Zeitungsnutzrecht – Leistungsschutzrecht – Scheißdungrotzfrech

Die EU, also jene demokratiefreie Bürokratiekrake, die immer mehr Souveränitätsrechte der Mitgliedsstaaten absaugt, weil es  die Regierungschefs dieser Mitgliedsstaaten über die Köpfe ihrer Staatsvölker hinweg so beschlossen haben, die EU, das Schutz- und Trutzbündnis der innerhalb ihrer geografischen Grenzen agierenden, EU-in- und EU-ausländischen Industrie-, Handels- und Finanzkonzerne, angeführt immer noch von Jean-Claude Juncker, der Lügen für eine politische Verpflichtung hält, der in Tippelschritten vorangeht, damit es keinen Aufstand gibt, bis es kein Zurück mehr gibt,

diese EU arbeitet jetzt mit Macht daran, den alten, einst ehrwürdigen, in der Hand weniger Medienzare befindlichen Zeitschriftenverlagshäusern, zusammen mit den staatsnahen Rundfunk- und Fernsehsendern, das definitiv endgültige Recht zur alleinigen Verwaltung von Nachrichten und Meinungen einzuräumen.

Wissen ist eben Macht.
Und vorenthaltenes Wissen ist eben doppelte Macht.

Dass und warum dieses Leistungsschutzrecht sich meiner Meinung nach zum größten Medienflop, den die Welt je gesehen hat, entwickeln wird, will ich in diesem Beitrag aufzeigen.

Doch vorab drei Ansätze, wie das Problem ganz anders und besser gelöst werden könnte.

1. Mein persönlicher, radikaler Ansatz:  Was im Netz ist, ist gemeinfrei.

Es ist niemand verpflichtet, eine Internetpräsenz zu betreiben. Weder SPIEGEL, noch die WELT, weder EDEKA noch Galeria Kaufhof, weder  RT Deutsch, noch Egon W. Kreutzer. Jeder darf seine Gedanken, seine Bilder, seine Videos absolut für sich behalten oder ohne Nutzung des Internets auf anderen Wegen, unentgeltlich oder gegen Entgelt feilbieten.

Es ist das Prinzip des Internets, Informationen weltweit zugänglich zu machen und das mächtigste Werkzeug dazu ist der Link, der sich ja nicht nur auf Webseiten, sondern auch in E-Mails, in PDFs und sogar in Word-Dokumenten einfügen lässt und auf direktestem Wege unverzüglich zur Online-Information führt.

Es soll sich also jeder überlegen, ob er seine „Weisheit“ der Menschheit gratis zur Verfügung stellen will – dann soll er sie ins Internet stellen, oder nicht, dann soll er das bleiben lassen.

Problem gelöst. Allerdings nicht das Problem der Medienhäuser.

2. Es bleibt, wie es ist: Auszüge, nicht nur so genannte Teaser, sind erlaubt.

Google, um nur den Marktführer zu nennen, betreibt seine Dienste, einschl. Google News, wie gewohnt weiter. Die Nutzer finden übersichtliche Zusammenstellungen, wählen Beiträge nach ihrem Interesse aus, landen auf den Seiten der Medien und werden dort mit Information und – unvermeidlich – Werbung versorgt. Wer will, kann weiterhin auf die Bezahlschranke setzen und feststellen, dass kaum jemand  gewillt ist, den Artikel hinter der Bezahlschranke aufzusuchen, weil vergleichbare Information bei der Konkurrenz weiterhin offen angeboten wird.

3. Google dreht den Spieß um: Gefunden wird nur noch, wer dafür bezahlt.

Das könnte die Strategie der Suchmaschinisten sein – und Googles spektakuläres Muster  einer News-Seite nach den  Vorschriften des Leistungsschutzrechtes deutet darauf hin, denn das besagt klipp und klar: Niemand wird noch eine News-Plattform ansteuern, wenn dort außer der Uhrzeit der Aufnahme der Meldung und dem Namen des Mediums nichts zu finden ist. Nicht der kleinste Hauch einer Information darüber, ob da nun darüber informiert wird, ob Trump den Shutdown beendet hat, oder ob ein Meerschweinchen im Streichelzoo von Dinslaken Zwölflinge  geworfen hat.

Intelligente Menschen, die tatsächlich wünschen, dass Besucher auf ihre Internetseiten kommen und dort Werbeeinnahmen generieren, müssten doch eigentlich froh über jeden Nachrichtenticker sein, der massenhaft kostenlos und topaktuell Scharen von Besuchern auf den neuesten Brüller aus ihren Redaktionen hinweist und sie per Link auch dahin führt.

Das Titelblatt der Boulevardzeitschriften am Kiosk und am Automaten ist doch nichts anderes als der Teaser bei Google News oder bei Net News Express. Ein Lockvogel, der zu den Inhalten führt.

Da die Intelligenz der Verantwortlichen nicht in Zweifel gezogen werden sollte, muss das Motiv, das hinter dem Leistungsschutzrecht steckt, ein anderes sein, als das vorgeblich genannte.

Das Problem, das mit dem Leistungsschutzrecht gelöst werden soll, lautet, auf den Punkt gebracht, so:

Suchmaschinen finden alles, auch das Unerwünschte.

Um das Unerwünschte aus Suchmaschinen und Nachrichtentickern herauszuhalten, muss man die zwingen, Lizenzvereinbarungen zu schließen. Das Interesse von Google, für die Aufrechterhaltung seiner Datensammelfunktion Lizenzen zu zahlen, kann als gering eingestuft werden. Google wird also solche Vereinbarungen nur mit einer kleinen Auswahl großer Portale schließen und damit wohl den Informationsbedarf der treuherzigen Normalbürger nahezu unverändert  weiter befriedigen. Zum Ausgleich für die Lizenzgebühren werden die den Werbetreibenden zur Verfügung gestellten Nutzerdaten ein bisschen teurer, und alles ist gut.

Net News Express wird hingegen eher gar keine Lizenzvereinbarungen schließen. Damit sind bei den Großen die Großen wieder unter sich – und was nicht Mainstream ist, ist auch auf den alternativen Portalen nicht mehr zu finden. So die Idee. Missliebige Meinungen und unangenehme Fakten sind elegant aus dem Netz gedrängt, die „Gleichschaltung“ hat sich durchgesetzt.

Warum dieser Plan scheitern wird.

Der Rückgang der verkauften Auflagen der Printmedien ist nicht nur ein Zeichen dafür, dass die vom einzelnen User gewünschte Information im Internet  schneller, vielseitiger interpretiert und meist noch kostenfrei gefunden werden kann, sondern auch ein Zeichen dafür, dass immer mehr Menschen erkennen, dass sie von „ihrer Zeitung“ unzulänglich und zudem manipulativ informiert werden. Als ich meine Abonnements beim SPIEGEL und danach bei der SÜDDEUTSCHEN kündigte, hatte das damit zu tun, das immer längere Artikel, zusammegestückelt von immer mehr Autoren, sich immer öfter nur noch als Cluster von Ballons voll heißer Luft entpuppten, deren Nachrichten-Nährwert im Wust der nutzlosen Worte kaum mehr aufzufinden war, und es hatte damit zu tun, dass der SPIEGEL den investigativen Journalismus an den Nagel hängte und die Süddeutsche ihre einstige sozialliberale Grundeinstellung bis auf gelegentlich noch lesenswerte Kommentare Heribert Prantls eindampfte.

Die Printmedien haben ein klassisches Dinosaurier-Problem.

Die einstige, furchteinflößende Größe und Dominanz am Ende der Nahrungskette hat sich im Umfeld einer neuen Konkurrenz in den Nachteil der Schwerfälligkeit, man könnte sogar sagen, der „Lahmarschigkeit“ gewandelt, und die früher tagtäglich freiwillig anrückende, zahlende Beute, ist in den alten Jagdgründen nur noch in Restexemplaren aufzufinden.

Bei dem Versuch, ihren Beutetieren nachzuziehen, sind sie in ein ungewohntes Gelände vorgestoßen, in dem sie so fremd sind, wie der Osterhase unter dem Christbaum.

Aber, anders als die freien Dinos vor Jahrmillionen, sind die heutigen Medien domestiziert und vertrauen darauf, dass ihre Halter sie aus der misslichen Lage befreien werden.

Unglücklicherweise stammen diese Halter aber aus der gleichen zu Ende gehenden Epoche und können sich nicht vorstellen, dass ihre geliebten Dinos, die doch seit Guttenberg immer perfekt funktioniert haben, im neuen Lebensraum „Internet“ aussterben müssen.

Erst hat man sie schlanker gemacht. Die Redaktionen ausgedünnt, die Kosten gesenkt, fusioniert, auf Teufel komm raus … Doch das hat nicht geholfen.

Dann hat man sie in ihren Stöckelschuhen auf die Tartanbahn des Internets gehetzt und zugesehen, wie die Inhalte flacher, die Grammatik grotesker und die Orthografie bedeutungslos geworden sind. Aber immer wieder sind die neuen Sprinter an ihnen vorbeigezogen, haben ihre Aussagen hinterfragt, widerlegt, ja dem Gespött preisgegeben.

Zuletzt hat man im Internet Schutzzäune errichtet, Bezahlschranken heruntergelassen, in der trügerischen Hoffnung, diese Abkapselung würde die Dinos wettbewerbsfähiger machen. Doch das Gegenteil ist eingetreten. Wenn von hundert Klicks vor der Bezahlschranke einer gewillt ist, dahinter zu schauen, dann dürfte das schon hochgegriffen sein. Schließlich ist die WELT nicht die Stiftung Warentest. Da holt man sich einen Test gegen Gebühr, weil man der Stiftung Warentest vertraut, und sicher ist, damit eine gute Entscheidungshilfe für den Kauf der nächsten Waschmaschine zu erhalten. Dieses Vertrauen bringt man der Verheißung hinter der Bezahlschranke nicht entgegen, und wenn man es dennoch wagt, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man dahinter doch nicht das findet, was vorher kryptisch angekündigt war.

Kommt das Leistungsschutzrecht, wird sich der Niedergang der Mainstreammedien nur noch beschleunigen.

Im Internet werden immer mehr Anbieter ihre Beiträge als „frei verfügbar“ kennzeichnen und so selbstverständlich wieder und womöglich prominenter als bisher im Angebot der Suchmaschinen erscheinen. Nachrichtenticker, wie Net News Express, werden den Mainstream dann eben vollständig ausschließen und sich von den Seitenbetreibern, die ihre Artikel in den Postkasten werfen, per Zustimmungs-Mausklick eine generelle Freigabe erbitten.

Womöglich wird  Google selbst, am Geld wird das bestimmt nicht scheitern, daran arbeiten, eine eigene Nachrichtenredaktion mit Spitzenreportern und Korrespondenten überall auf der Welt zu etablieren und so den armen Leistungsschutzbedürftigen das Wasser abgraben.

Wie auch immer: Die Reaktion des Netzes auf das Leistungsschutzrecht wird alle damit verbundenen Absichten zunichte machen.

In Brüssel mag man viel von Digitalisierung reden, und oft genug klingt es, als unterhielten sich da Blinde über Farben, und die Notwendigkeit, diese zu zentralisieren, aber gemacht wird „das Digitale“ ganz woanders.

Da, wo die Kreativität zuhause ist, da, wo fundiertes Wissen, hart errungene Erfahrungen, und der Mut, Neues zu wagen, zusammenkommen, da wird am Rad gedreht, und die Bremser in Brüssel haben dagegen keine Chance.