CDU/CSU schlagen unter die grüne Gürtellinie

Kennen Sie das Spottlied „Auf de schwäb’sche Eisebahne …“?

Es geht weniger um die ebenfalls darin karikierte Bahn mit ihren vielen Halt-Stationen, als um einen tumben Bauersmann, der möglicherweise zum ersten Mal in seinem Leben einen Eisenbahnwaggon bestiegen hat.

Die beiden Unions-Christen, Andreas Jung und Thomas Gebhardt, haben den jüngsten Bericht des so genannten Weltklimarates zum Anlass genommen, auf fein- und hintersinnige Art und Weise den großen grünen Häuptling unseres seit tausend Jahren entwaldeten Landes auf die Schippe zu nehmen. Der eine ist Sprecher der CDU/CSU Bundesfraktion für Klimaschutz und Energie, der andere Obmann im Ausschuss für Klimaschutz und Energie und beide werfen der den Energiemangel verwaltenden Ampel vor, es müsse mehr – und zwar sofort – für den Klimaschutz getan werden.

Wohl wissend, dass wir in Deutschland mehr als zehnmal mehr Kohlekraftwerke stilllegen müssten als hierzulande überhaupt existieren, um den massiven Zubau in China und Indien wenigstens zu kompensieren, fordern sie von den sicheren Stühlen der Opposition aus den beschleunigten Ausbau aller erneuerbaren Energien.

Es müssten jetzt entschieden die Weichen gestellt und ein Turbo für Energieeffizienz eingelegt werden, statt weiter halbherzig und widersprüchlich zu agieren, wie die Ampel bisher. Von entschlossenem politischen Handeln sei in Deutschland momentan nichts zu sehen. Nicht einmal ein Klimaschutz-Sofortprogramm sei bisher vorgelegt worden, obwohl dies gesetzlich vorgeschrieben ist.

Ja, und da kommt die Assoziation mit der schwäb’sche Eisenbahne her. Herr Habeck hat sich zwar keinen Geißbock gekauft und diesen an den hinteren Wagen angebunden,

wie der Bauer, der nicht für fünf Pfennig weit denken konnte und glaubte, das werde schon alles gutgehen, ja er wollte seinem Geißbock während der Fahrt sogar noch Futter bringen, 

aber er hat sich bereits mit jeder Menge vergleichbar grandioser Ideen hervorgetan, dieser Geist, der stets das Gute will und doch nur Chaos schafft. Bei der Umsetzung steht er allerdings noch in den Startlöchern, die alte Dampflok Deutschland rollt noch ganz gemächlich an. Der hinten angebundene Rattenschwanz von Projekten, Absichten und Gesetzen rumpelt noch ganz gemächlich über die Schwellen ohne – über ein paar blaue Flecken hinaus – nennenswerten Schaden zu nehmen.

Gut, dass es uns gelungen ist, uns binnen weniger Monate im neuen Deutschland-Tempo vollständig von der Abhängigkeit von russischem Gas zu befreien, tönt der Kanzler. Da sind Kollateralschäden unvermeidlich.  Aber was sind schon eine solide Inflation, die Stilllegung energieintensiver Unternehmen und die Abwanderungsabsichten der Industrie gegen die Freiheit, uns mit teurem US-Frackinggas versorgen zu dürfen. Doch das  ist ja immer noch nicht die ganze Wahrheit: Wo wären wir ohne diese durch die Energiekosten verursachten Stilllegungen und Verlagerungen denn? Die Gasspeicher  wären doch Mitte März bereits leer gewesen, so aber haben wir noch gut 60 Prozent übrig für den nächsten Winter. Dass wir dazu auch Kohlekraftwerke reaktiviert und unter Vollast betrieben haben, diese Flexibilität beweist doch, dass uns das Wohl des deutschen Volkes, das sonst in eisig kalten Wohnzimmern Weihnachten hätte feiern müssen, sehr wohl am Herzen liegt.

Wenn nun der Dekarbonisierungszug Fahrt aufnimmt, wenn das Verbot von Gas- und Ölheizungen greift, dann können die Mehr-Emissionen der Kohlekraftwerke, die mit dem massenhaften Einsatz von Wärmepumpen zwingend weiterbetrieben werden müssen, von den emissionsfreien Wärmepumpen zumindest wieder kompensiert werden. Kommt dann die Gebäude-Sanierungspflicht, wird sich dieser Effekt wiederholen, und jedes saubere E-Mobil das auf die Straßen kommt, wird wiederum „NET ZERO!“ die Emissionen des für den Fahrbetrieb erforderlichen Kohlestroms kompensieren.

Außerdem wird bald jede Menge Brennholz anfallen, wenn der Schlachtruf „Wälder zu Windfarmen“ erst einmal von den Investoren mit angestimmt werden wird. Die halten sich ja noch zurück. „Da muss mehr getan werden, Herr Habeck!“, jauchzen die Unionisten Jung und Gebhardt im Duett. Da müssen Garantien abgegeben werden, nicht nur, dass es über die Lebenszeit zu fetten Renditen kommt, sondern auch, dass der Bund die Entsorgung, bzw. Endlagerung der Flügel und den Rückbau von Türmen und Fundamenten übernehmen wird.

Es ist schon perfide, den armen Robert so vor sich herzutreiben, immer weiter auf die Klippe zu. Er kann ja, ohne vollends das Gesicht zu verlieren, nicht zugeben, dass er sich übernommen hat. Diejenigen, die ihn anspornen, wissen, dass schon nach dem ersten Kilometer mit Volldampf vom Geißbock am hinteren Wagen höchstens noch der Kopf übrig sein wird.

Das war die optimistische Deutung
der Einlassungen der CDU/CSU Abgeordneten.

Man muss sich an ihrer Vorgehensweise nicht mit klammheimlicher Freude delektieren, aber aus der Chance auf ein noch rechtzeitiges Ende des grünen Zaubers lässt sich durchaus Hoffnung schöpfen.

Die pessimistische Deutung wäre:

Die meinen das ernst, genau so, wie sie es gesagt haben. Dann gilt für Deutschland nicht einmal mehr das geflügelte Wort: „Der Letzte macht das Licht aus“, denn die Lichter werden aus sein, lange bevor der Letzte die Flucht ergreifen konnte.