Elefanten aus Afrika

Die Aussichten für die Welt sind finster. Die Nachrichten künden von Krieg und Kriegsgefahr. Die Rüstungsaktien steigen wie Luftabwehrraketen in den Himmel – da ist es doch tröstlich, dass uns  dazwischen auch noch erheiternde,  gemütsaufhellende Nachrichten erreichen, wie das unverhoffte Geschenk von 20.000 afrikanischen Elefanten an die grüne Rundumschutzministerin Steffi Lemke.

Bei  Licht gesehen ist dies aber gar nicht lustig, sondern entpuppt sich als ein neues, grünengemachtes Problem von nicht zu unterschätzender Dimension.

 

2.242 Jahre sind vergangen, seit der Karthager Hannibal mit Fußvolk, Reiterei und siebenunddreißig Kriegselefanten erst das Wasser des Mittelmeers und dann die Alpen überwunden hat.

Die Elefanten haben den Marsch durch die Alpen über den Col de la Traversette (2.947 m ü.M.)

dem Vernehmen nach gut überstanden, sind aber kurz darauf verendet. 

So weiß es jedenfalls die Wikipedia, die es wiederum bei William Mahaney (York University, Toronto) gelesen hat, der im Hochgebirge alte Elefantenhäufchen gesucht, gefunden und nach mikrobiologischer Untersuchung durch Chris Allens (Queens University, Belfast) für echt erklärt hat.

Bemerkenswert, dass die ansonsten warmzeitbereinigte Wikipedia im Artikel über die Alpenüberquerung (das sieht nur falsch aus, Überqueerung wäre etwas anderes) einen verräterischen Satz – ziemlich isoliert vom übrigen Text – hat stehen lassen. Der lautet:

„Untersuchungen weisen auf klimatische Warmphasen und eine höhere Baumgrenze hin.“

Einen Gletscher haben die Elefanten offenbar seinerzeit nicht überqueren müssen. Vermutlich – Elefanten sind ja verdauungsseitig auch nichts anderes als hypertrophierte Kühe mit Rüssel – war das zum Abschmelzen führende CO2 damals elefantengemacht – und erst mit dem Aussterben der nordafrikanischen Elefanten konnten sich die Alpen wieder in ihre wärmende Schnee- und Eisdecke hüllen.

Da die Alpen nun mit Hilfe des menschengemachten CO2 wieder eisfrei gemacht werden konnten (fast, jedenfalls), erscheinen die Überlegungen der BILD, dass es möglich sei, die 20.000 geschenkten Elefanten aus Botswana per Flugzeug (je 16 Exemplare in einem Jumbo) oder per Schiff (alle 20.000 auf einmal) nach Deutschland zu schaffen, nicht nur überzogen teuer und keineswegs CO2-neutral, sondern eben auch als vollkommen überflüssige, im Gedankenkäfig des technologischen Fortschritts gefangene Ideen.

Warum sollten die Dickhäuter nicht von Botswana aus, immer an der afrikanischen Westküste entlang, aus eigener Kraft Marokko und von da aus den europäischen Kontinent erreichen. Gut, dass Stückchen Westsahara könnte die Elefanten vor Herausforderungen stellen, aber die werden sie, wie wir Deutschen, schon überwinden. Kein Wasser oder kein Strom, wo ist denn da der Unterschied?

Da sie nicht, wie seinerzeit Hannibals Elefanten, in Italien einfallen wollen, sondern in Deutschland, müssten nicht einmal die Alpen überquert werden, was die Probleme der Wüstenwanderung ja wieder mehr als ausgleicht.

Brandenburg, wo sie – nach Auffassung der Offiziellen Botswanas – die günstigsten Lebensbedingungen vorfänden, wäre dann nur einen Fußmarsch von ungefähr 12.000 Kilometern entfernt. Für Elefanten kein Problem. Die wandern gerne. Das wissen wir von Prof. Grzimek. Obwohl sie sich Zeit lassen und pro Tag nur etwa 10 Kilometer zurücklegen: Nach drei Jahren wären sie da!

Wunderbarerweise korreliert diese Reisezeit recht gut mit der Tragezeit (22 Monate), so dass möglicherweise eintretende Verluste (Altersschwäche, Unfälle, usw.) bis zum Eintreffen in Potsdam soweit ausgeglichen werden, dass bei 20.000 startenden Tieren sichergestellt ist, dass auch 20.000 das Ziel erreichen, wenn auch nicht hundertprozentig die gleichen.

Zudem gäbe diese Transportweise uns Deutschen die Möglichkeit, im neuen Deutschland-Tempo alle Weichen für die angemessene Willkommenskultur zu stellen, vor allem die Frage zu klären (experimentell mit Zootieren) wie die botswanischen Elefanten auf Teddybärenwürfe und Pappplakate mit Refugees-welcome-Aufschrift reagieren, und hier ggfs. erforderliche Korrekturen vorzunehmen, sowie zumindest die Bauanträge für die erforderlichen Winterquartiere in genehmigungsfähiger Form einzureichen.

Ein Problem allerdings bleibt – und das unabhängig davon, ob die  20.000 Einreisenden per Luftfracht, Schiffsfracht oder eben als Wanderer unterwegs sein werden: Sie tragen massenhaft Jagdtrophäen in Form von Stoßzähnen mit sich herum, die beim Grenzübertritt zwingend vom Zoll konfisziert und zerstört werden müssten.

Da es sich beim Absägen von Stoßzähnen am lebenden Tier – auch unter Narkose! – um eine ebenso schmerzhafte wie entwürdigende Prozedur handelt, müsste dies in Deutschland noch vor dem Eintreffen der ersten Dickhäuter ebenso verboten werden, wie das lange Zeit übliche Kupieren der Schwänze und Ohren bei manchen Hunderassen.

Ob Steffi Lemke bis – sagen wir 2027, wenn sich die Elefanten noch dieses Jahr in Marsch setzen – eine entsprechende gesetzliche Ausnahmeregelung auf den Weg bringen kann, erscheint unwahrscheinlich.  Ein Grund mehr, die Ampel nicht wiederzuwählen.

Denn die Folge wäre sonst, dass den in Botswana politisch verfolgten und mit dem Tode bedrohten Tieren aus Tierschutzgründen die Einreise versagt werden müsste. Klar ist schon heute, dass Botswana seine Elefanten auch auf keinen Fall zurücknehmen würde, so dass eine Abschiebung mit an Aussichtslosikeit grenzender Wahrscheinlichkeit überhaupt nicht in Frage kommen könnte.

Das unlösbare Dilemma, sich zwischen dem Abschuss der Elefanten in Botswana und dem tierwohlverletzenden Dahinvegetieren in grenznahen, gefängnisähnlichen Auffanglagern, schlimmer noch als früher in den fahrbaren Käfigen der Wanderzirkusunternehmen, entscheiden zu müssen, würde Deutschland auf Jahrzehnte hinaus beschäftigen und lähmen zugleich.

Nur Neuwahlen, verbunden mit dem Verzicht auf die Einmischung in die inneren Angelegenheiten Botswanas, und die Anerkennung der Unverzichtbarkeit des Elfenbeins für die deutsche Tasteninstrumentenindustrie und diverse Spielarten des Kunsthandwerks, können diesen gordischen Knoten noch durchschlagen.