Was ist – und was nicht

Vom Vogel Strauß wird fälschlich behauptet, er stecke bei Gefahr den Kopf in den Sand, weil er überzeugt sei, er könne die Gefahr, dadurch, dass sie für ihn unsichtbar geworden ist, vollends verschwinden lassen.

Real ist allerdings die bei Menschen festzustellende Neigung, vor drohenden Gefahren einfach die Augen zu verschließen, die Gefahr damit „aus den Augen zu verlieren“, um bloß nicht reagieren zu müssen.

Der jüngste Trend, die Augen vor einer Gefahr zu verschließen, besteht darin, sie unsichtbar zu machen, indem man sie entweder gar nicht mehr benennt oder indem man sie bis zur Unkenntlichkeit umbenennt, was bisweilen zu grotesken Absurditäten und mit etwas Gespür für das Wesentliche auch zu vollkommen neuen Erkenntnissen über das Wesen der vermeintlichen Gefahr führt.

Das gerade aktuell hochgekochte Beispiel ist die vom Hersteller von Convenience-Produkten für die Küche gerade neu benannte

„Ungarische Paprika Soße“.

Nach allem, was ich dazu erfahren habe, handelt es sich um exakt das gleiche Produkt, das eben noch als

„Zigeuner Soße“

im Handel war, es wird nur das Etikett gewechselt – um einer Gefahr zu entgehen. Aber um welche Gefahr handelt es sich da? Und wer oder was war von dieser Gefahr bedroht? Was bewegt Knorr dazu, die beliebte Zigeuner Soße künftig als Ungarische Paprika Soße zu tarnen?  

Wir können als gesichert annehmen, dass vom Produkt als solchem keine Gefahr für die Konsumenten ausgegangen ist, die das Normalmaß der von Fertigsoßen üblicherweise ausgehenden, minimalen Gefahren überschritten hätte. Die Soße ist und bleibt demzufolge auch die gleiche.

Wenn also die Konsumenten durch die Zigeunersoße nicht gefährdet wurden, dann muss wohl der Hersteller eine Gefahr für sich gesehen haben. Fürchtet sich Knorr nach Jahrzehnten friedlicher Koexistenz jetzt auf einmal davor, die Zigeuner könnten ihm etwas antun wollen? Wann hat man je erlebt, dass Zigeuner eine Fertigsoßenfabrik überfallen und ausgeraubt hätten? Und falls Zigeuner Lust hätten, Fertigsoßen zu rauben, würden sie dann davon ablassen, weil die Soße nun nicht mehr Zigeuner Soße heißt, sondern Ungarische Paprika Soße? Nein. Die Zigeuner würden sich vom „falschen“ Etikett nicht täuschen lassen, sondern sich ganz auf ihren Geschmack verlassen.

Wir können folglich ebenfalls als gesichert annehmen, dass man bei Knorr in der Führungsetage nicht davon ausgegangen ist, die Zigeuner könnten eine Gefahr für Leib, Leben, Umsatz und Ertrag darstellen.

Ich meine, wenn die bei Knorr in Heilbronn bei klarem Verstand waren, dann können die sich vor den Zigeunern nicht wirklich gefürchtet haben.

Fakt ist aber: Die Zigeunersoße wurde – trotz der unter diesem Namen fantastisch gelungenen Markteinführung und vermutlich Millionen von Stammkunden, die sie immer wieder freudig gekauft und genossen haben – aus dem Sortiment getilgt und stattdessen eine inhaltsgleiche Ungarische Paprika Soße neu ins Sortiment genommen. Das macht man doch nicht aus freien Stücken!

Wovor fürchtet sich der Markenhersteller Knorr? Wovor fürchtet sich die Konzernmutter Unilever?

Nun, Sie wissen es und ich weiß es auch. Knorr fürchtet sich nicht vor einer realen Gefahr, sondern davor, die Angst der Knorr Kunden, sie würden, obwohl sich weder an ihrem Wertekanon, noch an der Soße, noch an ihrer politischen Grundeinstellung etwas geändert hat, mit dem Kauf von Zigeuner Soße den Fluch einer bösen Fee auf sich laden, der sie augenblicklich in Rassisten und Rechtsextremisten verwandeln würde, so wie sich andere bei Vollmond in Werwölfe verwandeln.

Natürlich wissen die ehemaligen Knorr Zigeuner Soße Kunden ganz genau, dass sie niemals in der Vergangenheit, weder durch den Kauf, noch durch den Genuss der Knorr Zigeuner Soße auch nur die geringsten Wesensveränderungen an sich feststellen konnten. Bei der Tsatsiki Soße mit dem hohen Knoblauchanteil, ja, da war das anders, da wandten sich manchmal die Mitmenschen von einem ab, vor allem jene, die selbst nicht von der Tsatsiki-Soße genascht hatten. Aber die Zigeuner Soße, die hat nichts dergleichen bewirkt.

Außerdem, und jetzt wird es erst richtig grotesk:

Beweisen Menschen, die sich selbst und anderen gerne Zigeuner Soße servieren, damit nicht, dass sie zumindest die Kochkünste der Zigeuner schätzen,

dass – wenn es stimmt, dass Liebe durch den Magen geht – bei diesen Menschen eine Art Liebe für die Zigeuner zu finden ist? Rassisten, die eine grundlose Abneigung gegen Zigeuner hegen, würden doch nie und nimmer ausgerechnet Zigeunersoße verwenden, die würden auch mit Abscheu reagieren, wenn sie auf einer Speisekarte noch ein Zigeunerschnitzel, auf dem Spielplan des örtlichen Theaters den Zigeunerbaron oder die Czsardas Fürstin entdecken.

Nein! Es ist anders herum!

Diejenigen, die sich am lautesten empören, wenn sie irgendwo eine Zigeunersoße, ein Zigeunerschnitzel, einen Negerkuss oder eine Mohrenapotheke entdecken und die am liebsten jegliche Erinnerung an Zigeuner, Neger und Mohren auslöschen wollen, die sind tatsächlich felsenfest überzeugt davon, damit nicht etwa, wie man meinen könnte, ihren Rassismus zum Ausdruck zu bringen, sondern in Wahrheit absolut reinrassige Antirassisten zu sein!

Das geht jetzt alles nicht mehr wirklich zusammen.

Erst wer den Schritt wagt,  nach dem Ursprung der Angst dieser Politisch Korrekten zu suchen, kommt der Lösung des Rätsels näher.

Was versetzt diese Menschen derart in Panik, dass sie alleine beim Anblick einer Flasche Zigeunersoße die Kriegsbemalung anlegen und wie von Furien gehetzt mit Zeter und Mordio Rufen durch die Straßen rennen?

Überlegen wir an dieser Stelle einfach, was ist – und was nicht ist.

Neger und Zigeuner existieren. Kein (normaler) Neger und kein (normaler) Zigeuner käme je auf die Idee, seine Existenz und seine Identität zu leugnen.

Gewiss, es gibt auch Ausnahmen.

Es gibt auch Neger, das soll nicht unerwähnt bleiben, die möchten lieber Weiße sein, die lassen sich die Locken aus den Haaren ziehen und, so sie reich genug sind, lassen sie sich auch mit jeder Menge Chemie die Haut bleichen.

Es gibt auch Zigeuner, die sesshaft werden wollen, sich von ihrer Sippe und dem Mega-Luxus-Wohnwagen trennen und irgendwo versuchen, sich ein neues Leben aufzubauen.

Es existieren Männer und Frauen. Und es gibt Männer, die lieber eine Frau sein wollen, wie es auch Frauen gibt, die lieber ein Mann sein wollen. Beide können es heute schaffen, dies mit Hilfe von Hormonen und Chirurgen so zu bewerkstelligen,  dass sich ihr Äußeres wunschgemäß verändert und – im besten Fall – dann mit dem inneren Wesen in Übereinstimmung ist.

 

Was nicht existiert, ist ein die gesamte Gesellschaft durchziehender, tiefsitzender und von allen deutschen Weißen getragener Rassismus.

Gewiss, es gibt auch Ausnahmen.

Es gibt immer noch Bayern, die ihren traditionellen Hass gegen die Preußen pflegen. Es gibt Menschen, die allen Ausländern, unabhängig von Herkunft und Hautfarbe zutiefst misstrauen, es gibt Menschen, die nicht zusammen mit Negern an einem Tisch sitzen mögen. Es gibt Menschen, die ihre Häuser fest zusperren, wenn Zigeuner in der Nähe ihr Lager aufgeschlagen haben.

Die Angst der Politisch Korrekten besteht nun nicht darin, dass ein Neger oder Zigeuner diskriminiert werden könnte. Warum sollten die sich davor fürchten? Im Gegenteil, jeder Fall von echtem oder vermeintlichem Rassismus wertet sie doch auf, gibt ihnen doch erst ihre Existenzberechtigung!

Die tiefsitzende, und vermutlich unbewusste Angst der Politisch Korrekten ist eine ganz andere. Sie, die sie sich auf den Kampf gegen den Rassismus spezialisiert haben und zumindest teilweise ihren Lebensunterhalt damit verdienen, dass sie in geförderten Organisationen oder Projekten agieren, fürchten, sie könnten in der Bedeutungslosigkeit versinken, wenn sie nicht immer neue Belege für die Notwendigkeit ihres Kampfes vorweisen können.

Dieser Kampf richtet sich längst nicht mehr gegen den real existierenden Rassismus, sondern gegen die gesamte Gesellschaft, die unter Rassismusverdacht gestellt und umerzogen werden muss, weil sich sonst schnell herausstellen würde, dass man die Rassismusjäger und ihr Kriegsgeschrei im Grunde nicht bräuchte.

Wenn man aber ein Tabu errichtet, und wenn der Name dessen, dessen Name nicht genannt werden darf, doch irgendwo erklingt – dann kann man Rassismus!, Rassisten!, Faschisten! schreien und sich in der Bestätigung seiner heimtückisch ausgesprochenen, sich wie geschmiert von selbst erfüllenden Prophezeihung suhlen.

(Das „h“ in …zeihung“ ist Absicht.)

Kennen Sie das:

„Ein Mann“, „Männer“, „Eine Gruppe“, „Ein Deutscher“?

Es folgt in der Regel eine Meldung über ein Delikt, das von Schlägerei und Vergewaltigung bis zum Mord reichen kann.

Es ist das gleiche Prinzip. „Ein Mann“, das entspricht einer Portion Ungarischer Paprika Soße. „Männer“, steht für eine ganze Flasche Ungarischer Paprika Soße, und „eine Gruppe“ meint einen ganzen Karton voller Flaschen mit Ungarischer Paprika Soße.

Wer da stattdessen zu sagen wagt: „Ein Zigeuner“, „drei Afghanen“, „zwanzig Araber“, wer also sagt, was ist, dessen Rassismus stellt die Tat, um die es eigentlich gehen sollte, vollständig in den Schatten. Der Rassist, der auch nur „der Flüchtling“ sagt, ist ein schlimmerer Feind als der gemeinte Nigerianer, der eine alte Frau im Park beraubt, vergewaltigt und erstochen hat.

Von der Empörung über den, der sagt, was ist, lebt die Antirassismus- und Antifaschismusbewegung, und zwar unabhängig davon, ob der, der sagt, was ist, nun ein Rassist, ein Faschist oder beides ist, oder eben (üblicherweise) nicht. „Ein Deutscher“ hingegen, Hasi genannt, veranstaltet Hetzjagden und ein anderer Deutscher leugnet, dass diese je stattgefunden hätten. Welch ein Abgrund an Rassismus. Wo Hasi geblieben ist, wissen wir nicht, was aus Maaßen, dem Hetzjagdenleugner geworden ist, wissen wir wohl.

Die meiste antirassistische Empörung ist er- und verlogene Wichtigtuerei.

 

Einfach mitmachen, in der Hoffnung, dass denen, die sich – hochtrabend und nichtssagend zugleich – als „Zivilgesellschaft“ von der Realität abgrenzen, irgendwann nichts Neues mehr einfallen würde, wenn wir ihnen nur nachgäben, ist der falsche Weg.

Je mehr wir uns von diesem Blödsinn vereinnahmen lassen, desto wüster werden die nächsten Eskapaden. Die Namen von Straßen, Kasernen und Universitäten werden längst dem antirassistischen Furor unterworfen. Wer weiß ist, ist per Rassemerkmal Rassist. Gendersternchen und anderer Schwachsinn haben die Schrift schwer lesbar und die Sprache an den Rand der Unsprechbarkeit gebracht. Bald werden die Denkmäler, die nicht freiwillig abgebaut werden, unter dem Gejohle einer lynchmobähnlichen Masse von den Sockeln gerissen.

Es ist etwas aus dem Ruder gelaufen.

Die von Angela Merkel zur Vertuschung ihrer Unfähigkeit, mit dem Flüchtlingsstrom vom Herbst 2015 rational umzugehen, ins Leben gerufene, demonstrative emotionale Gutmenschlichkeit wurde von linken Ideologen gekapert und zur quasi unangreifbaren Festung ausgebaut, deren Meinungsführerschaft bereits in eine Form der totalitären Indoktrination übergegangen ist und mit „Klima“ und „Corona“ ihren Einflussbereich erweitert hat – und vermutlich noch erweitern wird.

 

Ist das alles bereits unumkehrbar?
Oder ist Abhilfe noch möglich?