Texte mit Patina – worauf Sie nicht gewartet haben

Nichts ist älter als die Zeitung von gestern.

Dieser Satz galt, als die Zeitung vom Vortag beim Fischhändler noch benutzt wurde, um den toten, frisch aus dem Fass geholten Hering darin einzuwickeln. Heute sind wir weiter. Heute gilt: Nichts ist älter als der Tweet von vor 2 Minuten.

Das Aktuelle verliert seinen Glanz schnell.

Anders verhält es sich mit dem so genannten „Zeitlosen“. Es gibt jahrtausende alte Schriften, die zwar die wenigsten selbst gelesen haben, die aber doch so im kollektiven Bewusstsein verankert sind, dass immer noch und immer wieder daraus zitiert wird. Was ist das Geheimnis dieser Schriften?

Das Geheimnis liegt darin, dass sie aktuell geblieben sind. Nicht aktuell im Sinne von „neueste Nachrichten“, sondern aktuell im Sinne von „auch heute noch zutreffend“.

Stellt sich die Frage: Wie haben die das gemacht, die Alten, dass die Inhalte ihrer Werke frisch geblieben und auch heute noch „zutreffend“ erscheinen?

Es gibt da mehrere Elemente, die zusammenkommen müssen.

  • Am wichtigsten ist der so genannte Spannungsbogen. Der Leser muss nach jedem Satz, nach jeder Seite neugierig sein, wie es weitergehen und wie es enden wird. Fehlt die Spannung, ist alles Mühen des Schriftstellers vergebens.
  • Kaum minder wichtig als die Spannung ist die Übertragbarkeit einer Geschichte in eine vergleichbare, selbst erlebte Situation. Dazu ist ein gewisses Maß an Abstraktion erforderlich, weil sonst die Details dazu führen, dass der Wald vor lauter Bäumen nicht mehr gesehen wird, und die Protagonisten sollten jene klassischen Charakterzüge tragen, die sich seit der Jungsteinzeit etabliert und kaum mehr verändert haben.
  • Unabdingbar ist auch der so genannte „Witz“ des Verfassers, jener helle, lebendige Verstand, dem es gelingt, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren, überraschende Wendungen zu produzieren, beim Leser ein „Ach so“ und ein „Aha“ und ein „Donnerwetter!“ hervorzurufen, die Spannung hin und wieder aufzulockern und ebenso wieder anzuziehen.

Zu den nicht totzukriegenden Alten gehören

  • der 1668 erschienene Simplicius Simplicissimus von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen,
  • Don Quijote, der Mann von La Mancha, 1605 erstveröffentlicht von Miguel de Cervantes,
  • Gullivers Reisen, 1726 von Jonathan Swift veröffentlicht,
  • Die Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen, geschrieben von Gottfried August Bürger, die 1786 in die Druckerpresse gerieten,
  • Max und Moritz, von Wilhelm Busch, 1865 erschienen,
  • Das fliegende Klassenzimmer, von Erich Kästner, gerade noch 1933 herausgebracht,
  • Per Anhalter durch die Galaxis, ein Geniestreich von Douglas Adams, 1979 erschienen,

und viele weitere, deren große Gemeinsamkeit darin besteht, dass die Autoren mit der Überzeichnung von Charakteren und Situationen, mit dem Spiel mit dem Unmöglichen und Unvorstellbaren, ihren Werken einen Stich ins Groteske beigemengt haben. So sehr sie sich auch unterscheiden: Was sie beim Leser auslösen, bewegt sich alles auf einer Skala, die beim leisen Schmunzeln beginnt und beim nicht mehr unterdrückbaren, lauten Gelächter noch lange nicht endet. Denn wenn das Zwerchfell wieder zur Ruhe gekommen ist – und spätestens beim zweiten Lesen, tritt das vor das geistige Auge, was Wilhelm Busch so oft als „die Moral von der Geschicht“ bezeichnet hat. 

Nach dieser langen Rede zum Ruhme meiner großen Vorbilder und Inspiratoren wage ich es kaum noch, Ihnen meine eigene Sammlung selbstverfasster satirischer Schriften ans Herz zu legen. Weiß ich doch, dass Sie längst Gelegenheit hatten, alles schon einmal, zum ersten Mal, zu lesen. Ahne ich doch, dass Sie diese Gelegenheit in wahrscheinlich fast allen Fällen auch wahrgenommen haben, dass Sie sich dabei amüsiert haben – so manche Zuschrift zeugt vom brüllenden Lachen – und dass Sie die Texte dann wieder, flüchtig, wie das Internet nun einmal ist, obwohl es nichts vergisst, in der Versenkung haben verschwinden lassen.

Doch wie sieht es aus mit der Moral von der Geschicht? Wie sieht es aus mit den vielen kleinen Anspielungen, den sprachlichen Feinheiten, die man beim ersten belustigten Lesen gar nicht recht zur Kenntnis nimmt?

Den Weg zu diesem Erleben habe ich nun frei gemacht, wie die Raiffeisen- und Volksbanken den Weg zur kreditfinanzierten Anschaffung frei machen, indem ich Sie und Google von der Last der Suche nach den von der Tagesaktualität verschütteten satirischen Beiträgen, die vom Herbst 2018 bis in den Februar 2021 entstanden sind, befreie, und Ihnen ermögliche, auf 270 Buchseiten insgesamt 42 Stück Satire, fein säuberlich nach Erscheinungsdatum sortiert, mit einem Vor-, wie auch einem Nachwort und an sieben Stellen mit farbigen Illustrationen versehen, zum Preis eines Hundertstels jener Primzahl zu erwerben, die zwischen 1759 und 1783 als einzige anzutreffen ist.

Das Buch heißt vorneweg: „Ich denke“,
und danach dann:
„nur noch was ich darf“.

Dazu verfügt es neben der ISBN 9783753442983, einem Strich-Code, in welchem wiederum die ISBN verschlüsselt ist, auch noch über den formschönen Untertitel „Spott, Ironie, Zynismus“, wobei ich gerne gestehe, dass das Mischungsverhältnis zu Ungunsten des Zynismus ausgefallen ist.

Jetzt wollen Sie nur noch ganz schnell wissen, wie es aussieht, wo es ausliegt, bzw. wie Sie in seinen Besitz gelangen können?

Dann habe ich mein Ziel erreicht.

Sie finden das Ihre
genau hier.