Einstimmung auf den kommenden PaD 8 /2022

Der achte Paukenschlag des Jahres 2022 ist am Sonntag fertig geworden.

Unbeabsichtigt treffen sich die fortlaufend vergebene Nummer dieses Paukenschlages und sein Inhalt mit dem, was die kaballistische Zahlenmystik über die Bedeutung der Acht aussagt. Die Acht symbolisiert die Macht. Eine kalte, empathielose Macht, wie sie sich in den monumentalen Türmen der Banken, in den unterirdischen Befehlszentralen der großen Armeen und in den von hohen Mauern und weiträumigen Parkanlagen umgebenen Villen und Schlössern der Superreichen Ausdruck verschafft.

Der Paukenschlag selbst ist von einiger Mächtigkeit, denn er breitet sich auf rund 35 A4-Seiten aus und nimmt ungefähr eine Stunde an Lesezeit in Anspruch.

Damit er nicht, alleine wegen seines Umfangs, ungelesen bleibt, will ich heute und in den folgenden Tagen Ihr Interesse dafür wecken.

Was sagt Ihnen der Name „Georg Büchner“?

Richtig, da gibt es einen Literaturpreis, der in Erinnerung an Georg Büchner vergeben wird. Er gilt sogar als der renommierteste Literaturpreis im deutschen Sprachraum. Wobei anzumerken ist, dass der ungestüme revolutionäre Geist des Georg Büchner bei einigen der frühen Preisträger – Gottfried Benn, Erich Kästner, Günter Grass, Heinrich Böll, um nur einige zu nennen, noch aufleuchtete, in der jüngeren Zeit aber kaum mehr zu erkennen ist.

Ich zitiere heute einzelne Sätze und Absätze aus Büchners Werk für Sie. Fragen Sie sich beim Lesen, ob man Büchner, träte er heute mit solchen Überzeugungen an die Öffentlichkeit, ehren – oder eher nach Kräften diffamieren und ausschließen, seine Texte aus den Sozialen Netzwerken entfernen und jeden, der Büchner zitiert, auf die Überwachungsliste des Verfassungsschutzes setzen würde.

Für das Ministerium des Innern und der Gerechtigkeitspflege werden bezahlt 1,110,607 Gulden. Dafür habt ihr einen Wust von Gesetzen, zusammengehäuft aus willkürlichen Verordnungen aller Jahrhunderte, meist geschrieben in einer fremden Sprache. Der Unsinn aller vorigen Geschlechter hat sich darin auf euch vererbt, der Druck, unter dem sie erlagen, sich auf euch fortgewälzt. Das Gesetz ist das Eigentum einer unbedeutenden Klasse von Vornehmen und Gelehrten, die sich durch ihr eignes Machwerk die Herrschaft zuspricht. Diese Gerechtigkeit ist nur ein Mittel, euch in Ordnung zu halten, damit man euch bequemer schinde; sie spricht nach Gesetzen, die ihr nicht versteht, nach Grundsätzen, von denen ihr nichts wißt, Urteile, von denen ihr nichts begreift. Unbestechlich ist sie, weil sie sich gerade teuer genug bezahlen läßt, um keine Bestechung zu brauchen. Aber die meisten ihrer Diener sind der Regierung mit Haut und Haar verkauft.

Für das Ministerium der Finanzen 1,551,502 fl.
Damit werden die Finanzräte, Obereinnehmer, Steuerboten, die Untererheber besoldet. Dafür wird der Ertrag eurer Äcker berechnet und eure Köpfe gezählt. Der Boden unter euren Füßen, der Bissen zwischen euren Zähnen ist besteuert. Dafür sitzen die Herren in Fräcken beisammen und das Volk steht nackt und gebückt vor ihnen, sie legen die Hände an seine Lenden und Schultern und rechnen aus, wie viel es noch tragen kann.

Für die Pensionen 480,000 Gulden.
Dafür werden die Beamten aufs Polster gelegt, wenn sie eine gewisse Zeit dem Staate treu gedient haben, d.h. wenn sie eifrige Handlanger bei der regelmäßig eingerichteten Schinderei gewesen, die man Ordnung und Gesetz heißt.
Für das Staatsministerium und den Staatsrat 174,600 Gulden.
Die größten Schurken stehen wohl jetzt allerwärts in Deutschland den Fürsten am nächsten, wenigstens im Großherzogtum: Kommt ja ein ehrlicher Mann in den Staatsrat, so wird er ausgestoßen.

Sie tun nichts in ihrem Namen, unter der Ernennung zu ihrem Amt, steht ein L. das bedeutet Ludwig von Gottes Gnaden und sie sprechen mit Ehrfurcht: „im Namen des Großherzogs.“ Dies ist ihr Feldgeschrei, wenn sie euer Gerät versteigern, euer Vieh wegtreiben, euch in den Kerker werfen. Im Namen des Großherzogs sagen sie, und der Mensch, den sie so nennen, heißt: unverletzlich, heilig, souverän, königliche Hoheit. Aber tretet zu dem Menschenkinde und blickt durch seinen Fürstenmantel. Es ißt, wenn es hungert, und schläft wenn sein Auge dunkel wird. Sehet, es kroch so nackt und weich in die Welt, wie ihr und wird so hart und steif hinausgetragen, wie ihr, und doch hat es seinen Fuß auf eurem Nacken, hat 700,000 Menschen an seinem Pflug …

Worte wie Donnerhall!

„Hass und Hetze!“, gifteten damals die Getroffenen.

Es ist vielleicht besser, nicht allzusehr darüber nachzudenken, was Büchners drastisch klare Sprache, kritisierte er heute die heutigen Verhältnisse, ihm noch an Ehrungen einbringen könnte. Einen nach ihm benannten Literaturpreis?

Vielleicht in 150 Jahren …

Im PaD 8 /2022 nehme ich auf einen einzigen Satz Büchners Bezug, der in seiner Tiefe jedoch kaum zu erfassen ist, hat man sich nicht mit der Figur Büchner und seinem Werk vertraut gemacht. Deshalb verlinke ich im PaD auf jenen Text, der unter dem Titel „Der hessische Landbote“ von Büchner maßgeblich verfasst wurde.

Weil es nützlich ist, dies alles vor dem achten Paukenschlag des Jahres 2022 schon einmal in sich aufgenommen zu haben, gebe ich Ihnen diesen Link hier schon einmal an die Hand. Dankenswerterweise haben die „Lernhelfer.de“ Büchners Text über ihr „Schülerlexikon“ mit einer hilfreichen Einleitung zugänglich gemacht.

https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/der-hessische-landbote#