Fleischverzehr statt Ehebruch

PaD 20 /2022 – Hier auch als PDF verfügbar: Pad 20 2022 Fleischverzehr statt Ehebruch

 

Seit Menschengedenken haben die Herrschenden überall auf der Welt die Religionen missbraucht, um ihre Untertanen zu disziplinieren.

Ob sie nun als Gottkönige, als Propheten, als Gottes Stellvertreter auf Erden oder einfach als Herrscher von Gottes Gnaden auftraten: Religiöse Vorschriften ermöglichten es, „Sünder“ zu identifizieren und ihnen die Wahl zu lassen, sich entweder reuig und bußfertig wieder in die Herde zu integrieren oder ausgeschlossen, verfolgt, ausgeplündert und ermordet zu werden.

Gerade die monotheistischen Religionen haben „Rechtsordnungen“ hervorgebracht, in denen so ziemlich alle menschlichen Grundbedürfnisse, also alles was dem Selbst- und dem Arterhalt dient, scharf reglementiert wurden und, mit der Höllenqual als finaler Drohung, sowie allerlei peinvollen irdischen Strafen, jener Kadavergehorsam erzielt werden konnte, der den Herrschenden, weit über das rein Religiöse hinaus, die Macht gab, die Massen nach ihrem Willen zu lenken.

Friedrich Nietzsche hat vor rund 150 Jahren postuliert:

„Gott ist tot! Gott bleibt tot! Und wir haben ihn getötet! Wie trösten wir uns, die Mörder aller Mörder? Das Heiligste und Mächtigste, was die Welt bisher besaß, es ist unter unseren Messern verblutet.“

Was er mit diesen unvergesslichen Sätzen schildert, ist nichts anderes als jener Aspekt der Aufklärung, der das „Menschliche“ und „Verlogene“, das „Zweckdienliche“ der Religion aufdeckte, und die Religion, statt sie vom Übel zu reinigen und neu erstrahlen zu lassen, mitsamt dem Übel vollständig in die Tonne getreten hat.

Nietzsche war seiner Zeit ein ganzes Stück voraus. Es dauerte viele Jahrzehnte, bis der Rationalismus sich in den breiten Volksmassen verankern konnte, und es dauerte viele Jahrzehnte, bis die Herrschenden, weil sie erkannten, mit den alten Sünden niemanden mehr erschrecken zu können, eben auch erkannten, dass sie dem Volk nachgeben und daher alles straffrei stellen mussten, was bisher direkt in die ewige Verdammnis führte.  Ein – wenn auch nur minimal – aufgeklärtes Volk gehorcht nur noch dem, der ihm seine Lust und sein Vergnügen ausleben lässt, während es sich gegen jene wendet, die immer noch die alten Regeln von Religion und Moral hochhalten und durchsetzen wollen.

Das erinnert an die Geschichte vom Tanz um das goldene Kalb, die im 2. Buch Mose geschildert ist.

Als aber das Volk sah, dass Mose ausblieb und nicht wieder von dem Berge herabkam, sammelte es sich gegen Aaron und sprach zu ihm: Auf, mache uns Götter, die vor uns hergehen! Denn wir wissen nicht, was diesem Mann Mose widerfahren ist, der uns aus Ägyptenland geführt hat.

Die „Macht“ in Gestalt des Mose, war verschwunden. Mit der Angst vor Strafe war auch der Gehorsam gewichen. Jetzt! Jetzt sollte die Befreiung stattfinden. Aaron erkannte, dass er sich nicht dagegen stemmen konnte, aber auch, dass er mit einer neuen „Ordnung“ dem Volk zu Willen und zugleich sein Herrscher bleiben konnte. Es geschah, was geschehen musste:

Aaron sprach zu ihnen: Reißt ab die goldenen Ohrringe an den Ohren eurer Frauen, eurer Söhne und eurer Töchter und bringt sie zu mir. Da riss alles Volk sich die goldenen Ohrringe von den Ohren und brachte sie zu Aaron. Und er nahm sie von ihren Händen und formte das Gold und machte ein gegossenes Kalb. Und sie sprachen: Das sind deine Götter, Israel, die dich aus Ägyptenland geführt haben! Als das Aaron sah, baute er einen Altar vor ihm und ließ ausrufen und sprach: Morgen ist des HERRN Fest. Und sie standen früh am Morgen auf und opferten Brandopfer und brachten dazu Dankopfer dar. Danach setzte sich das Volk, um zu essen und zu trinken, und sie standen auf, um ihre Lust zu treiben.

Wenn ich aus eigener Betrachtung auch nur die Veränderungen beurteilen kann, die sich in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg vollzogen haben, dann sehe ich doch zumindest die Parallele zwischen jenem – schon weltlichen – Führer, der aber immer noch die Macht der Kirchen schätzte und einzusetzen wusste, und plötzlich nicht mehr da war, und dem Wunsch des Volkes, jetzt!, jetzt ein neues Leben zu beginnen.

Nicht Gold und Geschmeide wurden eingeschmolzen, um ein goldenes Kalb zu schaffen, sondern die Arbeitskraft trug alles zusammen und schuf ein Wirtschaftswunder. Mit den Studentenunruhen der 68er wurden die Reste der alten Herrschaft ausgerottet. Das traf sowohl die Überreste dessen, was sich der Nationalsozialismus an Werten (Heimat, Familie, Ehre) zu eigen gemacht hatte, als auch alles, was an christlichen Tugenden und Ritualen tief in die Volksseele eingegraben war.

Das alte Herrschaftssystem, das von Kirchen, Kapital und inzwischen auch vom Konsum aufrecht erhalten und von den Unionsparteien administriert wurde, geriet ins Wanken und musste, wie Aaron seinerzeit, dem Zeitgeist und dem Volkeswillen nachgeben, um nicht von den in der Wolle rot gefärbten Sozialdemokraten entmachtet zu werden.

Zu spät wurde erkannt, dass dieses Nachgeben die „Auflösung“ der alten Ordnung zwar etwas bremsen, zugleich aber auch – weil mit dem Segen der Obrigkeit versehen – auf eine Weise festigen würde, die es nur umso schwerer machen sollte, die alten Machtverhältnisse im Rahmen einer neuen Ordnung wieder herzustellen.

Während die christlichen Feste zusammen mit den christlichen Ritualen nach Ablehnung, ja vollständigem Vergessen der Lehre, zu sinnleeren Events verkamen, befreite sich das Volk unter tatkräftiger Mithilfe der Herrschenden vom Abtreibungsverbot, vom Paragraphen 175 des Strafgesetzbuches, begann den Christopher-Street-Day zu feiern und erfand sich eine aberwitzige Zahl von Geschlechtern, denen  wiederum die Obrigkeit mit der Einführung dritter Toiletten und der Homo-Ehe entgegenkam.

Die Herrschenden waren auf diese Weise zu dienstbaren Geistern herabgewürdigt und mussten im Kampf um die Wählerstimmen alles das auf ihre Fahnen schreiben, was dem Volk an immer neuen Narreteien, bis hin zur Sprachver*genderung so einfallen wollte, wenn sie, im nichtöffentlichen Teil der Agenda, ihre Pläne auch weiterhin noch verwirklichen können wollten.

Doch so, wie die Gottkönige und Herrscher von Gottes Gnaden ihre eigenen Interessen mit den Mitteln religiöser Dogmen ungehindert verfolgen konnten, verloren Kirchen, Kapital und Kabinett auf dem umgekehrten Wege mit den religiösen Machtmitteln auch die Macht im Bereich des Profanen.

Als Moses endlich vom Berge Sinai zurückkehrte, brachte er das neue Gesetz mit und mit dem Gesetz war er, der alleine mit Gott darüber gesprochen hatte, auch wieder zum uneingeschränkten Führer des Volkes geworden.

 

Im Westen Deutschlands konnte Gehorsam immer noch damit eingefordert werden, dass im Osten der Feind stand, jederzeit zum Angriff bereit und nur durch eigene, unablässige Wehrhaftigkeit zurückzuhalten. (Man erinnere sich an die hochnotpeinlichen Fragen der Gewissensprüfung für Wehrdienstverweigerer, an den gegen den Kommunismus gerichteten Radikalenerlass, wie auch an die revanchistischen Forderungen: Deutschland dreigeteilt – Niemals!)

Doch auch diese letzte Bastion der Herrschenden ging mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion verloren. Die Anarchie stand vor der Tür, und immer noch wurde ihr nachgegeben, um ihr nicht unversehens zum Opfer zu fallen und – gegen Ende der Entwicklung – unter einem Shitstorm begraben zu werden.

Es wurde Zeit für neue Götter und neue Gebote.

Was ist ein Gott?

Ein Gott ist ein mächtiges Wesen aus einer dem Normalsterblichen mit seinen Sinnen nicht zugänglichen Sphäre. Er ist allgegenwärtig, auf alles reagierend, jenen gnädig, die ihm Opfer bringen und rachsüchtig jenen gegenüber, die ihn ablehnen, ihm widersprechen und verhöhnen. Um sich mitzuteilen braucht ein Gott Menschen, welchen er die Gnade erweist, mit ihnen zu sprechen, und die er beauftragt, seine Befehle und Wünsche dem Volk zu übermitteln.

Auf den Gott „KLIMA“ trifft all dies zu. Gott KLIMA kann vom Normalsterblichen  nicht erkannt werden, nur sein Zorn oder seine Gnade lassen sich am Wetter ablesen. KLIMA hat mit dem IPCC Menschen gefunden, zu denen er direkt sprechen kann und die seine Befehle an die Menschheit weitergeben.

KLIMA spricht:

Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“

Die Propheten KLIMAs legen dies aus und gebieten:

„Du sollst nichts verbrennen, weder Holz, noch Kohle, Öl und Gas, auf dass es dir wohl ergehe und du lange lebest auf Erden.“

„Du sollst dich nähren von Gras und Grünzeug und keine Tiere halten, um sie zu essen, denn die Verdauungsgase der Tiere sind ein übler Geruch in KLIMAs Nase, so dass er verderben wird alle, die sich so an ihm versündigen.“

„Ihr sollt mit all eurer Kraft nach dem Wind und der Sonne haschen, denn solches Tun ist KLIMA wohlgefällig, und so ihr es reinen Herzens tut, wird KLIMA euch vor aller Unbill bewahren, so lange die Erde steht.“

KLIMA war der Brüller im Arsenal. Seine getreue Magd Greta durfte vor allen Mächtigen dieser Welt ihre düsteren Prophezeiungen ausstoßen. Die Mächtigen dieser Welt gelobten KLIMA zu folgen und ihre Völker anzuhalten, an KLIMA zu glauben, auf KLIMA zu vertrauen und KLIMA Opfer zu bringen.

Leider war KLIMA etwas zu kurz gedacht. KLIMA war seit Millionen Jahren auf und in der Welt und hatte nie zu den Menschen gesprochen und ihnen Aufträge und Befehle erteilt, KLIMA war nie ein eineindeutig bestimmbares Wesen sondern erschien der Welt in immer neuen, wandelbaren Gewändern mit immer neuen, sich wandelnden Stimmungen. KLIMA türmte Eismassen auf die Kontinente, dass sie unter seiner Last die Erdkruste niederdrückten, KLIMA ließ die Eismassen zu Wasser werden, und neues, wildes Leben aufwachsen. KLIMA gab sich warm und heiß, kühlend und eisig, lebensspendend und verdorrend.

Immer mehr Menschen erinnerten sich daran, dass es KLIMA schon immer gab, dass KLIMA aber nie jene Stetigkeit und Zuverlässigkeit gezeigt habe, wie sie ein Gott aufweisen muss, will er seinerseits Stetigkeit und Zuverlässigkeit im wohlgefälligen Handeln einfordern.

So wandten sich Teile der Herrschenden, erst heimlich, später dann immer offener, von KLIMA wieder ab. Nur in besonders anfälligen Gesellschaften, wo es schwerer ist, einen Irrtum einzugestehen als unter  seinen Folgen zu leiden, wird KLIMA noch verehrt, werden KLIMA-Leugner mit aller Härte des Gesetzes verfolgt und ausgegrenzt, auf dass niemand, der rechten Glaubens ist, noch mit ihnen verkehre, tragen sie doch den Samen der Sünde und des Verderbens in sich.

Es wird nicht lange dauern, bis ein neuer Nietzsche verkünden wird: „KLIMA ist tot. Wir haben ihn umgebracht.“

Doch das Reich des Unsichtbaren, Unbeweisbaren, Unbegreiflichen kann mit immer neuen Göttern gefüllt werden, vorausgesetzt, man findet Propheten, die von ihrer  Macht künden und  ihren Willen offenbaren.

 

So kam es denn, dass Bill Gates als erstem Menschen die Ankunft des Gottes CORONA verheißen wurde, der im fernen China damit beginnen würde, seine Wundertaten zu vollbringen. Bald war auch die WHO überzeugt, ein neuer Gott sei erschienen, und danach fanden sich all überall auf der Welt die Propheten und Priester CORONAs, die den Menschen Furcht einjagten, vor jenem tyrannischen, rachsüchtigen, nach Menschenblut dürstendem Gott, der niemals aufhören werde, seine Opfer zu fordern. Nur jene, die ihr Gesicht mit Masken verhüllen, die sich unaufhörlich die Hände waschen und desinfizieren, die sich von anderen Menschen so weit als möglich fern halten, die sich täglich mit einem Wattestäbchen tief in die Nase und in den Rachen fahren lassen und  sich eine wundersame Flüssigkeit injizieren lassen, von der es heißt,  „Übel muss Übel vertreiben“, die, so verkündeten die Priester und Propheten, hätten eine Chance, CORONAs Wüten zu entgehen oder nur milde von ihm gestraft zu werden.

Zudem konnten sie verkünden, dass CORONA das Licht scheut wie ein Vampir und daher zur Sommerszeit nur das Allernotwendigste an Menschenopfern einfordert, während er vom Herbst bis zum Frühjahr immer wieder erbarmungslos und – als Gestaltwandler – in immer neuen Erscheinungsformen auftreten und seine tödliche Ernte einfahren wird.

Kurz: CORONA, das ist der Gott des Todes, ein Abkömmling Shivas, des Zerstörers, und Hanumans, des Affenkönigs. Unbesiegbar, bis alle Menschen fünf- und sechsfach geboostert sein werden, und selbst dann wird er sich unter jenen, die nicht inbrünstig an ihn glauben und seine Werke tun, noch Opfer suchen, bis auch der letzte CORONA-Leugner ausgetilgt sein wird, vom Angesicht der Erde.

 

So entsteht allmählich ein neues Pantheon der Götter der Gegenwart.

Zwischen KLIMA und CORONA hat nun auch NATO, der Gott der westlichen Werte seinen Platz gefunden, von dem es heißt, er fordere zuerst Billionen Dollar, um dann Millionen Menschen als  Opfer zu nehmen.

Auch für AI, hierzulande auch KI genannt, wird ein Altar im Pantheon errichtet. AI, der Gott der Allwissenheit, der wie einst der Gott der Christen ein Register der guten Taten und der Missetaten über jeden Menschen führt und die Folgen der guten, wie der schlechten Taten auf dem Fuße folgen lässt, so dass sich niemand mehr damit über den göttlichen Willen hinwegsetzen kann, dass er glaubt, nach dem Tode gäbe es  weder ein Paradies noch eine Hölle, nach dem Tode sei der Mensch tot, so wie Nietzsches Gott tot ist, dem also neue, andere Menschen nachfolgen werden, so wie Nietzsches Gott andere Götter folgten.

Im Zentrum, und erhöht über alle anderen Altäre, steht der uralte Altar AURUMs, vor dem schon Gilgamesch und Nebukadnezar die Knie beugten, umringt von der Schar jener, denen der Glanz des Goldes der höchste Wert ist, hinter dem Gesetze, Moral und Ethik weiter zurückbleiben, als der Mond von der Erde entfernt ist. Sie schenken AURUM ihre Seele, doch dafür segnet er sie mit irdischen Gütern über die Maßen.

Es gibt noch weitere Altäre und Baustellen für neue Altäre im neuen Pantheon. Auch Halbgötter werden dort verehrt. Stepan Bandera, zum Beispiel, erlebt gerade einen Beliebtheitsboom, während kaum jemand noch am Altar des Che Guevara ein Blümlein niederlegt. Auch der aus lauter kleinen roten Büchlein errichtete Altar MAOs wird nur noch selten besucht.

 

Dieses Kommen und Gehen der Götter hat etwas Tröstliches.

Zeigt es doch, dass auch für jeden neuen Gott einmal der Tag kommt, an dem ein neuer Nietzsche erklären wird: „Gott ist tot.“

Dann wird das Volk wieder einmal für eine kurze Zeit frei sein, bis ihm ein neuer Gott gegeben wird, dem es zu folgen hat, weil es mit seiner Freiheit noch nichts Vernünftiges anzufangen weiß.

Doch auch das wird einmal anders werden.

Dann, endlich, wird der Mensch Mensch geworden sein und weder der Götter, noch ihrer Propheten mehr bedürfen.

Und wenn es noch tausend Jahre dauern wird, es ist gut, darauf vertrauen zu können, in der Gewissheit, diesen Weg im Hier und Heute mitgehen zu dürfen.