Cis-Frauen-Box-Liga – postolympische Reflektionen

– Glosse –

Die Zukunft des allgeschlechtlichen Wettkampfsports ist vielfältig.

Allerdings wird auch nach Paris wieder die gleiche Wirklichkeit ausschlaggebend sein, die schon ausschlaggebend war als es nur biologische Geschlechter gab, und davon nicht mehr als zwei.

Dass in Sportarten, bei denen es  auf Kraft und Ausdauer ankommt, Frauen und Männer jeweils unter sich geblieben sind, hing ja nicht mit Schamgefühlen unter der Dusche zusammen, sondern damit, dass Frauen und Männer damals noch nicht absolut gleich waren. Männer waren einfach die Stärkeren.

Klar, es gab auch immer schon die starke Frau, die es schaffte, ihren Bräutigam über die Schwelle zum Schlafgemach zu tragen – an beweiskräftigen Karikaturen dafür herrscht kein Mangel – und es gab immer schon den schwachen Mann, der gleich zu Beginn der Wirtshausschlägerei  vorsorglich das Weite suchte, doch zur erwähnten „starken Frau“ gab es eben immer auch den noch stärkeren Mann, und zum erwähnten „schwachen Mann“ die noch schwächere Frau.

Inzwischen hat sich vieles verändert. Vor allem die westlich-woken Gesellschaften verstanden es, einerseits genauer hinzuschauen und präziser zu differenzieren, und andererseits vor, hinter und über allen erkannten Unterschieden das Narrativ der großen Gleichheit zu errichten, was schlichteren Gemütern, wie auch dem Verfasser dieser Zeilen, lange Zeit als hirnrissiger Widerspruch erschienen ist, bis sich allmählich – und auch bei mir – die Erkenntnis durchsetzte, dass es hier zwei Betrachtungsebenen gibt, die zu absolut unabhängigen Urteilen gelangen. Da erschließen sich dann auch uralte Weisheiten, wie zum Beispiel: „Nachts ist es kälter als draußen“, oder, „Je mehr Käse, desto weniger Käse„.

Wer da erst einmal zur Erleuchtung gelangt ist, weiß, dass es gerade die Unterschiede sind, auf denen die Gleichheit beruht, und dass es die Gleichheit ist, die es erst möglich macht, Unterschiede überhaupt erkennen und benennen zu dürfen.

Von daher ist es auch  verständlich, dass die westlich-woken Gesellschaften – wie keine anderen Bevölkerungen auf dieser Welt – in vollendeter Gleichheit zu einem friedvollen Zusammenleben von Armen und Reichen, Bildungsfernen und Bildungsnahen, Adipösen und  Anorexikern, Grünen und Roten, Militaristen und Pazifisten, Schwurblern und Faktencheckern, usw.,  gefunden haben. Was war da früher ein Hauen und Stechen, als der Balsam der Gleichheit noch als Quacksalbersalbe verpönt und allenfalls in christlich-sektiererischen Gemeinschaften in Gebrauch befindlich war.

Problematisch ist halt, dass sich dieser Gleichheitsgedanke im Wettkampfsport bislang nur unzureichend durchsetzen konnte.

Da geht es immer noch um Siege, Meisterschaften und Medaillen, um Werbe- und Sponsorenverträge, die von Siegen, Meisterschaften und Medaillen abhängen. Da gibt es halt immer nur eine Goldmedaille, jedenfalls bei den Einzelwettkämpfen, und diese Goldmedaille gibt es nicht für die Gleichheit, sondern für den Unterschied, der penibel in Zentimetern und Zentisekunden gemessen wird.

Es muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass schon in der Vergangenheit versucht wurde, diesen Mangel an Medaillenchancen dadurch zu kompensieren, dass das Feld der Wettbewerber aufgespreizt und in spezielle Kohorten unterteilt wurde, innerhalb derer es dann jeweils eine spezielle Goldmedaille zu vergeben gab. Beim Boxen erfolgte die Aufspreizung in spezielle Gewichtsklassen: Vom Superschwergewicht bis zum Fliegengewicht können somit 17 Sieger ermittelt und mit Goldmedaillen behängt werden. Betrachtet man dies in herkömmlicher Weise getrennt nach Frauen und Männern sind es schon 34 Medaillen in einer einzigen Sportart!

Hat man sich an diesen Gedanken erst einmal gewöhnt, fällt einem die allgemeine Gleichheit der unterschiedlichen Medaillen erst richtig ins Auge. Jene, die sich ihrer Beine und Füße bedienen, um vom Start ans Ziel zu gelangen, schießen dabei den Vogel ab. Hundert Meter, Zweihundert Meter, Vierhundert Meter, Tausend Meter, Zweitausend Meter, Fünftausend Meter, Zehntausend Meter, Halbmarathon, Marathon, und dies wiederum für richtige Läufer, für Geher, für Einzelstarter und für Staffelläufer, gerne auch noch über Hindernisse … Da rennt, wer rennen kann, sofern er nicht gehen muss, und in jeder so genannten Disziplin winken Goldmedaillen für Männer und Frauen. Schwimmen? Kaum anders: Die Distanzen, die Stile, Becken und Freiwasser, Turmspringer, Synchronschwimmer …

Natürlich gibt es immer noch mehr Boxer, viel mehr Läufer, viel mehr Schwimmer, mehr Ruderer, usw., als Medaillen, aber dieser erste erfolgreich implementierte Schritt zu mehr Gleichheit im Unterschied, sollte auch für die nun anstehende Transformation des gendertransitorischen Wettkampfsportes in die Ära des gelebten „Sic transit gloria mundi“ richtungsweisend sein. Oder, wie es Claudia Roth vielleicht ausdrücken würde: „Gaaaaanz, gaaanz traaaans!“

Da können sich die Funktionäre  der internationalen Sportverbände noch so sehr querstellen, gegen die normative Kraft des Faktischen ist auch in unseren wirren Zeiten kein Kraut gewachsen.

Schon bei den Olympischen Spielen 2028 im hyperwoken Los Angeles sollen die meisten Wettbewerbe in viergeschlechtlicher Klassifizierung ausgetragen werden, als  da sind:

      • Männer, allgemein
      • Cis-Männer
      • Frauen, allgemein
      • Cis-Frauen

Das verdoppele die Gleichheit, heißt es, weil es  die doppelte Anzahl an Medaillen geben wird, doch auch das ist nur ein erster Schritt – und ein problematischer dazu. Die Regeln sehen nämlich vor:

In den Klassen „Männer, allgemein“ und „Frauen allgemein“
kann antreten, wer auch immer sich dafür anmeldet. Es finden keinerlei Prüfungen auf die Rechtmäßigkeit der Teilnahme in diesen Klassen statt, es zählt einzig, wie sich die Teilnehmenden bei der Anmeldung zum Wettkampf selbst gelesen haben. So viel Gleichheit war  noch nie. Aus rein organisatorischen Gründen ist nach erfolgter Anmeldung zum Wettkampf eine Änderung der  Klasse nicht mehr möglich. Allerdings arbeiten mehrere High-Tech-Schmieden fieberhaft daran, auch diesen Nachteil bis 2032  mit den Mitteln der Künstlichen Intelligenz noch zu überwinden.

In den Klassen „Cis-Männer“ und „Cis-Frauen“
sind zur Teilnahmeberechtigung

  • der jeweils korrekte Chromosomensatz nachzuweisen,
  • sowie die voll ausgebildeten primären Geschlechtsmerkmale von einem interdisziplinären Expert*innengremium übereinstimmend als vorhanden zu bestätigen,
  • sowie eine eidesstattliche Versicherung von Entbindungsarzt oder Hebamme vorzulegen, dass das angegebenes Cis-Geschlecht bereits bei der Geburt eindeutig so erkannt wurde.

Diese hohen Hürden werden leider dazu führen, dass das Feld der Teilnehmer in den Cis-Klassen deutlich kleiner ausfallen wird als die Teilnehmerzahlen in den allgemeinen Klassen, was dem Gleichheitsgedanken massiv widerspricht, weil die Medaille umso leichter errungen werden kann, je weniger Wettbewerber antreten.

Modellierungen, ähnlich den Vorhersagemodellen für Wetter, Klima und Inzidenzen, prognostizieren für die Sommerspiele 2028 folgende Verteilung der Teilnehmenden auf die vier  Klassen:

      • Frauen, allgemein: 82 bis 85 Prozent
      • Cis-Männer: 8 bis 9 Prozent
      • Cis-Frauen: 7 bis8 Prozent
      • Männer, allgemein: < 1 Prozent

Aufgrund dieser Prognose haben die Sportverbände der nicht-woken Gesellschaften, darunter neben Ungarn auch viele nordafrikanische, südamerikanische und asiatische, Zeichen der Verwunderung erkennen lassen, sich aber noch nicht endgültig zu einer Absage durchringen können. Schließlich locken Medaillen, Werbe- und Sponsorenverträge. Das IOC ist sicher, dass sich am Ende doch wieder alle unter den fünf Ringen und dem olympischen Feuer, bzw. einer CO2-neutralen Feuer-Imitation, wie in Paris, versammeln werden. Diese noch in alten Riten und Traditionen verwurzelten Gesellschaften werden die Vorteile der Neuregelung schon noch erkennen.

Das wahre Problem sind die West-Woken, die das, was eigens für sie geschaffen werden soll, radikal bis zum maximalen Shitstorm ablehnen.

Es könne nicht angehen, dass im Zweifelsfall ein einziges, einzelnes Wesen, das sich aus Jux und Tollerei für „Männer, allgemein“ anmeldet, durch die konkurrenzlose Teilnahme an allen Wettbewerben ein Viertel aller Goldmedaillen einer Olympiade sichern könne, während die Chance, in der Klasse „Frauen, allgemein“ eine Goldmedaille zu erringen, für die Mehrzahl der Teilnehmer doch gegen null tendiert. „Entweder, es kommt eine Quote“, fordern sie, „oder jeder Teilnehmer in der Klasse „Frauen, allgemein“ erhält, aus Gleichheitsgründen, in jedem Fall und leistungsunabhängig ebenfalls ein paar Dutzend Goldmedaillen.“

Die deutsche Sportministerin hat, so berichten im Allgemeinen gut informierte Kreise, dem scheidenden IOC-Präsidenten, Thomas Bach, eine bislang ungelöschte SMS gesandt. Es heißt, sie habe dem IOC darin angeboten, gegen eine jährliche Lizenzgebühr in Höhe der jeweiligen Haushaltslücke im Bundeshaushalt, die unter Gebrauchsmusterschutz und Urheberrecht stehende Regelung der Bundesgrundschuljugendspiele künftig auch bei den Olympischen Spielen anwenden zu dürfen.

Die Eulen zu Athen
sollen sich in schwülen Nächten
zwischen zwei Mäusemahlzeiten zuraunen:


Höööört, hööört!
Dabeisein ist wieder alles!
Bald werden wieder auch nur Amateure antreten dürfen.

Höööört, hööört!

Wer sollte wohl – angesichts dieser hochdramatischen Entwicklung – noch Tränen wegen der Deindustrialisierung Deutschlands vergießen wollen?