Horizonte

„Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit Radius Null – und das nennen sie ihren Standpunkt“
(Albert Einstein)

 

Nun, Radius Null, das ist ein starkes Stück! So weit würde ich nicht gehen.

Doch damit bietet das Einstein-Zitat genau jenes Maß an Übertreibung, das den Sachverhalt erst anschaulich macht.

Von da aus kann man den Faden leicht weiterspinnen.

Momentan leben wir in einer Zeitqualität, in welcher weit mehr Menschen als zu anderen Zeiten ihren Horizont genau so weit abstecken, wie die wohlige Wärme des Konsenses reicht, in dem sie sich weich zur Ruhe gebettet haben. Was dahinter liegen mag, interessiert sie nicht. Wozu auch? Wo die Wahrheit im Konsens gefunden ist, kann alles was dahinter liegen mag, nur Irrlehre sein. Wer genauer hinsieht, stellt allerdings fest, dass der Konsens nicht darin besteht, die gleiche Auffassung zu einem Sachverhalt oder einer bestimmten Entwicklung gewonnen zu haben, sondern lediglich darin, sich für die ungeprüfte Übernahme der Meinung der gleichen „Autorität“ entschieden zu haben. Es herrscht also nicht Konsens darüber, dass etwas in bestimmter Weise wahrgenommen und interpretiert wird, sondern darüber, dem gleichen Wortführer blind glauben, vertrauen und folgen zu wollen.

Früher – und jetzt wird es weihnachtlich – war der christliche Volksglaube, trotz all seiner Naivität, Garant für einen weit über den Augenblick hinausreichenden Horizont. Ein Horizont, der erst hinter dem Ende des eigenen Erdenlebens gefunden wurde und damit als Kompass für das eigene Handeln dienen konnte. Dass dieser Volksglaube von Fürsten und Kirchenfürsten für ihre Zwecke genutzt und instrumentalisiert wurde, konnte ihn nicht beschädigen. Die Hoffnung auf das Paradies, die Angst vor Hölle und Fegefeuer, ließen das „Gewissen“ stets hellwach bleiben und ein offenes Ohr finden. Für lange Zeit, bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts, bestand der große Konsens darin, Christ zu sein. Auch wenn sich innerhalb des Christentums mehrere Strömungen herausgebildet hatten, waren die 10 Gebote, ergänzt um das Liebesgebot Jesu, ein gesellschaftshygienisches Monument, zu dem alle aufschauen konnten, um Orientierung zu finden.

Dieser Volksglaube ist in den Ländern Westeuropas nur noch in marginalen Resten aufzufinden. Was früher jeden Sub-Konsens wie von selbst so weit einhegte, dass er lediglich im Rahmen und unter den Bedingungen des religiösen Generalkonsenses entstehen und bestehen konnte, hat diese Fähigkeit inzwischen eingebüßt. Heute drängt sich tagtäglich ein jüngstes Gerücht vor das Jüngste Gericht, um den Blick darauf zu versperren. Geblieben ist die Sehnsucht der Menschen nach Sicherheit und ihre Suche nach Orientierung im Hier und Jetzt.

Damit ist die Ära der mittelmäßigen Demagogen angebrochen, die nicht mehr der Notwendigkeit unterliegen, zuerst die Hürde „Kirche und Volksglaube“ überwinden zu müssen, was bis dahin den grandiosen Demagogen vorbehalten war, sondern frei von jedem religionsbedingten Skrupel ihre Botschaften aussenden können.

Es werden also Botschaften auf den Markt geworfen und selbst dann von den Zielgruppen aufgenommen, wenn sie untereinander im krassen Gegensatz stehen. Die Kreise der Sub-Konsens-Anhänger stehen ohne Schnittmengen, ja oft ohne Berührungspunkte nebeneinander und schotten sich gegeneinander ab. Selbst die einst vielbeschworene Gemeinsamkeit der Demokraten ist längst dahin. Dazu brauchte es nicht die AfD, die hat es nur sichtbar werden lassen. Auch das Grundgesetz, das in seinen ersten Jahren geschätzt und geehrt wurde, als sei es der profane Bruder des christlichen Glaubensbekenntnisses, erinnert immer mehr an jenen geliehenen Schirm, für den zwar laufend Leihgebühren bezahlt werden müssen, der vom Eigentümer aber unbarmherzig zurückgefordert wird, sobald Regenwolken am Himmel aufziehen.

Mittelmäßige Demagogen sind nicht fähig, ein Volk zu einen, wohl aber, es zu spalten. Ihr Anspruch ist jedoch der gleiche wie bei allen großen Demagogen: Macht gewinnen. Möglichst über die ganze Welt. Macht heißt: Menschen hinter sich scharen, die einem bedingungslos zu folgen und auch zu Opfern bereit sind. Macht heißt aber auch: Über beträchtliche finanzielle und materielle Mittel verfügen zu können, um Menschen zu erreichen, hinter sich scharen und abhängig machen zu können.

Die Notwendigkeit eine „Bewegung“ finanzieren zu müssen, zwingt die mittelmäßigen Demagogen dazu, sich dort anzubiedern, wo die finanziellen Mittel vorhanden sind. 

Es ist nicht in jedem Fall ersichtlich, ob die mittelmäßigen Demagogen versuchen, die finanziellen Machthaber für sich zu gewinnen,  oder ob die finanziellen Machthaber  die mittelmäßigen Demagogen korrumpieren. Im Ergebnis gibt es keinen Unterschied:

Mittelmäßige Demagogen wiegeln das Volk auf. Sie heißen gut, was ihren Geldgebern gefällt und Nutzen bringt, und sie verdammen, was ihren Geldgebern nicht gefällt, weil es keinen oder weniger Nutzen bringt. Die mittelmäßigen Demagogen sind von ihren geheiligten Kanzeln in die Niederungen des Profanen herabgestiegen. Dabei hat sie ihre Suche nach einem neuen Podest zuerst in die Parteien getrieben, wo tatsächlich viele ihren Platz gefunden haben. Doch die von Parteien geforderte Transparenz, die Regularien der staatlichen Ordnung, denen auch die Parteien unterworfen sind, konnten zwar umgangen und ausgehebelt werden, doch kostete dies letztlich zu viel Zeit, Kraft und Geld.

Das neue Tummelfeld der mittelmäßigen Demagogen heißt „Zivilgesellschaft“, und innerhalb der „Zivilgesellschaft“ führen die so genannten „NGOs“ ihr vollkommen undurchsichtiges, vollkommen unkontrolliertes, oft auch vollkommen irrwitziges Regiment.

Ihr Geschäft ist es, Horizonte zu verengen.

Sie schieben ihre Droh-Kulissen immer näher an die Menschen heran, bis die Welt an der Kulisse endet. Sie verbauen die Horizonte nicht nur in der Länge, Breite und Höhe, sie versperren den Blick in die Vergangenheit, aus der gelernt werden könnte, ebenso wie den Blick in die Zukunft. Sie fesseln ihre Opfer in einer immerwährenden Gegenwart, die sich jedoch zugleich immer weiter verengt, bis  auch die letzte Handlungsalternative von ihren falschen Prophezeihungen verschüttet und plattgewalzt worden ist.

Die Menschen stellen fest, dass es ihnen von Jahr zu Jahr immer schlechter geht, lassen sich jedoch einreden, dass sie nun erst recht nicht nachlassen dürften, besinnungslos zu rennen und die Achse ihres Hamsterrades zum Glühen zu bringen. Vor allem aber müssten sie sich vor jenen  hüten, die erklären, der „Horizont“ sei gar nicht der Horizont, nur eine Theaterkulisse, und, es gäbe eine wunderbare Welt hinter den Kulissen, man müsse nur kurz innehalten, sich an der Hand nehmen und über die Bühne hinter die Kulissen führen lassen, die sofort ihren Schrecken verlören.

Die mittelmäßigen Demagogen sorgen dafür, dass diese Lügenverbreiter gar nicht mehr ins Theater eingelassen werden, und, wo es doch einem gelingt, dass er schnellstmöglich wieder hinausgeworfen wird. Sie scheuen auch keine Mühe, die Lügen Stück für Stück zu widerlegen, indem sie das einzig Sichtbare, nämlich ihre Kulissen, zur einzigen Wahrheit erklären, neben der es doch weit und breit nichts zu sehen gäbe, was die Lügen der Leugner bestätigen könnte. Dann heißt es: Wir sind schon kurz vor dem Ziel. Eine letzte Anstrengung noch. Ihr werdet doch nicht in der letzten Sekunde aufgeben!

Leute! Es ist Weihnachten!

Die beste Gelegenheit zum Innehalten. Die beste Gelegenheit, sich dem Horizont aus leinwandbespannten Dachlatten, Styropor-Skulpturen, und bemalten Sperrholzkonstrukten einmal aufmerksam zu nähern. Da passt nichts wirklich zusammen. Da blättert bereits überall die Farbe ab. Da tun sich Risse auf!

Bitte: Da hinten, der Garten der Lüste, wo sich alle freigewählten Geschlechter tummeln. Seht ihr, wie sich Männer, die behaupten, sie hätten beschlossen, Frau zu sein, in die Umkleidekabinen der Sportlerinnen drängen und ihnen  die Plätze auf dem Siegertreppchen wegnehmen? Das habt ihr vom Hamsterrad aus nicht erkennen können. Das sind keine Fake-News, das hat schon begonnen!

Bitte: Dort, wo die superschnellen E-Mobile auf die Straßen drängen. Seht ihr, wie der Strom, der sie antreiben soll, immer weniger wird, nicht nur, weil es sich bei der E-Mobilität um zusätzliche Verbraucher handelt, auch, weil die Kraftwerke, die für eine sichere Stromversorgung unabdingbar sind, eins nach dem anderen abgeschaltet werden? Das sind keine Fake-News, das hat schon begonnen!

Bitte: Werft einen Blick auf jenen Parcours, der vom positiven Test zur Spritze, von der Spritze zur zweiten Spritze, von der zweiten Spritze zur Boosterspritze und von da aus wieder zurück zum positiven Test führt, während wirksame Medikamente zur Behandlung nicht zugelassen werden. Das sind keine Fake-News. Die Zeit der massenhaften „Impfdurchbrüche“ hat schon begonnen!

Bitte: Werft einen Blick in die Staatskasse! Da herrscht das Grauen! Werft einen Blick in die Sozialkassen! Werft einen Blick auf den Wohnungsmarkt! Werft einen Blick auf den Arbeitsmarkt! Schaut dahin, wo die Sirenen singen: „Wir haben Platz!“ Das sind keine Fake-News. Nichts ist mehr in Ordnung!

Bitte: Seht euch das Grundgesetz an, das der Inspizient auf den großen Tisch in der Mitte der Bühne gelegt hat, um den herum die mittelmäßigen Demagogen sitzen und ihre nächsten Schritte planen. Werft einen Blick hinein! Es ist nur noch der Umschlag da, drinnen finden sich nur noch leere Seiten!

Seht euch die Kulissen an, die euch einen Horizont und das Ende der Erkenntnis vortäuschen. Prüft alle eure liebgewonnenen Gewissheiten und werft über Bord, was der Prüfuing nicht standhält! Geht hinter die Kulissen und merkt euch gut, wie sie von hinten aussehen! Es ist nicht alles Gold, was glänzt! In diesem Theater ist nichts echt, nichts wahr – außer euch und jenem Geld, das  ihr, um Eintritt zu erhalten, in die Kasse legen musstet.

Wartet nicht darauf, dass irgendwann der Vorhang fällt.
Ihr werdet es nicht erleben.

Wartet nicht darauf, dass die Vorstellung erfreulicher wird.
Ihr werdet es nicht erleben.

Geht einfach. Geht nach Hause, zu euren Lieben. Schüttelt das ganze Theater ab. Öffnet eure Herzen.

Feiert Weihnachten.