Podcast aus dem Gesundheitsministerium
(eine visionäre und nahezu realitätsidentische Satire)
Der menschengemachte Sommer
Der menschengemachte Wechsel der Jahreszeiten führt seit Beginn der Aufzeichnungen – und da mag Noah mit seiner Sintflut als Ausgangspunkt gesetzt werden – immer wieder zu Massensterben unter den Humanoiden aller Geschlechter. Denn es waren die Menschen zu Zeiten Noahs, die sich nicht um die göttlichen Gesetze scherten, so dass der Schöpfer beschloss, seine Schöpfung mit dem nassen Schwamm von der Tafel zu wischen, und nur Noah und die Seinen, sowie allerlei Vieh hinüberzuretten, in eine neue Zeit. Weil aber die Menschen, als es noch keine Jahreszeiten gab, in einem fort sündigten, und dies nach der Sintflut nicht wieder einreißen sollte, belegte der Herr Noah und alle seine Nachkommen mit dem Fluch: „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“
Ohne die sündhaften Zeitgenossen Noahs wäre es nie soweit gekommen. Diese Menschen haben also den immerwährenden Wechsel der Jahreszeiten gemacht, oder doch zumindest herausgefordert – und wir, ihre Nachfahren, müssen damit klarkommen.
Hitzeschutz gegen den Fachkräftemangel
Dies ist, insbesondere in Zeiten des extremen Fachkräftemangels, eine gigantische Herausforderung, der sich niemand, der guten Willens ist, mehr verschließen darf. Was nützt es denn noch, dass Millionen Seuchentote vermieden werden konnten, weil wir uns freiwillig Testpflichten, Maskenzwang und einem gnadenlosen Impfregime unterworfen haben, wenn uns die so geretteten Fachkräfte nun wie die Fliegen am Hitzetod dahinsterben?
Mit einem umfassenden Hitzeschutzplan werden wir kraftvoll gegensteuern. Der Hitzeschutzplan umfasst sichere und zuverlässige Schutzmaßnahmen. Er ist geeignet, das angestrebte Ziel zu erreichen und die verhängten Maßnahmen sind sowohl angemessen als auch alternativlos. Zudem schließt sich der Hitzeschutzplan nahtlos an die gesetzlich vorgeschriebenen Wärmepläne der Kommunen an, die wiederum dem deutschen Wärmepumpenplan vorangehen.
Was heute in den Medien alles über den Hitzeschutzplan kolportiert wird, dürfen Sie bitte nicht so ernst nehmen. Das sind ja nur die Anfänge, nur Übergangs- und Brückenlösungen, die uns aber nicht abhalten, parallel dazu mit aller Kraft an der Endlösung zu arbeiten. Und die möchte ich Ihnen heute vorstellen.
Es ist alles nur Physik – und die ist beherrschbar
Bis 2045 wird es gelungen sein, Deutschland zum führenden Windstromland der Welt zu machen. Das klingt nicht nur gut, das ist auch gut, denn dann wird jeder Deutsche innerhalb von nur fünf Minuten zu Fuß den Sockel des nächsten Windrades erreichen können. Gut, ob da jeder Deutsche Wert darauf legt, das nächste Windrad in fünf Minuten zu Fuß zu erreichen, weiß ich natürlich nicht, aber das ist kein Grund zur Kritik, er muss ja nicht, er kann ja auch zuhause bleiben.
Aber das Gute an der hohen Windraddichte ist, dass wir – ohne zusätzlichen Flächenverbrauch – am Fuß eines jeden Windrads eine Großwärmepumpe errichten können, die mit einem Volumenstrom von bis zu 1o Millionen Kubikmetern pro Stunde die heiße Umgebungsluft einsaugt, um sie um 15 bis 20 Grad Celsius abgekühlt am anderen Ende wieder in die Atmossphäre zu entlassen. Die der heißen Luft entzogene Hitze wird durch Kompression auf Temperaturen jenseits der 800-Grad-Marke komprimiert, so dass sie jene Qualität mitbringt, die erforderlich ist, um das Betriebswasser einer Dampfturbine in überhitzten Dampf zu verwandeln, der eine Turbine antreibt, die wiederum einen Generator antreibt, der dann den Strom für die Wärmepumpe liefert und noch ein paar Megawatt extra ins Netz einspeist.
Es entstehen dabei gleich zwei sehr nützliche Nebeneffekte:
- Die relative Feuchte der stark abgekühlten Luft wird an den meisten Tagen die 100-Prozent-Marke übersteigen, so dass in Folge der Abkühlung in der Umgebung der Anlagen all der Regen fallen wird, der sonst vom Wind ganz woanders hin getragen worden wäre. Das nützt nicht nur der Vegetation, es trägt auch zusätzlich durch den Verdunstungsprozess zur Abkühlung bei.
- Durch die Abkühlung der Luft verringert sich ihr Volumen, sie wird also schwerer, sinkt hinab und versucht sich bodennah auszubreiten, was für eine frische Brise sorgt, die wiederum das Windrad antreibt, während aus großen Höhen die dort vorhandene, sowieso kühlere Luft nach unten nachströmt. Der so erzeugte, permanente Windstrom wird ausreichen, um die Volllaststunden der Windparks in den Bereich von 80 bis 90 Prozent zu bringen, womit auch das von Kritikern immer wieder an die Wand gemalte Schreckgespenst der Dunkelflaute endgültig ins Reich der Märchen verbannt werden kann.
Hart am Perpetuum mobile
Sie sehen, es entsteht ein vollständig autarkes System, das lediglich zum Starten Strom aus einer externen Quelle benötigt, wofür aber mit dem in unmittelbarer Nähe stehenden Windrad hinreichend Sorge getragen ist. Außerdem kann im Betrieb, je nach dem aktuellen Leistungsbedarf der Großwärmepumpe, überschüssiger Strom von bis zu einem Megawatt pro Anlage aus der Dampfturbine ins Netz eingespeist werden, so dass auch eine eintretende Windstille kein Problem für die sichere Stromversorgung mehr darstellt, weil immer noch eine erhebliche Menge Strom aus der Umwandlung von Hitze in Strom zur Verfügung steht. So entsteht künftig neben Solar- und Windkraftanlagen die dritte Säule der gesicherten Stromversorgung.
Faktencheck: Verschwörungstheorie – Energieerhaltungssatz
Nun weiß ich, dass sich bei den Bedenkenträgern längst aufmüpfiger Widerspruch regt. Das Argument, die Wärme sei ja nicht weg, sie sei nur woanders, Energie lasse sich zwar umwandeln, aber nicht vernichten, wird mit oberlehrerhafter Mimik und Gestik vorgetragen, und ich sage Ihnen: Das ist natürlich alles vollkommen korrekt. An der Physik wollen wir nicht rütteln, aber auch daran haben wir, im Gegensatz zu Ihnen, bereits konstruktiv gedacht und die Gesetze der klassischen Physik um die Postulate der Grünen Physik erweitert.
Deutschland – Phönix aus der Asche der Sommerhitze
Mit dem Ausbau der Erneuerbaren und den zusätzlich installierten Großwärmepumpen wird Deutschland seinen Stammplatz als Netto-Strom-Exporteur in Europa mit einer vorher nie gekannten Dominanz und Potenz wieder einnehmen. Entsprechende Berechnungen liegen bereits vor. Es wird gar kein Problem sein, den gesamten, aus den Großwärmepumpen gewonnenen Strom, ins benachtbarte und auch ins entferntere Ausland zu exportieren, so dass unsere Hitze dann in Frankreich aus den Elektroheizungen, in Italien aus den Kaffeemaschinen, in Holland aus den Gewächshäusern, in der Türkei aus den Lautsprecheranlagen der Muezzine, und so weiter, wieder abgegeben wird. Energieexport ist nun mal Energieexport, und wer die importierte Energie in Wärme umwandelt, hat die Wärme dann halt.
Deutschland – Temperaturstabilisator der EU
Im europäischen Rat wurde die Thematik ebenfalls bereits behandelt und durchaus widerstreitend diskutiert. Erst die Anhörung der einschlägigen Experten brachte Klarheit insofern, dass es kein Problem sei, wenn in Italien, Spanien, Portugal, auch in Südfrankreich, auf Malta, usw. die Temperaturen steigen. Dort herrscht im Sommer sowieso schon größere Hitze, so dass sich die Zusatzhitze in der Relation zur vorhadenen Hitze weitaus geringer auswirkt als in Deutschland. Zum Beispiel handelt es sich beim Temperaturanstieg von 20 auf 25 Grad in Deutschland um eine Steigerung um volle 25 Prozent, wohingegen ein Anstieg von 45 auf 50 Grad Celsius in Griechenland mit nur 11,1 Prozent weit weniger spürbar sein und von der Mehrheit der dortigen Bevölkerung gar nicht wahrgenommen werden wird.
Was unsere skandinavischen Nachbarn betrifft: Die Dänen, die Schweden, die Norweger und die Finnen frieren in den Sommermonten meistens mehr als im Winter, weil sie dann die Heizungen ausschalten und ihre dicken Strickpullover ausziehen. Denen ist also mit ein paar Grad mehr zumindest in dem Maße gedient, wie uns mit der Absenkung der Temperatur gedient ist. Die Situation kann folglich nur als Win-Win-Win, wenn nicht gar als Doppel-Doppel-Win-Win-Wumms bezeichnet werden – und dies alles, ohne dass auch nur ein Gramm eines fossilen Brennstoffs verbrannt werden müsste.
Faktencheck: Verschwörungstheorie saisonaler Hitzemangel
Eine andere Gruppe von Bedenkenträgern stellt natürlich die provozierende Frage, was denn dann im Winter sei.
Das ist natürlich völlig daneben. Nichts ist im Winter.
Meinen Sie ernsthaft, auch für den Winter sei ein Hitzeschutzplan erforderlich? Sie haben sie ja nicht mehr alle.
Außerdem bin nicht ich für den Winter zuständig, sondern der Kollege Habeck, dessen Kälteschutzplan – und jetzt tun Sie nicht so, als hätten Sie davon noch nie gehört – ebenfalls auf die Wärmepumpentechnologie setzt, womit übrigens auch das von interessierter Seite immer wieder gestreute Gerücht, die Ampel sei zerstritten, widerlegt sein sollte.
Die sozial abgefederten Brücken- und Übergangsmaßnahmen
Bis zum Endausbau der Hitzeschutzinfrastruktur liegen allerdings noch 22 Jahre vor uns. In dieser Zeit brauchen wir jede Hand und jeden Kopf für die Umsetzung der Pläne, und wir müssen von daher jeden Kopf und jede Hand im maximalen Umfang davor schützen, noch in diesem oder einem der nächsten Sommer den menschengemachten Hitzetod zu sterben.
Von daher gilt ab morgen, 4. Juli 2023, bis einschließlich 30. September 2023, eine Ausgangssperre in der Zeit von jeweils 04.00 morgens bis 23.00 Uhr abends. Fenster und Türen sind in dieser Zeit geschlossen zu halten.
Für alle, die wegen dieses Hitze-Lockdowns Ihrer Arbeit nicht nachgehen können, weil zum Beispiel eine Tätigkeit vorliegt, die nicht vom Homeoffice aus erledigt werden kann, hat Kollege Lindner ein Sondervermögen aus dem Keller geholt, das ausreicht, um im laufenden Jahr jeden, den es trifft, in den Kreis der Bürgergeldempfänger einschließen zu können. Beantragen können Sie das Bürgergeld demnächst über die Bundes-Hitze-App, an der allerdings noch fieberhaft gearbeitet wird.
Für die Folgejahre und solange die Ampel leuchtet, gilt diese Ausgangssperre dann komplementär zum Winterreifengebot von O bis O, also von Ostern bis Oktober. Das werden Sie sich wohl einprägen können.Die Entlastung der Bürger erfolgt dann aus den Mittel des sozialen, demokratischen und solidarischen Hitzepfennigs.
Der Hitzepfennig
Von nichts kommt nichts. Selbstverständlich werden private Investoren die Hauptlast der notwendigen Investitionen übernehmen, doch sowohl die an diese auszuschüttenden Subventionen als auch die Kosten der sozialen Abfederung der Brückenmaßnahmen würden Jahr für Jahr gespenstische Lücken in den Bundeshaushalt reißen, hätten wir nicht auch dafür im Hitzeschutzplan eine Lösung vorgesehen, die sowohl sozial als auch demokratisch-solidarisch gestaltet ist. Es handelt sich um den so genannten Hitzepfennig. Der Hitzepfennig soll prozentual auf die Lohn- und Einkommensteuer, auf die Beiträge zur Kranken-, Renten-, Arbeitslosigkeits- und Pflegeversicherung, auf die Umsatzsteuer, die Energiesteuer und die CO2-Steuer aufgeschlagen werden. Im Finanzministerium wird noch gerechnet, doch gehen erste Schätzungen davon aus, dass der Hitzepfennig unterhalb der 10-Prozent-Marke gehalten werden kann, also für niemanden eine unzumutbare Belastung darstellen wird.
Vielen Dank, für Ihr Interesse