Was funktioniert überhaupt noch

Bericht aus dem besten Deutschland aller Zeiten

Im jüngsten Paukenschlag habe ich geschrieben:

Es geht um nicht weniger als 14 Millionen wahlberechtigter Erwachsener, die sich in den Umfragen offen zur AfD bekennen. Da existiert ein Potential an Wut, das durch ein Parteiverbot ausgelöst würde, das ich nicht über Deutschland hereinbrechen sehen möchte. Hat man die erst einmal provoziert, dann hilft es nichts, gar nichts, dass der politische Generalstreik in Deutschland verboten ist. Wenn die sagen: „Wir schaffen das!“, dann schaffen sie, was Piloten, Kabinenpersonal, Lokführer und Landwirte nicht schaffen können.

Dann legen sie das Land lahm.

Ein regelmäßiger Leser meiner Artikel kommentierte dies so:

Früher, vor ca. 20 Jahren, wurde ein Problem in der Software gemeldet. Darauf hatte man innerhalb von Stunden zu reagieren und spätestens nach 3 Tagen eine Lösung anzubieten, im Notfall eine temporäre Umgehungslösung. Heute dauert der gleiche Vorgang 3+x Monate! Wenn er denn überhaupt bearbeitet wird. 

Was will man bitte noch lahm legen?

Da bewegt sich doch schon lange nichts mehr. Wieder mal die große deutsche Selbsttäuschung a la  „… die besten, schnellsten, effizientesten, … aus Deutschland“. Der Niedergang begann mit dem Fall der Mauer, die angebliche Überlegenheit des Westens war keine, bloß Propaganda.

Ich wollte das nicht gänzlich so stehen lassen. Meine Antwort – hier nur auszugsweise – lautete so:

Darf ich widersprechen?

Es ist durchaus richtig, dass vieles nicht optimal funktioniert, und manches überhaupt nicht mehr.

(…) ARAL hat in diesen Tagen bemerkt, dass der Plan, alle ARAL-Tankstellen mit Schnellladesäulen auszustatten nicht umgesetzt werden kann, weil die Zuleitungen nicht ausreichend dimensioniert sind, aber offenbar hat man es dort immer noch nicht geschnallt, dass auch stärkere Zuleitungen nichts helfen, wenn der Strom zwar fließen könnte, aber dummerweise gar nicht erzeugt wird.

Aber noch kommen die Leute (meistens) pünktlich zur Arbeit und zur Schule, meistens liefern die LKW noch just in time für die Produktion und für die Regale der Supermärkte, noch kommt Wasser aus der Wasserleitung, noch wird das Bürgergeld pünktlich überwiesen …

Nun ja. Heute wurde ich in meinem Vertrauen in die Restfunktionalität noch einmal gründlich erschüttert.

Mein Stromdealer E.On, mit dem ich 2021 einen inzwischen zu teuren Stromlieferungsvertrag abgeschlossen habe, der lt. meinem online einsehbaren Vertragskonto nach 24 Monaten Laufzeit zum 2.12.2023 hätte gekündigt werden können, wollte das nicht einsehen.

Auf meine fristgerechte Kündigung hin erhielt ich zunächst eine Kündigungsbestätigung. Allerdings nicht für den Januar 2024, sondern erst für den September.

 

Das habe ich nicht verstanden und per Mail bei E.On angefragt, was das wohl zu bedeuten haben soll.

Letzte Woche erhielt ich einen Anruf von einem Servicemitarbeiter, der mir erklärte:

Ja, ABER!

Sie, Herr Kreutzer, haben diesen Vertrag doch im September 2022 geändert. Daher läuft er auch erst im September 2024 aus. Das ist in Ihrer Jahresrechnung auch so ausgewiesen. Warum das in meinem Vertragskonto nicht zu sehen sei, wollte ich wissen, dann hätte ich den ganzen Aufwand doch gar nicht erst verursacht.

Das konnte er mir nicht schlüssig erklären, aber dass die Änderung im September 2022 erfolgt war, das konnte ich dann anhand meiner Unterlagen noch nachvollziehen. Wir sind also so verblieben, dass mein Vertrag mit E.On zu den aktuellen Konditionen bis September 2024 weiterlaufen wird – und dass ich versuchen müsse, den Vertrag mit meinem neuen Stromanbieter (~20% billiger beim Arbeitspreis) erst einmal wieder zu stornieren.

Damit, glaubte ich, sei die Sache zunächst einmal ausgestanden.

Weit gefehlt!

Heute finde ich ein sehr, sehr dickes Kuvert in meinem Briefkasten.

 

E.On hat mich also als Neukunden mit einer neuen Vertragsnummer in die noch teurere Grundversorgung übernommen, ohne den bestehenden Vertrag aufzulösen und mich auch gebeten, meine Bankverbindung für eine Einzugsermächtigung anzugeben, als ob Sie mich als Kunden bisher gar nicht kennen. Meine Zählernummer hatten sie aber offenbar irgendwo gefunden.

Ich darf  also demnächst damit rechnen, für den gleichen Zähler und die eine und einzige darüber bezogene Strommenge zwei Rechnungen zu erhalten. Einmal über den alten Vertrag, dessen Kündigung E.On mir für den Januar 2024 verweigert hat,  und einmal über den neuen Vertrag, der, ohne dass ich dies beantragt hätte, nun zusätzlich für mich eingerichtet worden ist.

Ob der Stromversorger, bei dem ich einen neuen Vertrag abgeschlossen habe, dann auch noch Geld für den gleichen Strom haben will, den mir E.On vielleicht sogar zweimal in Rechnung stellen wird? Wer weiß?

Da bleibt auch mir nur noch zu sagen:

Was funktioniert denn überhaupt noch, im besten Deutschland aller Zeiten?