Parallel, so besagt es die Geometrie, das sind zwei Geraden, die in einer Ebene liegen und sich nicht schneiden.
Daraus ergibt sich, dass die Parallelen in die gleiche Richtung weisen, also im gleichen Winkel zu einer Referenzlinie stehen und stets den gleichen Abstand zueinander aufweisen.
Natürlich hat der Begriff der Parallele auch außerhalb der Geometrie Verwendung gefunden. Gerade wo im zeitlichen Abstand sehr Ähnliches zu erkennen ist, wird die „geschichtliche Parallele“ bemüht.
Neu – und nach meiner Einschätzung falsch – ist der Begriff der „Parallelgesellschaft“
Wenn sich im besten Deutschland aller Zeiten gesellschaftliche Strukturen bilden, die sich in Räumen, in denen nur ihre eigenen Werte und Einstellungen Gültigkeit besitzen, von der umgebenden Gesellschaft abkapseln, dann ist da auf den ersten Blick nichts zu erkennen, was den Begriff der Parallele rechtfertigen würde. Erst wenn man den Blick weitet, findet sich die deutliche Parallele zu den realen oder ideologischen Herkunftsgesellschaften der Clans und der Bewohner der No-Go-Areas.
Es soll in diesem Aufsatz aber nicht darum gehen, das Entstehen solcher Ghettos zu beklagen, über die von dort ausgehenden Gefahren, nicht zuletzt für den Rechtsstaat, zu lamentieren, sondern darum, die Frage zu stellen, welche „Kräfte“ da wirken, wo es gelingt, sich mitten in Deutschland einen – vom deutschen Recht freien – Freiraum zu erkämpfen, ihn zu erhalten, auszubauen, die stillschweigende Duldung zu erreichen und letztlich eine Art unwidersprochenen Gewohnheitsrechts zu erwirken. Es sind ja sehr unterschiedliche Gruppen die sich solche Freiräume geschaffen haben, und es sind nicht nur die so genannten „arabischen Clans“, sondern auf der anderen Seite auch das, was sich „linke Szene“ nennt und sich speziell in Berlin und Hamburg seine eigenen Kieze geschaffen hat.
Die Frage, wie das gelingen kann, ist insbesondere deshalb bedeutsam, weil „die Gerade“ jenes Teils der Bevölkerung, der aus Sicht dieser „Sonderverwaltungsgebiete“ außen vor bleibt, und „die Gerade“ der „Rebellen“ sich eben nicht nicht schneiden, sondern sich auf einem Kollisionskurs befinden, bei dem es den „Rebellen“ gelingt, die „Normalbürger“ von ihrem Kurs ab- und in die Ecke zu drängen.
Ein Teil der Antwort findet sich sicherlich darin, dass der Rechtsstaat die Entwicklung verschlafen hat und beim Erwachen feststellen musste, dass der Versuch, die Ordnung wieder herzustellen, sehr hässliche Bilder hervorbringen und mehr Schaden anrichten würde, als entstünde, wenn man die Abtrünnigen einfach gewähren ließe.
Die Ehrfurcht vor der staatlichen Ordnung und vor der Allgemeingültigkeit des Rechts ist dabei der Bequemlichkeit und der Mutlosigkeit der Exekutive geopfert worden.
Es handelt sich um die klassische Appeasement-Politik, die einerseits im Gewährenlassen des Gegners, andererseits in der Beschwichtigung und Beruhigung der besorgten eigenen Bürger zum Ausdruck kommt. Das Muster der Argumentation, das inzwischen auf den unterschiedlichsten Politikfeldern auftaucht, heißt: „Wenn wir anders handeln würden, käme es noch viel schlimmer.“ Wir hören das da, wo man die Dekarbonisierer gewähren lässt, wir hören es da, wo die Euro-Retter die Verschuldung in die Höhe treiben, wir hören es dort, wo die EU-Kommission gegen deutsche Interessen agiert, wir hören es aber auch da, wo die Protagonisten der Impfkampagne den Druck auf die Ungeimpften schmerzhaft erhöhen.
Wir werden von diesen Appeasement-Strategen darauf konditioniert, unser Leben in dieser Welt nur noch als die Wahl zwischen einem kleineren und einem größeren Übel wahrzunehmen. Dabei ist das kleingeredete, konkrete Übel in seinen Schadwirkungen sehr genau zu erkennen, während das bedrohliche größere Übel sich der Nachprüfbarkeit entzieht, zumal es in vielen Fällen erst die zukünftigen Generationen betreffen soll, so dass die aktuell zur Inkaufnahme eines Schadens Gedrängten kaum eine Chance haben, jemals festzustellen, wie die Sache am Ende tatsächlich ausgegangen sein wird.
Dieser Teil der Antwort ist insofern erschreckend, als er erkennen lässt, dass die Staatsführung entweder nicht über die notwendigen Fähigkeiten verfügt, einen guten, dritten Weg zu finden und zu beschreiten, oder dass sie die durchaus möglichen, besseren Entscheidungen aus unerfindlichen Erwägungen heraus weder diskutieren noch treffen will.
Damit ist das Phänomen der abgekapselten, selbstbestimmten und eigenverwalteten Gesellschaften aber noch nicht erklärt. Denn wenn es nur das Zurückschrecken der Exekutive vor hässlichen Bildern wäre, müsste diese Exekutive ja in gleicher Weise gegenüber der gesamten Bevölkerung zurückhaltend und nachgiebig auftreten. Wenn in Berlin im Görlitzer Park der Drogenhandel praktisch legitimiert ist und den Dealern sogar eigene Standplätze zugewiesen wurden, um gelegentlich auftretenden Rivalitäten unter den Dealern vorzubeugen, dann dürfte es bundesweit keinen Polizisten mehr geben, der bei irgendeinem Bürger einen Anlass sieht, eine Drogenkontrolle vorzunehmen und gegebenenfalls eine Anzeige nach dem Betäubungsmittelgesetz auszustellen. Das ist jedoch, soweit ich weiß, nicht der Fall.
Damit kommen wir zum Unterschied zwischen dem gesetzestreuen Otto Normalbürger, der sich widerstandslos selbst die Ausübung der elementarsten Grundrechte verbieten lässt, und jenen, die ihr Leben und ihr Verhalten nach ihrem eigenen Kompass gestalten und sich nicht nur ihre Rechte nicht nehmen lassen, sondern sich darüberhinaus Rechte nehmen, die ihnen nach dem Gesetz nicht zustehen.
Lassen Sie mich an dieser Stelle eine starke Provokation setzen: Diese „Outlaws“ leben das, was dem gewöhnlichen Deutschen nicht mehr wichtig ist, und vielen schon peinlich erscheint, sich dazu zu bekennen, nämlich:
Einigkeit und Recht und Freiheit.
Es sind Familien, Großfamilien oder familienähnliche Strukturen, wo der junge Mann Freundschaft mit fünfzig und mehr Cousins pflegt, wo sich immer ein Onkel findet, der einen Job oder einfach nur Geld beschaffen kann, wo das Oberhaupt nicht alle paar Jahre in freier, gleicher und geheimer Wahl bestimmt wird, sondern sich mit seinen Mitteln und Fähigkeiten selbst an die Spitze setzt, dabei jedoch immer an das „Recht“ gebunden bleibt, das von Religion oder Ideologie vorgegeben wird. Es sind Strukturen, in denen der Begriff der persönlichen Ehre eine übermächtige Rolle spielt und in denen Einigkeit darüber herrscht, dass die Welt außerhalb des Clans, der Sippe, der Familie, der Kiezgesellschaft, dem eigenen Verband feindlich gegenübersteht, so dass die Freiheit, die das eigene Recht gewährt, nicht durch das feindliche Recht, und sei es das Recht der Mehrheitsgesellschaft, eingeschränkt werden kann.
Wir halten unseren Fokus dabei fast ausschließlich auf den kriminellen Clans. Doch diese Verbundenheit in ihrer Einigkeit, in ihrem Recht und in ihrer Freiheit gibt es in allen diesen Familienverbänden, und das sind vermutlich Zigtausende vollkommen unauffälliger Familien und Sippen, die ihre Verbindungen praktisch über ganz West-Europa aufrecht halten. Deutlich wird das vor allem bei den großen Familienfeiern, insbesondere den Hochzeiten, wenn aus Berlin, Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf, aus England, Österreich, Frankreich, Spanien, Schweden, Italien und der Schweiz die Familienmitglieder nach Stuttgart einfliegen und ihre Geschenke bringen, um dann eine ganze Nacht – alkoholfrei – durchzutanzen. Vergleichbares ist zu beobachten, wenn die Antifa auf Indymedia.org aufruft, eine Stadt mit Demonstranten zu überschwemmen.
Eine starke Wirkung hat dabei natürlich das Bewusstsein, in der „Diaspora“ zu leben. Das fördert den Zusammenhalt. Das lässt auch die Einordnung in die Clan-Hierarchie leicht werden, weil die Alternative das Ausgeschlossensein wäre. Aber ohne eine entsprechende Prägung auf einen gemeinsamen Wertekanon würde es vermutlich nicht funktionieren können.
Als Deutsche, Bio-Deutsche und Assimilierte, haben wir uns von dieser aus der Gemeinschaft gewachsenen Resilienz sehr weit entfernt. Wir sind wankelmütig, unentschlossen und ängstlich-besorgt, wir lassen uns von jeder Parole anstecken, von jeder Drohung beeindrucken, von jeder unbegründeten Warnung und jedem an Wohlverhalten geknüpften Heilsversprechen so zuverlässig lenken, dass wir schon glücklich sind, wenn das uns verordnete „geringere Übel“ über uns hereinbricht, weil wir felsenfest daran glauben, mit Duldsamkeit die Welt retten zu können.
Aus dieser Situation heraus ist es schwer, wieder das notwendige Selbstvertrauen zu entwickeln. Viele haben es bereits vorgezogen, das Land zu verlassen und sich anderswo als Auslandsdeutsche unter Auslandsdeutschen niederzulassen. Aber braucht es wirklich die Diaspora, um wieder näher zusammenrücken zu können, um gemeinsame Stärke zu entwickeln?
Ich weiß es nicht.
Von Hans-Jürgen Geese ist gestern auf Anderwelt-Online ein wichtiger Artikel erschienen. Er beschreibt die „Symptome der gesellschaftlichen Krankheit“, ausgehend von den USA, und weist auf die fortschreitende, verheerende Entwicklung hin, in der sich die Menschheit befindet. Der Artikel endet mit dem Aufruf:
Wir, die letzten der freien Menschen auf Erden, wir sind auf der Suche nach Mitmenschen, die nicht zu kaufen sind und die ihr Leben selbst bestimmen wollen. In Freiheit.
Organisiert euch oder ihr werdet organisiert.