Demenz-Früherkennungspflicht wird kommen

Mit großem Interesse hat die Hank & Pretty Bellinda Stiftung die Forschungsergebnisse der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) in Dübendorf zur Kenntnis genommen.

Dort wurde ein spezieller, sensorbestückter Gürtel entwickelt, der aus geringsten Anomalien von Pulsfrequenz, Körpertemperatur und Gangmuster eine präzise Prognose für das Eintreten neurodegenerativer Erkrankungen, kognitiver Einschränkungen und Steuerungsverlusten unter Nutzung der Systeme der Künstichen Intelligenz über Jahrzehnte im Voraus erstellen kann.

(Das gibt es wirklich. Hier der Artikel.)

Wie ein Sprecher der Stiftung mitteilte, laufen bereits erfolgsversprechende Verhandlungen mit dem Schweizer Bundesrat über den Ankauf der Empa, was es ermöglichen würde, die weiteren Forschungsarbeiten zu beenden und stattdessen mit der Eröffnung einer Produktionslinie zu beginnen, mit dem Ziel, ab 2023 jährlich 500 Millionen der sensorbestückten, bauchweitentoleranten Spezialgürtel auszuliefern.

Die WHO hat sich zu diesen Plänen äußerst euphorisch geäußert. „Wenn es nun möglich ist“, hieß es dort, „eine der schlimmsten Geißeln der Menschheit durch Früherkennung früher zu erkennen, dürfe kein Augenblick gezögert werden, diese Chance zu ergreifen.“

Die ersten drei Jahres-Chargen sollten den besonders vulnerablen Gruppen zur Verfügung gestellt werden, also den Dreißig bis Vierzigjährigen, für die ein hohes Risiko besteht, ab etwa dem 70 Lebensjahr unter ersten neurologischen Ausfällen zu leiden, was mit Hilfe des Sensorgürtels und der Messungen der physischen Veränderungen im Bauchspeckgürtel allerdings schon drei bis vier Jahrzehnte vorher sicher vorausgesagt werden könne.

Dies würde die Möglichkeit eröffnen, prädemente Personen, wie zum Beispiel Busfahrende, Lenkwaffenlenkende, Whistleblowende, Psychiatrierende und Prostituierende frühzeitig und lange vor der Manifestierung der Gefahr, von der Ausübung gefahrenträchtiger Berufe und Funktionen auszuschließen. 

Die Direktübertragung der Patientendaten aus dem Sensorgürtel über das 5G-Netz an die Gesundheitsämter werde durch Vorschaltegeräte (plug&play)  für die dort im Einsatz befindlichen Faxgeräte in der dort gewohnten Form gewährleistet, so dass keinerlei mentale oder formularelle Anpassungnotwendigkeiten entstehen könnten.

Ab 2026 könnten dann auch Zwangzigjährige, ab 2030 die ersten Zehnjährigen mit diesem Maßstäbe setzenden Früherkennungsinstrument ausgestattet werden.

Ab 2040 wird ein für die Pränataldiagnostik angepasster Miniatursensorgürtel zur Verfügung stehen, der mit minimalinvasiven Strategien den Föten schon ab dem vierten Schwangerschaftsmonat direkt in der Fruchtblase angelegt werden kann. Dieser Miniatursensorgürtel wird mit einer den Fötus schonenden, minimalen Sendeleistung über den Sensorgürtel der Mutter ausgelesen, der dann als Relaisstation für die Information der Gesundheitsämter zum Einsatz gebracht werden kann.

Wie die Hank & Pretty Belinda Stiftung weiter bekannt gab, wird in den Laboren von Pfizer und Moderna bereits fieberhaft daran gearbeitet, die mRNA-Vaccine zur Bekämpfung der Corona-Pandemie, die ja noch über Jahrzehnte verimpft werden müssen, mit einer zweiten Wirk-Komponente zur Frühbekämpfung früherkannter Demenzrisiko-Patienten zum Zweifach-Impfstoff aufzuwerten.

Es läge nun an den verantwortlichen Gesundheitspolitikern in aller Welt, die gesetztlichen Grundlagen für die allgemeine Sensorgurttragepflicht zu schaffen, so dass das Produkt, sobald es mit einer bedingten Zulassung der US- und EU-Behörden auf dem Markt kommt, auch zum Wohle der Menschheit eingesetzt werden könne.

Die Reaktionen der deutschen Politik waren einigermaßen durchwachsen. Während die älteren Politikenden sich durchweg für die Früherkennungsgurtpflicht aussprachen und argumentierten: „Schließlich haben wir schon lange die segensreiche Pflicht, im Auto den Sicherheitsgurt anzulegen verordnet. Das neue System ist da im Grunde nur eine Erweiterung und Verbesserung und Ergänzung, zumal es ja auch geeignet ist, um demenzbedingte Karambolagen im allgemeinen und auch im Straßenverkehr zu verhüten.“

Bei den Jugendorganisationen der Parteien war eher Skepsis, bis hin zum offenen Widerstand festzustellen. „Die sollen lieber bei den alten Säckinnen und Säcken anfangen, die uns die Karriereleitern verstopfen, wie der Grundlaststrom aus Kohlekraftwerken die Netze! Da kann die Demenz doch jeden Tag offen zutage treten, wenn sie nicht schon offenkundig ist. Würde sich die Presse nicht schützend vor die Betroffenen stellen, und hätten wir die schon von der 68ern geforderte Nachweispflicht der geistigen Gesundheit als Bedingung für die Amtseinführung, wäre uns schon viel Übles erspart geblieben. Wenn jetzt wir, die Dreißig- und Vierzigjährigen zuerst gezwungen werden sollen, diese keinesfalls ausgereiften Bauchfesseln zu tragen, von denen es ja heißt, dass sie die ersten Anzeichen von Demenz nicht von den ersten Anzeichen einer Flatulenz unterscheiden können und zudem zu mindestens 30 Prozent falsch positive Ergebnisse liefern, dann ist das doch wieder nur ein fieser Trick der alten weißen Männer, um uns von unserer Zukunft auszuschließen.“

Neutrale Beobachter sehen allerdings eine klare Mehrheit für die Gürtelpflicht, zumal die Bußgeldkataloge für die Verletzung der Tragepflicht bereits in Arbeit sind. Danach soll einmaliges Ablegen des Gürtels mit einer Buße von 600 Euro, wiederholtes Ablegen des Gürtels mit jeweils 1.500 Euro Buße geahndet werden.

Der Gürtel ist bis zu einer Tauchtiefe von 300 Metern wasserdicht, resistent gegen Sonnenöl, Akohol bis 42 Vol.% und haushaltsübliche Tenside, hält auch Schläge mit der Reitpeitsche der Domina problemlos aus und kann, im Fall des Todes der Tragenden mit den Leichnaminnen und Leichnamen sowohl schadstoffemissionsfrei verbrannt oder wahlweise auf herkömmliche Weise grundwasserneutral kompostiert werden.

Anmerkung des Verfassers:
Die oben verlinkte Meldung über den Sensorgürtel betrachte ich als einen besonderen Glücksfall, ermöglichte er es mir doch, der Realität mit den Mitteln der  Satire ein kleines Stück vorauszueilen. Zwei, drei Jahre dürften wohl noch ins Land gehen, bis die Bauchbinde aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken ist.