Frau Geywitz, eine Ministerin, die sich vom Bund aus um das Bauen kümmern soll, es aber nicht schafft, den Bau der im Koalitionsvertrag verabredeten 400.000 Wohnungen pro Jahr auf die Beine zu stellen, versucht sich und die Koalition in der Wohungsfrage nun dadurch zu entschuldigen, dass ja in Deutschland 2 Millionen Wohnungen leer stünden. Um deren Nutzung will sie sich nun kümmern und die Wohnungssuchenden dazu bewegen, ihren Lebensmittelpunkt in kleinere Orte oder aufs Land zu verlegen.
Die Zahl der 2 Millionen leerstehenden Wohnungen ähnelt der Zahl der vom Statistischen Bundesamt ermittelten leerstehenden Wohnungen zum Stichtag 15.05.2022.
Frau Geywitz hat es vorgezogen, die 1,9 Millionen der von den Statistikern gezählten leerstehenden Wohnungen auf glatte 2 Millionen aufzurunden, vermutlich weil diese Zahl griffiger ist und sich auch leichter aussprechen lässt.
Gegenüber Frau Geywitz und ihren Ministerialbeamten klar im Vorteil ist, wer lesen kann und sich auf dem Laufenden hält.
Schon vor einem guten halben Jahr, haben die Statistiker nämlich herausgefunden, dass zum Ende des Jahres 2022 (also 7 Monate nach dem Zensus-Stichtag), rund 554.000 Wohnungen leerstanden. Ob die 1,35 Millionen – am 15.5. 22 darüberhinaus noch leerstehenden – Wohnungen in dieser Zeit bezogen werden konnten, oder ob es sich schlicht um unbewohnbaren Leerstand handelt, ist mir nicht bekannt, tendenziell neige ich aber dazu, Unbewohnbarkeit anzunehmen.
Von den 554.000 Ende 2022 leerstehenden Wohnungen heißt es, es handle sich um den „marktaktiven Leerstand“, in dem unmittelbar vermietbare Geschosswohnungen und solche Wohnungen enthalten sind, die aufgrund von Mängeln nicht zur Vermietung anstehen, aber ggfs. innerhalb von 6 Monaten aktivierbar wären.
Das passt übrigens wieder zu den detaillierteren Zahlen aus dem Zensus, wo es heißt, 20% der 1,9 Millionen stünden seit bis zu drei Monaten leer (380.000), 12% seit bis zu 6 Monaten (230.000) – gut zwei Drittel folglich deutlich länger.
Der tatsächlicher Leerstand, der durch Umzüge in Richtung verfügbarer Wohnungen vermietet werden und den Wohnungsmangel lindern könnte, dürfte also irgendwo zwischen 360.000 und 400.000 Wohnungen liegen – doch auch das ist fraglich, dazu gleich mehr.
Für die übrigen 1,5 Millionen aus der Zählung dürfte vollumfänglich gelten:
Diese Wohnungen sind ohne mehr oder minder aufwändige Sanierung/Renovierung nicht vermietbar, und wären nach der aufwändigen Sanierung/Renovierung nicht wirtschaftlich vermietbar, weil sich die Kosten der Sanierung bei den erzielbaren Mieten noch nicht einmal amortisieren würden.
Und wie sieht es nun mit diesen 400.000 seit einem Tag bis höchstens drei Monaten leerstehenden Wohnungen aus?
Dass ungefähr ein Prozent des Wohnungsbestandes stets leersteht, ist eine ganz normale Erscheinung des Wohnungsmarktes. Dass der Vormieter am 31.07. aus- und der Nachmieter am 01.08. einzieht, ist eben nicht die Regel. Selbst wenn der Vermieter bei Eingang der Kündigung des Vormieters unmittelbar inseriert: Bis die Wohnung besichtigt und ein Mieter ausgewählt ist, vergehen ein paar Tage, und dann muss der Nachmieter die eigene Wohnung kündigen, mit einer Frist von 3 Monaten – und schon ist ein Monat Leerstand in vielen Fällen absolut unvermeidlich.
Die statistische Wahrheit verwandelt sich so in der Realität in einen Popanz, der lediglich fluktuationsbedingt unvermeidliche Leerstände anzeigt, die eben nicht zur Behebung der Wohnungsnot genutzt werden können.
Das Versagen des Bundesbauministeriums wird durch die jetzt angekündigten „Umsiedlungsprogramme“ nicht geheilt werden, sondern nur weitere Kosten und bürokratische Klimmzüge nach sich ziehen, ohne dass sich an der Situation auf dem Wohnungsmarkt etwas ändert.
Es ist lediglich Propaganda, die bei den Wählern den Eindruck erwecken soll, die Schuld läge nicht bei der Politik, sondern bei jenen Leuten, die da stur in den Ballungsräumen Wohnungen blockieren, obwohl es für sie keinen Grund gibt, dort zu leben, sich aber vollkommen unsolidarisch weigern, ihre Wohnungen für die wirklich Bedürftigen freizugeben, und statt aufs Land zu ziehen, in den Städten hocken bleiben.
Achtung: Gedankensprung!
Wie sieht es denn beim anderen, verheerenden Mangel aus, beim Fachkräftemangel?
Auch hier geht es um 2 Millionen. Das jedenfalls schätzt die Deutsche Industrie- und Handelskammer, wie von Ver.di am 24. Juni 2024 verbreitet.
Wenn man sich aber aussagekräftige Zahlen im Detail erwartet, bleibt selbst Ver.di sonderbar zurückhaltend. „Zehntausende Fachkräfte“ fehlen in der Pflege, 20.000 in den Kitas. Aus. Mehr hat Ver.di nicht.
Dazu wird darauf hingewiesen, dass im ÖPNV in einer nicht näher beschriebenen Zukunft 100.000 Stellen neu besetzt werden müssen, die fehlen also aktuell noch nicht, sondern vielleicht irgendwann später.
Der Rest des Ver.di Artikels widmet sich den Regierungsprogrammen. Insbesondere die Anwerbung von Fachkräften im Ausland mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz und dem Chancen-Aufenthaltsrecht werden ausführlich besprochen.
Wie beim Wohnungsleerstand gibt es allerdings auch zum Fachkräftemangel eine andere Statistik. Die stammt vom Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung – kurz KOFA – das zum Institut der deutschen -Wirtschaft (IW) gehört und im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) tätig wird.
Da wird per Ende 2023 eine Zahl von 1,3 Millionen offenen Stellen ausgewiesen – also keinesfalls 2 Millionen, aber der Hammer kommt erst noch. Nur 570.000 dieser offenen Stellen könnten – so das KOFA – wegen des Fachkräftemangels nicht besetzt werden.
Sehen Sie die zufällige Übereinstimmung?
Wohnungsleerstand 2 Millionen zu 554.000,
Fachkräftemangel 2 Millionen zu 570.000?
Oder ist das ein Indiz für methodisches Vorgehen im Umgang mit statistischen Daten?
Deutschland befindet sich seit dem letzten Quartal 2023 – nach einer längeren Durststrecke mit minimalem Wachstum – in der Rezession. Meine Statistik „Jobwunder Deutschland“ weist vom 1.1.23 bis heute den Verlust von 600.843 Jobs aus, überwiegend Jobs von gesuchten, qualifizierten Fachkräften, 1040 an jedem Tag, an dem die Sonne abends untergeht.
Die Bundesanstalt für Arbeit erklärt: Unter den Menschen, die im Juni 2024 Bürgergeld bezogen haben, waren etwa vier Millionen Erwerbsfähige.
Die Automobilindustrie mit allen Zulieferern schrumpft, die Chemieindustrie schrumpft, Eisen und Stahl, Aluminium, Zement, Papier und Bäckereien schrumpfen. Krankenhäuser, Senioren und Pflegeheime werden geschlossen. Der Bau liegt am Boden, der Heizungsbau und die Möbelbranche fallen mit dem Bau zusammen in die Krise. Der Einzelhandel schrumpft, die Gastronomie schrumpft – aber der Staat wächst.
Da muss doch eine Frage gestellt werden:
Warum können die 570.00 Fachkräfte nicht aus dem Potential der frisch Freigestellten, bzw. aus dem Pool der Bürgergeldempfänger rekrutiert werden?
Dazu gibt es mehrere Antworten zur Auswahl.
- Es gibt diese 570.000 offenen Stellen gar nicht, bzw. nur jenen kleinen Teil davon, der auf Lehrkräfte, Pflegekräfte und Erziehungspersonal und vielleicht auf ein paar IT-Spezialisten entfällt.
- Es gibt die offenen Stellen, aber die Anforderungen dieser Stellen werden durch die Qualifikation der arbeitslosen Erwerbsfähigen nicht abgedeckt und betriebliche Qualifikations-Maßnahmen erscheinen aussichtslos.
- Es wäre durchaus möglich, die Fachkräfte aus dem vorhandenen Potential zu gewinnen, nur sind deren Ansprüche an das Gehalt schlicht nicht zu erfüllen.
Suchen Sie sich eine Antwort aus. Sie werden bei keiner vollkommen falsch liegen.
Achtung: Gedankensprung!
Die große, alles beeinflussende Ursache der Miseren ist der Geldmangel.
Schon als die Grünen ihr Wahlprogramm für die Bundestagswahl 2021 vorlegten, habe ich ausgerechnet, dass die Energiewende, wie sie dort versprochen wurde, im Laufe von 10 Jahren über 5 Billionen Euro verschlingen würde (im Buch: „Wollt ihr das totale Grün?„, April 2021).
Da waren die kostspieligen Vorhaben der SPD, angefangen mit der politisch festgesetzten Mindestlohnerhöhung, aber überhaupt noch nicht berücksichtigt und der weitere Zustrom von Migranten, die den Staat inzwischen jährlich 50 Milliarden Euro kosten, auch nicht.
Dass die Ampel dann in transatlantischer Treue auf den Bezug von russischem Erdgas verzichten und zugleich die letzten Atomkraftwerke abschalten würde, war Anfang 2021 noch nicht abzusehen.
Die daraufhin eintretende Inflation hat die Einkommen und Vermögen entwertet, während das Steuergeld mit vollen Händen aus allen Klimafenstern geworfen wurde, nur um eine funktionierende Infrastruktur zu zerstören und eine weniger funktionierende, teurere zu installieren, also nicht nur ohne jeglichen volkswirtschaftlichen Nutzen, sondern unter Inkaufnahme massiver volkswirtschaftlicher Schäden. Hunderte Milliarden für die Ukraine und die Aufrüstung der Bundeswehr im Hau-Ruck-Verfahren noch obendrauf, und Deutschland stand in der Rezession.
Kein Wunder, dass die Industrie das Weite sucht, und die Unternehmen, die nicht fliehen können, ihre Belegschaften abbauen oder den Laden gleich dicht machen, ob nun mit oder ohne Insolvenzverfahren ist dabei vollkommen egal.
Der Staat macht Schulden, als gäbe es kein Morgen, obwohl der Haushalt von den Zinslasten der Altschulden bereits mit rund 50 Milliarden Euro jährlich belastet ist. Wohnungsbau lohnt sich nicht, weil es die Mieter nicht gibt, die sich die bei den aktuellen Baukosten notwendigen Mieten noch leisten könnten. Fachkräfte fehlten, weil diejenigen, die gebraucht werden, entweder in Scharen im Ausland eine Anstellung finden, bzw. bereits gefunden haben, oder sich bestmöglich im Bürgergeldbezug einrichten.
Diese Regierung hat keinen Plan für Deutschland, und das, was in die Wege geleitet wird, macht alles nur noch schlimmer.
Da muss man dann die Kritiker mundtot machen, um nicht vollends das Gesicht zu verlieren.
Scholz, Habeck und Lindner haben es vergeigt.