Gerüchte: Israel-Iran, Frankreich-Russland, USA-Russland

Russland darf nicht gewinnen. EU in Kiew - unten links: Annalena Baerbock

USA – Russland

Am wenigsten spekulativ ist noch der Beschluss des Repräsentantenhauses im US-Congress, ein Hilfspaket im Umfang von 61.000.000.000 Dollar für die Ukraine freizugeben. Die Zustimmung des von den Demokraten dominierten Senats am 23.04. gilt als sicher. Die offene Frage ist nur noch – und damit beginnt die Spekulation – welche Art von Waffen und Munition dieses Paket enthalten wird und wann sie zur Verfügung stehen werden. Nach den Meldungen aus den letzten Monaten dürfte der Weltmarkt für Artillerie-Munition leergekauft sein. Himars und ATACMS Kurzstrecken-Raketen, bei denen bisher nicht von Nachschubprobleme die Rede war, werden von der russischen Luftabwehr erfolgreich bekämpft. Die Stärkung der Luftabwehr der Ukraine erscheint schwierig. Die Wiederbeschaffungszeiten für Luftabwehrsysteme vom Typ Patriot sind sehr hoch, dem Vernehmen nach liegt die Produktionskapazität bei nicht mehr als 600 Schuss pro Jahr. Ähnlich sieht es beim deutschen System IRIS-T SLM aus, dessen bodengestützte Variante noch nicht einmal der Bundeswehr zur Verfügung steht. Die Panzer aus US-Produktion haben sich in der Ukraine auch nicht gerade als Game-Changer erwiesen – was also kann der Ukraine zur Verfügung gestellt werden, um den Kriegverlauf wieder zu drehen?

Nach meiner Einschätzung wird dieses Hilfspaket daher auch das enthalten, was sich Selenski dringend wünscht, aber bisher noch nicht erhalten hat, nämlich ballistische Raketen mit Reichweiten deutlich über 500 Kilometer und landgestützte Marschflugkörper mit ebenfalls hohen Reichweiten. Davon dürften die Arsenale gut gefüllt sein, denn die Ukraine hat davon noch nichts abgesaugt.

Die Lieferung moderner Kampfflugzeuge, die ebenfalls auf Selenskis Wunschzettel stehen, halte ich für weniger wahrscheinlich. Es fehlen die gut ausgebildeten Piloten, und ggfs. könnte Russland dafür sorgen, dass auch die geeigneten Flugplätze fehlen. Das Ausweichen auf Autobahnen ist auch nicht so einfach, weil dort schlicht die notwendige Infrastruktur fehlt. Die Stationierung in umliegenden Staaten ist ebenfalls problematisch, weil der Krieg damit automatisch auf diese Staaten übergreifen würde.

 

Frankreich – Russland

Wahrscheinlicher und wohl auch wahr ist die Meldung, dass die ersten französischen Truppenkontingente inzwischen in der Ukraine, im Raum Odessa eingetroffen sind. Macron hat das angekündigt, und sich  spätestens mit dem Vollzug in den Kriegszustand mit Russland begeben. Frühere Ankündigungen aus Moskau lassen keinen Zweifel daran, dass diese Truppen als vorrangige Ziele bekämpft werden. Ob Macron darauf spekuliert, Verluste französischer Soldaten zu benutzen, um weitere EU-Staaten dem moralischen Zwang auszusetzen, ebenfall Truppen in die Ukraine zu entsenden, weiß ich nicht, kann ich mir aber vorstellen. Zweite Spekulation: Die Franzosen rücken ein, um die Waffen aus dem US-Hilfspaket zu bedienen, weil der Ukraine eben nicht nur Waffen und Munition ausgehen, sondern vor allem auch die erfahrenen und im Umgang mit westlichen Waffensystemen trainierten Soldaten. Auch weiß ich nicht, ob Frankreich seine Truppen dem ukrainischen Oberkommando unterstellt, oder ob die dort „auf eigene Faust“ mitmischen und eigene (französichen? NATO?) Kriegsziele verfolgen sollen. Letzteres halte ich für wahrscheinlicher.

 

Israel – Iran – Russland

Zu verrückt, um nicht wahr sein zu können, sind die Spekulationen um den israelischen Gegenschlag nach dem massiven iranischen Angriff. Da wird nun vermutet, dass das, was geplant war, schiefgegangen ist, nämlich durch eine Atombombenexplosion in der Atmosphäre über dem Iran einen Elektromagnetischen Impuls (EMP) auszulösen, der im Iran „alles was irgendwie mit Strom betrieben wird“ hätte zerstören sollen. Sicherlich wird auch der Iran wichtiges Kriegsgerät und seine Kommandoinfrastrukturen gegen EMP „gehärtet“ haben, doch spielt das kaum noch eine Rolle, wenn das zivile Leben mit einem einzigen Atomblitz vor das Jahr 1881 zurückversetzt worden wäre.

Schiefgegangen soll es sein, weil das Flugzeug (F-35), das die Bombe tragen sollte, beim Eindringen in den iranischen Luftraum von russischer Luftabwehr abgeschossen wurde. Egal, ob es so war, oder nicht: Ein (nächster) Versuch kann nicht ausgeschlossen werden.

Nimmt man alle drei Gerüchte zusammen, dann ergibt das:

  • viele, auf Russland gerichtete Raketen großen Reichweite
  • bedient von NATO-Personal in der Ukraine und
  • den Totalausfall des Irans als Unterstützer Russlands und als Bedrohung für Israel.

Hält man das für die tatsächlich verfolgte Strategie, müsste Russland, ohne Zeit zu verlieren, das vorsichtige, ressourcenschonende Vorrücken  seiner Truppen in der Ukraine aufgeben und mit massiven Schlägen weitreichender Waffen die Anstrengung unternehmen, vollständige Kontrolle über die Ukraine zu gewinnen, bevor die ersten Lieferung aus dem neuen Hilfspaket ankommen. Französische Truppen im Raum Odessa – weitab von der Kontaktlinie – ergeben dann auch wieder einen Sinn, denn diese könnten durchaus als Schutz beim Anlanden von Rüstungsgütern auf dem Seeweg vorgesehen sein.

Wie gesagt, es sind alles Gerüchte und Spekulationen auf Basis von Gerüchten, deren Substanz vor allem darin besteht, dass sich der Westen geschworen hat, Russlands Sieg in der Ukraine zu verhindern.

Die Frage, was der Westen anders machen könnte, um dieses Ziel zu erreichen, ist gar nicht so einfach zu beantworten.