Ost-Parteien basteln sich Selbstschussanlage

Sachsen, Brandenburger und Thüringer mit einem Berliner Mietendeckel fangen zu wollen, ganz nach Art der nach dem Willen der „Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands“  (SED) gegründeten und  nach staatlichen Vorgaben arbeitenden „Volkseigenen Betriebe Kommunale Wohnungsverwaltung“ (VEB KWV) der DDR: Das wird nicht verfangen. Die meisten Wahlberechtigten in Sachsen, Brandenburg und Thüringen wissen noch, dass Wohnungen nicht auf Bäumen wachsen, wo sie alljährlich im Herbst von den Jungen Pionieren gepflückt und an ihre Bestimmungsorte getragen werden. Die meisten Wahlberechtigten in S, B und T wissen noch, wie sich das Wohnen in der Platte anfühlt und malen sich mit Grausen aus, wie der Berliner Senat mit dem Geld, das die Bayern über den Länderfinanzausgleich zwangsweise zur Verfügung stellen müssen, nach den alten sozialistischen Bauplänen ein ganzes, neues Plattenbautenviertel auf dem Gelände des Tempelhofer Feldes errichten, während die Bestandswohnungen verlottern, weil ihren Eigentümern die Einnahmen fehlen, so sie denn nicht sowieso von den Banken in die Zwangsversteigerung getrieben wurden, bis ganz Berlin aussieht wie Bitterfeld und Umgebung 1988.

Sicherlich ist es möglich, junge, dumme und hoffnungslos der Resignation anheimgefallene Menschen mit einem solchen Milchmädchentraum zu begeistern. Wer sich da ausrechnet, jeden Monat 100 oder gar 200 Euro weniger an den Vermieter überweisen zu müssen, wird dazu ja sagen und vielleicht sogar als hartgesottener Nichtwähler dieses Mal zur Urne gehen und sein Kreuzchen bei „die LINKE“ malen. Doch während die weniger jungen, weniger dummen und weniger der Resignation anheimgefallenen Menschen das Manöver und seine verheerenden Folgen sofort durchschauen, was den ersten Schuss der Selbstschussanlage auslöst, werden die meisten der diesmal noch frisch Getäuschten spätestens bei den nächsten Wahlen die „Hohlheit“ des Versprechens ebenfalls erkannt haben und die  Selbstschussanlage noch ein zweites Mal auslösen.

Dass die SPD mit der Forderung nach der Wiedererhebung der Vermögenssteuer einen vernünftigen Vorschlag vorlegt, der jedoch nur scheinbar in die gleiche Richtung zielt, macht die dem Kindergartensozialismus entsprungene Idee des Mietendeckels samt rückwirkender Erstattung zuviel gezahlter Mieten kein bisschen intelligenter.

Peng! Peng!
Bei den Bis-30-jährigen zugelegt, bei den Über-30-jährigen verloren – unter dem Strich bleiben in allen drei Ländern drei Prozentpunkte für die LINKE auf der Straße liegen.

Sachsen, Brandenburger und Thüringer mit der endgültigen Kaltstellung Hans-Georg Maaßens fangen zu wollen, kommt dem Versuch einer Teufelsaustreibung gleich, an der sich nach Annegret Kramp-Karrenbauer nun auch noch Michael Kretschmer als Exorzist versucht. Wollte die eine noch ein reguläres Verfahren anstreben, das mit dem Parteiausschluss enden sollte, brüllt der andere – in Ermangelung eines Söder-Kreuzes mit nichts als dem hochgehaltenem „C“ aus dem Parteinamen – dem Ketzer sein „Vade retro!“ entgegen – und das ausgerechnet exakt in dem Moment, als Maaßen seinen letzten Auftritt in diesem Wahlkampf beendet hatte. Das Schauspiel ist ein durchschaubares Spiel gewesen. Erst lässt man Maaßen überall dort in den Ortsvereinen auftreten, die ihn eingeladen haben, um den Wankelmütigen mitzuteilen, dass nicht nur die AfD, sondern auch die CDU einen mächtigen rechten Flügel schwingen kann, und nachdem das abgearbeitet war, soll Maaßen mit den rituellen Beschwörungsformeln

      • „Maaßen hat genügend Ärger gemacht“
      • „Dieser Mann und sein undifferenziertes Gerede haben die Debatte über die rechtsradikalen Ausschreitungen in Chemnitz unnötig verlängert.“
      • „Maaßen hat keine Bedeutung.“

in jene Lampe gezwungen werden, die bislang der Dschinn als dienstbarer Geist alleine bewohnte.

Da hat der Kretschmer den Stolperdraht der Selbstschussanlage aber mehr als ausreichend touchiert, um den Schuss auszulösen! Wer in den alten Bundesländern nicht in Treue fest in der SED-Nachfolge steht, also etwa 85% der Wähler in Sachsen und Brandenburg, 75% in Thüringen, ist potentiell konservativ und pro Maaßen eingestellt, weil dieser sich mit seinem, lt. Kretschmer „undifferenzierten Gerede“, klar und deutlich gegen das „Ossi-Bashing“ in „Dunkeldeutschland“ positioniert hat.

Wer diesen Mann aus der CDU ausschließen will oder ihn als Störenfried verunglimpft, der schon genug Ärger gemacht habe, outet sich als jemand, der selbst als Ministerpräsident des neuen Bundeslandes Sachsen mit einstimmt in die Beschimpfung seiner Landsleute. Da wird der Ministerpräsident schnell zum habsburgischen Landvogt Gessler von Merkels Gnaden, der zwar nicht verlangt, dass sein Hut gegrüßt werde, denn vermutlich besitzt er gar keinen, den er auf eine lange Stange nageln lassen könnte, wohl aber dass jedermann zu jeder Zeit sein Bekenntnis zu den Hetzjagden von Chemnitz abzugeben habe.

Peng!
Am 23. August hat die Forschungsgruppe Wahlen der CDU in Sachsen noch 31 % der Wählerstimmen „versprochen“. Kretschmers Maaßen-Bashing dürfte nach meiner Einschätzung maßgeblich dazu beitragen, dass die CDU das Ende ihrer Fahnenstange am Sonntag irgendwo zwischen 26 und 28 Prozent zu fassen bekommen wird.

(… und das alles – meiner Ansicht nach – nur, weil die Merkel es nicht ertragen könnte, wenn am Montag in der Zeitung stünde, der Vorsprung der CDU vor der AfD sei wohl hauptsächlich Maaßens Wahlkampfauftritten zu verdanken gewesen. Da befiehlt sie ihren Statthaltern lieber, die entscheidenden Punkte liegen zu lassen, statt das Risiko einzugehen, an ihre eigenen Sünden erinnert zu werden.)