Geben und Nehmen

Was ist ein gutes Leben?

Die individuellen Antworten auf diese Frage mögen unterschiedlich ausfallen, doch bei der Mehrzahl der Befragten dürfte der Wunsch nach einer Gemeinschaft, in der ein ausgewogenes, gegenseitiges Geben und Nehmen vorherrscht, ganz unabhängig vom allgemeinen Wohlstandsniveau, ganz unabhängig davon, ob Krieg oder Frieden herrscht, im Mittelpunkt stehen. Sich aufeinander verlassen können, miteinander im Austausch stehen, frei von den Problemen, die Gier und Raffsucht mit sich bringen, miteinander das Beste aus dem zu machen, was an Ressourcen und Fähigkeiten zur Verfügung steht – das ist ein schöner Gedanke, der dann, wenn eine gewisse Ausgewogenheit herrscht, zwischen dem, was man gibt, und dem was man zurückerhält, zumindest Zufriedenheit, wenn nicht gar Glück erleben lässt.

Meine „Bloggerei“ hat sich längst zum Vollzeit-Job entwickelt. Ein Vollzeit-Job, dessen Ergebnisse täglich von durchschnittlich 2.000 bis 3.000 Besuchern meiner Seite an- und aufgenommen werden. Ich habe das mal umgerechnet und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ich jede Woche für jeden Besucher meiner Website etwa sechzig Sekunden arbeite. Das ist lächerlich wenig. Und weil das, was ich erarbeite, für jeden Leser täglich nicht mehr als einen Wimpernschlag, nicht einmal zehn Sekunden meiner Zeit bedeutet, dürfen Sie Ihren Anteil an meiner Arbeit als ein Geschenk betrachten.

Dass ich dadurch nicht ärmer werde, sondern durchaus zufrieden und auch immer wieder glücklich sein kann, liegt daran, dass ich von Ihnen auch viel zurückerhalte. Nicht von jedem Einzelnen an jedem Tag, aber insgesamt doch reichlich.

Da sind die vielen E-Mails die mich erreichen, aus denen ich erkenne, dass Sie sich mit meinen Gedanken auseinandersetzen, um dann Lob auszusprechen, Anregungen zu geben, auch um auf faktische Fehler hinzuweisen oder Schlussfolgerungen anzuzweifeln. Das alles zeigt mir, dass ich mich in einer guten Gesellschaft befinde, und es hilft mir auch, mich thematisch auszurichten und, wo es nützlich erscheint, tiefer zu recherchieren.

Hin und wieder sende ich auch einen Hilferuf aus. So zuletzt wegen eines Problems mit unserem DSL-Anschluss. Fast dreißig meiner Leser haben sich mit gutem Rat und durchaus technisch fundierten Empfehlungen bei mir gemeldet. Allen an dieser Stelle meinen herzlichen Dank! Einer hat mich angerufen, mir angeboten, mit einer FritzBox und nagelneuen Anschlusskabeln bei mir vorbeizukommen, um zu testen, ob der Fehler bei uns im Heimnetz liegt oder draußen, im Verantwortungsbereich des Netzbetreibers. Gerne habe ich ja gesagt – und seither haben Julie und ich wieder störungsfreies Internet. Danke!

Ganz ohne Hilferuf stand vor ein paar Monaten ein – wie man in Bayern sagt – „gstandnes Mannsbild“ vor unserer Tür. Ein Landwirt, Luftlinie 17 km von uns zuhause, der sich mit einem Laib selbst frisch gebackenen (köstlichen!) Brotes und einem Glas Honig für die „Sekunden“ bedankte, die er von meiner Zeit erhalten hat. Inzwischen hat sich dieser Besuch wiederholt. Ja. Das macht glücklich.

Ebenso freut es mich sehr, wenn andere Blogger hin und wieder einmal einen Artikel von mir übernehmen oder auf meine Seiten verlinken. Oft stelle ich das nur zufällig fest, und dann gibt es einen jener kleinen Momente der Freude. Besonders dankbar bin ich in diesem Zusammenhang Helmut Schnug, der auf seiner Seite „Kritisches Netzwerk“ aus meinen absolut textlastigen Artikeln mit Hilfe von ausgesuchten Bildern und Grafiken, sowie mit weiterführenden Recherchen etwas macht, was an die besten Zeiten der Illustrierten „Stern“ erinnert.

Die meisten von Ihnen wissen, dass meine Frau Julie das Portal NNE (Net News Express) betreibt. Hinter diesem Portal steckt eine ziemlich raffinierte Software, an der hin und wieder Veränderungen vorgenommen werden müssen. Einer, der schon länger bei mir mitliest, der uns auch schon einmal in Elsendorf besucht hat, hat sich aus freien Stücken bereit erklärt, als Systemadministrator und Programmierer bei NNE alles zu erledigen, was nach und nach an Problemen und Wünschen so auftaucht. Danke Thomas! Was Du für NNE leistest, ist unbezahlbar – und Du nimmst ja auch nichts dafür.

Dann gibt es einige, die mir – sporadisch, manche auch regelmäßig – ein paar Euro in die Kaffeekasse legen. Auch das ist toll. Es kommt da in Summe mehr zusammen als ich Kaffee trinken könnte, und hilft mir durchaus, einiges von dem, was ich so online bestelle, vom PayPal-Konto der Kaffeekasse zu bezahlen.

Doch, mit alledem fühle ich mich aufgefangen in einer Gemeinschaft, in der nicht nur weitgehende Übereinstimmung im Denken und Streben besteht, sondern auch die Sache mit dem gegenseitigen Geben und Nehmen gelebt wird.

Das ist aber immer noch nicht alles. Es gibt da ja auch noch meine Bücher. Ich sehe zwar nicht mehr, wer sich da ein Buch bei BoD bestellt hat, aber ich sehe, dass meine Bücher bestellt und gelesen werden, und das, obwohl es dafür, außer auf meinen eigenen Seiten keine aktive Werbung gibt – es sei denn, ein anderer Blog nimmt einen Hinweis auf eine Neuerscheinung auf, was glücklicherweise auch immer wieder vorkommt.

Die Hardcore-Fraktion schließlich, dass sind jene, die mir mit einem Förder-Abo direkt kräftig unter die Arme greifen. Momentan laufen 71 dieser Abos mit einer „Jahresgebühr“ von 85 Euro. Dafür gibt es als Dank an die Abonnenten alle zwei Monate eine neue Ausgabe von „EWK – Zur Lage“.

 

Die Schreiberei auf egon-w-kreutzer.de macht mir Spass. Ich sehe, dass da etwas bei Ihnen ankommt, weil ich sehe, dass etwas zurückkommt.

Herzlichen Dank – und lassen Sie uns gemeinsam so weitermachen.

Ihr
Egon W. Kreutzer