Welttag des benachteiligten „Sozialen Konstruktes“

Wieder einmal 8. März – ehemals Welt-Frauentag.
Heute: Welttag des benachteiligten „Sozialen Konstruktes“

Es gibt keine originären Männer, auch keine originären Frauen. Es gibt nur soziale Konstrukte, die solche Rollenbezeichnungen tragen. Frauen sind dabei ein von den Männern konstruiertes Konstrukt, an dem sie ihre Allmachtsfantasien ausleben wollen.

Entschuldigung: Ich nehme Sie ernst, Sie soziales Konstrukt, Sie! Kommen Sie mir also nicht mit der Antifeminismus-Keule.

Der wahre Antifeminismus zeigt sich doch dort, wo „das Feminine“ zum bloßen sozialen Konstrukt herabgewürdigt wird, um dann als soziales Konstrukt lächerlich gemacht zu werden. Hochgelobt wird stattdessen ein jegliches, in die Welt hineingeborenes, „nicht ausdifferenziertes Neutrum“, welches der Verfügungsvollmacht eines „ebenfalls nicht ausdifferenzierten Bewusstseins“ unterstellt wird, auf dass daraus – in Kenntnis der fächerübergreifend in KiTa und Schule vorgestellten Vielfalt sexueller Vorlieben – vom optimalen Orgasmus-Empfinden her eine eigene, auf das Sexuelle beschränkte Identität ergendert werden möge.

Entschuldigung: Ich möchte Sie ernst nehmen. Wie kann ich ahnen, dass Sie nicht Konstrukt, sondern eine richtige Frau sind? Heute, am 8. März? Mitten unter den anderen, in der Demo?

Aber gut. Wenn Sie von sich aus noch zwischen Mann und Frau unterscheiden, wenn Sie nicht als Soziales Konstrukt verunglimpft werden wollen, warum gehen Sie dann mit genau denen auf die Straße?

Ach so. Sie kämpfen schließlich nicht für sich selbst? Sie kämpfen für die vielen, vielen unterdrückten Frauen auf der ganze Welt? Sie kämpfen gegen Genitalverstümmelung und Zwangsverheiratung? Sie kämpfen gegen die Hungerlöhne der Näherinnen in Bangladesch und für mehr Frauen in wichtigen Positionen in Wirtschaft und Politik?

Entschuldigung: Ich möchte Sie ernst nehmen. Glauben Sie ernsthaft, wenn Sie inmitten vieler Gleichtuender, die Füße in atmungsaktiven Marken-Hightech-Demonstrationslatschen mit per App umschaltbarer Asphalt- oder Kopfsteinpflasterabsorptionssohle, mit einem selbstgemalten Plakat drei Stunden lang durch das Zentrum einer deutschen Großstadt schreiten und sich abschließend die Rednerinnen der Abschlussveranstaltung anhören, Sie hätten damit für irgendetwas „gekämpft“?

Ich verstehe natürlich, dass Sie als Frau nicht unbedingt nach Bangladesch gehen wollen, um dort eine Gewerkschaft zu gründen. Das geht ja gleich aus mehreren Gründen überhaupt nicht. Sie müssten sich ja anpassen, um überhaupt akzeptiert zu werden. Sie müssten wohl erst einmal lernen, im Akkord an großen Industrienähmaschinen zu arbeiten und auf Bangladenglisch zu kommunizieren. Sie müssten dann Frauen finden, die sich für die Gewerkschaftsarbeit interessieren lassen, sie müssten aus Gewerkschaftsbeiträgen eine Streikkasse füllen – und dann einen Streik ausrufen. Sie müssten zusehen, wie die Busse mit den Streikbrecherinnen die Arbeitsplätze besetzen und ihre Gewerkschaftsmitglieder auf der Straße sitzen und nie wieder einen Job bekommen. Da ist es schon einfacher, am Wochenende bei einigermaßen gutem Wetter ein paar Stunden durch Berlin, Frankfurt oder München zu spazieren und dabei für sich in Anspruch zu nehmen, auf die Missstände aufmerksam gemacht, die Welt aufgeweckt zu haben, …

Entschuldigung: Ich möchte Sie ernst nehmen! Sie leben doch in einem freien Land, oder? Sie könnten hier richtige Politik gestalten. Sie könnten sogar per Außenpolitik und Wirtschaftspolitik und Entwicklungspolitik auf Bangladesch einwirken.

 Sie haben das aktive und das passive Wahlrecht – und es gibt sogar mehr wahlberechtigte Frauen als Männer, es wäre schon aus demografisch-biologischen Gründen ein Leichtes, die absolute Mehrheit im Bundestag zu erringen. Sie müssten sich nur aufstellen lassen.

Das geht nicht, weil die Parteien männerdominiert sind? Wie?
Warum gründen Sie dann keine frauendominierte Partei? Natürlich ist auch das ein langer Weg, der viel Einsatz erfordert, Überzeugungsarbeit, sogar ein vernünftiges Konzept – für alles. Es ist aber andererseits so leicht, wie mit allem anderen auch: Man muss nur anfangen, dann ergibt sich alles weitere wie von selbst. Denken Sie ernsthaft, ein Mann, oder ein ganzes Netzwerk von Männern, von denen jeder alles geleistet hat, was notwendig war, um eine politische Position zu erringen, der zugleich auf alles verzichtet (oder zumindest geheimgehalten) hat, was seiner Karriere hätte schaden können, sieht einen anderen Grund, den einmal errungenen Platz aufzugeben, als den, von den Wählern abgewählt worden zu sein?

Mit welchem Recht rufen Sie nach einer Frauenquote, nach einem Geschlechterproporz? Es stehen Ihnen doch alle Wege offen. Aber gehen, gehen müssen Sie diese Wege schon selbst. Schließlich wollen Sie, am Ziel angekommen, auch Ihr Programm verwirklichen, und nicht das Programm des Mannes fortsetzen, den Sie verdrängt haben, oder? Meinen Sie trotzdem, es müssten Ihnen, weil Sie Frau sind, per Quote die Mühen des Weges erlassen werden, erkauft mit der Entmündigung der Wähler dergestalt, dass diesen keine andere Wahl mehr gelassen wird, als – egal, was und wen sie wählen – diese Frauenquote zu erfüllen?

Entschuldigung: Ich möchte Sie wirklich gerne ernst nehmen! Wieso nennen Sie mich jetzt einen Macho? Nur weil Ihnen Gleichberechtigung nicht genug ist, weil Sie und Ihre Geschlechtsgenossinnen bis heute mit Ihrer Gleichberechtigung einfach nicht das anzufangen und zu erreichen wussten, was Sie den Männern neiden?

Es ist halt kein Konstrukt. Männer und Frauen unterscheiden sich eben doch. Männer haben einen ausgeprägteren Durchsetzungswillen, Männer gehen
eher ein Risiko ein, Männer treffen Entscheidungen, auch wenn sie damit andere zwangsweise frustrieren müssen.

Das ist nicht ungerecht. Das ist der Unterschied – zumindest ein kleiner Teil jenes Unterschiedes, den Sie am Weltfrauenkampftag anprangern.

Nun fordern Sie, die Männer müssten diese Eigenschaften ablegen. Mit welcher Berechtigung? Und warum?

Diese Unterschiede sind schon deshalb nicht ungerecht, weil das, was dabei herauskommt, eben auch in der Demokratie immer wieder durch mehrheitliche Zustimmung der Wählerinnen und der Wähler als gut und richtig, zumindest aber als das kleinere Übel, bestätigt wird.

Natürlich gibt es auch Frauen, die mit den gleichen Eigenschaften ausgestattet Führungspositionen ausfüllen können. Die werden dann auch gewählt, und wenn sie es gut gemacht haben sollten, werden sie wiedergewählt, und dass es die gibt, dass es denen gelungen ist, ist doch eher der Beweis dafür, dass die für Führungspositionen erforderlichen Eigenschaften auch bei Frauen vorkommen, nur eben nicht so oft. Und wenn es dann weniger Frauen in Führungspositionen gibt, dann hat das sehr viel damit zu tun, dass es viel mehr Frauen, die es könnten, einfach nicht gibt, und sollte sie es geben, dass sie es nicht wollen.

Übrigens: Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass auch die übergroße Mehrheit der Männer bisher nicht Bundeskanzler geworden ist, keinen Aufsichtsratsposten innehat und es nicht einmal zum Präsidenten eines Oberlandesgerichtes gebracht hat? Woran mag das bei denen liegen? Und warum, bitte, meinen Sie, bei Frauen müsste das irgendwie anders sein?

Entschuldigung, ich möchte Sie ernst nehmen! Da kommen Sie mir jetzt doch nicht mit dem Frauenfußball! Dass es Frauen gibt, die Fußball spielen, beweist doch gar nichts. Vor allem gibt es niemandem das Recht, sich darüber zu beschweren, dass das Interesse des Publikums an Frauenfußball, selbst unter Frauen, gering ist.

Fußball ist Fußball – und ein gutes Spiel zweier guter Mannschaften kann sehr gute Unterhaltung sein. Die Begegnung zweier Teams, selbst wenn sie Frauenfußball auf Frauenfußballländerspielniveau darbieten, wirkt hingegen einschläfernd wie das Männersynchronstricken in der Selbsterfahrungsgruppe obdachloser Scheidungsopfer. Beides mag für die Ausführenden einen ganz besonderen Reiz haben, doch dass da um die Senderechte einmal eine Bieterschlacht entbrennen könnte, bei der um das Wohl und Wehe ganzer Medienimperien gepokert wird, ist vorläufig noch unvorstellbar.

Entschuldigung, ich möchte Sie ernst nehmen. Was hat das denn mit Diskriminierung zu tun? Sind Sie vielleicht auch überzeugt, dass die Wahlentscheidung für eine bestimmte Partei zugleich allen anderen Parteien das Recht gibt, sich diskriminiert zu fühlen und mit der Forderung nach einer Quote vor das Bundesverfassungsgericht zu ziehen?

Eine solche Forderung ist doch genauso unsinnig, wie die Forderung, fünfzig Prozent aller Parlamentarier müssten dem weiblichen Konstrukt angehören, weil alle Menschen gleich sind und es auf die Geschlechtsmerkmale nicht ankommen darf.

Haben Sie eigentlich manchmal den Wunsch, sich selbst ernst zu nehmen?
Warum, Verehrteste, müssen fünfzig Prozent Frauen sein, wenn es sowieso keinen Unterschied gibt?

Wenn Simone Wisotzky als Friedensforscherin darauf hinweist, dass die Chance auf einen stabilen Friedensvertrag steigt, wenn Frauen an den Verhandlungen beteiligt sind, dann sehe ich keinen Grund, dem zu widersprechen. Ganz banal ausgedrückt kann man sagen: Das können Frauen einfach besser.

Es gibt vieles, was Frauen einfach besser können.

 

Und bevor Sie mir jetzt sagen, ich hätte wirklich gar nichts verstanden, halten Sie einfach einmal für einen Augenblick die Luft an.

Wenn Sie das ernsthaft versuchen, werden  Sie zweifellos feststellen, dass es neben vielem, was Frauen einfach besser können, auch vieles gibt, was Frauen unsäglich schwerfällt.