Das Wochenendwunder der Intensivmedizin

Woche für Woche erläutern Experten, dass sich die Lage auf den Intensivstationen schon wieder dramatisch zuspitzt.

Ich habe mir die Mühe gemacht, vier Wochen lang die Daten des DIVI-Intensivregisters festzuhalten. Das Ergebnis sehen Sie in der nachstehenden Grafik.

Mit der Regelmäßigkeit eines Uhrwerks

  • wächst die Zahl der freien Intensivbetten über die Wochenenden stark an, um zur Wochenmitte einen Tiefstststand zu erreichen (obere Kurve)
  • mit etwas zeitlichem Vorlauf steigt auch der prozentuale Anteil der freien Intensivbetten an der Gesamtzahl der betreibbaren Betten (mittlere Kurve), fällt dann aber auch etwas früher, was damit zu tun hat, dass
  • die Zahl der betreibbaren Betten jeweils übers Wochenende stark abnimmt (untere Kurve)

Jeweils zum Wochenende werden vorsorglich Intensivbettten abgemeldet. Das ist ja auch in Ordnung. Schließlich kennt auch das Krankenhaus ein Wochenende.
Patienten werden möglichst am Freitag entlassen, weil am Wochenende sowieso nur ein Notdienst Wochenenddienst geleistet wird. Das wirkt sich auch auf die Belegung der Intensivstationen aus, die eben zum Wochenende auch soweit möglich in Richtung frei gewordener Betten auf den Normalstationen ausgeräumt werden. Die Zahl der anwesenden Ärzte und Krankenschwestern Pflegekräfte ist deutlich reduziert, so dass natürlich auch die Zahl der betreibbaren Intensivbetten entsprechend geringer wird.

Ich habe schon einmal ein Wochenende im Krankenhausbett verbracht, weil mein fürsorglicher Hausarzt an einem Freitagnachmittag die sofortige stationäre Einweisung für dringend geboten hielt. Da lag ich dann nach Vollzug der Aufnahmeprozedur im Bettchen, habe brav drei  Mal Frühstück, zwei Mal Mittagessen und drei Mal Abendessen eingenommen, bis dann am Montag mit den Untersuchungen begonnen  wurde.

Wann immer also ein Experte versichert, die Auslastung der Intensivstationen steige steil an, dann dürfen Sie getrost davon ausgehen, dass er sich auf den Übergang vom Wochenend- zum Normalbetrieb bezieht, was  natürlich erschreckend aussehen kann, wenn statt 2.794 freien Intensivbetten am 21.11., drei Tage später 500 freie Intensivbetten weniger zur Verfügung stehen, obwohl die Bettenkapazität gleichzeitig um 291 aufgestockt wurde.

Nur: Von diesem natürlichen Atmen der Belegung der Intensivstationen auf die explosionsartige Vermehrung der Corona-Patienten zu schließen und damit Angst und Panik zu verbreiten, das ist absolut unseriös.

Für alle, die gerne ins Detail gehen, hier noch die Zahlenwerte zum Diagramm.

Datum freie Intens. Gesamtzahl Prozent frei +/-
17.11.2021 2367 22121 10,70%
18.11.2021 2450 22237 11,02% 83,00
19.11.2021 2460 22198 11,08% 10,00
20.11.2021 2529 22045 11,47% 69,00
21.11.2021 2794 21927 12,74% 265,00
22.11.2021 2713 22077 12,29% -81,00
23.11.2021 2399 22233 10,79% -314,00
24.11.2021 2294 22218 10,32% -105,00
25.11.2021 2331 22165 10,52% 37,00
26.11.2021 2256 22141 10,19% -75,00
27.11.2021 2362 21904 10,78% 106,00
28.11.2021 2567 21767 11,79% 205,00
29.11.2021 2458 22011 11,17% -109,00
30.11.2021 2350 22187 10,59% -108,00
01.12.2021 2321 22198 10,46% -29,00
02.12.2021 2242 22149 10,12% -79,00
03.12.2021 2198 22089 9,95% -44,00
04.12.2021 2363 21959 10,76% 165,00
05.12.2021 2555 21888 11,67% 192,00
06.12.2021 2460 22067 11,15% -95,00
07.12.2021 2320 22238 10,43% -140,00
08.12.2021 2245 22283 10,07% -75,00
09.12.2021 2180 22160 9,84% -65,00
10.12.2021 2249 22038 10,21% 69,00
11.12.2021 2321 21947 10,58% 72,00
12.12.2021 2463 21864 11,27% 142,00
13.12.2021 2516 22023 11,42% 53,00
14.12.2021 2328 22199 10,49% -188,00