De-Industrialisierung? Es geht weit darüber hinaus!

Die Bahn hat angekündigt, jeden 7. ihrer in Deutschland Beschäftigten, auf die Straße zu setzen. Das sind 30.000 Jobs, oder Personalkosten in der Größenordnung von etwa 2 Milliarden Euro. Die fehlen im Konsum, in der Staatskasse und in den Kassen der Sozialversicherungen.

Da konnten die großen Medien nicht umhin, fette Schlagzeilen zu produzieren.

Die Bahn gehört nun aber nicht zur Industrie. Als Verkehrsbetrieb  ist sie Dienstleister. De-Industrialisierung ist etwas anderes und nur ein Teil dessen, was als Abwärtstrend der deutschen Wirtschaft zu beoachten ist.

In Bayern bahnt sich im Handelsbereich ein ähnliches Großproblem an. Die BayWa, Partner der Landwirtschaft, mit 24.000 Beschäftigten im Landhandel, der von Saatgut, Dünger und Unkrautvernichtungsmitteln über Landmaschinen und Werkzeug auch Baustoffe und den Ankauf und die Verwertung der Ernteerträge der Bauern umfasst, treibt ungebremst auf die Insolvenz zu. Es ist m.E. nur noch eine Frage weniger Wochen, bis es da kracht. Dass dabei die Genossenschaftsbanken, die zu den großen Gläubigern der BayWa gehören, auch Federn lassen müssen, ist ziemlich sicher. Darüber hinaus dürfte auch der bayerische Filz aus Bürgermeister (CSU), Bankdirektor (Raiffeisen), BayWa-Chef, Großbauer und Sägewerksbesitzer in Mitleidenschaft gezogen werden, weil die „Spezln“ zwangsläufig aneinander ins Zweifeln geraten werden.

Die BayWa gehört auch nicht zur Industrie. Die BayWa ist Handel.

Zweifllos wird auch nach einer möglichen BayWa-Pleite die Arbeit gemacht werden müssen. Aber eben effizienter. Ich schätze, dass eine BayWa Insolvenz rund 6.000 Arbeitsplätze in Bayern kosten wird.

Die Zahnradfabrik Friedrichshafen ist auch alle paar Tage in den Schlagzeilen und legt ihre Pläne scheibchenweise auf den Tisch. Am 13.07. lag die Messlatte noch bei 12.000 zu streichenden Stellen in Deutschland, jüngst sind es schon wieder 2.000 mehr geworden. Ja. ZF, das ist De-Industrialisierung.

Davon hat wohl fast jeder in Deutschland etwas mitbekommen.

Aber was ist mit

  • der Direktbank DKB, die 600 bis 700 Jobs abbauen will,
  • der Nürnberger Versicherung, die sich von 600 Mitarbeitern trennt,
  • den Opti-Möbelhäusern, die mit – geschätzt – 900 Beschäftigten in die Insolvenz gegangen sind,
  • der Luxusyachten-Werft Deutsche Werkstätten, die sich von 100 Schiffsbauern trennen muss,
  • der Klinik St. Josef in Schweinfurt, deren Schließung 800 Arbeitsplätze vernichtet,
  • mit der Softwareschmiede SAP, die weltweit nun 10.000, statt 8000 Jobs abbauen will,
  • mit den Hamburger Hafenbetrieben, wo am Burchardkai per Automatisierung 200 Beschäftigte überflüssig werden,
  • dem Papiergroßhandel Inapa, der mit 1.500 Mitarbeitern in die Insolvenz gegangen ist,
  • dem Maschinenbauer Kolbus, der mit 500 Mitarbeitern Insolvenz beantragt hat,
  • dem Fensterbauer Nickel in Weißwasser der  mit 62 Mitarbeitern Insolvenz beantragt hat,

?

Wer hat davon wenigstens ein bisschen etwas mitbekommen? Das sind alles Nachrichten aus der Zeit vom 22. bis zum 26. Juli, fünf Tage, mehr nicht.

Es wird überdeutlich, dass es eine Schnapsidee war, Wirtschaftsministerium und Klimaschutzministerium zu einem  Superministerium zusammenzulegen und dabei die Lösung aller Interessenkonflikte einem grünen Minister ohne hinreichende wirtschaftspolitische Expertise anzuvertrauen, der anscheinend überhaupt nicht erkennen kann, was er mit seiner Politik in Deutschland anrichtet. In „Kipppunkt Energiewende“  habe ich das auf 652 Seiten dokumentiert.

In jedem Unternehmen würden bei solchen Entwicklungen die Alarmglocken schrillen, aber die Bundesregierung begibt sich seelenruhig in die Sommerferien – und die Strategie des Oppositionsführers Merz, der es besser wissen sollte, zielt, nach allem was man mitbekommt, auf die Bildung einer schwarzgrünen Koalition in Berlin ab.

Es geht halt nur um die Macht …

Es ginge auch anders.