Die Faktenresistenz der SPD

In einem Punkt habe ich eine hundertprozentige Übereinstimmung mit Angela  Merkel: Ich habe Thilo Sarrazins Buch, „Deutschland schafft sich ab“, auch nicht gelesen.
Allerdings habe ich eine ziemlich genaue Vorstellung von dessen Inhalt. Es ist ja hinreichend darüber berichtet worden. Sarrazin selbst kommt zu dem Schluss, das fast alles von dem, was er vor sieben Jahren veröffentlicht hat, inzwischen eingetroffen ist – einiges davon noch schlimmer als erwartet.

Auch sein jüngstes Werk, „Feindliche Übernahme“, habe ich nicht gelesen und werde es auch nicht lesen. Denn auch darüber habe ich schon hinreichend viel gelesen, um mir das zeitaufwändige Eintauchen ins Original verkneifen zu können.

Außerdem glaube ich, recht gut in der Lage zu sein, mir ein eigenes Bild zu machen, das selbstverständlich – wie auch Sarrazins Bild von Deutschland – von persönlichen Vorstellungen, Wertungen und, ja!, Vorurteilen geprägt ist. Dass dieses, mein Bild, dem Bild, das sich Sarrazin gemacht ähnlicher ist als jenes Bild, das unter ausschließlicher Verwendung politisch korrekter Farben von „Wir sind mehr“ gezeichnet wird, ist zwar kein „Zufall“, aber eben auch nicht die Folge einer Absicht oder gar einer Gefolgschaft.

Die Mauer der Ablehnung gegen diese Sichtweise, ist erstaunlich. Doch „Mehrheit“ ist nicht zwingend ein Qualitätsmerkmal, Minderheit übrigens auch nicht. Dass schon die beiden Anmerkungen im letzten Satz ausreichen können, um bestimmte Gemüter (immer die gleichen) bis zur Weißglut zu erhitzen, ist der eingebaute Beweis dafür. Doch es soll jetzt nicht um solche Spitzfindigkeiten gehen.

Thilo Sarrazin, SPD-Mitglied, hat nun zum zweiten Male öffentlich artikuliert und mit vielen Fakten belegt, was eine wachsende Zahl von Bürgern aus ihrem täglichen Erleben heraus eher nur irritiert, weil ihnen der Zugang zu diesen Fakten praktisch nicht offen steht und ihnen auch die Mittel und die Methodik fehlen, um sie nahtlos in das große Puzzle einzuordnen, dessen Teile uns von den Medien in bunter Folge eher zusammenhanglos und mit Auslassungen präsentiert werden.

Die Vermutung, die nachlassende Zustimmung für die SPD könnte etwas mit dem Irritiert-Sein der Bürger zu tun haben, denen von Seiten der Partei auch bei zunehmender Irritation immer nur erklärt wird, sie seien einfach nur zu dumm, um zu verstehen, worum es geht, oder gar von völkischen Parolen verblendet, liegt da auf der Hand.

Allerdings ist man innerhalb der SPD offenbar der Überzeugung, jeder, der es wagen sollte, diese Vermutung laut zu äußern, würde – wie bei „Des Kaisers neue Kleider“ – damit zum Ausdruck bringen, er sei für sein Amt ungeeignet. Daher hat dieser Gedanke keine Chance. Wer will schon wegen einer kritschen Frage sein Amt verlieren? Das kann sich nur leisten, wer es sich leisten kann, und offenbar konnte Thilo Sarrazin während seiner Zeit als Bundesbankvorstand ausreichend Rücklagen bilden, um auch ohne Amt über die Runden zu kommen. Inzwischen dürften auch die Honorare aus dem Buchverkauf für ein ordentliches Zubrot sorgen, so dass ihn auch der nun wieder angekündigte Partei-Ausschluss nicht ins Armenhaus treiben wird.

Welcher Ungeist aber reitet die SPD, dieses Parteiauschlussverfahren zu betreiben?

Lenkt sie damit nicht noch einmal die mediale Aufmerksamkeit auf Sarrazin? Glaubt sie, ein von der SPD ausgeschlossener Sarrazin wird deshalb seine Überzeugungen nicht mehr verbreiten?

Niemand in diesem unseren Lande kommt doch auf die Idee, dass die SPD die Auffassungen Sarrazins teilt. Das ist doch hinlänglich kommuniziert und schon mit dem ersten gescheiterten Verfahren deutlich geworden. Glauben Nahles und ihre Genossinnen und Genossen, sie könnten die Reputation Sarrazins durch einen Parteiausschluss beschädigen, so wie ein Katholik durch die Exkommunikation in der Gemeinde zur persona non grata wird?

Das alles kann es nicht sein, und pure Rachegelüste will ich niemandem unterstellen.

Die SPD sieht Sarrazin im totalen Krieg gegen rechts offenbar nur als eine große, einzunehmende feindliche Stellung. Dass hier jemand Brandschneisen schlägt, um den Brand einzudämmen, kommt ihr nicht in den Sinn. Und so, wie sich im Krieg Strategen und Soldaten keinen Kopf darum machen, was sie mit einem Flächenbombardement alles plattmachen, Hauptsache das eigentliche Ziel wird mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auch getroffen, (Böll, richtungsweisend in „Billard um halb zehn“) ruinieren sie im Krieg gegen Sarrazin ihre eigene Glaubhaftigkeit gleich mit.

Die Bürger erkennen die Faktenresistenz der SPD, sehen sie auf der Weltbühne umherirren, dem Traum des Milchmädchens folgend, und wenden sich ab, je deutlicher wird, dass diese Partei mit diesen Führungsfiguren erst dann vielleicht wieder in die Realität zurückfinden wird, wenn die Milch bis auf den letzten Tropfen verschüttet ist.

Allen NWO-Fantasten ins Stammbuch:

Ihr habt  es nicht geschafft, die EU zu einer guten Heimat für alle Europäer zu machen,
ganz im Gegenteil!

Griechenland verwest, Frankreich brennt, Italien bebt, Belgien wankt.
Polen, Tschechien, Ungarn und Österreich stehen längst am Rand,
und die Briten stehlen sich davon.

Aber die ganze Welt mit einem Migrationspakt zur guten Heimat für alle Menschen zu machen,
das traut ihr euch zu.

Otfried Preußlers Kinderbücher hätten vermutlich schon länger auf den Index gehört.
Dann wüsstet ihr vielleicht, dass „Hex-hex!“ nur solange funktioniert,
wie der Kopf mit geschlossenen Augen fest im Sand steckt.