Die Sonne schickt keine Rechnung

Vielleicht ist Ihnen die kleine Geschichte von der Fridays for Future Demo in Graz schon im Netz begegnet.

Um das Anliegen der CO2-Verhinderer besser hörbar zu machen, musste eine ordentliche Lautsprecher-Anlage her. Mit Hilfe selbiger sollten – geplant – ungefähr 4.000 KWh Strom verbraucht werden. Man könnte auch 4 Megawatt-Stunden sagen, aber das klingt ja schon wieder so sehr nach Großkraftwerk, dass wir die Geschichte lieber doch im Kilowatt-Bereich stehen lassen sollten.

Die Stadt Graz hat nun angeboten, den Strombedarf zum Preis von rund 720 Euro zu befriedigen.

In der vollkommensten Unschuld eines neugeborenen Lämmleins kam man bei FFF nun erstens zu dem Schluss, einen solchen „unvertretbar hohen Preis“ nicht entrichten zu wollen, und zweitens zu der weltbesten Problemlösung, nämlich den benötigten Strom mit Hilfe eines Dieselaggregates selbst zu erzeugen.

Auch der wochenblick.at hat darüber, wie viele andere, eher schadenfreudig-amüsiert berichtet.

No. I’m not amused!

Es mag ja sein, dass die jungen Aktivisten mit einem inzwischen deutlich angewachsenen Schulbesuchsdefizit tatsächlich glauben, dass die Sonne, die uns ja ihre wärmenden Strahlen schickt und zudem über einen kleinen physikalischen Umweg auch die Windräder antreibt, keine Rechnung schreibt. Der Satz ist ja viel zu oft nicht ungesagt geblieben. Es mag ja sein, dass sie das Angebot der Kommune, Strom zu liefern, daher für eine boshafte Abzocke unter Ausnutzung ihrer Notsituation gehalten haben.

Doch schon an dieser Stelle der unglaublichen Geschichte kommt man nicht darum herum, die Frage zu stellen: „Auf welchem Planeten, in welchem Paralleluniversum leben die eigentlich?“

Die Sonne hat schon geschienen, bevor die Erde Leben hervorgebracht hat. Tatsächlich hat sie auch nie eine Rechnung geschrieben, denn auf eine Lieferverpflichtung hat sie sich seither ebenso wenig festnageln lassen, wie heutzutage die Impfstoff-Produzenten. Selbst wenn sie wollte, hätte sie nämlich ein unlösbares Problem damit, auf der gesamten Erdoberfläche durchgehend (24/7) gleichmäßig Energie bereitzustellen.

Langfristig betrachtet, und da sprechen wir vom Klima, hat sie die unterschiedlichen Klimazonen durchaus zuverlässig und annähernd gleichbleibend mit Energie versorgt. Kurzlebige Wesen, wie wir Menschen, sind jedoch tagtäglich nicht nur dem Wechsel von Tag und Nacht ausgesetzt, sondern zudem jenen Kapriolen, die wir „Wetter“ und „Jahreszeiten“ nennen.

Da musste erst einer der Titanen kommen, Prometheus hieß der, und Mitleid mit den Menschen bekommen, und ihnen das Feuer bringen, auf dass sie die kalten Nächte, die brausenden Stürme, den tosenden Regen überleben könnten, wenn die Sonne sich auf Abwegen befand. Zum Dank verloren die Menschen allmählich ihr Fellkleid und brauchten auch in der größten Sonnenglut nicht mehr zu schwitzen wie die Affen, weil sie sich neben der Sonne einer zweiten, von dieser unabhängigen, zuverlässigen Licht- und Wärmequelle bedienen konnten.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Jünglinge und Jünglinginnen von FFF sich tatsächlich wünschen, in die präprometheusianische Epoche zurückzukehren. All ihr Sinnen und Trachten, ihre zornig vorgetragenen Forderungen und Drohungen, weisen allerdings exakt in diese Richtung.

Dass sie nicht in der Lage sind, die Folgen ihrer Überzeugungen auch nur im Ansatz zu erkennen, zeigt sich ja schon darin, dass ihnen noch nicht einmal klar zu sein scheint, dass es – bevor die fanatischen Grünen ihren Einfluss auf Wirtschaft und Politik geltend machen konnten, und bevor die FFF-Bewegten begannen, freitags die Schule zu schwänzen – Strompreise gab, die deutlich niedriger, bezahlbarer, und keineswegs „unvertretbar“ waren, und dass zwischen dem Aufkommen der Grünen und dem Steigen der Strompreise eine glasklare Kausalität besteht.

Wenn sie nun, da in Graz, aus Kostengründen darauf verzichtet hätten, ihre Parolen und die unverzichtbare Begleitmusik elektronisch zu verstärken, hätte man sagen können, es sind standhafte Leute, welche die Konsequenzen ihres Denkens und Handelns akzeptieren und auf sich nehmen. Der Satz mit dem „unvertretbar teuren Strom“ wäre vermutlich nie gefallen, und falls doch, dann kaum derart öffentlich geworden, wie es jetzt geschehen ist,.

Aber weil sie die Konsequenzen nicht bedenken, ob können, oder wollen, sei dahingestellt, sind sie natürlich auch nicht in der Lage, diese Konsequenzen zu akzeptieren und auf sich zu nehmen.

Folglich haben sie sich, wahrscheinlich aus Trotz gegenüber der Stadt Graz, nach dem Motto: „Wir brauchen euren teuren Strom nicht, wir machen ihn uns selber“, ein Dieselaggregat auf den Platz gestellt.

Es mag sein, dass sie glauben, dass der Strom aus einem Dieselaggregat absolut sauberer Öko-Strom ist, weil es sich ja um eine Form der „guten dezentralen“ Stromversorgung handelt, und weil es sich beim Aggregat ja auch nicht um ein verdammenswürdiges Diesel-Automobil handelt, sondern um etwas „gutes“ Stationäres, eher so etwas, wie eine Ladestation für E-Mobile. Jedenfalls nichts, was herumfährt und und die Umwelt mit Schadstoffen und Unmengen an CO2 belastet.

Dass mag jetzt so klingen, als hielte ich die Sonnenanbetenden für ziemlich doof, aber so weit will ich gar nicht gehen. Da sind durchaus auch sehr Intelligente drunter. Leider aber ist es so, dass Intelligenz ein Werkzeug ist, das jeder so einsetzen kann, wie es ihm gefällt, und wo der Glaube groß ist, fällt es auch nicht schwer, die Intelligenz vollends in den Dienst des Glaubens zu stellen. Nein, nein, es nicht intelligent, davon auszugehen, das Netz sei ein Stromspeicher oder in Batterien würden Kobolde zu Kinderarbeit gezwungen. Das waren nur Ausrutscher, schnell hingeworfene, halbvergorene Resultate von früher Aufgeschnapptem.

Nein, die Intelligenz von FFF folgt zumindest den Regeln der Logik, und da wird, wie einst bei König Midas alles zu Gold wurde, was er anfasste, eben alles „gut“ und „ökologisch“, was sie benutzen. Da heißt es dann: Eine erfolgreiche Veranstaltung wird helfen, die Verbrennung fossiler Energieträger massiv einzudämmen. Der Erfolg hängt jedoch davon ab, dass die Lautsprecher ordentlich Leistung abgeben. Wenn wir nun in Graz ungefähr 400 Liter Diesel verbrennen um 4000 KWh Strom zu erzeugen, dann sind diese 400 Liter gut eingesetzt und stellen im Vergleich zum weltweiten Einsparungseffekt nicht mehr als ein Globuli mit einer Potenz von D12 dar. Doch. Das ist für einen Gläubigen eine respektable Intelligenzleistung, die auch den Verfassern des Hexenhammers zur Ehre gereicht hätte.

Blöd nur, dass die 400 Liter Diesel weit mehr Geld gekostet haben als die von der Stadt Graz angebotenen 4.000 KWh Strom für 720 Euro.

Es mag natürlich sein, dass sie davon ausgegangen sind, so ein Liter Diesel könne kaum mehr kosten als ein Liter Wasser aus der Wasserleitung, weil es sonst ja viel zu teuer wäre, ein Auto mit Verbrennungsmotor zu fahren, statt auf öffentliche Verkehrsmittel mit Elektro-Antrieb umzusteigen oder gleich – vom Winter einmal abgesehen – ein Fahrrad zu benutzen.

Es mag ja alles sein. Es mag ja sein, dass sie voll guten Willens sind. Es sind ja auch noch Kinder, Früh- und Spätpubertierende darunter, auch ein paar kalendarisch Volljährige. Es mag ja sein, dass sie alles glauben und überzeugt sind, als Retter der Menschheit in die Geschichtsbücher einzugehen. In anderen Kulturkreisen wird ja auch geglaubt, dass die Detonation des um den eigenen Leib geschnallten Sprengstoffgürtels den direkten Weg ins Paradies eröffnet, wo 72 Jungfrauen aller Altersklassen auf den Helden warten …

Sie sind ja noch jung, jung und neugierig, jung und verführbar, jung und frei von Verpflichtungen, sogar von echter Verantwortung wenigstens für sich selbst. Wir sind damals den Beatles nachgerannt und haben uns die Haare lang wachsen lassen und in ekstatischen Zuckungen unser Kleingeld bei der Rock-Ola abgeliefert, heute rennen sie halt Greta nach, üben sich in gretaianischer Hüpfmeditation und geben ihr Kleingeld für Pappplakate und Lautsprecheranlagenleihgebühren aus.

Dennoch amüsiert mich diese Tollheit der Jugend nicht.

Denn sie ist überschattet von der Tollheit derjenigen, die über ihre Sturm- und Drangperiode längst hinausgealtert sein sollten.

Warum lassen sich Angela Merkel, Wolfgang Schäuble, Peter Altmaier, Frank-Walter Steinmeier, und wie sie alle heißen, selbst Markus Söder muss da ja inzwischen mitgezählt werden, vom Strom dieses gärend-blubbernden Zeitgeistes mitreißen und stellen sich sogar sichtbar an die Spitze der Bewegung? 

Es mag sein, dass sie einfach nur noch auf die Wählerstimmen dieser Jungen und auf den zum Machterhalt unerlässlichen grünen Koalitionspartner schauen und darüber alles andere aus dem Blick verlieren. Aber es kann mir niemand erzählen, dass sie sich der gigantischen versteckten Lüge in dem Satz, „Die Sonne schreibt keine Rechnung“, nicht bewusst sind.

Das ist kein Ding mit des Kaisers neuen Kleidern. Da ist kein nackter Kaiser, dessen Kleider man zu bewundern hat, um nicht für dumm und seines Amtes unwürdig gehalten zu werden.

Es ist eher umgekehrt. Sie sind es die sich als die Weber des Stoffes für die neuen Kleider inszenieren und mit großen Gesten aus dem Nichts ihre Phantasmagorie schaffen, die wir mit dem Verlust der Versorgungssicherheit und Billionen Euro bezahlen sollen.

Ach wären doch die FFF-Kinder so aufgeweckt, wie das kleine Mädchen im Märchen …