26. April 2024

Demokratie als die Kunst, Mehrheiten zu erzwingen

Zum Geleit:

 „In einer Krise wie der Pandemie brauchen wir plötzlich Zustimmungen, die das demokratische Mehrheitsprinzip so nicht vorsieht, beim Impfen jetzt über 90 Prozent.

Solche Mehrheiten zu erzwingen, ist eine große Herausforderung.“

(Winfried Kretschmann, im taz Interview)


Versammlungsverbote, Spaziergangsverbote, ja selbst Herumstehverbote erweisen sich als vollkommen ungeeignet, den Willen jener anarchistischen Umstürzler, die sich als Querdenker, Impfverweigerer, Coronaleugner, Besserwisser und Bedenkenträger tarnen, zu brechen. Die Wurzel des Übels sitzt viel tiefer und ist mit Verboten alleine nicht zu überwinden. Um solche Mehrheiten zu erzwingen, müssen ganz andere Saiten aufgezogen werden.


J.R.R. Tolkien verbieten!

Es ist höchste Zeit, die so genannten „großen Erzählungen“ ins Visier zu nehmen. Was sich da in den Zeiten der Verwahrlosung der Sitten und des Zerfalls des Respekts angesammelt hat, ist ein abgrundtiefer Sumpf und Tummelplatz von Renegaten aller Schattierungen. Wenn man bedenkt, dass seit Jahrzehnten eine junge Generation nach der anderen mit diesem Schrott berieselt und letztlich infiziert wird, darf sich niemand wundern, wenn heutzutage Hinz und Kunz glauben, die Welt zu retten, indem sie sich gegen die Obrigkeit stellen.

Ich will nur ein besonders krasses Beispiel herausgreifen:

„Der Herr der Ringe“ 

Von J.R.R. Tolkien ist – und das gilt sowohl für die literarische als auch für die cineastischen Fassung – ein ungeheuerliches Machwerk geschaffen worden, das keinen Tag länger öffentlich zugänglich bleiben darf.

Für alle, welche die so genannte „Trilogie“ nicht kennen, und ich hoffe, das ist immer noch die Mehrzahl, hier eine ganz kurze Zusammenfassung:

Ein kluger Zauberer will eine neue Weltordnung schaffen. Wie alle großen Neuerer stellt sich ihm der Widerstand der Unbelehrbaren und Ewig-Gestrigen entgegen, was ihn zwingt, die Bekehrung der Ketzer mit ziemlich robusten Methoden zu betreiben und die Unbelehrbaren niederzumetzeln. Die jedoch verbünden sich – über alle alten Animositäten hinweg – und gewinnen letztlich den Krieg.

Mehr braucht niemand über „Der Herr der Ringe“ zu wisssen. Fabeltiere, unsterbliche Schönlinge, sprechende Bäume, ein feuerspeiender Berg, Zwerge und, und, und – das ist alles nur schmückendes und seitenfüllendes Beiwerk. Auch die Herausstellung von „Helden“ und deren Heldentaten, sowie die Instrumentalisierung naiver Jünglinge – Hobbits genannt – die den roten Faden der Geschichte hinter sich herschleppen, um am Ende einen ominösen „Ring“ in der brodelnden Magma eines Vulkans zu vernichten, mögen zwar angetan sein, infantile Gestalten in den Heroismus zu treiben, aber wirklich wichtig sind sie nicht. Tolkien hätte ihre Rollen genausogut mit magischen Bienen oder verhextem Vollkornbrot besetzen können: Die Erzählung wäre nicht minder glaubwürdig ausgefallen.

Tolkiens Botschaft, sich jeglicher Veränderung zu widersetzen, so trivial sie im Grunde klingt, ist eine Gefahr für jegliche Transformation der Welt, hin zum Besseren. Vor allem deshalb, weil er sie in unzähligen Szenen unablässig wiederholt und aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchtet, so dass der Gedanke, die dem Volk verordnete Obrigkeit einfach abschütteln zu können, wenn man nur will, auch Einlass in das Denken der einfachsten Gemüter finden kann, wo solche Ideen, mangels anderer Gedanken, wie wir wissen, Verheerendes anrichten können.

Was wir gerade heute absolut nicht brauchen können, ist ein reaktionär-konservatives Gedankengut, verbunden mit der Suggestion, Widerstand werde am Ende nicht zwangsläufig erbarmungslos niedergeschlagen, sondern mit Hilfe übersinnlicher Mächte erfolgreich sein.

Wer seine Augen nicht vor den Tatsachen verschließt, muss doch erkennen, dass Tolkiens Gift der revolutionären Gedanken  längst seine Wirkung zeigt.  Gerade in diesen Tagen gehen die Leute auf die Straße, tarnen sich als harmlose Spaziergänger, und weil es vielerorts an Polizisten fehlt, ihnen den Weg zu verstellen, lockt das Vorbild immer mehr Randalierer an, sich den Spaziergängern anzuschließen. Dabei werden sie frecher und dreister, verhüllen ihre Gesichter nicht hinter Masken, wie es verordnet ist, halten nicht Abstand zueinander, sondern vereinigen sich und tragen Spruchbänder mit der Aufschrift: „Frieden! Freiheit! Keine Diktatur!“

Das sind natürlich leicht zu durchschauende, fadenscheinige Argumente für den geplanten Umsturz. Sie haben doch alles, was sie fordern!

Frieden haben sie doch. Oder ist irgendwo, unbemerkt von Bundeswehr und NATO der Russe einmarschiert?

Freiheiten haben sie auch. Jedenfalls in vollkommen ausreichender Menge. Wo mag es auf dieser Welt mehr Freiheiten geben als in unserem Land, in dem ein jeder die Freiheit hat, sein Geschlecht, unabhängig von überkommenen biologischen Kriterien selbst festzulegen. Anderswo würde so jemand in der Psychiatrie landen. Aber sie bekommen ja den Hals nicht voll! Reicht man ihnen den kleinen Finger, wollen sie sofort die ganze Hand.

„Keine Diktatur“ haben sie doch ebenfalls. Die sollten erst einmal erleben, was Diktatur heißt! Dann würden sie aufhören, unsere freiheitliche demokratischliche Grundordnung als Diktatur zu verhöhnen – und uns als Diktatoren. Wenn es drauf ankommt, müssen Entscheidungen ohne  langes Palaver getroffen werden. Deswegen ist das doch keine Diktatur! Wenn es drauf ankommt, muss man Entscheidungena auch durchsetzen, und darf sich dabei nicht aufhalten lassen. Wenn es drauf ankommt, muss man Kritiker mundtot machen, wenn man zügig vorankommen will. Nur so gelingt es, großartige Pläne auch schnell und zuverlässig in die Tat umzusetzen. Wer das für Diktatur hält, kann nur ein hirnloser Anarchist sein, dem selbst der Begriff „höhere Ziele“ noch zu hoch ist, um ihn zu begreifen.

Was den sauberen Herrn Tolkien bewogen haben mag, uns noch aus seinem Grab heraus mit aufrüherischen Schriften in die Suppe zu spucken, weiß man nicht.  Vermutlich pure Bosheit und Neid. Er, der schon 1973 in die ewigen Jagdgründe eingegangen ist, konnte offenbar den Gedanken nicht ertragen, dass es denen, die nach ihm kommen, so viel besser gehen soll. Dass sie glücklich sein werden, weil sie nichts mehr besitzen, dass ein allwissendes Auge über sie wachen und sie vor jeglichem Fehltritt – zur Not mit physischer Gewalt – bewahren wird. Er, der Tolkien, der alte Märchenerzähler, der musste wahrscheinlich noch selbst jeden Tag für sich  mühsam und ängstlich hunderte von Entscheidungen treffen: Was ziehe ich an? Was esse ich zum Frühstück? Wie viele Seiten werde ich heute schreiben? Wie soll ich meinen Verleger am besten dazu bringen, mir noch einen Vorschuss zu zahlen? Wo soll ich am Abend meinen Wein trinken? Was erzähle ich meiner Frau, warum es spät geworden ist? Soll ich noch weitere Bibeltexte ins Englische übersetzen? Und so weiter, und so weiter …

Es mag seine neidzerfressene Rache an zukünftigen Generationen sein, sie zu verleiten, sich zum eigenen Schaden selbst dafür einzusetzen, in der Unsicherheit zu verharren und für ihr Leben, ihr Sinnen und Trachten selbst verantwortlich zu sein, statt die Wonnen der süßen Geborgenheit in der Obhut der Obrigkeit zu genießen, ohne selbst je etwas anderes tun und verantworten zu müssen, als das, was ihnen aufgetragen wird?

Dieser fein in eine Romanhandlung verpackte Aufruf zu Unvernunft und Widerstand, der sich bei genauerem Hinsehen als nichts als Hass und Hetze entpuppt, hat weder mit Meinungsfreiheit, noch mit der Freiheit der Kunst auch nur das Geringste zu tun. Deshalb sollten unsere Medien damit beginnen, Tolkien ins Visier zu nehmen. Zeitungen und Talkshows müssen sich der Thematik annehmen. Fernsehen und Rundfunk müssen Nachrichten über diese Zeitungsartikel und Talkshows produzieren. Jede Menge Dreck muss geworfen und in Endlosschleifen wiederholt werden. Es wird etwas zu finden sein. Rassismus ganz bestimmt, Rassismus kann man jedem nachweisen. Da wird man auch bei Tolkien nicht tief graben müssen. Sexuelle Übergriffe lassen sich wahrscheinlich auch rekonstruieren und ans Licht bringen. Auch dass seine wilden Fantasien womöglich die Folge einer Geisteskrankheit gewesen sein könnten – sagen wir, manisch-depressive Schizophrenie, könnte mit wissenschaftlicher Expertise in die Diskussion geworfen werden.

Es wird nur wenige Wochen dauern, bis niemand mehr wagt, öffentlich für Tolkien einzutreten. Dann fordern wir die Menschen auf, sich von den Schriften dieses Monsters zu lösen. So, wie Frodo den Ring ins Feuer warf, so sollen sie die Bücher und die DVDs gemeinschaftlich an einem noch zu bestimmenden „Tag der Reinigung“ ins Feuer werfen. Wer dem nicht folgt und den Lehren Tolkiens weiterhin offen oder insgeheim anhängt und dabei erwischt wird, der soll in einem Schulungscamp Gelegenheit erhalten, bei harter körperlicher Arbeit seinen Geist zu reinigen. Da dürfen wir uns durchaus an den fortschrittlichen Methoden Chinas orientieren. Der Zweck! Der Zweck heiligt immer noch die Mittel. Natürlich werden sie brüllen: Das sei eine Verletzung der Menschenwürde. Doch wie kann eine Würde verletzt werden, die schon zerstört ist? Unserer Erziehungsmaßnahmen dienen doch nicht dazu, die Würde zu verletzen! Sie dienen dazu, den armen irregeleiteten Wesen erst wieder eine Würde zu verleihen.

Zur Umsetzung dieser Vorschläge werden allerdings starke Truppen erforderlich sein, die kalt und erbarmungslos ihre Aufträge erfüllen. Nicht alle unsere Streit- und Ordnungskräfte sind von dieser Qualität, nicht alle sind so kampferprobt, dass sie obsiegen könnten, wenn der Aufstand an hundert Orten gleichzeitig losbricht.

Kurz: Wir brauchen Orks. Hunderttausende Orks. Millionen von Orks. Treu ergebene, strunzdumme Orks, für die Kämpfen und Töten, Morden, Plündern und Brandschatzen eine einzige Wonne ist.

Orks!
Mit künstlicher Intelligenz ausgestattete Monster aus dem 3-D-Drucker.

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