Die Erschaffung der Realität

Vorsicht. Ich möchte Sie mit diesem Beitrag auf eine ins Esoterische  abgleitende Gedankenreise mitnehmen, deren Ausgang vollkommen offen bleibt.

Am Einstieg in den Kaninchenbau ist noch alles klar und deutlich, die Dinge und die Begriffe, die wir für die Dinge haben, sind voneinander abgegrenzt. Es ist der Ort, wo wir, jeder von uns, täglich an der Veränderung der Realität mitwirken, also – streng genommen – eine neue Realität schaffen.

Wer zum Frühstück ein Brötchen isst, hat dieses Brötchen – als Brötchen – aus der Realität entfernt. Die Materie ist zwar noch verhanden, aber das  Brötchen existiert nicht mehr. Wer schon vor dem Frühstück auf die Pirsch gegangen ist, hat möglicherweisen das Leben eines Kaninchens mit einem gezielten Schuss beendet. Dies ist zweifellos eine Veränderung der Realität, die durchaus Fernwirkungen über den Augenblick hinaus auslösen kann. Der Fuchs, der diesem Kaninchen auflauerte und es am Nachmittag geschlagen hätte,  fängt stattdessen Mäuse, die wiederum der Mäusebussard nicht mehr schlagen kann, weshalb eines der vier Küken in seinem Horst nicht überleben wird. Ameisen machen sich über den aus dem Nest geworfenen Leichnam her …

Die Realität besteht jedoch nicht nur aus solchen materiell greifbaren Dingen. Zur Realität gehören auch Ideen, Einstellungen, Wertungen, Überzeugungen, gesichertes Wissen, Vermutungen, und so weiter. Es gibt Heerscharen von Journalisten, Redakteuren, Autoren, Philosophen, Geistlichen, Propheten, usw. die tagtäglich daran arbeiten, diese Realität zu verändern.

Dabei zerfällt die Realität in drei unabhängige Existenzformen:

  1. Die vom „Veränderer“ wahrgenommene und in ihm  verankerte Realität
  2. Die vom „Veränderer“ zur Verbreitung formulierte Realität, die sich von 1.) unterscheidet, bisweilen sogar sehr stark
  3. Die nach der Aufnahme der vom Veränderer formulierten Realität beim Rezipienten verankerte Realität

 Anders als beim Zimmermann, der den von ihm geplanten Dachstuhl nach der Anfertigung und der Montage auf dem Dach als seine Realität gewordene Idee betrachten kann, ist das Eintreten der beabsichtigten Veränderung von Wertungen und Überzeugungen – wenn überhaupt – nur rudimentär überprüfbar.

Materielle Realitäten sind weitgehend mess-, zähl- und wiegbar, rein geistige Realitäten entziehen sich der Quantifizierung weitgehend.

Das mag daran liegen, dass unsere Sinnesorgane entwicklungsgeschichtlich sehr viel älter sind als die darauf aufbauende Fähigkeit zu abstraktem Denken. Diese Überlegung wird dadurch gestützt, dass die „Manipulatoren“ zur Verfestigung der gewünschten Realität bei ihren „Opfern“ vor allem zwei Strategien einsetzen, nämlich a) die Verknüpfung mit einer starken Emotion und b) die unaufhörliche Wiederholung. Beides führt zum „Einbrennen“ der Information und wird so zum Teil der in unserem „Hauptspeicher“ abgebildeten, individuellen Realtiät, zu unserem Weltbild. Im Weltbild des bereits bemühten Zimmermanns liegen dann sein Wissen um die Konstruktion standfester Dachstühle und der Werbespruch von Hobel-Meier: „Glatt wie ein Kinderpopo – gehobelt mit dem Profi-Hobel von Hobel-Meier“, so dicht nebeneinander, das sie wie eine einzige, untrennbare Realität erscheinen.

Graben wir uns von hier aus etwas tiefer in die Materie ein.

Das ist wörtlich gemeint – und die Materie, um die es gehen soll,  das sind die vielen kleinen grauen Zellen, die im Inneren unseres Schädels anzutreffen sind. Wie genau und im Einzelnen unser Wissen über die Welt im Gehirn gespeichert wird, wo die Gedichtzeile: „Ich sei in eurem Bunde der Dritte“, auf welche Weise codiert ist, wie die hierarchische Verbindung zum Oberbegriff „Die Bürgschaft“ hergestellt wird, das ist alles noch völlig unbekannt. Bekannt ist nur, dass an den Verbindungsstellen der Nervenzellen, den Synapsen, chemische Eigenschaften durch die Anlagerung bestimmter Moleküle verändert werden und, dass Hirnströme am Schreiben und Lesen dieser Informationen beteiligt sind.

Das ist nicht viel, wenn es ums Detail geht. Es genügt aber, um pauschal aussagen zu können: Unsere Erinnerungen und unser Denken sind nichts anderes als vom Bewusstsein interpretierte Modulationen von Energie.

Was aber ist ein Dachstuhl?

Die moderne Physik, die beim Versuch, herauszufinden, was die Welt im Innersten zusammenhält, schon ziemlich weit gekommen ist, erklärt den real existierenden  Dachstuhl in der materiellen Welt nicht anders. Es handelt sich um die von unseren Sinnesorganen und von unserem Bewusstsein interpretierte Modulation von Energie. Mit Hilfe moderner Diagnosetechniken, wie der Kernspintomografie, können die Modulationen der Energie sogar im Körperinneren ausgelesen und die empfangenen Signale in dreidimensionale Bilder umgerechnet werden. In der subatomaren Welt ist die Unterscheidung zwischen Energie und Materie nicht mehr sicher möglich. Teilchen, oder Welle? Beides, im Wechsel? Kommt darauf an, wonach man sucht.

Eine Frage kommt unweigerlich auf:

Wenn es sich beim Dachstuhl im Gehirn des Zimmermanns und bei dem von ihm errichteten, realen Dachstuhl in letzter Konsequenz in beiden Fällen um Modulationen von Energie handelt, was ist dann das Original, und was ist die Kopie? Stehen wir vor einem Henne-Ei-Problem?

Zweite Frage: Welche Gestalt des Dachstuhls ist vollständiger, bzw. welche enthält mehr, welche weniger Informationen?

Die zweite Frage berührt das Problem der Redundanzen und der Komprimierbarkeit redundanter Information. Die Eigenschaften des Holzes, die wiederum auf die Eigenschaften seiner subatomaren Struktur zurückgehen, lassen sich für die Zwecke des Zimmermanns mit wenigen Kriterien für jeden Balken und den gesamten Dachstuhl beschreiben. Handelt es sich dabei um die Erscheinungsform einer fraktalen Ordnung? Lässt sich das Ganze aus den Details rekontruieren, lassen sich die Details aus dem Ganzen ableiten?

Dann nämlich könnte die Informationsmenge, die zur Beschreibung der subatomaren Elemente des real existierenden Dachtstuhls erforderlich ist, und jene, die im Gehirn des Zimmermanns existiert, durchaus quantitativ den gleichen Umfang haben.

Warum soll dieses Universum, in dem sich bei genauem Hinsehen alles auf die Modulationen von Energie reduziert, die Modulationsregel für die Struktur von Nadelholz an jedem beteiligten Molekül wiederholen, wenn es genügt, diese Regel in jedem Baum einmal zu verankern, so dass sie auch  jedem Balken des Dachstuhls überhaupt nur einmal zugeordnet ist? Dem Zimmermann genügt es ja auch mit einigen wenigen spezifischen Kennziffern des Materials eine stabile Konstruktion zu erstellen.

Aber! Und damit muss noch eine Schicht tiefer gegraben werden:

Wo und wie hat das  angefangen?

Augenblicke nach dem Urknall, ein dichter, auseinander strebender Wirbel subatomarer Teilchen, den kein Auge sehen konnte, weil noch kein Auge entstanden war?

Alleine die Vorstellung, zum Beispiel als ein Lehrling eines Schöpfer-Gottes daraus ein Gesellenstück zu formen,  liegt doch vollständig außerhalb unseres Horizontes. Wir hätten ja keinerlei Idee von dem, was werden soll und falls doch, dann wie dies ins Werk zu setzen sei, geschweige denn, warum.

Fragen wir uns also, was wir hätten staunend beobachten können, wären wir tatsächlich dabei gewesen.

Als Erstes wäre uns vielleicht aufgefallen, dass die brodelnde, auseinanderfliegende Energie durch Polarität, also Gegensätzlichkeiten gekennzeichnet ist. Dass sie sich teils zusammenballt, teils abstößt, dass sich  Massehaufen bilden, die sich voneinander entfernen, zwischen denen nur noch das Nichts existiert.

Sollte das die ursprüngliche, allererste Modulation der Energie gewesen sein? Es klingt naheliegend. Ohne Polarität gäbe es keine Spannung, ohne Spannung keine Veränderung, ohne Veränderung keine Zeit.

Wenn dies die grundsätzliche Modulation der Energie ist, dann muss bis heute noch jedes subatomare Teil dieser Grundregel unterworfen sein. Folgt man von hier aus der Entwicklung von Fraktalen, deren Wachstum wiederum von der Spannung der Polarität angetrieben wird, dann ergeben sich große verzweigte Bäume aus Polaritäten, aus denen letztlich alle für uns erkennbare Materie besteht, aus denen wiederum ebenso unser Körper, unser Gehirn und unsere Gedanken bestehen.

Plump weitergedacht, könnte es sein, dass jeder Mensch in seinem fraktalen „Apfelmännchen“ über eine annähernd unendliche Zahl sowohl positiv als auch negativ geladener Andockstellen verfügt über die er mit anderen Menschen – im weitesten Sinne mit der Welt – entweder in der Form von Anziehung, Liebe, Harmonie oder in Form von Abstoßung, Hass und Feindschaft interagiert. Das Ergebnis sind Kooperation, einerseits, und Konkurrenz, andererseits.

Dies allerdings ist weitaus komplizierter, denn jede Handlung, jeder Gedanke, wirkt ja weiter  als nur auf seinen direkten Gegenstand hin. Sie erinnern sich an „Jäger – Kaninchen – Fuchs – Mäusebussard – Küken – Ameisen …“?

Es wäre aber verwegen, anzunehmen, dass es  sich bei dieser Kette von Ereignissen und Protagonisten um eine zwangsläufige, determinierte Abfolge handelt. Alles hätte – von Anfang an, oder ab einem beliebigen Zwischenschritt – auch ganz anders ausgehen können. Die vermeintliche Zwangsläufigkeit ergibt sich erst im Auge des Betrachters, der einen Teil dieser Abfolge beobachten kann und sich daraus eine Geschichte vermeintlicher Kausalität zurechtlegt.

Was  besagt denn die Chaostheorie in ihrem bekanntesten Beispiel, von dem Schmetterling, dessen Flügelschlag hunderte von Kilometern entfernt einen Wirbelsturm auslösen kann? Sie besagt doch nicht, dass jeder Schmetterling mit jedem Flügelschlag einen Wirbelsturm auslöst. Sie besagt nur, dass eine winzige  Veränderung eines einzigen Parameters  unter ganz besonderen Bedingungen dazu führen könnte, dass ein ganzes System in einen Ausnahmezustand gerät.

Damit, dass wir als Menschen mit jeder Handlung, ja sogar mit jedem Gedanken, den wir fassen und festhalten, die Modulation der Energie in uns und um uns herum verändern, gleichen wir dem Schmetterling, dessen unschuldiger Flügelschlag ihn von Blüte zu Blüte trägt. Wer wollte die Schmetterlinge ausrotten, weil theoretisch die Möglichkeit besteht, dass irgendwann einmal tatsächlich ein einziger Flügelschlag genügen könnte, um einen verheerenden Wirbelsturm auszulösen? Die Zahl der Variablen, die zwischen dem Flügelschlag und der Entstehung des Wirbelsturms Wirbelsturm zueinander passen müssen ist Legion und auch von den rechenstärksten Großrechnern nicht zu verarbeiten, geschweige denn, in Echtzeit.

Daher haben wir Menschen, die vermutlich des tiefsten Denkens fähigen Lebewesen auf  diesem Planeten, eine Strategie entwickelt, die am besten geeignet ist, unsere Existenz zu sichern. Es ist dies die Strategie der Anpassung, und gelegentlich heißt es sogar noch, diese Fähigkeit der Anpassung sei  gleichbedeutend mit Intelligenz. Anpassung ist die Kunst, in einer gegebenen Umgebung mit den geringsten Reibungsverlusten gut zu existieren. Anpassung ist die Folge der Erkenntnis, dass es relativ einfach ist, die eigenen Eigenschaften „passend“ zu verändern, während es ungleich schwieriger ist, zumeist sogar unmöglich, die äußeren Einflussfaktoren den eigenen Vorstellungen entsprechend zu verändern. Folglich haben wir den Regenschirm erfunden, statt den Versuch zu unternehmen, die Wolken mit langen Stangen von uns weg zu schieben.

Die Versuche, auf Anpassung zu verzichten und stattdessen die Umwelt zu verändern, haben in letzter Zeit zugenommen. Die Menschheit steht in Gefahr, sich von einigen Vordenkern überzeugen zu lassen, sie sei bereits vollkommen, jede Veränderung sei von Nachteil, weshalb jetzt das Universum an die Menschheit angepasst werden müsste. Bei Licht betrachtet ist das eine Vorstufe der Dekadenz, die zwangsläufig zum Untergang führen muss, weil der Aufwand, das Universum zu verändern ungleich größer ist als sich selbst anzupassen und schnell alle Ressourcen und Fähigkeiten auf sich ziehen und binden wird, bis der Plan in vollständiger Erschöpfung von unzureichend an die veränderte Situation Angepassten aufgegeben werden muss.

Sich im Kampf gegen „Etwas“ zu erschöpfen, ist keine Anpassung.

Tritt man in Gedanken einen Schritt zurück, wird  deutlich, dass sich die gesamte modulierte Energie des Universums in einer fortwährenden Folge von Anpassungsschritten in harmonischen Wechselwirkungen und Kreisläufen organisiert hat. Ob im ganz Großen das Schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße die Energie  unserer Galaxie zusammenhält, und damit auch unsere Sonne, die wiederum ihre Planeten auf ihren Bahnen zusammenhält, bis hin zu unserer Erde, die ihren Mond mit sich führt, der viele Zyklen des Lebens beeinflusst und die Gezeiten hervorbringt, die wiederum das Wunder des Wattenmeers hervorgebracht haben, oder  im kleinen, im Biotop aus Luft, Wasser, Boden, Pflanzengemeinschaften und Tiergemeinschaften, es ist die Anpassung. Die Anpassung an den Standort, an die Jahreszeiten, an die Nahrungsketten, die letztlich dafür sorgen, dass die dünne Humusschicht des Lebens in immer neuen Erscheinungen ins Licht tritt, während die Dahinscheidenden den Humus für die Nachkommen weit  entfernter  Generationen bilden.

Eine Kaltzeit ist schlecht für das pflanzliche Leben. Kalte Luft ist trockene Luft. Es mangelt an Niederschlägen. Wo nichts wächst, wird kein CO2 in der Biomasse gebunden. Es ist die Harmonie von Wechselwirkungen und Kreisläufen, die dazu führt, dass es die Ozeane sind, deren kaltes Wasser das CO2 speichert. Wird es wärmer, weil wieder mehr Sonnenlicht in die Atmosphäre und auf die Erdoberfläche gelangt, wird mehr Wasser verdunstet, das von der wärmeren Luft aufgenommen und transportiert werden kann, so dass die Niederschläge neben dem Sonnenlicht die zweite Säule für gedeihliches Wachstum darstellen – und siehe da, die sich ebenfalls erwärmenden Ozeane geben das gepeicherte CO2 wieder frei und die Erde ergrünt.

Pflanzen wiederum kühlen die Atmosphäre, beschatten den Boden und schaffen Verdunstungskälte. Nimmt man den Pflanzen das CO2 weg, reduziert sich diese Funktion. 

Damit gelangen wir an den Unterschied, zwischen dem Dachstuhl im Kopf des Zimmermanns und dem Klima in den Köpfen der Klimatheoretiker. Der Dachstuhl im Kopf entspricht dem in der Realität errichteten Dachstuhl. Es ist sinnvoll zusammengefügte, gleichartig modulierte Energie.

Das Klima in den Köpfen ist vom Klima der Realität weit entfernt. Die Pläne für das optimale Klima basieren auf einem äußerst unvollständigen und keinesfalls verifizierten Satz von Beobachtungen, Annahmen und Schlussfolgerungen, welche die im realen Klima existierenden Modulationen der Energie, wenn überhaupt, so allenfalls stark verschwommen abbilden. Der Versuch mit diesen unzulänglichen Informationen ein Abbild des optimalen Klimas in der Realität zu erzeugen, ist zum Scheitern verurteilt.

Der Versuch, die Idee in die Gehirne der Menschen einzubrennen, ist jedoch weitgehend gelungen. Die Menschen glauben an den Erfolg des Kampfes gegen den Klimawandel wie der Zimmermann an den Werbespruch des Hobelherstellers.

Der Zimmermann hat die Werbung allerdings in der Realität überprüfen können.

Wer kann von sich schon sagen, er habe die Werbeaussagen der Klimakämpfer in der Realität überprüfen können?

Es war nicht mein Ziel, Sie ausgerechnet am Klima-Ausgang wieder aus dem Kaninchenbau herauszuführen. Aber nun ist es eben so passiert, und wer weiß, wofür es gut war.