Wie immer, wenn dem Pöbel etwas vorgesetzt wird, womit er nicht gerechnet hat, erhebt sich ein großes Geschrei. Wenn der Bundestrainer wen für die Nationalmannschaft nominiert, rasten Millionen von potentiell besseren Bundestrainern tagelang aus, und wenn der EUropäische Rat sich einen neuen Kommissionspräsidenten ausguckt, quillt Deutschland über vor lauter eiligst abgesondertem politischen Feingefühl.
„Katastrophe!“, schreien alle, meinen aber je etwas vollkommen anderes.
Dabei kann uns überhaupt gar nichts Schlimmes geschehen. Kommissionspräsident ist ja nicht gerade ein wirklich wichtiges Amt, Kommissionspräsident kommt am ehesten an den Job eines Immobilienmaklers heran, der einer verwandtschaftlich weit verzweigten Erbengemeinschaft einen Kaufinteressenten nach dem anderen vorstellt, aber nie zum Abschluss kommt, weil mindestens einer der Miterben immer etwas auszusetzen hat.
Kommissionspräsident entspricht eher dem „Hofmeier“ aus der Zeit der merowingischen Könige. Einer der sich ums Gesinde kümmert und das Haus in Schuss hält.
Den Job hat Jean-Claude Juncker selbst unter schlimmsten Ischiasqualen stets noch mit einem Lächeln gewuppt! Damit wird Frau von der Leyen zweifellos auch zurechtkommen.
Sie hat es sogar leichter als bei der Bundeswehr. Sie wird in diesem Job vollständig auf externe Berater verzichten können. Ihre Kollegen Kommissare kommen schließlich mit den gleichen fachlichen und persönlichen Voraussetzungen ins Amt, wie sie selbst. Da kann die Sorge, sich durch Unwissen oder Inkompetenz zu blamieren, doch gar nicht erst aufkommen.
Ein halbes Dutzend Redenschreiber wird ihr Jean-Claude hinterlassen, und den einen oder anderen Getreuen wird sie sich aus Berlin in die Brüsseler Amtsstube holen. Da kann überhaupt nichts schiefgehen!
Bei Manfred Weber, da wäre mir Angst und Bange geworden. Der wollte doch sogar eigene Ideen in das Amt mitbringen. Der hätte die EU ganz schön ins Schlingern bringen können.
Nun hoffen wir bloß, dass das Parlament nicht den dicken Maxe spielen will und Frau von der Leyen am Ende doch noch ablehnt.
Oder doch? Ein Zuckerl für die Wähler wegen ihrer neu erwachten Politikbegeisterung?