekommen? Weil die Löhne in Deutschland eher niedrig sind und die Steuern und Abgaben hoch, weil es zu wenig Wohnungen gibt und die zu teuer sind, weil Deutschland sehr dicht besiedelt ist und eine noch größere Regelungsdichte aufweist, die geeignet ist, jede Eigeninitiative zu ersticken, und weil so manche Fachkraft lieber für das Wohlergehen des eigenen Landes arbeitet als für die deutsche Rentenkasse. Sind alle diese Gründe mit dem Fachkräftezuwanderungsgesetz beseitigt? Nein. Werden die Fachkräfte nun kommen? Nein. Aber viele werden die Gelegenheit nutzen, über dieses Gesetz in die deutschen Sozialsysteme einzuwandern. Auch „Fachkräfte“ wird man nicht abschieben, wenn sie Bürgergeld beantragen. Das entspräche ja ganz und gar nicht den deutschen Werten.
  • Was kostet der Strom eigentlich? Um die 30 Cent pro Kilowattstunde. Und was kann die Industrie bezahlen? Vielleicht 6 Cent pro Kilowattstunde, besser aber nur 4 Cent. Warum kann sich die Industrie nicht mehr leisten? Weil sie ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit auf kostengünstigem Strom aus Kernkraftwerken und preiswertem russischem Gas aufgebaut hat. Warum nutzt die Industrie nicht weiterhin Strom aus Atomkraftwerken und russischem Erdgas? Weil die Bundesregierung die Kernkraftwerke und  russisches Gas verboten hat. Wird sich das bald wieder ändern? Nein. Wie lange müssten dann die Steuerzahler den Industriestrom subventionieren? Mindestens bis zur Bundestagswahl 2025. Und was kostet das bis dahin? Nur 60 Milliarden, Habeck will aber über 2025 hinaus regieren und bis zu fünf Jahre lang subventionieren, dann sind das 150 Milliarden. Haben wir die? Nein.

Das  meiste der Schlussfolgerungen und Prognosen aus Fakten und Behauptungen bricht wie ein Kartenhaus zusammen, sobald nur jemand beginnt, nachzufragen. Oft genügt eine einzige Frage. Stellen Sie also alles infrage. Sie werden sich freuen wie ein Schneekönig, wenn Sie unter der Flut der Schlagzeilen die eine finden, die kritischen Fragen standhält,.

 

Die Satire und  deren „Opfer“

Fernsehen, Rundfunk und die großen Zeitungen und Magazine sind weitgehend satirefrei. Was dennoch als Satire, als Kabarett oder  kritischer Humor daherkommt, ist in der Regel nichts anderes,  als auf Kosten der letzten kritischen Stimmen boshafte Witze zu reißen, deren Pointe zumeist überhaupt nichts mit den Zielen und Absichten, Taten oder Unterlassungen der Angegriffenen zu tun hat. Hauptsache, man hat Haltung gezeigt, und dem Maaßen und dem Aiwanger und den Querdenkern und den Impfskeptikern, den Klimaleugnern  und Dieselfahrern wieder mal so richtig eine reingewürgt. Selbstverständlich werden dann auch einmal Regierende erwähnt, aber zumeist wird da nur wegen „lässlicher Sünden“ ein  bisschen gefrozzelt, damit das Ganze nicht allzu einseitig daherkommt.

Wer unter den Satirikern und Kabarettisten wagt, diese Regel zu verletzen, ist weg vom Fenster. Erinnert sich noch jemand an die ersten Folgen der „Anstalt“? Georg Schramm ist zuerst verschwunden, wo sind Urban Priol und Frank-Markus Barwasser geblieben? Die Neuauflage mit Claus von Wagner und Max Uthoff begann furios und durchaus kritisch mit hintergründigem Humor, ist aber inzwischen so verflacht und angepasst, dass man vo lauter Fremdschämen schon gar nicht mehr einschalten mag.

Bitte bedenken Sie, dass es sich dabei um eine überspitzte Form dessen handelt, was schon unter Schlussfolgerungen und Prognosen aus Fakten und Behauptungen behandelt wurde. Auch hier ist hartnäckiges Hinterfragen die einzige Möglichkeit, die wahren Fakten und die Absichten herauszufinden.

 

Die Herausstellung von Vorbildern

Es ist ein paar Jahre her, war wohl auf dem Höhepunkt der ersten Flüchtlingswelle, als die Gazetten voll waren, von jenem Flüchtling, der eine Geldbörse gefunden und sie nicht behalten, sondern zurückgegeben hat.

Das war, wie einige andere Beispiele mit der gleichen Tendenz, der Versuch, einem sich bildenden Vorurteil in der Bevölkerung entgegen zu wirken. Ein Einzelfall, aufgeblasen zur Schlagzeile des Tages, sollte alles überstrahlen, was an Befürchtungen, Vorurteilen und Erfahrungen begonnen hatte, Zweifel an der Willkommenskultur zu wecken. Ich habe keine Ahnung, wie viele Geldbörsen in Deutschland täglich den Weg  zurück zu ihren Eigentümern oder erst einmal ins Fundbüro finden, gehe aber davon aus, dass es sich dabeim um deutlich mehr als nur eine handelt, und denke mir, wenn alle ehrlichen Finder mit einer Schlagzeile auf der ersten Seite  gewürdigt würden, es würde bald niemand mehr eine Zeitung kaufen.

Zum Glück gibt es reichlich Abwechslung. Da  ist der Mann, der seit 10 Jahren streng vegan – und immer noch – lebt, sich bester Gesundheit erfreut und in die Kamera erzählt, wie viel tierisches Leid er durch seinen bewussten Verzicht, der  ja eigentlich gar keiner war, verhindern konnte.

Da ist der Unternehmer, der es mit Raffinesse und Knowhow geschafft hat, seine Fabrik tatsächlich vollständig CO2-frei werden zu lassen. Dass nur die speziellen Produktionsprozesse es ermöglicht haben, dieses kleine Wunder per Wärmerückgewinnung in großem Maßstab möglich zu machen, findet sich allenfalls im Kleingedruckten.

Auch die weiter oben bereits erwähnte Iris Berben, fällt zugleich mit in diese Kategorie, obwohl sie natürlich niemanden wirklich bei sich aufgenommen, sondern eine Wohnung in Potsdam, die ihr gehört, und da unterstelle ich jetzt: „An diese ukrainische Flüchtlingsfamilie vermietet hat, schließlich werden die Kosten für die Unterkunft ja vom Amt erstattet“. Sollte diese Unterstellung nicht zutreffen, bitte ich Iris Berben um Entschuldigung.

Da sind die Bürgergeldberechtigten, die zu stolz sind, staatliche Leistungen in Anspruch zu nehmen, die dann bei RTL 2 in „Hartz und herzlich“ vor die Kamera gezogen werden.

Die Masche  ist immer die gleiche.

Sobald der Unmut der Bevölkerung  so weit gewachsen ist, dass sich daraus  ein Widerstand formieren könnte, wird allen Rechtgläubigen mit größtmöglichem medialen Aufwand das Gegenargument geliefert: „Die sind doch nicht alle so, das ist doch nicht überall so, was  weißt du denn schon, was hast du denn schon selbst erlebt! Ich kann das Gegenteil beweisen, und vermutlich trifft das auf mehr als 90 Prozent aller Fälle zu, von denen man in deinen Kreisen, in deiner Blase, halt nichts mitbekommt.“

Selbst wer  gleich ein Dutzend Gegenbeispiele aufzählen könnte, hat nach dieser Ansage verloren. Was  er da vorträgt, davon hat man ja noch nie etwas gehört. Alles Verschwörungstheorien, Lügenmärchen, und schon ist er als Hasser und Hetzer aussortiert.

Zu erkennen, was mit der Herausstellung von Vorbildern bezweckt wird, ist relativ einfach, und es gelten die gleichen Regeln wie im Abschnitt „Die nackte Wahrheit – scheinbar  neutrale Nachrichten“ beschrieben.

  1. Ist der Kern der Nachricht wirklich für mich, oder zumindest für eine große Zahl der Adressaten interessant?
    Eine gefunden Geldbörse, ein Veganer, ein pfiffiger Unternehmer, eine prominente Vermieterin, eine Familie, die sich mit Arbeit selbst versorgt? Sind das Nachrichten von Bedeutung?
    Doch eigentlich nur, wenn es sich um das krasse Gegenteil dessen handelt, was üblich ist.
  2. Ist dies nicht der Fall, muss die Frage folgen: Wo, in der „nackten Wahrheit“ steckt die Botschaft, die mich erreichen soll?
    Das ist in diesen Beispielen eindeutig. Sie sollen an die Ehrlichkeit aller Migranten, an die Vorzüge der veganen Ernährung, an die Großherzigkeit einer Vermieterin und daran glauben, dass, wer arbeiten will, auch Arbeit finden wird.
  3. Schlussfolgerung: Das jeweils betroffene Narrativ steht auf so wackeligen Füßen, dass jeder greifbare Einzelfall zu seiner Stützung medial größtmöglich breitgetreten werden muss.
  4. Check: Prüfen Sie die Nachrichten und bemühen Sie Ihr Gedächtnis, ob dort eine Vielzahl gleichartiger Fälle zu finden ist. Sie werden regelmäßig nicht fündig werden.
  5. Erkenntnis: Die vorgestellten Ausnahmen bestätigen die gegenteilige Regel.

 

Damit bin ich mit dieser Lehrstunde für vertieften Erkenntnisgewinn am Ende. Wenn Sie sich in dieser Betrachtungsweise üben, dann kann Haldenwangs Journalistenschulung kommen, die ich in Anlehnung an Bert Brecht gerne „Training von Maßnahmen zur Überwindung der Schwierigkeiten beim Schreiben der Wahrheit“ taufen möchte. Sie werden den Durchblick behalten.