Der HGM Tsunami

Erdbeben sind etwas Unterirdisches. Sie sind, obwohl man die Ursachen inzwischen verstanden hat, nach wie vor kaum konkret vorhersagbar. Man weiß, dass sie nicht ausbleiben können, weil die Platten der Erdkruste stetig in Bewegung sind, sich über- und untereinander schieben, so lange, bis die Spannung, die sich dabei aufbaut, mit einem gewaltigen Ruck aufgelöst wird. Unter – für Erd-, bzw. Seebeben – günstigen Umständen, folgt dem ein Tsunami, der entlang von getroffenen Küstenlinien schwere Verheerungen anrichtet, die man, wieder aus Sicht der bebenden Erde, durchaus auch als Säuberungsaktion bezeichnen könnte.

Betrachtet man die politischen Ideologien, die wir Menschen uns so ausgedacht und nach und nach mit umstrittenem Erfolg, mal hier, mal da, ausprobiert haben, fällt die Analogie mit der Plattentektonik fast automatisch ins Auge. In manchen Gesellschaften herrscht unter der Oberfläche Ruhe, weil es keine nennenswerten oppositionellen Kräfte gibt, in anderen rumpelt es alle paar Jahre gewaltig, Putsch und Gegenputsch wechseln sich ab, die jeweils Überlegenen unterdrücken die Unterlegenen – ganz wie es die Plattentektonik vormacht.

Da war nun also jene große Platte, die von mächtigen unterirdischen Magma-, bzw. Mammon-Strömen gespeist und in Richtung der Neuen Weltordnung der Globalisierungsgewinner angetrieben wurde und sich allmählich, und scheinbar ungehindert mit ihren linksrevolutionären, parasitären, pseudohumanistischen, genderschweren, rassistisch gleichmacherischen Kalerghi-EU-Massen über die konservative, hochproduktive, ordoliberale, national- und rechtsstaatliche Platte der europäischen Kulturvölker schob und diese immer tiefer unter sich begrub.

Als Angela Merkel sagte : „Wir schaffen das“, könnte sie durchaus ein ähnliches Bild vor Augen gehabt haben, mit „wir“ nicht die Deutschen, sondern jene Kräfte gemeint haben, die 2015 glaubten, ein gezähmtes, desinteressiertes Volk, und darüberhinaus dann auch die gesamte, von Merkel dominierte EU unter Missachtung geltenden Rechts einfach überrennen zu können. Doch das ist Spekulation.

Jedenfalls war der Widerstand gering, und man war überzeugt, ihn mit dem bewährten Mittel der Nazi-Keule vom Rest der gutgläubigen Bevölkerung und potentiellen Sympathisanten isolieren zu können. Auf allen Kanälen, in allen Blättern die gleichen Propaganda-Meldungen, mit denen alle eventuell beunruhigenden oder sogar aufrüttelnden Nachrichten entweder gar nicht stattfanden, bzw., wenn es gar nicht anders ging, sie mit verharmlosenden Texten, unter strikter Vermeidung, Ross und Reiter zu nennen, nach kurzer Zeit sang- und klanglos wieder verschwinden zu lassen. Gab es Reaktionen auf Männer oder Gruppen, auf Übergriffe auf diejenigen, die schon länger hier leben, ging gar jemand mit einem Plakat auf die Straße, und ließ sich auch dies nicht unter der Decke halten, dann feuerten die Medien aus allen Rohren auf das faschistische braune Pack, seinen verbrecherischen Ausländerhass und warnten vor einem neuen Holocaust. Weil man, um innerhalb der Regeln des Rechtsstaates zu bleiben, nicht wagte, solche Demonstrationen rundweg zu verbieten, und sie auch nicht mit offener Polizeigewalt anlasslos stoppen und auflösen konnte, ließ man die Antifa gewähren, die das ihr Mögliche tat, um das Versammlungsrecht und die Meinungsfreiheit zu beschneiden.

Man war sich seiner Sache sicher. Alle wichtigen Positionen waren an verdienstvolle Mitstreiter  vergeben, und wo dies noch nicht gelungen war, konnte man wenigstens auf die Loyalitätspflicht aus dem Beamtenrecht und die Sorge um den Verlust der Pensionsansprüche vertrauen.

Das Erdbeben ereignet sich am 7. September 2018. Ein schon als vollständig vereinnahmt geltender und unter Kontrolle gehaltener Teil der konservativen Platte setzte sich gegen die erdrückende Übermacht durch. Die Bildzeitung, als Seismograph, ließ wissen:

Hans Georg Maaßen widerspricht:

„Die Skepsis gegenüber den Medienberichten zu rechtsextremistischen Hetzjagden in Chemnitz werden von mir geteilt. Es liegen dem Verfassungsschutz keine belastbaren Informationen darüber vor, dass solche Hetzjagden stattgefunden haben“, und: „Es liegen keine Belege dafür vor, dass das im Internet kursierende Video zu diesem angeblichen Vorfall authentisch ist“, und:  „Nach meiner vorsichtigen Bewertung sprechen gute Gründe dafür, dass es sich um eine gezielte Falschinformation handelt, um möglicherweise die Öffentlichkeit von dem Mord in Chemnitz abzulenken.“

Das waren wieder Fakten. Weiter geht’s mit der Spekulation.

Die expandierende Platte reagierte schnell und kraftvoll. Die Spitze des Eisbergs wurde zunächst noch einmal öffentlichkeitswirksam aufgeblasen, mit dem Trick, die angebliche Absicht zu streuen, Maaßen solle zwar das Amt räumen, jedoch bei dieser Gelegenheit befördert werden, was auf den Volkszorn auf „die da oben“ zielte und eine Empörungswelle auslöste, unter der die eigentliche Aussage Maaßens schnell begraben wurde, und damit hatte man sich der Zustimmung der Wähler versichert und Maaßen konnte mit dem ganzen Gewicht der oberen Platte weggehobelt werden. Dass er hier und da vor Werte-Union und noch unbedeutenderen Zuhörern mit Vorträgen sein Geld verdient, das ist belanglos. Das Amt hat nun einer inne, der weiß, was die Aufgabe des Verfassungsschutzes ist, und damit schien die  Sache ausgebügelt.

Es muss eine Art Rumpelstilzchen in Erscheinung getreten sein, das der großen Vorsitzenden ins Ohr flüsterte: „Du weißt doch, wo Rauch ist, da ist auch Feuer!“

Von diesem Augenblick an wuchs das Misstrauen stetig an. Die Nomenklatura versicherte sich täglich neu ihrer Geschlossenheit, doch alle miteinander, sowohl Merkel und Schäuble, wie auch die schnell wechselnden Vorsitzenden der SPD, die Spitzen der Grünen und der LINKEn, wurden sich bewusst, dass sie, alleine auf sich gestellt, auch mit den Bataillonen des Schwarzen Blocks, keinen Tag auf ihren Positionen bleiben könnten, wenn sie sich nicht auf die Dienste, die Polizei – und auf die Bundeswehr verlassen könnten.

War Maaßen nun schon das ganze Feuer – oder war sein Widerstand nur der Rauch? Konnte er sich so sicher fühlen, an wichtigen Kommandostellen den nötigen Rückhalt zu haben, um so offen vor aller Welt ein Lügengespinst zu zerreißen?

Diese Frage nagte an der Selbstsicherheit und Siegesgewissheit. Aber wem sollten man sie stellen, wenn man niemandem mehr trauen konnte? Wie konnte man Netzwerke zerschlagen, die man gar nicht kannte, von denen man nur annahm, dass es sie in Anbetracht des eigenen Wirkens durchaus geben könne. Druck erzeugt schließlich Gegendruck, das ist zwar Trivialphysik, aber man kommt ja gerne wieder auf die Grundlagen zurück.

Ein Jahr und einige Monate später werden wir mit aller Pressemacht davon informiert, dass es in Polizei und Bundeswehr von rechtsextremistischen und rassistischen Netzwerken nur so wimmelt. Das gründlich ausgekehrt werden müsse. Da kamen  die in den USA aufbrandenen, antifa-getriggerten Unruhen wegen des Todes von George Floyd nur recht, um noch einmal Öl ins Feuer zu gießen. Seht her: Das war ein rassistischer Polizist. Alle Polizisten sind rassismusverdächtig. Wir müssen jetzt durchgreifen. Und sie greifen durch. Die Augsburger Allgemeine titelte gestern: Gibt es eine rechte Schattenarmee in der Bundeswehr?

Weiter mit Spekulation:

Diese mediale Hetzjagd auf die Bundeswehr, wie auch auf die Polizei, wird dazu führen, dass die neue Denunziationskultur, mit der bisher die Zivilbevölkerung zum Kampf gegen rechten Hass und rechte Hetze und rechts überhaupt aufgerufen wurde, auch auf Bundeswehr und Polizei ausgedehnt wird. Meldet eure Kameraden, wenn sie rechtes Gedankengut verbreiten. Scheut euch nicht eure Vorgesetzten zu melden. Es ist ganz einfach, und ihr bleibt anonym, wenn ihr wollt. Hier ist die Webseite, auf der ihr eurer staatsbürgerlichen Pflicht nachkommen könnt. Und Eva Högl, die ihre Aufgabe als Wehrbeauftragte schon zur Bundeswehrextremismus-Beauftragten umgewidmet hat, wird daran ihre Freude haben.

Das, was wir jetzt  – live und in Farbe – erleben, das ist das, was ich den HGM-Tsunami nenne.

Eine Säuberungswelle, ausgelöst von Maaßens mutiger Stellungnahme zu den frei erfundenen Hetzjagden in Chemnitz, mit denen es gelungen ist, den Mord an einem Chemnitzer und die beiden, nur ganz zu Anfang erwähnten, in der gleichen Messerstecherei schwer Verletzten, aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit zu verdrängen.

Maaßen ist es nicht gelungen, die Erzählung von rechtsextremen Krawallen  und Hetzjagden in Chemnitz aus dem kollektiven Bewusstsein zu tilgen, es ist ihm auch nicht gelungen, die Erinnerung an die auslösenden Ereignisse der friedlichen Proteste wieder zu beleben. Wirklich kritisch wurde es in Chemnitz ja erst, als die Gegendemonstranten in Erscheinung traten und Trauer und Betroffenheit zu rechtsextremen Umtrieben umdeuteten, was die Presse wiederum dankbar in die Welt hinausposaunte. 

Ich wurde heute gefragt:

könnten Sie sich vorstellen, dass diese Eliteeinheit vorbeugend aufgelöst wird, weil die aktuelle Bundesregierung Angst vor einem durch das GG Art. 20 legitimierten Militärputsch zur Erhaltung der Demokratie, und gegen Sozialismus, hat?

Meine Antwort ist „ja“.

Hinter all diesem Aktionismus lassen sich ohne große Mühe grundeisgekühlte Sitzorgane vermuten.

Und dass der alte Schlachtruf der Linken, die erfolgreich den Weg durch die Institutionen zurückgelegt haben, der da lautete: „Macht kaputt, was euch kaputt macht!“, so gar nicht mehr zu hören ist, mag daran liegen, dass ihnen allmählich dämmert, dass davon nur noch sie selbst betroffen sein würden.