Frank geht ran … eine nahezu unendliche Geschichte

Der Versuch, einen lieben Menschen telefonisch zu erreichen. Bisher nur überboten von Karl Valentin in seinem Sketch „Buchbinder Wanninger“.

Angefangen hat alles damit, dass ich heute Morgen diesen Umschlag – prall gefüllt – in meinem Briefkasten vorgefunden habe. Drinnen drei Seiten handgeschriebener Brief, in der gleichen sorgfältigen Schrift, von einem lieben Menschen aus Hamburg, dessen Namen ich hier nicht preisgeben will.

Wer sich so viel Mühe macht, verdient eine Antwort.

Ich habe also zuerst nach dem Namen dieses freundlichen Menschen gegoogelt, fand auch einige Treffer, aber keiner davon passte wirklich.

Ein Mensch also, der im Internet keine für mich auffindbare Spuren hinterlassen hat.

Ich war aber weiter neugierig und habe mir zunächst einmal auf Google Maps angesehen, wo der gute Mann denn wohnt, in Hamburg, Bürgerweide 27.

Überraschung!

Google Maps zeigt mir an, an dieser Adresse gibt es das

„Robert Andickes Stift“.

„Ein Seniorenheim“, dacht ich mir, da wird es leicht sein, den Briefeschreiber aufzutreiben.

Google Maps zeigte auch eine Telefonnummer und eine Homepage an, nämlich diese:

Die Homepage führt aber nicht zur Robert Andickes Stiftung, sondern zur „Karla und W. Adickes Stiftung“, von der Rufnummer auf dieser Homepage aus griff ich erstmals zum Telefon.

„Sind Sie denn auch zuständig für das Robert Adickes Stift auf der Bürgerweide?“, fragte ich, und erhielt die Antwort, dass es zwar – vor hundert Jahren – verwandtschaftliche Beziehungen zwischen den Stiftern, aber ansonsten keine Gemeinsamkeiten gegeben habe.

Das war es also nicht.

Aber Google hatte mir ja auch eine (andere) Telefonnummer angezeigt, und da habe ich nun wieder zum Hörer gegriffen. 

Eine Ansage. Die zuständige Verwaltung für die Robert-Adickes-Stiftung sei eine Firma Simone-Heinrich Immobilien, telefonisch erreichbar aber nur nach telefonischer Vereinbarung. 

Das wird schwierig, dachte ich mir. Das wird schwierig.

Vermutlich gibt es doch neben der Immobilienverwaltung irgendwo auch noch eine Stiftungsverwaltung, die muss doch zu finden sein.

Google gab sein Bestes, vielleilcht auch sein Letztes, aber keine aktuelle Auskunft über Stift oder Stiftung, nur eine weniger aktuelle Information, aus einem Verzeichnis der Hamburger Stiftungen von 1928 in der Rubrik „Milde Stiftungen“ dieses:

Das wird mir wohl auch nicht weiterhelfen, dachte ich mir.

Also noch ein Versuch, doch noch mit der Simone Heinrich Immo-Firma Kontakt aufzunehmen. Wieder erwies sich Herr Google als hilfreich, denn er wusste mir, unter dem Datum  vom 1.1.2022 davon zu berichten, dass es die Simone Heinrich Immobilien nicht mehr gibt, weil sie von der IDNord-Immo zu Schwarzenbek übernommen worden ist.

Hurra! Damit bin ich der Sache wohl wieder ein Stück näher gekommen. Google zeigt mir die Homepage der IDNord-Immo, wo ich zunächst nach Seniorenresidenz oder Pflegeheim gesucht, aber nichts dergleichen gefunden habe.

Ansprechpartner. Ansprechpartner Vermietung? Ansprechpartner WEG?

Ich habe zum dritten Mal zum Hörer gegriffen, und tatsächlich gleich einen Menschen am Telefon gehabt, der mir bestätigte, dass die IDNord das Anwesen Bürgerweide 27 verwalte. Er war auch bereit, mir die Rufnummer meines Briefschreibers herauszugeben, stellte aber dann fest, dass er gerade nicht in sein System komme, er werde mich daher mit der zuständigen Kollegin verbinden, was aber nicht gelingen konnte, weil die gerade telefonierte. Aber ihre Durchwahl-Nummer habe ich erhalten.

Nach ein paar Minuten habe ich diese Durchwahl gewählt, es klingelte und klingelte …. und klingelte, und dann meldete sich mein erster Gesprächspartner wieder – Frau X telefoniere noch, deshalb habe er das Gespräch angenommen, ob Frau X denn zurückrufen solle?

„Nein“, sagte ich, „ich rufe dann am Nachmittag wieder an. „Sie erreichen uns bis 13.00 Uhr und dann ab 15.00 wieder“, erfuhr ich noch, legte auf, und wartete ein Weilchen, es war kurz vor 12, und versuchte es dann noch einmal bei Frau X.

Es meldetet sich: Mein erster Gesprächspartner. Ich entschuldigte mich: „Kreutzer, schon wieder, Frau X telefoniert immer noch … „

„Warten Sie, ich will sehen dass ich sie irgendwie für Sie auftreibe ….“ „Pausenmusik“

Dann endlich hatte ich Frau X am Telefon. Ja, sie sei zuständig für die Bürgerweide 27.

Ob das denn immer noch eine Stiftung sei, fragte ich, in Erinnerung an die Info aus dem Jahr 1928. Ja. Das sei noch so. Und ob es da auch noch eine Stiftungsverwaltung gäbe, und wie man die gegebenenfalls erreichen könne. Ich erfuhr die Mail-Adresse einer Steuerkanzlei, an die ich mich wenden könnte.

Aber ich wollte ja auch die Rufnummer meines Briefschreibers, und siehe da: Ich habe sie erhalten. Tausend Dank nach Schwarzenbek.

Eine halbe Stunde später, als ich mich sicher wähnte, der Briefschreiber aus der Bürgerweide habe nun sein Mittagessen, sei es Labskaus oder Grünkohl mit Pinkel, ganz egal, inzwischen in Ruhe einnehmen können, wählte ich in freudiger Erwartung seine Nummer.

Es klingelte und klingelte …. und klingelte, und dann meldete sich …

Nein. Falsch geraten. Nicht mein erster Gesprächspartner von der IDNord, sondern

Frank

Hier ist Frank, sagte eine Stimme vom Band, ich muss Ihnen mitteilen, dass Ihr gewünschter Gesprächspartner keine Anrufe entgegennehmen will, weshalb ich das Gespräch jetzt beende. Sie sprachen mit Frank von www.Frank-geht.ran.de

Google kennt diese Website, auf der ich erfahren habe, dass Frank schon seit 2007 rangeht, wenn man eine von zwei Nummern wählt. Ich hatte aber keine dieser beiden Nummern gewählt, sodass ich davon ausgehe, dass der Mann, mit dem ich unbedingt telefonieren wollte, um mich für seinen Brief zu bedanken, immer dann, wenn er seine Ruhe haben will, eine Anrufumleitung auf diesen Frank aktiviert.

Ich werde ihn noch erreichen. Ich werde ihn ganz bestimmt noch erreichen. Wenn nicht heute, dann morgen, und wenn nicht morgen, dann nächste Woche. Nach gut zwei Stunden erfolgreicher Suche, werde ich doch auf der Zielgeraden nicht noch aufgeben. Ich nicht.