Delegitimierungsfreies Deutsch

Sie ärgern sich immer wieder, weil Sie glauben, Ihre Meinung nicht mehr sagen zu dürfen? Sie haben von „Meldestellen“ gehört, die so leicht und so anonym zugänglich sind, dass eben nicht nur die Aktivisten des politischen Gegners, sondern auch Ihre Nachbarn, Arbeitskollegen und nächste Familienangehörige geradezu animiert werden, ein ihnen vermeintlich widerfahrenes Unrecht  zu rächen?

Sie dürfen aufatmen. Mit dem Handbuch „Delegitimierungsfreies Deutsch“, das als Loseblattsammlung wöchentlich über den jüngsten Stand der Rechtslage informiert und mit Formulierungshilfen für alle, wirklich alle Gelegenheiten zu Ihnen nach Hause kommt, sagen Sie Ihre Meinung in Zukunft wieder ebenso unbeschwert, wie noch in den 70er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts.

Natürlich sollen Sie nicht die Katze im Sack kaufen. Schließlich ist das Jahresabo nicht ganz billig. Daher offenbaren wir  Ihnen heute kostenlos einen kleinen Ausschnitt der Inhalte des jüngsten Updates vom 28. April 2023.


Seite 14 a V3 – bitte anstelle Seite 14 a V2 einfügen

Arroganz

Arroganz ist ein Wesenszug, der dazu verleitet, die davon Betroffenen zum Beispiel als „arrogante Schnösel“ zu titulieren. Im Plural erfüllt das den Tatbestand der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit, im Singular reicht diese Titulierung um eine erfolgreiche Beleidigungsklage auszulösen.

Dies gilt auch, wenn im Eifer des Gefechts statt des noch relativ harmlosen „Schnösel“ andere Begriffe, wie z.B. „Affe“, „Tussi“, „Arschloch“ oder „Drecksau“, usw. eingesetzt werden, aber auch, wenn nicht direkt von Arroganz gesprochen wird, sondern zum Beispiel von „Überheblichkeit“, „Unnahbarkeit“, „Abgehobenheit“, usw.

Sprichwörtlich kommt die Arroganz auch im „Sitzen auf dem hohen Ross“ vor, eine Wendung, die Sie ebenfalls tunlichst vermeiden sollten, obwohl in ihr bereits der Kern unserer Formulierungsempfehlung zu erkennen ist, nämlich: „das Hohe“.

Sie können das „hohe Amt“ soweit es oberhalb der studentischen Hilfskraft angesiedelt ist (ansonsten würde es zu leicht als Spott erkannt), oder wahlweise die „hohen Ziele“, die „hohe Verantwortung“ sprachlich einsetzen, um Arroganz elegant zu umschreiben.

Beispiele:

  • voll und ganz im Bewusstsein der Würde seines hohen Amtes …
  • einzig auf die Erreichung ihrer hohen Ziele ausgerichtet …
  • in der hohen Verantwortung einsam geworden …

... geht er/sie unbeirrbar1) seinen/ihren Weg.

 

1) siehe auch Seite 456 c, Stichwort: Stur, Starrsinn


Seite 211 a – bitte anstelle Seite 211 einfügen

Marionette

(Marionetten, Marionettenregierung)

Natürlich ist dieser Begriff so negativ besetzt, dass selbst der Vergleich mit der Augsburger Puppenkiste, wiewohl ein anerkannt unbescholtenes Puppentheater, schon ausreicht, um dahinter nichts als Hass und Hetze zu wittern. Die Marionette ordnet sich vollständig fremdem Willen unter, und das ist, gerade bei Volksvertretern, nicht immer die Unterordnung unter den Willen des Souveräns, weshalb darin immer auch ein Anklang von „Verrat“ mitschwingt.

Dabei ist es so einfach, dieses Verhalten mit positiven Formulierungen zu beschreiben.

Beispiele:

  • stets dem Rat der Freunde/Partner/Verbündeten folgend
  • die jüngsten Erkenntnisse der Wissenschaften beachtend
  • nur im Rahmen der gemeinsam abgestimmten Ziele agierend

immer noch brauchbar, aber mit Bedacht einzusetzen, weil im Einzelfall leicht hinterfragbar:

  • lehnt Alleingänge vehement ab

Seite 233 d V1 -bitte anstelle von Seite 233 d einfügen

Inkompetenz

Für lange Zeit galt „Inkompetenz“ als eine zulässige Einschätzung aufgrund offen zu Tage tretender Fakten. Mit der Zunahme inkompetenter Funktionsträger und einem immer eklatanter zutage tretenden Mangel an wirklicher Kompetenz, ging der Vergleichsmaßstab verloren, so dass der Inkompetente nicht weniger kompetent war  als andere in vergleichbaren Funktionen. Damit änderte sich das Wesen des Begriffs von einer Tatsachenfeststellung zu einer bloßen, unbegründeten persönlichen Herabsetzung.

Behaupten Sie also nie wieder, jemand sei inkompetent oder es mangele ihm an Sachkompetenz. Sie rutschen damit automatisch in die ganz rechte Ecke und werden sich, auch bei Aufgabe jeglicher Selbstachtung, nie wieder herausarbeiten können.

Betonen Sie stattdessen zunächst immer die Schwierigkeit, die Komplexität und den Umfang der Aufgabe:

  • Die Überarbeitung des Bundesverkehrswegeplanes …
  • Die Reorganisation des Beschaffungswesens der Bundeswehr …
  • Die einzelressortbezogene Festlegung der Klimaziele …

ist in Anbetracht der Größe der Aufgabe und der vielfältigen, teils kontroversen Interessen, die es zu berücksichtigen gilt, ein schwieriges Unterfangen, für das es bisher keine Blaupause gibt.

  •  Wir dürfen daher von dem/der neuen Minister/in keine Wunder erwarten. Gut Ding will Weile haben, auch wenn die Zeit noch so drängt.
  • Da ist es besser, sich dem Ziel in kleinen, auch immer wieder leicht korrigierbaren Schritten zu nähern, anstatt gleich den großen Wurf zu versuchen und damit krachend zu scheitern.
  • Ist das, was nun nach drei Jahren auf dem Tisch liegt, wirklich so schlecht? Nein. Es ist nur unsere immer noch preußisch-militaristische Fehlerkultur, die zu solchen Urteilen führt und jede Motivation zerstört, es mit noch höherem Risiko besser zu machen.

Und schließen Sie mit dem versöhnlichen Satz:

  • Wir müssen XYZ daher zutiefst dankbar sein, dass er die Thematik überhaupt schon so weit vorwärts gebracht hat.

Sie können sicher sein, dass Ihre Botschaft in den Ohren, für die sie bestimmt ist, ankommen wird, aber eben auch nur da.


Seite 1.241 a V15 – bitte anstelle von Seite 1.241 a V14 einfügen

Korrupt, Korruption

Der schlimmste Tort, der Ehrenfrau und Ehrenmann angetan werden kann, ist der Vorwurf der passiven Korruption. Solche Behauptungen aufzustellen, und sei es auch nur als vermeintlich durch das Grundgesetz gedeckte Meinungsäußerung, führt unweigerlich vor den Kadi – und dort werden Sie scheitern. Wenn Sie nichts anderes haben, als einen zwingenden Indizienbeweis, der Beschuldigte sich aber einfach nicht erinnern kann, wird Ihr ehrabschneiderisches Verhalten harte Strafen nach sich ziehen.

In der Urfassung der Empfehlungen zu diesem Stichwort war noch die Formulierung „… hat ein sehr einnehmendes Wesen“ zu finden. Davon ist heute strikt abzuraten, denn die Floskel ist von Staatsanwälten und Richtern längst entschlüsselt und wird dem, der sie verwendet, stets zum Nachteil ausgelegt. Auch der in den Versionen  V9 bis V14 noch empfohlene Hinweis auf „die guten Verbindungen“, „das weit gespannte Netzwerk“ und „die überaus große Dankbarkeit aller,  denen er mit Rat und Tat zur Seite stehen konnte“, sind nicht mehr sicher.

Wir empfehlen ab sofort, die Loyalität des/der Ehrenfrau/Ehrenmannes zu betonen.

Beispiele:

  • Ein unbeugsamer Charakter, dessen unverbrüchliche Loyalität von allen gerühmt wird, die ihn näher kennenlernen durften.
  • Ihre Loyalität, und davon bin ich überzeugt, geht über bloße Freundschaftsdienste weit hinaus.
  • Viele haben sich auf seine Loyalität und seinen Beistand verlassen, keiner ist enttäuscht worden.

 

Soweit der kostenlose Einblick in unser unverzichtbares Loseblattwerk:

„Delegitimierungsfreies Deutsch“

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