Die neue Wanderlust der Annegret Kramp-Karrenbauer

PaD 37 /2021 – Hier auch als PDF verfügbar: PaD 37 2021 Die neue Wanderlust der Annegret Kramp-Karrenbauer

Wenn für die Bundeswehr „Wanderkarten“ im Militärformat bestellt werden, und das abzubildende Gelände „Russland“ darstellen soll, dann ist höchste Zeit zum Grübeln!

German Foreign Policy hat darüber berichtet und zugleich weitere Anstrengungen, das Klima zwischen Deutschland und Russland zu vergiften, aufgegriffen, unter anderem auch die Sperrung der Youtube Kanäle von RT DE.  Den Beitrag verlinke ich am Ende dieses um einen Tag verspäteten Paukenschlages für Sie.

Es ist sicherlich kein Zufall, dass dieses Beschaffungsvorhaben der Bundeswehr gerade jetzt publik wurde. Fehlt nur noch (Achtung: Sarkasmus!) dass demnächst die Bestellung von 150.000 Taiga-tauglichen Wanderstiefeln durchgestochen wird.

Mir erscheint es als ein Anzeichen maximaler Panik. Nicht bei den Militärs (Achtung: Sarkasmus!), die wissen nämlich, dass sie die weiße Flagge hissen müssen, bevor die wandernde Truppe mit ihren zum „Zangenangriff“  angetretenen Stoßkeilen auch nur die lettisch-russische und die ukrainisch-russische Grenze erreicht haben wird.

Es ist die maximale Panik der hartgesottenen Transatlantiker, die sich in allen Parteien und Medien fett eingenistet haben und sich das Redaktionsstatut der Springer Presse am liebsten noch in den eigenen Grabstein eingravieren lassen würden. Hier eine kleine, bei Wikipedia veröffentlichte Auswahl der Mitglieder der Atlantik-Brücke.

Nun haben sie erlebt, wie es ist, am Grundeis zu kleben. Nun ist ihnen das Licht aufgegangen, dass sie vom Regen (Trump wollte nur 2% des BIP) in die Traufe (Biden lässt sie fallen) geraten sind.

Mit der klammheimlichen Gründung von AUKUS, als Kriegsbündnis gegen China,

in dem neben den USA die EU-flüchtigen Briten und die Australier sich den Treueid geschworen haben und den 56 Milliarden U-Boot-Deal mit Frankreich haben platzen lassen, als wäre er ebenso lustig abzufackeln wie die Raketen des Sylvester-Feuerwerks an der Habour Bridge in Sydney,

ist die NATO obsolet. Das haben sie begriffen.

Natürlich wird die NATO nicht aufgelöst, das wäre ja noch schöner und würde nur der LINKEn in die Hände spielen. Nein. Die NATO bleibt, aber der Lack ist ab. Konnten sich Leute wie Stoltenberg bisher noch im Abglanz der Strahlkraft des Pentagons sonnen und sich wer weiß wie wichtig fühlen, ist nun deutlich geworden, dass die ganze NATO, die letztlich alle Mitgliedsstaaten (außer den USA, natürlich) militärisch kastriert und auf bestimmte, alleine nicht kriegsfähige Fähigkeiten, zum Teil auch Unfähigkeiten, reduziert hat, nun vom Platz 1 der US-Kriegsbündnisse, den sie allerdings nie wirklich innehatte (siehe z.B. Irak), auf den nominell zweiten, realistisch vierten oder fünften Platz abgerutscht ist.

Während Macron vom lauten Wüten inzwischen zum stummen Sinnen auf Rache übergegangen ist, will die Bundesregierung ihre Kriegslust nach den fortgesetzten Beschuldigungen Russlands nun gegenüber den USA mit der baldigen Herstellung der Marschbereitschaft der Bundeswehr durch die Bestellung der großen Wanderkarte Russland im Maßstab 1:25.000 unter Beweis stellen.

Das ist so etwas von lächerlich!

Als verfügten die Amis nicht nach jahrzehntelanger Aufklärung mit Spionageflugzeugen (U2 – Abschuss durch Russland, das war am 1. Mai 1960!) und Spionagesatelliten über Bildmaterial, das allem dem, was die Bundeswehr jetzt am freien Markt zusammenkaufen kann, haushoch überlegen ist. Hat man jetzt Sorge, dass der große Bruder dieses Kartenmaterial seinen Bündnistruppen – genau dann, wenn es darauf ankäme –  eventuell nicht zur Verfügung stellen würde?

Ob man sich im Verteidigungsministerium darüber klar ist, (Achtung: Sarkasmus!) dass die „Wanderkarte Russland“, beidseitig bedruckt, größer sein wird als ein Fußballplatz und – gefaltet auf DIN A4  – rund 22 Meter dick sein und gut 1 Tonne wiegen wird?

Klar. Wenn die Digitalisierung in Deutschland erst einmal die Mächtigkeit der Spruchblasen der Politiker erreicht hat, die nicht aufhören, die baldige Ankunft der Digitalisierung zu beschwören, dann könnte man die Wanderkarte vermutlich auch digitalisieren. Aber was nützt der schönste Laptop am Gürtel des Schützen Bumm, wenn der Akku leer und nirgendwo eine Steckdose zu finden ist?

Es ist alles nur noch lächerlich.

Die Bundeswehr, die im Ernstfall nicht in der Lage wäre, ihren grundgesetzlichen Auftrag der Landesverteidigung zu erfüllen, weil es ihr dazu – vor allem, aber nicht zuletzt – an einem System zur flächendeckenden Luftverteidigung fehlt, und weil  da, wo singulär solche Systeme vorhanden sind, nach wenigen Tagen, wenn nicht schon nach Stunden die Munitionsbestände verbraucht wären, signalisiert ernsthaft die todesmutige Bereitschaft, in Russland einzumarschieren, schwadroniert, wie die Polen und das Baltikum, von der Gefahr eines drohenden russischen Einmarsches und hofft darauf, die „Wanderkarten“ sollen es belegen, dass die USA und die gesamte NATO sich in einen Präventivkrieg gegen Moskau hineinziehen lassen, statt sich mit den Briten in den indopazifische Raum zu bewegen.

Sie haben den Knall gehört, aber sie kommen nicht zur Besinnung!

Sollte Frankreich zum zweiten Mal nach 1966 aus der NATO austreten, würde der dann einsetzende Krawall der übrigen EU-Staaten um die Bildung der EUropäischen Armee die EU vollends zerreißen.
Solange die EU nicht eine eigene Staatlichkeit besitzt – und davor möge uns das Schicksal bewahren – wird sie an der Frage der EU-Verteidigung scheitern. Eine Armee, deren Oberbefehl, wie die Ratspräsidentschaft, alle halbe Jahre wechseln würde, ist undenkbar. Eine Armee, über deren schwerpunktmäßige Ausrichtung ebenso wenig Einigkeit erzielt werden kann, wie zwischen den Parteien der Eigentümergemeinschaft, wenn der nachträgliche Einbau eines Lifts auf der Tagesordnung steht, weil die Eigentümer im EG und im 1. OG nicht daran denken, sich an der Finanzierung zu beteiligen, ist von vornherein eine Totgeburt.

Nach dem Schlag ins Kontor der EU, die mit der faktischen Aufkündigung der Waffenbrüderschaft gegen Frankreich und der damit verbundenen Aushöhlung der NATO, nackt und wehrlos dasteht, wäre es geboten, sich von Grund auf ehrlich zu machen.

Jeder Mitgliedsstaat muss zu seiner eigenen Gefährdungsanalyse gelangen. Die Griechen sollten sich darauf einrichten, die territorialen Gelüste der Türkei abwehren zu können. Italien und Spanien sollten sich darauf konzentrieren, die Migrationsrouten über das Mittelmeer zu kontrollieren, die Franzosen würden sich vermutlich aus historischen Erfahrungen heraus fit machen, englische und deutsche Übergriffe wirksam abzuschrecken, Deutschland könnte seine Neutralität erklären und sich analog der Schweiz auf alle Eventualitäten soweit vorbereiten, dass ein Angriff für den Angreifer zumindest schmerzhaft würde, Polen, Lettland, Estland und Litauen könnten einen eigenen Verteidigungspakt gegen die gefürchteten Russen schließen und dabei so viel Geld verpulvern, wie immer sie lustig sind, um nur die wichtigsten Beispiele herauszugreifen.

Vor allem aber sollte die Diplomatie mit aller Kraft darauf hinwirken, zwischen Russland und der EU und allen ihren Mitgliedsstaaten eine friedliche Koexistenz herzustellen und diese über wirtschaftliche Verbindungen abzusichern.

Die Verteidigungsausgaben der EU könnten locker halbiert werden, ohne dass sich an der „gefühlten Sicherheit“ etwas ändern würde.

Aber was tut man im Bendlerblock?

Mangels Säbeln scheint das Rasseln mit Wanderkarten da gerade en vogue zu sein.

Hier noch der versprochene Link zu German Foreign Policy.