Woran auch Sie sich tunlichst nicht erinnern sollten

2023 ist so gut wie vergangen, und Kanzler Scholz wirft auch keinen Blick mehr zurück. Er sieht die rauer gewordene Zeit ebenso vor uns liegen, wie die verschlissene Infrastruktur, und lässt uns wissen: „Wir kommen da durch!“

Dieser Screenshot hätte am Beginn meines Jahresrückblicksvideos stehen sollen, doch dieses Video wird es nun nicht mehr geben, weil die Kamera sich strikt geweigert hat, das aufzunehmen, was ich vorgesehen hatte. 

Glücklicherweise braucht man für ein längeres Video eine Gedächtnisstütze, bzw. das Blatt zum Ablesen, und das hatte ich in den letzten beiden Tagen vorbereitet, so, wie ich auch die Hintergrundbilder – Monat für Monat – schon vorbereitet hatte.

Es kommt jetzt also praktisch die Mitschrift der nicht gesprochenen Ansprache. Um glücklich und schaffensfroh wie der Kanzler in die Zukunft sehen zu können, sollten Sie sich fest vornehmen, alles, was Sie jetzt lesen, spätens um 23.59 Uhr vergessen zu haben.

Januar

Januar, 2.

Habe kein Bürgergeld bekommen.

 So wie mir dürfte es den allermeisten  gegangen sein, die sich bis heute noch für Bürger hielten, aber nun schmerzlich erfahren mussten, dass dieser Staat, bzw. diese Regierung, einen ganz eigenen Bürgerbegriff entwickelt hat.

Bürger ist – in vollständiger  Verdrehung des bisherigen Wortsinnes – nun offenbar nur, wer nicht willens oder in der Lage ist, selbst für seinen Unterhalt zu sorgen. 

Wieder was dazugelernt.

  

Januar, 6.

Realsatire aus dem Bundespresseamt

Der Newsletter des Bundespresseamtes verkündet.

Gute Nachrichten gibt es
auch beim Thema Energie:
Seit dem 1.1.2023 bezieht Deutschland
kein russisches
Öl mehr per Pipeline –
ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg
zu einer
krisensicheren Energieversorgung!

Na dann – kann ja nichts mehr schiefgehen.

Februar

Februar, 4.

Robert Habeck liest aus dem Bericht der Bundesnetzagentur:

… auch bei vorgezogenem Kohleausstieg bis 2030 und dem durch E-Mobilität und Wärmepumpen steigendem Strombedarf, werden wir in den Jahren 2025 bis 2031 kein Problem mit der Stromversorgung haben.

Dass der Bericht nur dargestellt hat,

… wie es aussehen würde, falls die Pläne von EU und Bundesregierung schnell und ohne Einschränkung umgesetzt werden und die Markteilnehmer sich so verhalten, wie erhofft …

hat er nicht vorgelesen.  

Das hätte die Bürger nämlich verunsichern können.

 

Februar. 10.

Heise löscht Link auf EWK – Ein Ritterschlag?

Ich hatte den ersten Kommentar des Weißen Hauses zu den Enthüllungen des Journalisten Seymor Hersh zum North-Stream-Attentat zerpflückt, und geschlussfolgert:

Das quantitativ und qualitativ erbärmliche Dementi aus dem Weißen Haus liegt – im Spannungsfeld zwischen Geständnis  und Unschuldsbeweis -deutlich näher am Geständnis, zumal es – ohne die intime Kenntnis der Abläufe und der Beteiligten – so nicht hätte formuliert werden können.

1 : 0 für Seymour Hersh.

Darauf zu verlinken verstößt gegen die Nutzungsbedingungen von Heise online.

… möglicherweise unseriöse Quelle …

 

Februar, 14.

Das Deutschland Ticket kostet 49 Euro

Weil das 9-Euro-Ticket ein Erfolg war, werden 40 Euro draufgeschlagen.

Eine Preisgestaltung wie beim Handytarif. Drei Monate Super-schnäppchen, und danach wird’s dann, bis zum Ende der Laufzeit, erst richtig teuer.

Dass der Streit zwischen Bund und Ländern über die weitere anteilige Finanzierung kommen wird, ist so sicher, wie das Amen in der Kirche.

Weil es aber nicht um Vernunft oder gar Gerechtigkeit geht, sondern um die ideologisch gewollte Einschränkung des automobilen Individualverkehrs, wird die Einigung gelingen.

 

 

Februar, 20.

Lörrach

Im Netz zirkuliert die Kopie eines Schreibens der Wohnbau Lörrach. Darin wird den Mietern mitgeteilt, dass

  1. Die Stadt verpflichtet ist, Flüchtlinge unterzubringen, und
  2. Die Wohnbau dabei behilflich sein wird.

Das Schreiben endet mit der Erläuterung in einfacher Sprache:

„Für Sie bedeutet das, dass wir in Kürze das mit Ihnen vereinbarte Mietverhältnis kündigen werden.“

Und

„Geplant ist, dass etwa zum Jahresende die gesamte Anlage als Flüchtlingsheim genutzt werden kann.“

 

Februar, 27.

Bei Volkswagen hat man frisch beschlossen, alle Pläne für den Neubau von Fabriken in Europa zur Produktion der elektrisch betriebenen Modelle aufzugeben.

Stattdessen sollen die bestehenden Werke – Fabrik für Fabrik – umgerüstet werden.

Warum die bestehende Pläne, zwei Milliarden Euro in die Hand zu nehmen und in Wolfsburg eine nagelneue Fabrik für E-Mobile (Trinity) zu errichten, kurz vor dem ersten Spatenstich ad acta gelegt werden, erklärte man im Februar allerdings noch nicht.

Vielleicht erfahren wir im Jahresverlauf noch mehr.

 März

 

März, 1.

Pistorius ist ein Mann. Binär.

Von daher ist er auch ein Verteidigungsminister, der nach langer Zeit wieder einmal weiß, was „Verteidigungsfähigkeit“ bedeutet und wie sie beschaffen sein muss, wenn es sich nicht um eine Spruchblase sondern um materielle Realität  handeln soll.

Beim Blick auf die ihm anvertraute Bundeswehr hat er nun festgestellt, dass wir, also die Bundesrepublik Deutschland, keine Streitkräfte haben, nun ja, jedenfalls keine, die gegenüber einem brutal geführten, offenen Angriffskrieg verteidigungsfähig wären, woraus er schließt, dass die Bundeswehr auch für den Schutz Osteuropas ausgerüstet werden muss.

Ein Mann. Ein Held. Ein Schutzpatron für Esten, Letten und Litauer, Polen und Ukrainer?

Obwohl Unvernunft niemals ausgeschlossen werden kann, erscheint mir der Versuch, die Bevölkerung mit der  –seit 68 Jahren – nicht existenten Verteidigungsfähigkeit der Bundeswehr zu ängstigen, und sie so von der Notwendigkeit der Finanzspritze für die Waffenproduzenten in den USA (und natürlich auch in Deutschland!) zu überzeugen, als der wahrscheinlichere Hintergrund. 

Also: Entwarnung!

Die Bundesrepublik Deutschland ist genauso verteidigungsfähig wie eh und je.

 

 

März, 6.

Die Blitzreise des Kanzlers nach Washington und zurück

Die von den meisten Kommentatoren angenommene Tatsache, dass es sich um ein „Briefing“ des vollkommen überrumpelten Bundeskanzlers gehandelt habe, der grob in ein Lagebild eingewiesen und anschließend seine Befehle erhalten habe, ist von daher nachvollziehbar.

Dass Scholz eigens dafür nach Washington jetten musste, kann sowohl als ein Zeichen für die hohe Dringlichkeit der Thematik, als auch als ein Indiz für eine extrem extreme Geheimhaltungs-bedürftigkeit der Gesprächsinhalte angesehen werden, was durch die Abwesenheit von Dolmetschern nochmals unterstrichen wurde.

Wir haben nie wieder etwas davon gehört.

 

März,  9.

Pressekonferenz „Aktuelle Themen der Energie und Industriepolitik“

Robert, der Zauberlehrling, spricht:

„Wenn die Haltung ist: Oh, es könnte kompliziert sein, dann ist das inakzeptabel. Es ist inakzeptabel! Wir müssen auch den Energiebereich, im Wärmebereich dekarbonisieren. Und wenn man das beides akzeptiert als politisch klar, also die soziale Frage darf dort keinen Raum finden, und wir werden vorangehen müssen. Dann bleibt der Korridor, der tatsächlich Relevanz hat, also komplizierte Relevanz hat, ist, wie ist der Hochlauf von Wärmepumpen, wie verhält es sich bei der Sanierung von Gebäuden? Wo der Sanierungsstandard schlecht ist und der Stromverbrauch hoch wäre, gibt es da Übergangslösungen? Wie viele Handwerker haben die Dinger einbauen müssen? Das ist der Korridor, ein konkreter Korridor, der konkrete Antworten verlangt.“

Das war Robert, der mit den konkreten Antworten im Korridor.

Die Frage ist:

Ist das Panik? Das ist Panik!

 

 

März, 17.

Wahlrecht – eine Änderung, keine Reform

Was die Ampel am 17. März zum Gesetz gemacht hat, ist unerfreulich. Bei dieser Einschätzung geht es mir weder um die LINKE, noch um die CSU, die künftig fürchten müssen, im Bundestag – wenn überhaupt – nur noch ein Schattendasein zu fristen,  sondern darum, dass Direktmandate nicht mehr zwingend zum Einzug in den Bundestag berechtigen sollen.

Aber, was schreibe ich mir die Finger wund?

Die Wahlrechtsreform geht erst einmal durch, dann gibt es die Verfassungsklage und bis die entschieden ist, können dann wieder viele, viele Wahlen veranstaltet werden …

Verfassungswidrig wie alle seit 1949.

 

März, 23.

Die Wirtschaftsweisen

Erwähnt haben sie alles, auf den hinteren Seiten im kleiner Gedruckten.

Anhaltender Energiemangel, Sparzwang, steigende Zinsen und unverändert wirksame Teuerung als Konsum und Investitionsbremsen, überbordende Bürokratie und eine Regierung, die keine  Planungssicherheit mehr gewährleistet. Im Grunde alles nicht die Basis, auf der mit einem Wirtschaftswachstum oder dem Rückgang der Staatsschuldenquote  gerechnet werden kann. 

Doch würden die Wirtschaftsweisen wagen, dies so deutlich zum Ausdruck zu bringen und die wahren Ursachen zu benennen, sie würden sich im Lager der Querdenker, Schwurbler, Klimaleugner, Putinversteher und Verschwörungstheoretiker wiederfinden.

Wer’s nicht glaubt, sei an Hans Georg Maaßen erinnert.

Also haben sie „ihren milden Abschwung, den sie zu Jahresbeginn noch prognostizierten, in einen milden Aufschwung verwandelt. Plus 0,2 % für 2023, und dann gleich noch ein sechsfach größeres Plus für 2024 obendrauf.

Engel Alois und Kanzler Scholz frohlocken gemeinsam auf Wolke 7.

 April

 

April,1.

Uuuuuunumkehrbar

Nun sind sie weg vom Fenster, bzw. vom Netz, die letzten drei Atomkraftwerke. Robert Habeck besteht eisern darauf: Der Atomausstieg ist absolut unumkehrbar.

Rein physikalisch ist diese Aussage Blödsinn.

Leider steht hierzulande die nackte Macht im Range über der Physik.

Diese Macht liegt bei Robert Habeck, und der will Nägel mit Köpfen machen und baldmöglichst mit dem Abriss beginnen, um nicht nur der Bevölkerung, sondern auch der Physik zu zeigen, wo der Hammer hängt.

In gut einem halben Jahr werden die Braunkohlekraftwerke  wieder auf Hochtouren laufen, um Strom zu erzeugen.

Grün, grüner, am grünsten.

 

April, 22.

Volker Wissing, Bundesverkehrsminister, FDP geht auf die „Letzte Generation“ zu.

Sinngemäß begründet er das so:

Man muss einräumen, dass auch die andere Seite recht haben könnte. Und, eine Verkehrspolitik, die die Gesellschaft spalte, sei keine gute Politik.

Ich weiß nicht, was er da alles durcheinanderbringt. Aber es sieht so aus, dass das Zusammenleben auf engstem Ampelraum nicht ohne negative Auswirkungen auf die kognitiven Fähigkeiten geblieben ist.

 

April, 28.

Viessmann hat das Wärmepumpengeschäft an den US-Konkurrenten Carrier Global verkauft.

Das weckt nicht gerade den Eindruck, dass man bei Viessmann noch überzeugt ist, im wachsenden Wärmepumpenmarkt die besten Renditechancen vorzufinden. Dabei ist es fast auf den Tag genau ein Jahr her, dass Viessmann ankündigte, Eine Milliarde Euro in Wärmepumpen zu investieren und das Werk in Polen weiter auszubauen.

Die Energiewende wird durchgedrückt. Die vielen neuen Arbeitsplätze werden aber in den USA und in China entstehen.

So sieht deutsche Technologieführerschaft nun einmal aus.

Mai

Mai, 9.

Not macht erfinderisch,
sogar die Stadtkämmerer

Passend zum morgigen Migrationsgipfel, bei dem zwischen Bund, Ländern (und Kommunen) um Milliarden gerungen wird, sei darauf hingewiesen, dass viele Gemeinden bereits damit begonnen haben, ihre Haushalte dadurch zu entlasten, dass sie Gebühren für die Unterbringung von Menschen erheben, zu deren Unterbringung sie gesetzlich verpflichtet sind, und zwar von den Unterzubringenden selbst.

Diese wiederum treten, sofern sie über kein eigenes Einkommen verfügen, mit dem ihnen ausgehändigten Gebührenbescheid beim Job Center an, das wiederum verpflichtet ist, diese Kosten zu übernehmen.

Der Flüchtlingsrat Niedersachsen hat sich schon im Januar über  „sittenwidrige Gebührenforderungen“ seitens der Gemeinden beschwert, die selbst Unterkünfte betreiben. Wuchergebühren“ seien in Nieder-sachsen die Regel und nicht die Ausnahme. Wie soll man es auch sonst nennen, wenn zwei Frauen, die sich ein 20-Quadratmeter-Zimmer teilen, dafür pro Person 300 Euro Miete, 50 Euro Heizkosten, 30 Euro Strom und 131 Euro für Nebenkosten, insgesamt also 1022 Euro, zahlen sollen, wobei sie sich Bad und Küche mit sieben Bewohnerinnen teilen müssen.

Nachdem es keinen vernünftigen Grund für die Haushaltsverantwortlichen der  Gemeinden gibt, keine Gebühren zu erheben, wird das Beispiel wohl Schule machen. Ob die Höhe gerechtfertigt ist, steht auf einem anderen Blatt.

  

Mai, 29. Erdogan wiedergewählt

Manfred Weber darf auch mal was sagen

Weber, der einst beinahe zum EU-Kommissionspräsidenten gewählt worden wäre, hätte Ursula von der Leyen sich nicht vorgedrängt, wurde wohl vorgeschickt, um nach der bitteren Enttäuschung darüber, dass Erdogan vom türkischen Volk schon wieder  gewählt worden ist, das Ende der Beitrittsver-handlungen anzudrohen.

Das rechtfertigt den Verdacht, dass die EU, schwankend zwischen eigenen Interessen und den geostrategischen Plänen Washingtons, nur noch außenpolitisches Porzellan zerdeppern kann und dabei ein erbärmliches Bild der Schwäche abgibt.

 Juni

 

Juni, 2.

Das Lieferkettengesetz ist da

Ach, was für ein wohliger Gedanke, dass da, wo Hunger, Not und Armut herrschen und sich westliche Konzerne Bekleidung, Schuhe und Smartphones zusammen-nageln und Seltene Erden – gerne auch per Kinderarbeit – aus den Minen fördern lassen, aufgrund unserer Gutherzigkeit jetzt bessere Arbeitsbedingungen, mehr Umweltschutz und angemessene Bezahlung zur Pflicht werden.

Das Lieferkettengesetz der EU ist ein lupenreines Marktzugangshindernis, allerdings in wohlfeiler, gutmenschlicher Verkleidung.

Man hätte ebenso gut Einfuhrzölle auf bestimmte Waren aus bestimmten Ländern erheben können, um die Produktion in Bulgarien aufzubauen und damit das Brutto-Inlandsprodukt Bulgariens zu steigern.

 

Juni, 14.

Es ist soweit. Die Forderung nach einem Verbot der AfD wird laut.

Alleine der Gedanke, eine konkurrierende Partei verbieten zu wollen, ist Zeugnis eines unüberwindlichen Misstrauens gegenüber den Grundsätzen der Demokratie.

Oder was war das sonst, was 1933 als das Gesetz „Gegen die Neubildung von Parteien“ beschlossen wurde, nachdem vorher alle bestehenden Parteien verboten und aufgelöst worden waren?

Man kann darauf reflexhaft mit dem Einspruch reagieren: „Genau deshalb müssen Parteien ja verboten werden können, bevor sie so groß geworden sind,  dass sie andere Parteien verbieten können!“

Doch beißt sich hier die Katze in den Schwanz. Parteien, die das Verbot anderer Parteien durchsetzen können, müssen selbst bereits groß genug geworden sein, um genau jenes einzige Kriterium zu erfüllen, das ein Parteienverbot rechtfertigen soll.

Nun kennen wir die Argumentation, die verwendet wird, um Parteienverbote zu begründen. Die lautet nämlich: „Verfassungsfeindliche Bestrebungen“.

Dass Parteien,

deren Vorhaben und Maßnahmen sich im Regierungshandeln nicht nur einmal als grundgesetzwidrig herausgestellt haben,

verboten werden sollten, davon habe ich noch nichts gehört.

 

Juni, 21.

Fish & Chips aus Magdeburg

Würde man die Flussfischerei an der Elbe rings um Magdeburg mit 10 Milliarden Euro fördern, wären die 10 Milliarden zwar auch futsch, aber wenigstens im Lande geblieben.

Der Betrieb der Chipfabrik in Deutschland und für den deutschen Bedarf bringt Deutschland per Saldo einen Verlust. Die Fabrik muss sich schließlich für die Investoren lohnen, und das heißt, dass die mehr Geld als Gewinn herausziehen werden als sie in der Investitionsphase hineinsteckt haben.

Es ist nichts anderes als während der Kolonialzeit die Ausrüstung für eine Kaffeerösterei nach Kolumbien zu schaffen: Ausbeutung der Kolonie.

Die 10 Milliarden nimmt Intel obendrein noch mit.

 

Juli

Juli, 7.

Legenden

Nach allem, was wir wissen – und wir wissen längst nicht alles – war der Kanzler nicht persönlich vor Ort, als die Sprengungen erfolgten. Davon steht nichts in seinem Kalender.

Er muss aber auch nicht selbst vor Ort gewesen sein. Ihm stehen, kraft seines Amtes, viele Augen und Ohren zur Verfügung, derer er sich bedienen kann.

Heute habe ich im Qualitätsmedium ZEIT gelesen, dass die Augen und Ohren des transatlantischen Freundeskreises so freundlich waren, „Deutschland“ schon im Sommer letzten Jahres davon in Kenntnis zu setzen, dass ein ukrainisches Kommando, ohne Wissen des ukrainischen Präsidenten, plane, die Ostsee-Pipelines mittels eines Segelbootes und Heliumtanks in das Wasser zu sprengen.

Die Zeit hat das wiederum von der Washington Post, welche auf Geheimdokumente zugegriffen hat, die mutmaßlich vom US-Nationalgardisten Jack Teixeira im Internet in einem geschlossenen Chat-Room zugänglich gemacht wurden. Diesen Dokumenten wiederum habe die Washington Post entnehmen können, dass die CIA drei Monate vor der Ausführung des Anschlags wiederum von einem nicht genannten europäischen Geheimdienst über die Anschlagspläne informiert worden sei und ihrerseits ihre europäischen Verbündeten, ausdrücklich auch Deutschland, in Kenntnis gesetzt  habe.

Wann der Kanzler von den deutschen Diensten über die Erkenntnisse der CIA, die wiederum von einem europäischen Geheimdienst informiert worden war, informiert wurde, hat die ZEIT nicht erwähnt.

Falls er es nicht einfach vergessen hat, ist es dem Kanzler jedenfalls prima gelungen, uns nicht in Verunsicherung zu stürzen.

 

 Juli, 17.

Die Mobilitätswende zeigt erste Früchte.

 Thomas Schäfer, Markenchef von Volkswagen, erklärt den Führungskräften des Konzerns den Ernst der Lage mit dramatischen Worten.

„Der Dachstuhl brennt!“

Da hat man wohl bei der Entsorgung von Benzin und Diesel zu wenig Sorgfalt walten lassen, und dann den Sicherheitsabstand zu den Akkumobilen nicht eingehalten, so dass ein elektrischer Funke genügte …

  

Juli, 21.

Kosten retten Küsten!

Manchmal macht es tatsächlich Freude, wenn sich eine neoliberale Spruchweisheit ausnahmsweise bewahrheitet.

„Der Markt regelt alles“,

heißt es da, und mit der Ankündigung Vattenfalls, die Pläne für einen Offshore-Windpark vor der Küste Großbritanniens mit einer Nennleistung von 1,4 Gigawatt wegen Unwirtschaftlichkeit fallen zu lassen, ist der Beweis dafür im speziellen Fall erbracht worden.

Am Wind hat sich nichts geändert, an der erwarteten Stromausbeute ebenfalls nicht, nur die Kosten sind gestiegen, und zwar nach Aussage von Vattenfall um bis zu 40 Prozent.

 

Juli, 26.

Wo sind die Gaskraftwerke?

Mindestens 30, besser sogar 50 neue Gaskraftwerke werden zur Aufrechterhaltung der Stromversorgung benötigt, so hieß es, von den Grünen selbst, als sie erklärten, wie sie  den Verzicht auf Kernkraftwerke und den Ausstieg aus der Kohleverstromung kompensieren wollen, wenn Wind und Sonne nicht so wollen, wie sie sollten.

Soweit mir bekannt, gibt es noch kein einziges davon. Ja, es soll nicht einmal Anträge auf Baugenehmigungen geben.

Wen wundert es?

Natürlich ist den potentiellen Investoren klar, dass diese Kraftwerke gebaut werden müssen. Die Abhängigkeit der deutschen Stromversorgung von diesen Gaskraftwerken ist nicht zu bestreiten. Das ist doch ein wunderschönes Erpressungspotential! Hochinteressant!

Da wird man sich schön bitten lassen, und je mehr Zeit vergeht und je dringender der Ausbau geworden sein wird, desto mehr Staatshilfe wird sich herausschlagen lassen.

Und, verdammt noch Mal: Das alles war absolut absehbar!

 August

 

August, 2.

Erdüberlastungstag

Immer wenn der deutsche Steuerzahler den Tag erreicht hat, an dem sein Einkommen ihm selbst gehört, grüßt aus nächster Nähe das Murmeltier des Erdüberlastungstages.

Nimmt man den Blödsinn ernst, kommt man zu dem Ergebnis, dass schon 1979 die erste Zusatz-Erde vollständig verbraucht war, 1985 die zweite, 1989 die dritte ….

2021 die zwanzigste, so dass heute wohl schon die dreiundzwanzigste, ausgelutsche, tote, lebenfeindliche Erde zusammen mit unserem immer noch vorhandenen Planeten die Sonne umkreisen müsste. 

Wer nimmt so etwas noch ernst?

 

August, 15.

Wanderprediger Scholz

Auf die schwierige Lage angesprochen, erklärte Scholz anlässlich eine Betriebsbesichtigung:

„Wer ein bisschen zurückdenkt, weiß,
dass das schon einmal ganz anders war.“

Daraus bezog er wohl eine Vision, und die lautet so:

„Aber dass wir jetzt 10, 20 vielleicht sogar dreißig Jahre vor uns haben, wo die Hauptaufgabe sein wird, dafür zu sorgen, dass wirklich alle Möglichkeiten, die wir hierzulande haben, genutzt werden, damit alle jungen Leute eine gute Berufsausbildung machen und einen Beruf ergreifen können, damit alle die Qualifikation und Fähigkeiten haben,

wenn,

mitgehen können mit den Veränderungen der Zeit und vielleicht auch mit Dreißig-, Vierzig- und Fünfzigjährigen noch was lernen können, aber auch, dass wir uns darum bemühen, Fach…Leute, Fachkräfte aus anderen Ländern hierher zu locken.“

Zweiflern hielt er noch entgegen:

„Das ist lösbar. Und wir haben die Gesetze dazu jetzt gemacht. Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz ist ein weiterer Schritt zur Modernisierung Deutschlands, ein weiterer Schritt, wirtschaftliches Wachstum auch für die Zukunft zu gewährleisteten, und ein weiterer Schritt, jahrzehntelangen Stillstand zu überwinden.“

 Irgendwie unglaublich …

 

August, 27.

Die Süddeutsche schlägt Aiwanger mit Schopenhauer.

Der große Philosoph hat auch über „die Kunst, recht zu behalten“ gedacht und dazu Ratschläge erteilt.

Der Gröbste davon, quasi die Blutgrätsche im Streitgespräch, lautet:

Wenn man merkt, dass der Gegner überlegen ist
und man Unrecht behalten wird,
so werde man persönlich, beleidigend, grob.

Schopenhauer merkt dazu an: Diese Regel ist sehr beliebt, weil jeder zur Ausführung tauglich ist, und wird daher häufig angewandt.

Aiwanger hat, wie wir heute wissen, überlebt.

September

September, 11.

Der Strom wird bald noch viel billiger.

Das hat jeder, der Olaf Scholz zuhören kann, ohne einzuschlafen, schon einmal gehört.

Es muss doch nur der Ausbau der Erneuerbaren vorankommen. Seit es keine roten Linien mehr gibt, steht dem nichts mehr im Wege.

Eine wichtige Maßnahme zur Stromverbilligung, die seit 2016 angestrebt wird, konnte jetzt endlich in Angriff genommen werden. Der Süd-Link.

700 Kilometer,
unterirdisch,
um Wind von der Küste nach Bayern zu transportieren.

Mit allem, was da noch so dran hängt, kostet das bis zur Fertigstellung etwa 40 Milliarden Euro. Für eine Kapazität von 4 Gigawatt.

So macht man Strom billig.

 

September, 25.

Mein Buch „Kipppunkt Energiewende“ ist lieferbar.

 

Aus der Werbung:

Nun steht Deutschland am Kipppunkt der menschengemachten Energiewende.

Inflation, Rezession, Energiemangel, Insolvenzen und Betriebsschließungen sind die unverkennbaren Folgen einer vollkommen unausgewogenen Politik, die, ausschließlich fokussiert auf den Fortschritt der Dekarbonisierung, jeden Kollateralschaden billigend in Kauf nimmt.

 Das Buch ist immer noch lieferbar.

 

 Oktober

 

Oktober, 9.

Die vorläufigen amtlichen Endergebnisse für Hessen und Bayern stehen,

und damit stehen auch schon wieder die Koalitionen für die nächsten fünf Jahre fest. Natürlich wird es – im Großen und Ganzen proforma, im Detail eventuell sogar erbitterte – Koaltionsverhandlungen geben, doch die Platzhirsche sind auch dieses mal ebenso wenig geplatzt, wie Zitronenfalter Zitronen falten.

Wahlentscheidend war, wie so oft, die Trägheit der Masse.

Wenn auf etwas verlass ist, dann darauf.

  

Oktober, 21.

Demokratie braucht keinen Bildungsabschluss

«Selbst wenn ein deutscher Staatsbürger oder eine Staatsbürgerin nicht des Lesens mächtig sein sollte, hat er alle Möglichkeiten, im Deutschen Bundestag zu sein, weil wir nicht darauf setzen, dass jemand irgendeinen Bildungsabschluss haben muss.» 

Sprach Frau Dr. Franziska Brantner, MdB, Bündnis 90, die Grünen. Wo sie recht hat, hat sie recht. Theoretisch muss ein Bundestagsabgeordneter gar nichts. Er muss nicht in den Plenarsitzungen sitzen, er muss nicht an Ausschuss-sitzungen teilnehmen, er muss keinen Redebeitrag abliefern, er muss an keiner Abstimmung teilnehmen, denn er ist allein seinem Gewissen verantwortlich und an Weisungen nicht gebunden. Warum, in drei Teufels Namen, sollte er dann Lesen können müssen?

November

November, 17.

Ich war ein bisschen unter Stress

und kam nicht dazu, die Arbeitsplatzver-nichtungsstatistik zu pflegen.

Als ich nach 9 Tagen mit dem Nachtragen fertig war, waren in dieser Zeit schon wieder 23.660 Jobvernichtungen angekündigt worden.

2.600 pro Kalendertag.

Und damit etwa das Doppelte dessen, was sich als langjähriger Schnitt aus meiner Statistik ergibt. Die Talfahrt ist schneller geworden.

  

November, 28.

Deutschland, die Lage

Die Regierungserklärung von Bundeskanzler Scholz knüpft beinahe nahtlos an die Ergebnisse des Bundes-parteitags der Grünen an. Zu Letzterem habe ich festgehalten:

Das  zentrale Thema der Bundesregierung ist nicht etwa der wirtschaftliche Nieder-gang, es ist nicht die Teuerung, es ist nicht die Sorge, der Winter könnte länger dauern und kälter werden als es  den Gasspeichern guttut: Das zentrale Thema ist die Schuldenbremse, die zwischen den Money-Junkies und ihrer Droge steht und – weil unzeitgemäß – wieder abgeschafft werden soll.

Wenn die Sprachausgabe-Software des Vizekanzlers beim Bundesparteitag der Grünen daraus die Aussage zusammenstümpert:

„Unsere Ideologie heißt Wirklichkeit“, dann liegt ein schwerwiegender Fehler vor, der nur noch durch einen Neustart zu beheben ist.

 

 Dezember

 

Dezember, 8.

Lars mit dem Kriegsbeil

Ja, die SPD hat nicht nur einen Kanzler, sondern auch einen Klingbeil. Der will kämpfen. So jedenfalls seine Ansage beim SPD Parteitag. 

Sein Kampfesmut sprühte geradezu Funken, als er den Delegierten zurief:

„Friedrich von gestern wird niemals die Zukunft sein!“

 Das wäre Kabarett vom Feinsten, wäre es nicht bräsiger Parteitagsernst.

 Ich finde: Das kann weg.

  

Dezember, 20.

Zu Fuß durchs Rote Meer

 

Es gibt da ein Vorbild. Moses soll es schon einmal geschafft haben. Da wird es Pistorius doch wohl auch schaffen.

Schließlich muss die US-Militärmission unterstützt werden, und die findet im Roten Meer statt.

Leider hat die Bundesmarine gerade kein einsatzfähiges Schiff übrig.

Da wird Pistorius noch mal nachlesen müssen, wie Moses das gemacht hat, damals, mit dem in die Höhe gereckten Stab …

 

Schluss, aus, Feierabend

Beenden Sie das alte Jahr – trotz aller durchlebten Widrigkeiten und Dummheiten mit Anstand, und flutschen Sie gut hinein in das neue, für das ich Ihnen

  • Gesundheit,
  • allzeit eine Handbreit Wasser unter dem Kiel,
  • glückliche Stunden
  • und überhaupt alles Gute wünsche.

Ihr

Egon W. Kreutzer