Drei Jahre Knast für mRNA-Kritik?

Nein. Stimmt nicht.

Stimmt gleich doppelt nicht.

Erstens geht es wohl nicht um Kritik, sondern nur um den sehr viel selteneren Fall, dass jemand von einer mRNA-Impfung abraten sollte,

und zweitens gilt dieses Gesetz nicht in Deutschland.

Ja. Das gibt es. Es gibt Gesetze, die in Deutschland nicht gelten.

Man sollte da nicht gleich an Schlamperei denken. Es liegt eher daran, dass das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich nicht immer das beste ist.

Wir wollen zum Beispiel keine Atomkraftwerke, aber die Franzosen schwören darauf. Da darf es nicht verwundern, dass in Deutschland jeder ungestraft von der mRNA-Impfung abraten darf, während in Frankreich darauf bis zu drei Jahre Gefängnis stehen. Das sind so die kleinen Nickligkeiten zwischen Freunden. Hat im Grunde nichts zu bedeuten.

Außerdem: Es geht gar nicht um die mRNA-Impfungen. Jedenfalls nicht ausschließlich.

Es geht ganz grundsätzlich um alle wissenschaftlich befürworteten Behandlungen, bei denen, wenn davon abgeraten wird, für den Patienten Gefahr droht.

Da könnte ich mir vorstellen, dass in Deutschland das Gegenteil Gesetz wird, dass nämlich das Anraten wissenschaftlich nicht befürworteter Behandlungen bestraft wird.

Da öffnet sich schließlich auch ein weites Feld.

Da wird der skeptische deutsche Patient demnächst nach Frankreich reisen, um sich statt der Chemotherapie die Einnahme naturheilkundlicher Mittel eben da empfehlen zu lassen, wo das noch erlaubt ist.

Während französiche Therapiekritiker nach Deutschland reisen, weil es da um die Meinungsfreiheit einfach noch viel besser bestellt ist.

So könnten Städteparnerschaften und Jugendaustausch im Therapie-Tourismus eine neue Blüte erleben. Der deutsch-französischen Freundschaft tut das sicherlich gut.

Aber wollen wir das wirklich?

Müssen jetzt nicht endlich EU-einheitliche Regeln her? Unter dem Gesichtspunkt der Vereinheitlichung und Harmonisierung der Lebensbedinungen aller EU-Bürger scheint das zwingend geboten.

Was das französiche Parlament geschafft hat und der Bundestag im Gegenzug erst noch schaffen müsste, wird das EU-Parlament doch auch schaffen, nämlich  sowohl das Anraten hier als auch das Abraten dort gleichermaßen unter Strafe zu stellen.

Dann kann kein EU-Bürger mehr behaupten, gegenüber anderen EU-Bürgern von der eigenen Regierung diskriminiert zu werden.