Wer kann noch Deutsch? Was sind „Wählende“

Ich habe einen so dicken Hals.

Gut. Ich habe Mitleid mit den Genderisten. Wie vielen ist schon das Herz stehengeblieben, wie viele wurden schon vom Schlag getroffen, wie viele haben sich selbst in den Hintern beißen wollen, und sich dabei die Wirbel ausgerenkt, nur weil irgendso ein unbelehrbarer Idiot wieder einmal stockvoll bei Rot über ihre Sprachampel gerauscht ist und das generische Maskulinum genutzt hat, das nun – fast 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs – noch nachträglich als ein Symbol des Nationalsozialismus der alten weißen Männer auf den Index gelangt ist.

Aber: Wer sich schon anmaßt, um der Geschlechterneutralität zum Sieg zu verhelfen, bewährte und allgemein nicht nur verständliche sondern im diskriminierungsfreien Gebrauch befindliche Worte zu verbieten und stattdessen verhunzte Kopien davon anbietet, sollte wenigstens über so viel verbliebenen Sprachverstand verfügen, dass er damit nicht sinnentstellenden Blödsinn verzapft, wie ihn die Hannoversche Stadtverwaltung nun hervorgebracht hat.

Ein Wählerverzeichnis in ein Wählendenverzeichnis umzubennen, ist falsch.

Ein Wähler ist einer, der in der Lage ist zu wählen, so wie ein Schuhmacher in der Lage ist, Schuhe zu machen, oder ein Politiker in der Lage ist Politik zu machen. Unabhängig davon ob er  es tut oder nicht.

Weil von denen, die hier wohnen, nicht jeder wählen darf,

sondern nur diejenigen, die wegen ihrer Staatsangehörigkeit, ihres Wohnsitzes in einem Bundesland oder einem Landkreis  oder einer Kommune, für entsprechende Wahlen zugelassen sind, und die zudem das notwendige Mindestalter erreicht  haben und über die uneingeschränkten bürgerlichen Ehrenrechte verfügen,

werden bei den Behörden Wählerverzeichnisse geführt, um den Berechtigten die Wahl zu ermöglichen und die Unberechtigten daran zu hindern.

Wählende, das sind hingegen Menschen, die wählen, und zwar nur während sie das tun.

Ein Wählendenverzeichnis könnte folglich nur während der Wahl erfasst werden und danach als ein Gewählthabendenverzeichnis bezeichnet werden.

Ein Wählendenverzeichnis vor der Wahl anzulegen, ist unmöglich, weil dann schon bekannt sein müsste, wer unter den Wahlberechtigten von seinem Wahlrecht keinen Gebrauch machen wird.

Wenn also schon Gender, dann richtig!

Statt Wählendenverzeichnis schlage ich „Wahlberechtigtenverzeichnis“ vor. Das ist zwar immer noch unschön, aber wenigstens hätte es semantisch noch seine Richtigkeit.

 

Wer sich über die verbindlichen Vorschriften der Stadt Hannover näher informieren will, findet hier die Vorschrift als PDF.

Weitere Stilblüten aus dieser Vorschrift:

Wenn es sich nicht vermeiden lässt, darf Frau Muster künftig als „Sehr geehrte Frau Musterin“ angesprochen werden.

Aus dem (einen) Personalvertreter soll gleich die ganze „Personalvertretung“ werden.

Auch wird es keinen Rat eines Psychologen oder einer Psychologin mehr geben, sondern nur noch „psychologischen Rat“, ggfs. auch vom jederzeit verfügbaren psychologisch bewanderten Küchenpersonal.

Im Impressum von Büchern, Zeitschriften wird künftig zwischen Herausgeber und Herausgeberin unterschieden, je nachdem ob „die Stiftung“ oder „der Stadtrat“ herausgebend sind.

Ein Protokoll darf nicht mehr geführt, sondern nur noch geschrieben werden, weil sonst Führerinnen und Führer benannt werden müssten.

Antragssteller werden zu antragsstellenden Personen …

und so weiter.

Ein Treppenwitz der der Genderista zum Schluss:

Die Hannover’sche Torheit  wird dadurch noch auf die Spitze getrieben, dass sie als „gendergerechte“ Sprache bezeichnet wird. Gendergerecht kann aber nur bedeuten, dass die Sprache den unterschiedlichen sozialen geschlechtlichen Konstrukten gerecht wird. Dass also der sehr geehrte Herr Professor Maier auch als solcher angesprochen wird und nicht als Herr Professorin Maier, wie es an der Uni Leipzig seit geraumer Zeit getrschrieben wird. Genau das ist aber nicht die Absicht. Hannover befiehlt seinen Beschäftigten eine genderneutrale Sprache, bis hin zum Gender*Star, jenem Sternchen, das künftig durch eine kurze Sprechpause mitgestottert werden soll.

Wenn „gendergerecht“ aber nun bedeuten soll, dass die Sprache den Ansprüchen der Genderisten gerecht wird, und nicht den vielen Gendern, dann würde ich vorschlagen, sie als „selbstgerechte Genderistensprache“ zu bezeichnen.

Und dann achten Sie bitte auch noch auf das Logo der Stadt im PDF, einmal links, einmal rechts oben, schön ausgewogen.

Links kommt der formschöne Text ohne Sinn daher:

WIE IMMER MACHEN
(Das sagt vielleicht die Oma in „Babysprache“, wenn das Enkelchen auf dem Topf sitzt)

 ZUKUNFT GESTALTEN
(Das kann man versuchen, gelungen ist es noch nie.)

Rechts hingegen hat der Genderstar offensichtlich die Buchstaben, aus denen sich der Name der Stadt Hannover üblicherweise zusammensetzt, total verhunzt, nicht nur, dass für acht Buchstaben gleich drei Zeilen benötigt werden, es kommt darin auch kein „n“ mehr vor, jedenfalls kein vollständiges. Stattdessen zwei unterschiedlich Teilamputierte.

Warnung!

Diese sonderbaren Geschehnisse finden zwar innerhalb der Carnevals-Saison statt, doch leider haben die verursachenden Narren

a) den Sprung in die Saisonunabhängigkeit längst geschafft und
b) leider auch unbeschadet überstanden.