Am 8. März um 15.40 Uhr habe ich eine Umfrage gestartet, um herauszufinden, wer einen oder mehrere „Corona-Fälle“ kennt – und wer nicht.
Bis heute (9. März) habe ich darauf 175 Antworten erhalten. Mindestens 100 hatte ich mir erhofft.
Herzlichen Dank an alle, die sich beteiligt haben.
Was ist herausgekommen?
Zusammenfassung:
Vorläufiges Ergebnis
Die verbreitete Wahrnehmung, die von RKI, Johns-Hopkins Universität und Worldometer genannten Zahlen seien zu hoch, weil „niemand jemanden kennt, der Covid hat“,
wird durch die Umfrage nicht bestätigt.
Es ergibt sich eine weitgehende Übereinstimmung zwischen den offiziellen/veröffentlichten Informationen und dem Ergebnis dieser Umfrage.
Die Diskrepanz in der Wahrnehmung beruht darauf, dass die Wahrscheinlichkeit, im persönlichen Umfeld wenigstens einen positiv Getesteten zu finden, erst ab einem Umfang dieses Umfelds von etwa 40 Personen über 1 liegt.
Im Detail:
Das Datenmaterial bezieht sich auf die gesamte Zeit des Auftretens der Pandemie in Deutschland, umfasst also etwa ein Jahr.
Als Bezugsgrößen stehen einmal die Zahl der Teilnehmer der Umfrage zur Verfügung (175), zum anderen aber auch die Zahl der Personen, die von den Umfrageteilnehmern als ihr persönliches Umfeld angegeben wurden (12.012).
Dieser Datensatz lässt mehrere Formen der Auswertung zu.
Wie viele Umfrageteilnehmer kennen welche Corona-Fälle?
45,7 % | aller Befragten kennen in ihrem persönlichen Umfeld keinen Corona-Fall, noch nicht einmal jemanden, der positiv getestet wurde. |
67,4 % | aller Befragten kennen in ihrem persönlichen Umfeld niemanden, der Krankheitssymptome zeigte. |
88,6 % | aller Befragten kennen in ihrem persönlichen Umfeld niemanden, der wegen Covid stationär behandelt werden musste. |
94,9 % | aller Befragten kennen in ihrem persönlichen Umfeld niemanden, der wegen Covid intensivmedizinisch versorgt werden musste. |
96,9 % | aller Befragten kennen in ihrem persönlichen Umfeld niemanden, der an oder mit Covid verstorben ist. |
Wie viele Fälle welchen Schweregrades waren von den Umfrageteilnehmern in ihrem persönlichen Umfeld bekannt?
Fälle | % | Art |
16 | 0,133 % | Todesfälle an oder mit Covid |
21 | 0,175 % | Fälle mit intensivmedizinischer Behandlung |
38 | 0,316 % | Fälle mit stationärer Behandlung (inclusive intensivmedizinisch) |
155 | 1,290 % | Fälle mit typischer Symptomatik ohne stationäre Behandlung |
317 | 2,639 % | Positiv Getestete (einschl. Fälle mit Symptomatik, stationärer und intensivmed. Behandlung, einschl. Todesfälle) |
11.695 | 97,361 % | Gesunde ohne positiven Test |
Zum Vergleich die Zahlen von Worldometer für Deutschland, ebenfalls seit Beginn der Pandemie
Art | Prozent diese Umfrage |
Prozent Worldometer |
Alle Fälle also alle positiven Test einschl. aller Formen der Erkrankung, einschl. Tod |
2,639 % | 2,994 % |
Todesfälle | 0,133 % | 0,087 % |
Aus meiner Web-Statistik weiß ich, dass die Besucher meiner Seiten ganz überwiegend (~70%) der Altersgruppe 50+ angehören, zum kleineren Teil der Altersgruppe zwischen 20 und 50 Jahren (~30%), während die Altersgruppe der unter 20-jährigen praktisch nicht vertreten ist.
Dies deutet darauf hin, dass das Ergebnis dieser Umfrage in Bezug auf die positiven Tests tendenziell zu niedrig ausfällt, während es in Bezug auf die Todesfälle tendenziell zu hoch ausfällt.
Dies kann zur Erklärung der Unterschiede zwischen Worldometer und dieser Umfrage beitragen.
Einige wenige Österreicher und Schweizer haben sich an dieser Umfrage beteiligt, was aber keinen Einfluss auf die Relationen des Gesamtergebnisses hat. Ein Umfrageteilnehmer aus Australien hat seine Angaben vorbildlich auf seine in D lebenden Verwandten und Freunde bezogen.
Die Zahlen der jeweils dem persönlichen Umfeld zugerechneten Personen zeigten eine große Bandbreite. Sie reichen von minimal 10 bis maximal 1.000. Die Plausibilität der hohen Zahlen konnte ich überprüfen und bestätigen.
Bei den 82 Teilnehmern mit bis zu 30 Personen im persönlichen Umfeld ergaben sich die folgenden Verhältnisse:
Anzahl | Prozent | |
Teilnehmer mit bis zu 30 Kontaktpersonen | 83 | 46,9 % |
Kontaktpersonen dieser Teilnehmer | 1737 | 14,5 % |
davon | ||
mit positivem Test | 66 | 20,8 % |
mit Krankheitssymptomen | 39 | 25,2 % |
mit stationärer Behandlung | 10 | 26,3 % |
mit intensivmedizinischer Behandl. | 6 | 28,6 % |
Verstorbene | 6 | 37,5 % |
Zum Vergleich die Zahlen der 69 Teilnehmer mit 31 bis 100 Kontaktpersonen
Anzahl | Prozent | |
Teilnehmer mit 30 bis 100 Kontaktpersonen | 69 | 39,4 % |
Kontaktpersonen dieser Teilnehmer | 4222 | 35,1 % |
davon | ||
mit positivem Test | 149 | 47,0 % |
mit Krankheitssymptomen | 79 | 51,0 % |
mit stationärer Behandlung | 19 | 50,0 % |
mit intensivmedizinischer Behandl. | 12 | 57,1 % |
Verstorbene | 8 | 50,0 % |
Die Teilnehmer mit über 100 Kontaktpersonen
Anzahl | Prozent | |
Teilnehmer mit über 100 Kontaktpersonen | 23 | 13,1 % |
Kontaktpersonen dieser Teilnehmer | 6053 | 50,4 % |
davon | ||
mit positivem Test | 102 | 32,2 % |
mit Krankheitssymptomen | 37 | 23,9 % |
mit stationärer Behandlung | 9 | 23,7 % |
mit intensivmedizinischer Behandl. | 3 | 14,3 % |
Verstorbene | 2 | 12,5 % |
Es kann angenommen werden, dass die Größe des persönlichen Umfelds mit dem Alter der Teilnehmer und dem Alter der Kontaktpersonen korreliert, dass also die Älteren eher weniger Kontakte haben und unter diesen die Anfälligkeit für Covid höher ist, während Teilnehmer mit großem persönlichen Umfeld jünger und folglich noch aktiver sind, und dass in deren Umfeld auch weniger Erkrankungen und ernsthafte Verläufe zu erwarten sind.
Das Umfrage-Ergebnis deutet darauf hin dass die Beziehungen zum Umfeld im Bereich 30 bis 100 am intensivsten sind, da hier 40 % der Teilnehmer mit 35% der Kontaktpersonen etwa die Hälfte der Fälle zur Statistik beigetragen haben.
Noch einlaufende Umfrage-Ergebnisse werden weiterhin erfasst und in die Statistik eingepflegt. Das Endergebnis werde ich zum Wochenende veröffentlichen.