Land der Bayern, Land des Franken …

Markus Söder

Macht der bayerische Ministerpräsident alles falsch?
Macht er alles richtig?

Die Meinungen dazu sind durchaus unterschiedlich, doch der Streit lohnt nicht.

Es gibt in unserem Universum, nur dieses eine Bayern und es gibt in diesem Universum die Zeit vom Beginn der Pandemie bis heute, bzw. bis zu dem heute nur denkbaren Ende der Pandemie, nur ein einziges Mal. An diesem denkbaren Ende wird ein Ergebnis stehen, von dem wir heute noch nicht wissen, wie es aussehen wird. Wir wissen nicht, wie viele Menschen in Bayern an, bzw. unter Mitwirkung von Covid-19 gestorben sein werden, wir wissen nicht, wie viele Genesene mit welchen Langzeitfolgen zu kämpfen haben werden, wir wissen nicht, wie viele zusätzliche Arbeitslose auf die Pandemie und die zu ihrer Bekämpfung getroffenen Maßnahmen zurückgeführt werden müssen, wir wissen nicht, wie viele Unternehmen dann nicht mehr existieren werden.

Wir wissen es heute nicht. Wir wissen ja nicht einmal, wann tatsächlich Entwarnung gegeben werden kann. Wir wissen nicht, wie viele Menschen dank der mRNA-Impfungen nicht infiziert werden, wir wissen nicht wie viele Geimpfte schwere Impfschäden davontragen werden, wir wissen im Grunde gar nichts.

Was viele allerdings nicht bedenken: Wir wissen auch nicht, wie sich die Zukunft entwickeln würde, wenn alles ganz anders gemacht würde, oder wenn nur ein bisschen etwas anders gemacht würde. Weil es nur dieses eine Bayern in dieser Zeit gibt und kein zweites Bayern als Vergleichsgruppe zur Verfügung steht, an dessen anders gearteter Entwicklung aufgrund anderer Maßnahmen man ablesen könnte, was falsch und was richtig gemacht wurde, um zumindest für die Zukunft etwas lernen zu können.

Das wünschenswerte Wissen über die Zukunft fehlt uns.

Wir müssen mit dem zurechtkommen, was uns heute aus Vergangenheit und Gegenwart als einigermaßen gesichertes Wissen zur Verfügung steht.

Dazu ist festzuhalten, dass es zweifellos eine Krankheit gibt, die durch Viren vom Stamm Sars-Cov-2 ausgelöst wird, weil es Erkrankte gibt, die mit leichten Symptomen zu Hause behandelt werden, solche die mit schweren Symptomen in den Krankenhäusern versorgt werden, solche die mit sehr schweren Symptomen intensivmedizinisch behandelt, zum Teil künstlich beatmet werden müssen – und dass diesen allen gemeinsam ist, dass dieses Virus bei ihnen nachgewiesen wurde.

Bei dieser Feststellung der Existenz der Krankheit und des Erregers ist vollkommen irrelevant,

  • ob es sich beim Virus um eine natürliche Mutation handelt oder um eine Konstruktion aus einem Laboratorium,
  • ob das natürliche Virus oder das künstlich erzeugte seinen Weg in die ganze Welt zufällig gefunden hat,
  • ob es aufgrund menschlichen Versagens oder absichtlich freigesetzt wurde.
    Dies alles zu klären ist sicherlich eine interessante Aufgabe, hilft aber beim Versuch, die Infektionskrankheit einzudämmen nicht weiter.
  • ob der zur Feststellung des Virus verwendete PCR-Test zu 97% richtige oder zu 97% falsche Ergebnisse liefert.

Sicher ist, dass die Erkrankten richtig positiv erkannt wurden. Es ist auch sicher, dass sich – innerhalb einer gewissen Schwankungsbandbreite – mit der massiven Ausweitung der Tests eine relativ stabile Relation zwischen der Zahl der positiven Testergebnisse und der Zahl der danach (Inkubationszeit) Erkrankten mit den typischen Symptomen herausgebildet hat. Diese Relation ist – vollkommen unabhängig von Sensibilität und Spezifizität des Tests – eine geeignete Maßzahl zur Vorhersage der weiteren Entwicklung der Belastung des Gesundheitssystems durch tatsächlich Erkrankte. Die Veränderung des Anteils der positven Testergebnisse an der Gesamtzahl der Tests, deutet zuverlässig auf  eine entsprechende Veränderung der Neuerkrankungen hin. So falsch das Testergebnis in Bezug auf den einzelnen Betroffenen auch sein mag, zur Beurteilung der Infektionslage der Gesamtbevölkerung, einschließlich der nicht Nichtgetesteten, einschließlich der falsch negativen Ergebnisse Getesteter, zeigt die Summe der PCR-Test-Ergebnisse doch deutlich den Entwicklungstrend an.

Wir wissen also, dass der  zur Feststellung einer Infektion ungeeignete und zudem häufig falsch positive und falsch negative Ergebnisse liefernde PCR-Test, der allerdings auch der beste für Massenuntersuchungen geeignete Test ist, der zur Verfügung steht, den Trend der Pandemie-Ausbreitung in Bezug auf Erkrankungen mit leichten, schweren und tödlichen Erkrankungen mit einem Vorlauf von etwas einer Woche für das Auftreten von Symptomen, von etwa zwei bis drei Wochen für die stationär zu versorgenden Fälle und etwa fünf bis sechs Wochen für die zu erwartenden Todesfälle vorhersagen kann.

Was der Test nicht vermag, ist die Prognose der Wirkung der Anti-Corona-Maßnahmen vorherzusagen. Allerdings zeigt er diese – mit einigen Unsicherheiten, weil nicht jede Veränderung des Pandemieverlaufs auf die Maßnahmen zurückgeführt werden kann – nachträglich durch die Veränderung der Relation der positiven Testergebnisse zur Gesamtzahl der Tests an.

Bitte sehen Sie sich diese Grafik der Johns Hopkins Universität an. Es handelt sich um ein Säulendiagramm der täglich positiv Getesteten in Deutschland.

(Grafik vergrößern)

 

Es sind hierin im Grunde drei Trendlinien zu erkennen, nämlich

  • a) die Wochenend-Tiefstwerte, die sich aus einer geringeren Zahl von Tests und der zum Teil an den Wochenenden nicht erfolgenden Weiterleitung der Testergebnisse zur Auswertung ergeben,
  • b) die Höchstwerte jeweils zu Wochenbeginn, die entstehen, weil die Wochenend-Testergebnisse zu den Ergebnissen von Montag und Dienstag noch hinzukommen, und
  • c) die einigermaßen seriösen Werte der Wochenmitte

Alle drei Trendlinien stiegen seit Ende Juli langsam, ab Ende September bis Mitte Oktober steil an. Seit Ende Oktober haben sich die seriösen Wert der Wochenmitte nicht mehr nennenswert verändert, die Trendlinie hat einen waagerechten Verlauf genommen. Die Wochenend-Tiefstwerte sind rückläufig, und bis auf die letzte Spitze vom 25. November treten auch die Höchstwerte vom Wochen-Anfang nicht mehr signifikant in Erscheinung.

Der Schluss, dass diese Veränderungen der Trendlinien auf den so genannten „November-Lockdown“ zurückzuführen sind, liegt zumindest nahe, zumal andere, wesentliche Einflussfaktoren nicht bekannt geworden sind.

Da es sich bei der Summe der positiven PCR-Tests um einen „Früh-Indikator“ handelt, kann daran abgelesen werden, dass sich die Zahl der täglichen Neuerkrankungen inzwischen auch (auf hohem Niveau) stabilisiert haben sollte, während die Zahl der täglichen Sterbefälle den Höhepunkt erst Mitte Dezember überschritten haben wird.

Bei bloßer Beibehaltung der Maßnahmen aus dem November-Lockdown, mit deren Hilfe es gelungen ist, den R-Wert auf ungefähr 1,0 zu drücken, was sich aus der Trendlinie der seriösen Werte der Wochenmitte ableiten lässt, muss folglich damit gerechnet werden, dass zumindest für die Zeit bis zum Ende der für die Ausbreitung der Pandemie günstigen Wintermonate, die Zahl der Erkrankungen und der Todesfälle nicht zurückgehen, sondern auf hohem Niveau verharren wird.

Die für Bayern nun beschlossene – eigentlich nur geringfügige – Verschärfung der Maßnahmen bis zum 5. Januar wird daran nur wenig verändern können, aber wenigstens den sonst zu befürchtenden Anstieg der Neuinfektion durch Weihnachts- und Silvester-Feiern gering halten, bestenfalls kompensieren.

Wir wissen allerdings noch einiges mehr.

Wir wissen, dass

  • die Infektion insbesondere über Tröpfchen und Aerosole aus der Atemluft übertragen wird,
  • es bis heute nur mehr oder minder experimentelle Therapien für die Erkrankten gibt,
  • Impfstoffe im Hauruck-Verfahren entwickelt und bald bereitgestellt werden sollen, aber auch, dass es sich dabei um ein Großexperiment mit weitgehend unbekannter Wirksamkeit und ebenso unbekannten Risiken und Nebenwirkungen handelt.

Dieses Wissen bedeutet zugleich, dass die einzigen Maßnahmen, die uns zur Bekämpfung der Viruspandemie zur Verfügung stehen, darin bestehen, Infektionen durch Unterbrechung der Ansteckungswege zu vermeiden, also die Kontakte zwischen Menschen so weit als möglich zu begrenzen und die Ausbreitung infektiöser Tröpfchen (und Aerosole) durch die viel geschmähten Masken zu bremsen, so dass sie sich möglichst weniger als zwei Meter vom Ausgangsort durch die Luft fortbewegen. Hinzu kommen Empfehlungen zum Händewaschen bzw. zur Desinfektion.

Es gibt keine anderen, gleich wirksamen Maßnahmen die getroffen werden könnten. Und wenn diese Maßnahmen auch allesamt keinen hundertprozentigen Erfolg versprechen, können sie doch zumindest die Ausbreitungsgeschwindigkeit reduzieren und die Zahl der Neuansteckungen pro Infiziertem senken.

Die Schließung der Gastronomie und die Untersagung von Veranstaltungen gehört dabei zu den wirksamsten Maßnahmen. Hier treffen viele Menschen aus unterschiedlichsten Lebensbereichen in eher engen Räumen für zumeist mehr als eine Stunde zusammen, was optimale Voraussetzungen für die Weitergabe der Infektion bietet. Der wirtschaftliche Schaden für die betroffenen Unternehmen ist groß, bleibt volkswirtschaftlich betrachtet aber unter 2% der Wirtschaftsleistung.

Die Begrenzung der Zahl der Kunden, die sich gleichzeitig in Einzelhandelsgeschäften aufhalten, entfaltet eine geringere Wirkung, ist aber gerade in Bezug auf das Weihnachtsgeschäft, wo sich in wenigen Wochen sehr viele Menschen in den Geschäften drängen, zur Verringerung der sonst auch dort bestehenden, hohen Ansteckungsgefahr sinnvoll. Der wirtschaftliche Schaden fällt geringer aus als in der Gastronomie, dürfte aber zum weiteren Aussterben der Innenstädte beitragen. Eine schwierige Abwägung.

In den Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes und im Handwerk treffen zumeist die gleichen Personen als Arbeitskollegen aufeinander. Sollten hier Infektionen auftreten, sind sie relativ leicht zu lokalisieren und durch Quarantäne-Maßnahmen einzugrenzen. Das pandemiebedingte Gesundheitsrisiko erscheint beherrschbar, der wirtschaftliche Schaden durch einen Total-Lockdown liegt zwischen sehr hoch und unabschätzbar.

Der wunde Punkt bleiben die Schulen. Im Prinzip herrschen in einer Schulklasse ähnliche Verhältnisse wie in der Gastronomie. Die Entscheidung, die Schulen weitgehend geöffnet zu halten, ist eine Entscheidung zu Gunsten der Wirtschaft, die etwas leichter fällt, weil Kinder und Jugendliche seltener an Corona erkranken und, falls doch, auch seltener schwere Verläufe zeigen. Zudem können auch hier auftretende Fälle leichter erkannt und durch Quarantäne-Maßnahmen eingegrenzt werden.  Müssten Schüler zuhause bleiben, weil die Schule geschlossen wird, müsste bei vielen zumindest ein Elternteil ebenfalls zuhause bleiben. Fast 1,7 Millionen Schüler gibt es in Bayern – und rund 5,6 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Wenn auch nicht alle Schüler zuhause betreut werden müssen und es in manchen Familien auch zwei oder mehr schulpflichtige Kinder gibt: Die Schließung aller Schulen würde dazu führen, dass deutlich mehr als 10% der Beschäftigten ihrer Arbeit nicht, zumindest nicht vollumfänglich nachgehen könnten. Die Folgen für die Wirtschaft würden einen Einbruch der Leistung von ebenfalls deutlich mehr als 10% bedeuten.

Dieses Maßnahmenpaket wäre übrigens auch ganz ohne PCR-Test die einzige uns zur Verfügung stehende Möglichkeit, eine ausgewogene Balance zwischen den Gesundheitsinteressen und den materiellen Interessen der Bevölkerung (Arbeitsplatz/Lohn/Gehalt, Versorgung mit Waren und Dienstleistungen)  herzustellen.
Der PCR-Test ermöglicht lediglich festzustellen, ob, und in welchem Maße die Maßnahmen wirken, ob sie gelockert werden können oder verschärft werden müssen.

Dass die Verlängerung und Verschärfung des Lockdowns aus heutiger Sicht sinnvoll und richtig erscheint,

ändert allerdings nichts daran, dass ihr Zustandekommen aus unterschiedlichsten Gründen Anlass zu massiver Kritik bietet.

Das beginnt damit, dass Regierung und Parlament, die schon zu Beginn des Jahres sehr umfassend über das Gefahrenpotential der Pandemie informiert waren, mehr damit beschäftigt waren abzuwiegeln und die Gefahr klein zu reden. Vor allem der Versuch, das schwerwiegende Versäumnis der notwendigen Vorsorge dadurch zu kaschieren, dass das Tragen von Masken als überflüssig, wenn nicht sogar schädlich dargestellt wurde, war ein fataler Fehler. Ohne diese wissentliche Falschinformation der Öffentlichkeit wäre die Abneigung gegen die Maske, die sich auch in der Bezeichnung als Maulkorb, Söderlappen oder Seuchenlappen äußert, kaum so verbreitet, wie sie es heute ist.

Es setzt sich fort damit, dass die relativ ruhigen Sommermonate nicht genutzt wurden, um für die längst als Faktum im Raum stehende zweite Welle Vorsorge zu treffen. Es wurde praktisch nichts getan, um die Situation in den Alten- und Pflegeheimen für die dort konzentrierten Angehörigen einer stark gefährdeten Risikogruppe zu verbessern. Es wurden zwar „Intensivbetten“ mit massiver staatlicher Förderung in die Kliniken gestellt, doch die Frage, wie die notwendigen Pflegekräfte rekrutiert, bzw. aktiviert werden könnten, wurde nicht betrachtet oder als „unlösbar“ in den Hintergrund gedrängt. Es wurde versäumt, die Änderung des Infektionsschutzgesetzes auf dem regulären parlamentarischen Weg zu diskutieren und die darin vorgesehenen Grundrechteverletzungen auf das notwendige Maß zu begrenzen und sie der Öffentlichkeit verständlich und transparent zu begründen. Es wurden wieder mit dem zeitlich begrenzten November-Lockdown Hoffnungen geweckt, von denen man wissen musste, dass sie nicht erfüllt werden könnten, und, es wurden alle Stimmen, die sich kritisch zum Vorgehen und zu den Beschlüssen äußerten, in infamer Weise dadurch mundtot gemacht, dass man sie unbesehen in die rechte Ecke stellte, ohne sich auch nur einen Fingerbreit auf die Kritiker zu zu bewegen und deren Argumente  zu würdigen.

Es ist unbestritten, dass große Krisen eine starke Führung erfordern.
Starke Führung in einer Demokratie sieht jedoch anders aus, als das, was aus Deutschland zu berichten ist.

Die Stärke der Führung sollte aus dem gewachsenen Vertrauen der Bevölkerung in ihre Führung erwachsen und nicht auf  den tönernen Füßen willkürlicher Demonstrationsverbote, Versammlungsauflösungen, Wasserwerfer und anderen Formen der Polizeigewalt aufgebaut sein.

Hier gilt es, sich endlich ehrlich zu machen.

Vor allem aber gilt es, damit aufzuhören, die Pandemie als ein Geschenk des Himmels zu betrachten, weil sich in ihrem Schatten der  von einer Rotte von elitären Egomanen beabsichtigte „Great Reset“ endlich ohne nennenswerten Widerstand der Bevölkerung durchsetzen ließe.
Stattdessen sollten alle Kräfte ohne solche Hintergedanken eingesetzt werden, um erst die Pandemie wirksam zu bekämpfen, danach die Schäden zu heilen und dann – vielleicht – die Frage nach der Weltherrschaft der Konzerne zum Gegenstand einer demokratischen Abstimmung zu machen.

Erklären Sie uns, was Sie vorhaben, Herr Schäuble, Frau Merkel, Herr Scholz, Frau Baerbock. Machen Sie die schöne neue Welt der NWO zum Hauptthema des Bundestagswahlkampfes. Vielleicht bekommen Sie ja eine Mehrheit dafür.

Was jetzt immer wieder zwischen den Schlagzeilen von der „großen Transformation“ oder vom“ Great Reset“ in Andeutungen gefaselt wird, ohne sich dazu inhaltlich klar zu äußern, das ist das, was der Bayer „hinterfotzig“ nennt, und es, sollte es durchgesetzt werden, weder einem Preußen, noch einem Franken jemals verzeihen wird.