Welt-Tage

Die Liste der besonderen Tage ist lang – und voller Kuriositäten. Wussten Sie, dass jeder Freitag, der 13. ein Tag des Rauchmelders ist, der 21. Januar zum Welttag der Jogging-Hose ernannt wurde, dass der 19. Februar als Tag der Minzschokolade im Kalender steht, der 28. Februar als Weltkrokettentag ausgezeichnet wurde?

Der 8. März steht schon länger als internationaler Tag der Frau (zwischen all diesen Absurditäten) im Kalender, aber ein paar Wochen später, am 2. Juni, lauert bereits der internationale Hurentag und am 30. Juni der internationale Inkontinenztag. Am 13. August wird der internationale Linkshändertag begangen, der 26. August ist der Tag des Toilettenpapiers, der 3. Oktober ist der Tag der Deutschen Einheit, am 22. Oktober begehen wir den Welttag des Stotterns, am 25. Oktober ist internationaler Weltnudeltag und am 3. November – tatsächlich – findet sich der Welttag des Mannes.

Sämtlich „Tage“ finden Sie hier, schön übersichtlich zusammengestellt. Falls Sie mal an irgendeinem Tag eine launische Rede halten müssen, hier findet sich garantiert eine zündende Pointe!

Nur wenige dieser Tage haben es in deutschen Landen geschafft, zum gesetzlichen Feiertag erhoben zu werden. Das ist, bei näherer Würdigung der Widmungen durchaus  nachvollziehbar. Nun hat der Berliner Senat den internationalen Tag der Frau zum offiziellen, arbeitsfreien Feiertag erhoben. Das ist, im Sinne der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit ein kleiner Schritt für die Hauptstadt, aber ein großer Schritt für die Menschheit. Denn wenn unter den knapp 3,6 Millionen Einwohnern Berlins immer noch 2 Millionen anzutreffen sind, die keiner Beschäftigung nachgehen, bzw. keine finden, dann könnte alleine dieser Feiertag etwa 7.500 neue Stellen schaffen (theoretisch). Bezieht man das auf die Weltbevölkerung, kann einem ob der großen der Zahl ganz schön schwindelig werden.

Aber das war ja nicht die Absicht, des rot-rot-grünen Senates jener deutschen Stadt, in der die Bundesregierung zwar ihren Sitz, aber ohne die Zustimmung der West-Alliierten nichts zu sagen hat. So jedenfalls besagt es das Schreiben der Westalliierten vom 8. Juni 1990:

Bonn, den 8. Juni 1990
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,

wir möchten Ihnen mitteilen, daß die Drei Westmächte im Lichte der jüngsten Entwicklungen in Deutschland und in der internationalen Lage bestimmte Aspekte ihrer Vorbehalte zum Grundgesetz einer erneuten Prüfung unterzogen haben.

Die Vorbehalte der Drei Westmächte in bezug auf die Direktwahl der Berliner Vertreter zum Bundestag und das volle Stimmrecht der Vertreter Berlins im Bundestag und im Bundesrat, die insbesondere im Genehmigungsschreiben vom 12. Mai 1949 zum Grundgesetz angesprochen sind, werden hiermit aufgehoben.

Die Haltung der Alliierten, „daß die Bindungen zwischen den Westsektoren Berlins und der Bundesrepublik Deutschland aufrechterhalten und entwickelt werden, wobei sie berücksichtigen, daß diese Sektoren wie bisher kein Bestandteil (konstitutiver Teil) der Bundesrepublik Deutschland sind und auch weiterhin nicht von ihr regiert werden“, bleibt unverändert.

Wir bitten Sie, Herr Bundeskanzler, die Versicherung unserer ausgezeichnetsten Hochachtung zu genehmigen.

Für die Regierung der Französischen Republik
Serge Boidevaix

Für die Regierung des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland
Sir Christopher Mallaby

Für die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika
Vernon A. Walters

Wäre es vor diesem Hintergrund gerade für Berlin nicht durchaus sehr viel wichtiger gewesen, einen „Tag der eingeschränkten deutschen Souveränität“ in den Kalender zu schreiben und ihn zu einem Demonstrationstag gegen alliierte Vorbehalte und für die Vollendung der Einheit und die Errichtung einer Verfassung durch das deutsche Volk zu machen?

2016 habe ich eine Serie von Paukenschlägen unter dem Motto „Wenn Denken schwerfällt“ geschrieben. Die sind, dank einer wegen der DSGVO erforderlich gewordenen pauschalen Löschaktion nicht mehr online. Im Zusammenhang mit dem Weltfrauentag habe ich jedoch den Teil II nun aus den alten Dateien herausgefischt und als PDF für Sie zum Weiterlesen zugänglich gemacht. Er beginnt übrigens mit dem Bloomsday in Dublin – kommt dann aber doch auch bis nach Berlin …

Wenn denken schwer fällt teil II

Bis 14.13 Uhr war hier fälschlich der Teil IV verlinkt. Sorry, falls Sie dort nicht gefunden haben, was ich angekündigt hatte. Aber Teil IV ist auch nicht schlecht …

Wenn Denken schwer fällt – Teil IV