Verteidigungsbereitschaft

PaD 48 /2021 – Hier auch als PDF verfügbar: PaD 48 2021 Verteidigungsbereitschaft

Dieser Paukenschlag hat auch, aber nicht primär, mit der Bundeswehr zu tun, bei der es sich gemäß Grundgesetz um „Streitkräfte zur Verteidigung“ handeln soll. Es geht in erster Linie um den Begriff „Bereitschaft“, und dies wiederum nicht im materiellen / physikalischen Sinne, sondern um die innere, die mentale Bereitschaft, etwas zu verteidigen.

Verteidigung setzt, um ausgeübt zu werden, einen Angriff voraus, unter Umständen auch nur einen bevorstehenden, unausweichlich erscheinenden Angriff, was dann zu Akten prophylaktischer Verteidigung führen kann, was nichts anderes bedeutet, als mit dem eigenen Angriff dem Angriff des Gegners zuvorzukommen, jedoch nicht in der Absicht, den Gegner zu unterwerfen, sondern in der Absicht, seinen Angriff zu verhindern.

Gerade die prophylaktische Verteidigung ist riskant, weil es sich zweifellos um einen Akt der Aggression handelt, der – sollte es schiefgehen – kaum bis gar nicht mehr zu rechtfertigen sein wird, zumal es immer die Sieger sind, die bestimmen, was in den Geschichtsbüchern stehen wird.

Grundsätzlich aber ist jede Art von Verteidigung mit dem Risiko verbunden, im Verlauf der Kampfhandlungen Verluste zu erleiden, die sich nicht nur auf Materielles beziehen, sondern auch die körperliche Unversehrtheit und das Leben betreffen können. Verteidigungsbereitschaft ist also immer auch Opferbereitschaft. Das heißt nicht, dass das Opfer vom Einzelnen tatsächlich gefordert werden wird, doch dass Verteidigung gänzlich ohne Verluste erfolgen kann, darf gewiss ausgeschlossen werden.

Hier wiederum begegnet uns plötzlich und unerwartet die Frage, ob Verteidigung, die bekanntermaßen gefährlich ist, überhaupt sinnvoll sein kann. Wäre es nicht einfacher, dem Gegner, schon wenn er seine Verbände an der Grenze zusammenzieht, mit der weißen Fahne entgegen zu gehen und, wie es üblich ist, statt der Pistole den Kugelschreiber zu ziehen und die Kapitulationsurkunde zu unterschreiben?

Könnte man dann nicht sicher sein, dass die gefürchteten Zerstörungen unterbleiben, dass niemand an Leib und Leben zu Schaden kommt, dass dabei halt einfach nur die eigene Regierung abgesetzt und durch einen Statthalter des Gegners und seinen Stab ersetzt wird, was auch nichts anderes zur Folge haben könnte, als dass Steuern erhoben werden, die dann halt anderswo versickern?

Diese Gedanken treffen in unserem Land nach meiner Einschätzung durchaus auf den fruchtbaren Boden einer großen Mehrheit, die nichts anderes als ihre Ruhe haben will, und der es egal ist, wer an der Macht ist. Man kann sich doch mit ein bisschen gutem Willen mit jedem arrangieren. Ob Deutschland nun von Berlin aus regiert wird, oder von Washington, oder von Brüssel aus, ob von Moskau oder Peking aus, wen interessiert das denn? Ob die „Fremdherrschaft“ sich nur faktisch in Form unauflöslicher Abhängigkeiten auswirkt oder sich durch konkrete Herrschaftsakte auch formal konstituiert, das macht doch praktisch keinen Unterschied!

Brechen wir die Problematik herunter auf eine ihrer kleinstmöglichen Erscheinungsformen: Fußball.

In der letzten Reihe vor dem Tor befinden sich die Verteidiger. Das sind in der Regel ziemlich harte Jungs, die – wie der Sportreporter sagt – schon auch mal den Körper reinstellen und auch nicht davor zurückschrecken, einen gefährlichen Angriff mit einem brutalen Foul zu stoppen, selbst wenn dabei die eigenen Knochen in Mitleidenschaft gezogen werden, auch auf die Gefahr hin, dass die Aktion eine gelbe oder rote Karte, einen Freistoß oder einen Strafstoß nach sich zieht.  Hauptsache, die brenzlige Situation ist erst einmal beendet. Das drohende Tor vermieden. Danach sehen wir weiter.

Es wäre zu einfach, zu behaupten, dass es beim Fußball nur um Geld geht, und dass ein Verteidiger praktisch bei jedem Spiel seine Gesundheit aufs Spiel setzt, weil es sich finanziell auszahlt.

Es gibt ja nicht nur den hochbezahlten Profifußball, wo solche Überlegungen durchaus einen Teil der Motivation ausmachen können. Wie sieht es denn auf jenen Spielplätzen aus, wo sich der Turn- und Sportverein Hinterauenried und die Spielvereinigung Kleinstunterdorfen am Sonntagnachmittag ihr Duell liefern? Da, wo der Verteidiger eher Geld mitbringen muss als für seine Leistungen honoriert zu werden?

Es wäre zu einfach, zu behaupten, dass es bei dieser Art Fußball nur um die Gaudi, um den Spaß, um die Bewegung an der frischen Luft geht, und dass die Verteidiger in solchen Spielen sich natürlich nicht gesundheitlichen Risiken aussetzen. Es ist eher das Gegenteil der Fall. Die, im Vergleich zu den Profis fehlende Übung und Erfahrung, machen den Verteidiger eher anfälliger für Verletzungen. Trotzdem setzt er sich mit allem was er hat und kann ein.

Aber wofür?

Ist der klassische Verteidiger auf dem Fußballfeld ein Narzisst, der sich an seinen eigenen Fähigkeiten berauschen kann? In seltenen Ausnahmefällen mag das so sein. In der Regel aber steht über allem die Identifikation des Spielers mit der Mannschaft, ohne die er nichts wäre als einer, der sich einsam mit einem Ball auf einer Wiese bewegt. Diese Identifikation entsteht durch gemeinsames Erleben, durch Niederlagen wie durch Triumphe, wobei sich ein gemeinschaftliches Selbstwertgefühl entwickelt, das um den jeweiligen Tabellenplatz herum oszilliert, das im Kampf gegen den Abstieg die gleichen Kräfte mobilisiert, wie im Kampf um den Aufstieg. Es hört bei der Identifikation mit der Mannschaft aber nicht auf. Da ist ebenso die Identifikation mit dem Verein, dem man angehört, und es ist die Identifikation mit dem Dorf, mit der Gemeinde, mit dem Stadtviertel, für das man stellvertretend  antritt, weil sich eben auch die Fans wiederum mit dem Verein, ihrem Verein, und mit ihrer Mannschaft identifizieren.

Es geht letztlich um Emotionen wie Stolz und Ehre, um den Platz in der Rangreihe, den man sich erarbeitet hat, um das damit verbundene Selbstwertgefühl und um die Anerkennung, die man sich als Mannschaft erworben hat, bzw. die man sich erwerben will, ebenso wie darum, die eigenen Fans, die Vereinsführung, den Trainer und die Mannschaftskollegen nicht zu enttäuschen.

Was wäre von einer Fußballmannschaft zu halten, die fünf Minuten vor dem Anpfiff erklärt, man wolle sich die ganze Anstrengung und mögliche Verletzungsrisiken ersparen und werde daher gar nicht erst auflaufen? Schließlich sei es doch egal, wer welchen Tabellenplatz innehat, wer mit welcher Tordifferenz glänzt, wer auf- und wer absteigt. Es sei ja alles nur ein Spiel, bei dem es auf nichts ankommt, und deshalb sei es Blödsinn, sich jeder Herausforderung zu stellen und dabei die Knochen zu riskieren, nur wegen der drei Punkte, die man dabei eventuell holen könnte.

Damit sind wir wieder bei jenem Punkt, an dem sich die Situation im Kleinen und die Situation im Großen sehr ähnlich sind.

Der Unterschied besteht darin, dass ein Fußballverein, dessen Mannschaft emotionslos aufläuft, wobei jeder Spieler zuerst darauf bedacht ist, möglichst jedem Kontakt mit einem Spieler der gegnerischen Mannschaft aus dem Weg zu gehen, sehr schnell sang- und klanglos untergehen muss. Ein Volk, das emotionslos alles mit sich machen lässt, weil „die da oben“ ja sowieso machen, was sie wollen, und sich – Mann für Mann – in die innere Immigration zurückzieht, kann sehr lange als Bevölkerung eines Staates weiter existieren. So lange, bis der Staat selbst – aus welchem äußeren Anlass auch immer – aufhört zu existieren.

Alleine das Wahlergebnis vom 26. September ist ein Indiz für politisches Desinteresse und die Zersplitterung der Wählerschaft, die sich lieber ihren Partikular-Interessen hingibt, als sich eine starke Regierung zu wählen.

14.326.564 Wahlberechtigte haben darauf verzichtet, ihre Stimme abzugeben.
11.955.434 Wahlberechtigte haben ihre Stimme der SPD gegeben, die damit – nach den Nichtwählern – zur stärksten Kraft im Lande wurde.
5.262.000 Wahlberechtigte haben ihre Stimme – von vornherein aussichtslos – an eine von über dreißig Splitterparteien verschenkt.

 

Diese Zahlen sind erschreckend, bedenkt man, dass 49,2 Millionen, entsprechend 80,45 % der Wahlberechtigten, sich nicht für Olaf Scholz entschieden, ihn aber dennoch als Kanzler bekommen haben. Wie will dieser Mann sich da glaubhaft als „Kanzler aller Deutschen“ inszenieren?

23,42 Prozent war es egal, wer Kanzler wird, 57,03 Prozent haben ihre Zweitstimmen anderen Parteien gegeben, und der größte Teil derer, die SPD gewählt haben, wollten eigentlich eine rot-rot-grüne Koalition erreichen.

Das ist Demokratie. Das ist unsere, die deutsche, Demokratie. Das ist das, was im Rahmen des Grundgesetzes möglich ist und entstehen kann, wenn einem Volk die identitätsstiftende Kraft abhandengekommen ist.

Das ist vergleichbar einer Fußballmannschaft, die schon beim Anpfiff nur mit neun von elf Spielern antritt, von denen sich fünf damit beschäftigen, den Ball in der eigenen Hälfte zu halten und hin und wieder ein Eigentor  zu produzieren, während die übrigen vier sich dem Spiel ohne Ball in der Nähe des gegnerischen Strafraums hingeben, in der Hoffnung durch einen Fehlpass des Gegners auch einmal an den Ball zu kommen.

Sicherlich brauchen wir keine Einheitspartei mit 99,89 Prozent Zustimmung. So sollten diese Ausführungen nicht missverstanden werden.

Es geht um die Verteidigungsbereitschaft. Um die Bereitschaft, für unser Land und unsere verfassungsmäßige Ordnung einzutreten, Angriffe abzuwehren und dafür gegebenenfalls auch Opfer in Kauf zu nehmen.

Davon ist heute wenig zu sehen. Wenn Robert Habeck, der neue Superminister für Klimaschutz, der auch für die klimagerechte Transformation der Wirtschaft verantwortlich zeichnet, bekennt, dass er mit „Deutschland“ noch nie etwas anfangen konnte, wenn bis in jene Bereiche hinein, die sich heute „die Mitte“ nennen, Sympathisanten der Antifa zu finden sind, einem Netzwerk, dessen Ziel es ist, die verfassungsmäßige Ordnung auch mit gewaltsamen Mitteln zu zerstören, wen nimmt es da Wunder, wenn die Bereitschaft „dieses Land“ und „diese Demokratie“ zu verteidigen, nicht mehr zu erkennen ist?

Wenn sich die Parlamente im Bund und in den Ländern selbst entmachten, wenn unter dem Schirm der Pandemiebekämpfung die Grund- und Menschenrechte kassiert werden, wenn die Nähe des Verfassungsgerichts zur Exekutive Zweifel an der Unabhängigkeit und Unparteilichkeit der Verfassungswächter aufkommen lässt, wenn im Kampf für das Phänomen Klima die Wirtschaft von der Versorgung mit zuverlässiger und preiswerter Energie abgeschnitten wird, wen nimmt es da Wunder, wenn die Bereitschaft „dieses Land“ und „diese Demokratie“ zu verteidigen, nicht mehr zu erkennen ist?

Wenn die EU, die UNO, die WHO, das WEF und die Bill&Melinda Gates Stiftung erkennbar mehr Einfluss auf die Bundespolitik haben als die gewählten Volksvertreter, womit das Volk, als der Souverän, elegant ausgebootet wurde, wen nimmt es da Wunder, wenn sich das Volk ein Parlament zusammenwählt, und wenn sich das Parlament einen Kanzler wählt, der eine Regierung zusammenstellt, die mit einem Maximum an Ideologie und einem Minimum an Sachkenntnis und Lebenserfahrung daran geht, den Rest des noch vorhandenen außenpolitischen Porzellans zu zerschlagen, die wirtschaftlichen Grundlagen des Landes zu zerstören bzw. zu vertreiben und dem Volk gegenüber auftritt wie ein russischer Großfürst im ausgehenden 19. Jahrhundert?

 

Es ist die Zeit der großen „Scheißegalität“.

Es ist die „Scheißegalität“ der „Eliten“, die meinen, sie könnten sich die Welt ohne Rücksicht auf Fakten und Werte „malen“, wie sie ihnen gefällt, und es ist die resignative „Scheißegalität“ der Massen, die nur noch versuchen sich irgendwie durchzuwursteln und sich mal hier, mal da als Mitläufer andienen, um eines kleinen Vorteils, eines billigen Privilegs wegen, ihr Fähnchen in den gerade wehenden Wind zu hängen und ansonsten in Deckung zu bleiben, bis der Sturm weitergezogen ist.

Der Sturm wird aber nicht weiterziehen. Er wird sich einnisten, da wo der Geist flach ist und als Tiefebene, frei von störenden Hindernissen, geradezu dazu einlädt, sich auszutoben.

Ein Sturm, der alles, was sich ihm noch in den Weg stellt, mit Urgewalt ebenso noch plattmachen wird, wie alles was er bereits eingeebnet hat.

 

Da spricht man von der Gnade des Vergessens. Welch ein Betrug am Menschen!

Auf die Kraft des Erinnerns kommt es an.

Auf die Sehnsucht nach der eigenen Identität, nach der Kraft der Gemeinschaft, nach Einigkeit und Recht und Freiheit, nach einer Normalität aus der einst Zufriedenheit und Geborgenheit erwachsen konnten.

  • Nach einer Ordnung, in der mit „Bürger“ auch noch die Frauen gemeint waren, in der die Gesellschaft mit zwei biologischen Geschlechtern und folglich zwei Toiletten auskommen konnte,
  • einer Ordnung, in der die Schüler noch Respekt vor ihren Lehrern hatten, während heute viele Lehrer Angst vor den Schülern und deren Eltern und deren Rechtsanwälten haben müssen.
  • Eine Ordnung, in der es normal war, dass ein Einkommen ausreicht, um eine Familie zu ernähren.
  • Eine Ordnung, in der es Landesgrenzen gab, hinter denen Ausländer lebten, welche wiederum hinter ihren Landesgrenzen Ausländer kannten, und an jeder Grenze darüber entschieden wurde, ob der Ausländer die Grenze überschreiten darf.
  • Eine Ordnung, in der die Sozialkassen ihre Leistungen nur an jene Bürger auszahlten, die ihre Beiträge geleistet hatten.
  • Eine Ordnung, in der es deutlich weniger psychisch gestörte Straftäter gab,
  • in der Polizisten nicht als paramilitärische Gruppen auf die Straße geschickt wurden, um Versammlungen Unbewaffneter unter freien Himmel gewaltsam aufzulösen.
  • Eine Ordnung, in der die Vierte Gewalt noch aktiv damit beschäftigt war, zu informieren und zu alarmieren, wenn eine der drei anderen Gewalten dabei war, die ihr gesetzten Grenzen zu überschreiten, statt sich mit den anderen Dreien zu etwas zu verbünden, was heute als unzertrennlicher Machtkomplex in Erscheinung tritt.

Die Erinnerung daran sollte jene Kräfte mobilisieren können, die den Versuch unternehmen, das Verlorene zurückzugewinnen und das Land neu, schöner und besser wieder aufzurichten.

Es geht nicht darum, die Vergangenheit zu verklären und einen Versuch der Restauration zu starten. Es geht darum, aus der materiellen und geistigen Wüste heraus wirklich jene blühenden Landschaften zu erschaffen, von denen Helmut Kohl einst schwärmte, ohne jedoch über die Fähigkeiten zu verfügen, sie gegen den „Trend“ durchzusetzen.

Heute ist der „Trend“ dabei, die Idee vom „Transhumanismus“ zu verbreiten. Menschen, mit implantierten, einheitlichen „Betriebssystemen“, denen von Systemen künstlicher Intelligenz zugewiesen werden wird, was das System für richtig hält, während ihnen alles Eigene genommen werden soll und kann.

Niedriger als Mönche unter dem Armutsgelübde, denen es immerhin noch freigestellt war, ob – und was – sie bei der Beichte offenbaren, werden Chip-Implantate die Gedankenkontrolle übernehmen und ihren Träger gegebenenfalls abschalten, sollt er einen nicht behebbaren „psychischen“ Defekt aufweisen.

 

Der „Trend“ steht nicht erst an den Grenzen, er macht sich längst im Lande breit.

Ich halte diesen Trend, der als „Neue Weltordnung“ und „Große Transformation“ immer schamloser seine Absichten verkündet, für eine bösartige feindliche Macht.

Kollaborateure haben dieser Macht geholfen, von unserem Land Besitz zu ergreifen. Wenn es irgendwo noch Männer gibt, mit der Bereitschaft dieses Land zu verteidigen, wenn es irgendwo noch Frauen gibt, die bereit sind, ihre Männer in diesem Kampf zu unterstützen, dann sollten sie jetzt miteinander aufstehen, ihre Stimme erheben und dem Treiben Einhalt gebieten.

So lange in unseren Herzen noch die Erinnerung an das Gute wach ist, so lange wir noch eine positive Vorstellung von der Zukunft entwickeln können, lohnt es sich, dieses Land, so tief es auch gesunken ist, zu verteidigen, zurückzugewinnen und neu aufzubauen.

 

Die Zeit der geduldig schweigenden Mehrheit ist abgelaufen.

Sie wird untergehen.