Mit der Lieferkette um den Hals …

Es gab Zeiten, da war die Welt eingeteilt in die „freie Welt“ und in die „kommunistischen“ Staaten.

Heute gibt es, wie es scheint, nur noch Kommunisten.

Damals  war für aller Augen sichtbar, dass freies Wirtschaften erfolgreicher war als gelenktes, vorgeplantes, vorgeschriebenes Wirtschaften. Das führte dazu, dass die Reichen in der freien Welt sehr viel reicher wurden als die Nomenklatura in den kommunistischen Staaten, und dass die Armen in den kommunistischen Staaten sehr viel ärmer waren als die Arbeitslosen in der freien Welt, obwohl die Einkommensunterschiede bei den Kommunisten sehr viel geringer waren als bei den Kapitalisten.

Von da her bezogen die Kommunisten ihr einziges Argument gegen die Kapitalisten. Weil dort die Reichen so viel reicher waren als die Armen und auch reicher als die reichen Kommunisten, konnte den Kapitalisten vorgeworfen werden, sie würden die Armen ausbeuten, was unmoralisch sei, weshalb der Kommunismus moralisch höher stünde als der ausbeuterische Kapitalismus, der besiegt werden müsse.

Heute ist die Bundesrepublik Deutschland vermutlich der kommunistischste Staat der je auf dieser Welt existiert hat.

  • Wir schicken unsere Soldaten in die ärmsten Länder und lassen sie dort Brunnen bohren und Schulen bauen.
  • Wir schicken unser Geld als Entwicklungshilfe in die armen Länder, wie z.B. China.
  • Wir erlauben 26 anderen europäischen Staaten, sich gemeinsam zu unseren Lasten zu verschulden.
  • Wir nehmen Bedürftige aus aller Herren Länder bei uns auf, helfen ihnen, ihre Familien nachzuholen und versorgen sie wie unsere eigenen Armen, gerne auch ein Leben lang.
  • Wir nehmen es auf uns, die Welt vor der Klimakatastrophe zu retten, indem wir auf „Teufel komm raus“ dekarbonisieren, um wenigstens  einen Teil des Kohlendioxids einzusparen, das die anderen dafür mehr emittieren.
  • Wir machen unsere Energie so teuer, dass eine Branche nach der anderen ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt verliert und die Produktion aus Deutschland abgezogen werden kann, womit wir schon wieder unseren Beitrag zum Klimaschutz leisten.
  • Wir machen unserer Energie so teuer, dass immer mehr Haushalten der Strom ganz abgeschaltet wird, weil sie ihn nicht mehr bezahlen können.
  • Wir importieren nur noch von solchen Unternehmen, deren Produkte nach unseren Mindeststandards im Arbeits- und Umweltschutz von Menschen produziert werden, die mindestens mit  Mindest-Mindest-Löhnen entlohnt werden.

Gab es je einen Staat auf dieser Welt,
der den Altruismus der Bundesrepublik Deutschland
überboten hätte?

Wäre ich ein bildender Künstler, ich würde ein Gemälde im Format von Picassos „Guernica“ schaffen, auf dem ein abgemagerter, altersgrauer Hüne, mit den Bleigewichten der Dekarbonisierung an den Füßen und der schweren Lieferkette um den Hals in stürmischer See versucht, schwimmend ein Schlauchboot voller Smartphones und Nike-Turnschuhe hinter sich her ins gelobte Land zu ziehen. Ein Bild, vor dem stehend, sich jedem Betrachter der erschreckende Gedanke aufdrängen muss: „Das  kann doch nie und nimmer gutgehen!“

Vielleicht würde ich dann eine Geschichte dazu erzählen. Die Geschichte von einem stolzen Jüngling, der sich trotz aller Warnungen seiner Eltern und Geschwister mit einer bösen Fee vermählte, die ihn, als sie seiner überdrüssig wurde, mit jenem Fluch belegte, der ihn nun zwingt, die Last der Welt und jede Bürde, die einer abwerfen will, ohne zu murren, ja sogar mit Freuden auf sich zu nehmen.  Wie es unter bösen Feen Brauch ist, hat sie auch eine Möglichkeit der Erlösung in den Fluch eingebaut und die lautete: „So lange, bis du deinen Stolz überwindest und diejenigen, denen du nimmermüde dienst, bittest, dir zu helfen, dir wenigstens einen Teil deiner Last, wenigstens für eine kleine Weile abzunehmen  – und: Bis du dann jemanden gefunden haben wirst, der deine Bitte erhört.“

Doch gerade jener Erlösungsteil des Fluches ließ aus dem Stolz des einstigen Jünglings seinen Trotz erwachsen. Ich werde nicht um Gnade winseln, nicht um Hilfe bitten! Ich schaffe das! So schwer die Last auch werden wird, so sehr mich auch Schmerzen plagen werden, ich schaffe das. Und dann höhnte er noch der Fee hinterher: „Ist das schon alles? Ist das die ganze Kraft deines Fluches?“

Mit den Jahren und mit dem Alter spürte er, dass ihm die Kräfte schwanden. Der Fluch wurde ihm zur Mühsal. Dennoch verkündete er weiterhin: „Ich schaffe das!“, nur um sich keine Blöße zu geben, und so wurde er vom stolzen, trotzigen Jüngling zu einem Hochstapler, der immer noch vorgab, zu sein, was er längst nicht mehr war.

Noch hält er sich über Wasser, trotz aller schweren Lasten. Noch zieht er die Boote, trotz stürmischer See. Doch sein Ende ist abzusehen. Einsam wird er versinken mit all seinem Trotz und seinem falschen Stolz und dem geliehenen Frack des Hochstaplers.

Niemand wird ihm eine Träne nachweinen.

Stattdessen wird die Welt aufatmen können, weil das falsche Vorbild samt seiner vergifteten moralischen Überlegenheit endlich von der Bildfläche verschwunden ist.

 

Der Witz an der Geschichte, der kommt zuletzt.

Die Frau, die ihn verfluchte, war gar keine richtige Fee, hatte gar keine übersinnlichen Kräfte.

Der Jüngling hätte sich vom ersten Tage an weigern können, sich die Lasten anderer aufladen zu lassen.

Warum er es nicht getan hat?

Da müssen Sie jetzt selbst drauf kommen.
Beginnen Sie damit, sich zu fragen, wer Ihre Fee ist.