Pro-Ukrainische Gruppe

Wenn US-Geheimdienstinformationen zur Veröffentlichung gelangen, dann steckt da eine Absicht dahinter.

Im Falle der jüngst veröffentlichten Geheimnisse zur Sprengung der North Stream Pipelines ist die Absicht so offensichtlich, dass man schon mit dem Klammerbeutel gepudert worden sein muss, um nicht in brüllendes Gelächter auszubrechen.

Während die Experten aus aller Welt monatelang erklärt haben, die Ausführung des Anschlags auf die Gasleitungen hätte Fähigkeiten erfordert, wie sie nur Staaten – und zwar großen und mächtigen Staaten – zur Verfügung stehen, dass dazu monatelange Planungen und Vorbereitungen erforderlich sind, so wie es Seymour Hersh vor ein paar Tagen erst als Enthüllungs-Story der Öffentlichkeit dargeboten hat, verkommt das Kommando-Unternehmen nun zur Tat einer unbekannten, kleinen Gruppe von fünf Männern und einer Frau, die von Deutschland aus mit einem Segelboot in See gestochen sind, in der Ostsee eine kleine Runde gedreht haben und dabei die Sprengladungen an- und zur Explosion gebracht haben.

Überdies handele es sich dabei nicht um eine Aktion der Ukraine. In Kiew habe man ganz gewiss nichts davon gewusst. Es müssen einfach nur Leute gewesen sein, die aus eigenem Antrieb frisch ans Werk gegangen sind, mit der fixen Idee im Kopf, auf diese Weise Russland schaden und der Ukraine helfen zu können, .

Was für ein Blödsinn!

Alleine die Durchführung eines Tauchgangs in eine Tiefe von rund 100 Metern ist eine abenteuerliche Vorstellung. Für Sporttaucher liegt die Grenze bei 40 Metern. Extrem trainierte Kampfschwimmer können 100 Meter und mehr erreichen, allerdings ergibt sich dann das Problem, dass diese beim Auftauchen Stunden mit Dekompressions-Stops verbringen müssen, wenn an Bord ihres Schiffes keine Dekompressionskammer verfügbar ist.

Ein weiteres Problem besteht darin, die Position der Pipeline mit dem Schiff so exakt anzusteuern, dass die Taucher sie direkt unter dem Schiff vorfinden und nicht erst knapp über dem Meeresgrund unter ungünstigsten Sichtbedingugen mit der Suche beginnen müssen. Dazu muss man nicht nur die exakte Lage der Pipelines kennen, man muss sie als Skipper auch ansteuern – wobei GPS natürlich hilfreich ist – und vor allem halten können. Wind und Strömungen versetzen so ein Segelschiffchen schnell mal ein par hundert Meter, was für die Taucher zu unangenehmen Überraschungen führen kann.

Dass Taucher, die an Ort und Stelle gebracht werden können, zentnerweise Sprengstoff mit sich führen müssten, um ein Loch in eine Pipeline zu sprengen, wie es in den letzten Monaten immer wieder erzählt wurde, halte ich jedoch für ein Gerücht. Wir wissen, dass die Rohre aus 3,5 cm dickem Walzstahl gefertigt und mit einer Ummantelung von 10 cm Beton versehen sind.

Die Betonummantelung ist kein unüberwindliches Hindernis. Was sich an Land mit einem Akku-Boschhammer ratz-fatz zertrümmern lässt, sollte sich auch in 100 Meter Wassertiefe mit einem entsprechend umgerüsteten Gerät relativ einfach demontieren lassen. Das Loch im Betonmantel muss nicht groß sein. Zehn bis zwanzig Zentimeter Durchmesser sollten vollkommen genügen, um einen Hohlladungs-Sprengsatz magnetisch zu befestigen. Diese hunderttausendfach zur Panzerbekämpfung produzierten und eingesetzten Ladungen durchdringen mühelos weitaus dickere Panzerplatten. So sieht so etwas aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Hafthohlladung

Vermutlich würde sich eine solche Hohlladung aber auch mühelos durch die Betonwandung schneiden, wenn sie daran sicher befestigt werden kann.

Angemerkt werden muss dringend noch, dass solche Hohlladungen nicht nur als Kriegswaffen verwendet werden, sondern auch beim Abbruch von Stahlkonstruktionen (Hochhäuser, Brücken, etc.) zum Einsatz kommen. Warum also nicht auch an Pipelines? Wie sich komprimiertes Erdgas innerhalb der Röhre verhält wenn die Spitze des Metallstrahls der Hohlladungswaffe mit einer Geschwindigkeit von 7 bis 10 km/sec (25.000 bis 36.000 km/h) die Wandung der Röhre durchschlagen und sie auf der gegenüberliegenden Seite wieder verlassen hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich kann mir aber vorstellen, dass Waffentechniker ziemlich genau zu sagen wissen, welche Schadwirkung verursacht wird und ob und wie eventuell noch nachgeholfen werden müsste, um trotz Sauerstoffabschluss eine Gasexplosion auszulösen, die ausreicht, um die Röhre zu zerfetzen.

Dass es Tauchern theoretisch möglich wäre, auch mit relativ wenig voluminösen Sprengladungen eine Pipeline zu zerstören, spricht aber dennoch nicht für eine kleine ambitionierte Gruppe, die auf eigene Faust per Segelschiff aufbricht um den Terrorakt zu verüben. Selbst wenn die bereits geschilderten Schwierigkeiten mit dem Tauchgang selbst überwunden werden könnten, bleibt das Problem der Beschaffung von geeigneten Sprengladungen. Die gibt es nicht im Baumarkt zu kaufen, und was sich aus den Depots des Militärs ggfs. entwenden ließe, ist nicht für den Einsatz in 100 Meter Wassertiefe ausgelegt und müsste zudem noch in Bezug auf die Möglichkeit einer zeitverzögerten Zündung modifiziert werden. Das ist der Job von Spezialisten in den Entwicklungsabteilungen der Waffenproduzenten – und die arbeiten nun mal für staatliche Auftraggeber, ob vom Militär oder von den Geheimdiensten.

Irgendwie erinnert die Story an die Erzählung von jenen Terroristen, die in Deutschland eine Pilotenausbildung für einmotorige Sportmaschinen erhalten haben und damit befähigt gewesen sein sollen, große Passagiermaschinen mit größtem fliegerischen Können ins World Trade Center und ins Pentagon zu steuern. Eine Geschichte, erzählt für die große Masse der Bevölkerung, die mangels eigener, auch nur rudimentärer Kenntnisse, gerne bereit war, an ein solches Wunder in dreifacher Ausfertigung zu glauben.

Die Medien, die sich heute mit Begeisterung auf diese Story stürzen und zumindest in den Balkenüberschriften keinen Zweifel daran lassen, dass es genauso war, weil sie endlich eine Meldung haben, mit der sie von der Geschichte des Seymour Hersh ablenken können, die hätten am lautesten „Verschwörungstheorie“ gebrüllt – und das zu Recht – wenn die Geschichte von einem anonymen Poster ersonnen und bei Facebook verbreitet worden wäre.