Larifari statt Ernsthaftigkeit

Am Wochenende habe ich damit begonnen, meine Gedanken zu den aktuell sich abzeichnenden Trends und Tendenzen zu ordnen und niederzuschreiben. Gestern konnte ich die August-Ausgabe von „EWK – Zur Lage“ an meine Förder-Abonnenten versenden.

Das gemeinsame Motto, das alle angesprochenen Einzelthemen auf eine zum Fremdschämen animierende Weise verbindet, lautet:

Larifari statt Ernsthaftigkeit.
Hofnarren an den Schalthebeln der Macht.

„Larifari“ meint nicht, dass es sich um Petitessen, um Unwesentliches ohne spürbare Wirkungen handelt. „Larifari“ meint jenen oberflächlichen und leichtfertigen Umgang mit den Themen und Problemen, der noch nicht einmal mit dem Begriff Dilettantismus hinreichend beschrieben werden kann, denn dem Dilettanten kann man immer noch unterstellen, dass er das Beste will, aber halt allenfalls Mittelmäßiges zustande bringen kann. Die Kombination aus Macht und dahinwurstelnder Unfähigkeit, verbrämt mit wichtigtuerischer Hektik und Geheimniskrämerei, hat ein Ausmaß erreicht, das auf den wachen Beobachter nur noch deprimierend wirken kann.

Ich bemühe mich deshalb, die Dinge nicht nur ernst, sondern auch mit Humor zu nehmen, und an der Überzeugung festzuhalten, dass es eine Renaissance der Vernunft, des Veranwortungsbewusstseins und der Menschlichkeit geben kann und wird.

  • Begonnen habe ich die aktuelle Ausgabe der Lage mit Joe Bidens, auf Pump finanziertem, 1,9 Billionen Dollar Konjunkturprogramm. Wer Biden dabei beraten hat und welche Wirkungen diese Berater sich erhoffen, weiß ich nicht. Jene Diplom-Experten, die das Programm nun öffentlich besprechen und dabei aus dem Konjunktiv eines „Sowohl-als auch-Geschwätzes“ nicht herauskommen, waren es sicherlich nicht. Mag sein, dass  hinter der öffentlich geäußerten Unschlüssigkeit die Sorge steht, mit klareren Aussagen in Ungnade zu fallen. Ich bin von solchen Sorgen frei und halte mit meiner Prognose für  die USA und den Dollar ebensowenig hinter dem Berg, wie für die zu erwartenden, „spukhaften Fernwirkungen“ auf die EU und den Euro.
  • Meine Würdigung des letzten Zwanzigjährigen Krieges in Afghanistan endet nicht mit der Frage nach dem Sinn des Krieges, sondern nach den Ursachen und Gründen für den plötzliche Abzug. Denn anders als beim Abzug der Briten, 1919 und beim Abzug der Sowjets, 1989, ist da nichts zu erkennen, was Grund genug wäre, diesen großen Truppenübungs- und Waffenerprobungsplazt einfach aufzugeben.
  • Der britische Versuch, die russischen Hoheitsgewässer um die Krim als ukrainische Gewässer anzusehen und darin mit dem Zerstörer „Defender“ herumzuschippern, wird betrachtet und zugleich den gegenseitigen Nadelstichen im Konflikt zwischen Iran und Israel gegenübergestellt.
  • Dann geht es wieder einmal um Ungarn, das der aufbrausende Holländer Mark Rutte aus der EU werfen lassen will, und um den „freundlichen Empfang“ Ursula von der Leyens durch den am 1. Juli frisch eingesetzten Ratspräsidenten Janez Janša. 
  • In Verbindung mit dem durch Angela Merkel verpfuschten G7 Gipfel und dem ebenso verpfuschten Gipfel der G20 Umweltminister, bei dem auch nichts herausgekommen ist, waren auch die letzten beiden Monate wieder einmal Anlass zur Frage, was diese EU eigentlich im Innersten noch zusammenhält.
  • Der zweite große Lastabwurf zur Vermeidung eines europaweiten Blackouts seit dem Januar 2021 macht nicht nur die Fragilität des Verbundnetzes deutlich, dieses Ereignis steht auch in einem krassen Kontrast zur naiven Neugier der Bundeskanzlerin, die im 16. Jahr der Richtlinienkompetenz auf die Idee kam, einmal nachzufragen, wieviel Strom wir 2030 eigentlich brauchen werden, und wo der herkommen könnte.
  • Einen nicht ganz so krassen Kontrast gibt es zwischen den Corona-Protesten in Frankreich und Deutschland. Aber wenn ein Protest erfolgreich sein sollte, dann ist es der Protest der Franzosen. Hierzulande war am Wochenende wieder zu erkennen, wie recht Lenin hatte, als er davon sprach, die Deutschen würden, bevor sie einen Bahnhof besetzen, erst eine Bahnsteigkarte lösen.
  • Dass diese Deutschen, bevor Sie eine direkte Pipeline von Russland nach Deutschland in Betrieb nehmen, erst einmal die Ukraine mit Milliardenzahlungen ruhig stellen werden, davon konnte Lenin noch nichts ahnen, doch gewundert hätte es ihn wohl auch nicht.
  • Söder, der vom „starken Mann“ zum „wilden Mann“ mutierte und wohl immer noch Kanzler werden will, Annegret Kramp-Karrenbauer, die ein deutsches Marineschifflein in indopazifische Gewässer entsendet, um damit Nichts zu demonstrieren, und Svenja Schulze, der das Verfassungsgerichtsurteil zum Klimaschutz wie gerufen kam, um ihre Verschärfungsgelüste in Gesetzestexte zu gießen, leiten schließlich über zum Update meiner Prognose über den Wahlausgang am 26. September.

Das sind die Themen, die mich über das tagesaktuelle Geschehen hinaus interessieren, weil darin bestehende, längerfristige Trends deutlicher sichtbar werden und sich hin und wieder auch die Umrisse neuer Entwicklungen schon im Frühstadium abzeichnen. „EWK – Zur Lage“ erscheint im Abstand von etwa zwei Monaten und ist eine spezielle Form des Dankes für die Unterstützung meiner Arbeit in Form eines Förder-Abonnements.