Wiener Blut

Gestern Abend, 20.15 Uhr, begann ein Thriller, wie ihn Wien seit langem nicht mehr gesehen hat. Ein islamistisches Komplott, ausgeheckt in einer Moschee, finanziert von einem  weißen Christenbanker, der hoffte, mit von ihm finanziertem islamistischem Terror endlich den Widerstand des Abendlandes heraufbeschwören zu können, nahm seinen Lauf. Die Zahl der Toten blieb eng begrenzt – denn schließlich verlangte das Drehbuch, dass der Sprengstoffanschlag am Hauptbahnhof – trotz bester Vorbereitung – zur Schande der Rechtgläubigen nicht gelingen durfte.

Soweit die kürzestmögliche Zusammenfassung des ZDF-Thrillers „Wiener Blut“.

Wer den friedlichen Islam zur besten Sendezeit auf solch infame Weise verleumdet, darf  sich nicht wundern, wenn der durch mannigfache Diskriminierung, Ausgrenzung und übergriffiges Integrationsverlangen sowieso schon schwelende heilige Zorn sich Bahn bricht. Gedemütigt durch Kopftuchverbote, Racial Profiling, Durchsuchungen von Moscheen und der ständigen beleidigenden Benennung der Rechtgläubigen als nichts als „Männer“, „geistig verwirrte Einzeltäter“ oder „zufällige Gruppen“ oder „Familien“, statt vor den „Gotteskriegern“ in Ehrfurcht zu erstarren, das Hohelied ihrer Siege zu singen und ihre Gegner in Panik zu versetzen, muss sich die gequälte Seele irgendwann Luft verschaffen.

Und das muss nicht immer nur spontan und im Affekt geschehen, da kann sich auch einmal etwas aufstauen und in einen Plan ergießen, der dann mit umso größerem Effekt zeigt: Wir lassen uns nicht alles gefallen!

Alleine die Ankündigung dieses Machwerks, dieses so genannten Thrillers, der einem Millionenpublikum den Islamhass in die Köpfe hämmern sollte, muss doch Anlass genug gewesen sein, sich mit einer überzeugenden Aktion den gebührenden Respekt verschaffen zu wollen. Es kann kein Zufall sein, dass die Rächer ihren Feldzug exakt zum Sendebeginn von „Wiener Blut“ begonnen haben. Einem Film, in dem der Islam lediglich die Projektionsfläche für Hass und Hetze war, und in welchem eine niederträchtige Regie dafür sorgte, dass die Pläne der Gotteskrieger am Ende doch noch vereitelt wurden – wie um voller Triumph daran zu erinnern, dass schon Kara Mustafas Versuch, Wien zu erobern, vor über dreihundert Jahren letztlich gescheitert ist.

Gestern Abend, in Wien, während die Fernsehapparate die hetzerische Lügengeschichte verbreiteten, hat sich parallel dazu eindrucksvoll die Realität zu Wort gemeldet – und die Erinnerung daran wird die Erinnerung an das Filmchen lange überdauern.

Wohl dem, der die Realität zu erkennen vermag.