EU: Schlafverbot schafft Parkplätze

Müssen Lkw-Fahrer jetzt neben dem Brummi im Schlafsack im Freien übernachten? Es sieht fast so aus.

Dass das Glühbirnenverbot geholfen hat, giftiges Quecksilber, das man sonst nicht loswerden konnte, mit Gewinn über alle Müllhalden Europas zu verteilen, bevor endlich die LED-Leuchten auf den Markt kommen durften, das war zumindest auf der rein technokratischen Ebene noch einzusehen.

Das nun verhängte Verbot des Übernachtens in den Schlafkojen der Lastkraftwagen hingegen, ist auch technisch eine Absurdität sondersgleichen – und die mitgelieferten Begründungen sind so iditotisch, dass man sich schon fragt, ob sich in Brüssel nun wirklich die Zentrale der Europäischen Union oder das größte Irrenhaus der Welt befindet.

Man will den Fahrern helfen, sich richtig ausschlafen zu können, wenigstens im Laufe jener 45 Stunden, die dem Fahrer als wöchentliche Ruhezeit am Stück zugestanden werden, also zum Beispiel von Freitagabend 24.00 Uhr bis Sonntagabend 21.00 Uhr.

Zuerst hieß es ja, es sei grundsätzlich verboten, die Schlafkoje zu nutzen, doch wurde zurückgerudert. Wer normal am Tag seine neun bis zehn Stunden Lenkzeit hinter sich hat, der muss nun doch nicht ins Hotel.

Trotzdem, die Annahme, diese Regelung ließe sich tatsächlich kontrollieren – und nur Kontrolle würde die Umsetzung sichern – lässt eine Frage offen: Wo sollen sie denn hin?

Schlafgelegenheiten – und ich betone: preiswerte – also ausreichend viele freie Betten in Motels und Pensionen mit der Möglichkeit, dort auch die vom Übernachtungsgast mitgebrachten Lkws abzustellen, die gibt es doch gar nicht!

Und wo es sie gibt, da ist der überfüllte Parkplatz schon heute nicht weit. Dennoch ist der österreichische Verkehrsminister Norbert Hofer davon überzeugt, mit der neuen Regelung würden die Missstände der überfüllten Parkplätze abgeschafft.

Das ist die Logik der Plastikschrottexportwirtschaft. Was raus ist, aus Europa, ist nicht mehr da. Was nicht in der Kabine schlafen darf, kann auch nicht auf dem Parkplatz stehen. Aber wo dann, Herr Hofer?

Wir sprechen von zwei Millionen Fernfahrern in der EU. Lassen wir die Hälfte davon Touren fahren, die es ermöglichen, jedes Wochenende zuhause zu verbringen, bleibt immer noch eine Million, die theoretisch an drei von vier Wochenenden Schlafplätze außerhalb der Koje brauchen. Das erfordert 750.000 zusätzliche Übernachtungsgelegenheiten, die von Montag bis Freitag leerstehen und nur an den Wochenenden von Fernfahrern belegt werden.

Die Zahl der übrigen Hotelgäste erhöht sich ja nicht per EU-Beschluss.

Ein Hotel, mit einer Auslastung von 2/7 seiner Kapazität muss aber entweder die Preise in unbezahlbaren Höhe treiben und deshalb dicht machen, oder aufgrund massiver Verluste spätestens nach einem halben Jahr Insolvenz anmelden.

Wieder einmal Murks aus Brüssel.

Ein Murks, der nur deshalb kaum auf Widerstand trifft, weil sich die Branche in der wohligen Sicherheit wiegt, dass die Summe der nach Kontrollen verhängten Bußgelder weitaus weniger auf die Kalkulation durchschlagen wird, als der Versuch, sich regelkonform zu verhalten.

Dennoch würde ich mich freuen, wenn die Brummifahrer, unterstützt von ihren Spediteuren, einfach einmal  mit gelben Westen Dienst nach Vorschrift schieben und die Innenstädte sämtlicher europäischen Großstädte auf der Suche nach einem Hotel ein Wochenende lang verstopfen würden.

Das wäre nämlich der unvermeidliche Effekt, wollte sich wirklich die Mehrzahl der Fahrer daran halten.

Die ZEIT freut sich über die Humanisierung des Fernfahrerberufs.

Eine Leserin meines Blogs meinte dazu heute Abend in genialem Weiterdenken:

Herr Kreutzer,

mir schwebte nach Lektüre Ihrer heutigen Info so ganz spontan durchs Hirn: Wenn die Brummifahrer schon auf der Matratze neben dem Auto`chen nächtigen dürfen,  ließe sich da die Koje nicht an Asylbewerber, oder wie die dann heißen, vermieten??
Vater Staat soll ja ganz ordentlich bezahlen. Und Schlafraum könnte ab 2019 ja noch knapper werden als Ergebnis des schönen Paktes.

Nur so ne Idee.