Drohendes Dilemma

In Berlin, wo sonst, hat die Macht einen neuen Erlass erlassen. Hinkünftig, so steht es geschrieben, sind die Bediensteten der Hauptstadt gehalten, sich an einen neuen, vierundvierzigseitigen Sprech- und Schreibleitfaden zu halten, der erarbeitet wurde, um auch die Minderbemittelten zu ertüchtigen, mit den Menschen in dieser Stadt, unabhängig  von allen Unterscheidungsmerkmalen, vor allem aber unabhängig von selbstgewählter sexueller Identität, diskriminierungsfrei zu kommunizieren.

In diesem Leitfaden ist nun auch – Black Lives Matter sei Dank – die Vermeidung des Begriffs „schwarz“ vorgeschrieben. Wortverbindungen, wie „Schwarzfahrer“ wird es künftig in Berliner Amtsstuben nicht mehr geben. Es handelt sich künftig um „Fahrende ohne Fahrausweis“. Warum man nicht auf die bekannte Formel der Beförderungserschleichung ausgewichen ist und von „Beförderungserschleichenden“ sprechen soll, ist kein Rätsel. Fahrende ohne Fahrausweis fahren in Berlin eben ohne Fahrausweis. Basta! Das ist ganz normal und zudem besser, als sie würden, ebenfalls ohne Fahrausweis, mit dem eigenen Auto die Stadtatmosphäre belasten. Zudem ist Erschleichung zunächst einmal eine Unterstellung. Wer schleicht schon in Busse oder Bahnen?

Aber ich komme vom drohenden Dilemma ab.

Wenn es jetzt allem Schwarzen an den Kragen geht, solange nicht Schwarze (muss mit großem S geschrieben werden) damit gemeint sind, die sich selbst so bezeichnen und sich damit ihrer Identität und Diskriminierbarkeit versichern, ist schwarz diskriminierend.

Es wird also nicht mehr lange dauern, bis in einem nächsten Erlass verkündet wird, dass die Verwendung schwarzer Spielfigurgen bei Mühle, Dame oder Schach eine zutiefst rassistische Einstellung widerspiegelt, was stets noch dadurch verstärkt wird, dass bei allen diesen Spielen stets Weiß den ersten Zug hat.

Es sei, wird es heißen, erwiesen, dass Schachspieler die Postionen der eigenen Steine stets genau kennen, was eine farbliche Unterscheidung überflüssig macht, es könnten also durchaus beide Spieler mit weißen Figuren spielen.

Doch da naht das Verhängnis.

Weiß ist immer rassistisch. Weiß kann nur rassistisch sein.

Es wird so kommen, dass Schach, Mühle und Dame so lange vorläufig verboten werden müssen, bis zweifelsfrei nicht rassistische Farben festgelegt werden können, womit sich eine Senatskommission in den nächsten drei Jahren intensiv beschäftigen wird. 

Klar ist jetzt schon: Gelb geht nicht, wegen der Chinesen. Rot geht nicht, wegen der Indianer. Blau geht nicht, wegen der AfD. Grün geht nicht, wegen Werder Bremen. Braun geht sowieso nicht …

Es hilft nichts. So sehr ich mich auch abmühe, einen satirischen Text zu verfassen: Das Original ist nicht zu überbieten.

Die Berliner Zeitung berichtet so neutral wie nur möglich.

(Ist aber dennoch ein Brüller! Vor allem, ich greife noch mal vor, wenn es da heißt: Mit dem Begriff „Armutsmigration“ werde vor allem eine vermeintliche Einwanderung in die Sozialsysteme betont, die gesetzlich aber ausgeschlossen sei.)

 Waaahhaahaaaa!