Krankenhausrendite

Heute eröffne ich den Tageskommentar mit einer großen Bitte an alle, die rings um den Krankenhausbetrieb zu tun haben.

Ob Sie nun Architekt oder Klinik-Ausstatter sind, und sich mit den Kosten für die Errichtung und die technische Ausstattung auskennen, ob Sie Arzt sind oder zum weiteren medizinischen Personal zählen, ob Sie in der Pflege oder im kaufmännischen Bereich oder im Facility-Management eines Krankenhauses tätig sind:

Bitte prüfen Sie meine im Folgenden gemachten Abschätzungen und lassen Sie mich wissen, wo ich Kosten falsch eingeschätzt habe, und dies ggfs. in beide Richtungen.

Herzlichen Dank im Voraus.

 

Viele Krankenhäuser in Deutschland rentieren sich nicht mehr und werden deshalb verkleinert, geschlossen oder zusammengelegt.

Es soll hier nicht darum gehen, ob das Krankenhaus als solches einen Gewinn ausweisen soll, oder ob der gesamtwirtschaftliche Nutzen, der durch den Gewinn an Volksgesundheit und damit an Lebensjahren, an Erfahrung, auch an Schaffenskraft, nicht auch berücksichtigt werden sollte. Es geht einzig darum, einmal exemplarisch darzulegen, was die Krankenhäuser unrentabel macht.

Dazu habe ich mir zunächst ein ganz einfaches Krankenhausmodell gebastelt, von dem aus sich die Probleme vielleicht erkennen lassen.

 

Minimalkrankenhaus

Dieses Minimalkrankenhaus baue ich rings um einen einzigen Chirurgen auf, der versucht, operationsbedürftigen Patienten zu helfen.

Dem stellen wir einen OP hin, mit der für seine Spezialisierung notwendigen Ausrüstung für die Versorgung je eines Patienten.

Bauseits kostet das bei einer Größe von rund 50 Quadratmetern nicht sehr viel mehr als 400.000 Euro. Die OP-Ausstattung mit allem notwendigen Gerät ist teurer, sagen wir 1.000.000 Euro. Damit könnte er eigentlich anfangen, wäre da nicht die leidige Sache mit der Anästhesie. Das braucht einen zweiten Arzt, und damit alles gutgehen kann, braucht es auch noch zwei OP-Schwestern.

Bevor also die erste OP erfolgen kann, sind bereits 1,4 Millionen Euro an Investitionen fällig geworden – und es versammeln sich vier Personen im Minimalkrankenhaus.

Gehen wird davon aus, dass das OP-Team an einem Tag zwei Operationen  durchführt und die Patienten durchschnittlich 14 Tage im Krankenhaus verweilen, ergibt sich daraus ein Mindestbedarf an 28 Pflegebetten. So viele Patienten halten sich nämlich im Krankenhaus auf, bevor die ersten beiden wieder entlassen werden. Mit einer kleinen Sicherheitsreserve lassen wir 16 Krankenzimmer mit je zwei Betten bauen, von denen bis zu vier auch als Einzelzimmer an Privatpatienten vergeben werden können.

Bauseits kostet das rund 2,4 Millionen Euro – und die Einrichtungen Betten, Technik, Badezimmer, Fernseher, etc. schlagen mit weiteren 600.000 Euro zu Buche.

Selbstverständlich kann man die Patienten in ihren Zimmern nicht alleine lassen, es braucht die sogenannte Stationsschwester. Bei Vollbelegung dürften zwei davon das Minimum sein, und weil die rund um die Uhr gebraucht werden, rechnen wird mit vier Stationsschwestern, von denen tagsüber zwei anwesend sind und sich die beiden anderen die Nachtschicht teilen. Die haben auch einmal Urlaub, bzw. werden krank, und möchten hin und wieder ein Wochenende frei haben, und schon sind wir bei sechs Stationsschwestern als Minimalbesetzung.

Im Keller braucht es dann Technik für Heizung und Klima, Vorratsräume für Wäsche, Verbandsmaterial, ertc., ein kleines Labor und die Apotheke, einen Sammelraum für Klinikmüll, auch einen Raum zur Desinfektion der Betten bei Patientenwechsel, und natürlich einen Fahrstuhl, auch wenn es nur Keller und EG gibt. Das kostet ca. 1,2 Millionen.

Um all das müssen sich ebenfalls Menschen kümmern. Zwei sind da – auch im Minimalkrankenhaus – das Mindeste.

Im EG brauchen wir zusätzlich einen Empfang für angemeldete Patienten und Räumlichkeiten für eine Notaufnahme, weil ja auch einmal überraschend ein Verkehrsunfall oder eine Herzinfarkt eingeliefert werden kann. Das kostet weitere 400.000 Euro, erfordert aber nicht zwingend zusätzliches Personal. Es ist ja nur ein Minimalkrankenhaus, das überhaupt nur zwei Patienten täglich betreut.

Damit erreicht das Investitionsvolumen den Wert  von sechs Millionen Euro, und auch weil die Ärzte ein Büro, die Schwestern ein Schwesternzimmer brauchen, außerdem Außenanlagen, samt Parkplatz zu errichten sind, rechnen wird mit insgesamt 7 Millionen, die zwingend erforderlich sind, damit unser Chirurg arbeiten kann.

Um den Chirurgen herum haben sich inzwischen 11 unverzichtbare Mitarbeiter angesammelt.

Das ist aber noch nicht alles. Wir brauchen eine dreiköpfige Putzkolonne, um das Haus komplett sauber zu halten, und wir brauchen weitere drei Personen für den kaufmännischen Kram.

Die komplette Mannschaft dürfte dabei jährlich Personalkosten in Höhe von 1.000.000 Euro verursachen. Die Investitionen müssen wegen erhöhtem Verschleiß und technischer Veraltung zügig abgeschrieben werden, im Mittel, einschließlich Bau mit 10 Prozent, so dass jährlich, unabhängig von der Auslastung, mindesten 1,7 Millionen verdient werden müssen.

Die verteilen sich, wenn das Krankenhaus brummt, und tatsächlich jeden Tag zwei Patienten verarztet werden auf 730 Patienten, was pro Patient im Durchschnitt 2.328 Euro ausmacht. Hinzu kommt pro Patient der Bedarf an Heil- und Hilfsmitteln, Medikamenten, Verbandszeug und natürlich zwei Wochen Vollverpflegung, im Mittel vielleicht 1.000 Euro pro Patient, so dass die Krankenkasse, würde sie nach wie vor Tagessätze abrechnen, mit 238 Euro pro Tag und Bett kalkulieren könnte.

Tatsächlich – und dazu habe ich eine Statistik der NRW-Krankenhäuser mit Zahlen für das Jahr 2022 gefunden – sind pro stationärer Behandlung durchschnittlich 6.521 Euro angefallen (Faktor 2,8), und bezogen auf den Belegungstag 930 Euro (Faktor 3,9). Woraus wiederum eine mittlere Verweildauer von nur 7 Tagen ermittelt werden kann.

 

Wo liegt der Fehler?

Rechnet man mit den 930 Euro pro Belegungstag und den 730 Patienten, die in Minimalkrankenhaus aus der Beispielrechnung je 14 Tage verbringen, so stehen jährliche Gesamtkosten von 9,5 Millionen Euro im Raum.

Die Differenz zu den geschätzten Kosten für das Minimalkrankenhaus ist überwältigend groß, nämlich 7,8 Millionen Euro.

Wofür, um Himmels Willen, werden die ausgegeben?

Teure Medikamente? Für über 10.000 Euro im Durchschnitt pro Patient?

Liegen die Personalkosten nicht bei einer Million, sondern bei 8,8 Millionen pro Jahr? Im Durchschnitt eine halbe Million pro Person?

Oder sieht der Personalschlüssel vor, dass pro Chirurg 70 bis 80 weitere Beschäftigte in einem Krankenhaus erforderlich sind?

Liegen die jährlichen Abschreibungen auf Gebäude und Ausstattung bei 8,5 Millionen, weil die Anschaffungskosten für einen OP und 32 Betten, nebst Nebenräumen, bei 85 Millionen Euro liegen?

 

Ich verstehe es nicht.

Wer kann mir helfen?

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