Ministerin des Äußersten

Noch ist die Lambrecht-Nachfolge nicht entschieden.

Vielleicht reicht die Zeit noch, diesen Artikel zu Ende zu bringen, bevor der Würfel gefallen sein wird.

Die Bundeswehr hat demütig darum gebeten, es möge diesmal jemand in den Bendler-Block einziehen, der etwas von Angriffs- und Verteidigungskriegen versteht und womöglich in der Lage ist, so einen Krieg auch einmal vom Ende her zu denken.

Kaum jemand im real existierenden Bundeskabinett hat sich da bisher eindeutiger positioniert als die Ministerin des Äußersten. Worte, wie „barbarischer Überfall“ und „heldenhafte Verteidigung“ gehen ihr so locker in die Mikrofone, als hätte sie schon jahrzehntelang nichts anderes getan, als solch kluge Unterscheidungen zu treffen. Selbstverständlich steht sie auch stets auf der Seite der Witwen und Waisen, der Opfer und ihrer Angehörigen und hat fest versprochen, unabhängig von dem, was ihre Wähler denken, alles zu tun, um jeden Quadratzentimeter zu verteidigen. Wer zögert, die schwersten Waffen zu liefern, den trifft der Bannstrahl ihrer vernichtenden Verachtung, und wer gar fordert, diplomatische Schritte zur Beendigung des Krieges zu unternehmen, der wird des Besseren belehrt, dass dieser Krieg nämlich nur auf dem Schlachtfeld gewonnen werden kann, und dass ein Dikatfrieden (ob sie dabei an Versailles denkt, ist nicht bekannt) auf keinen Fall geschlossen werden wird. 

So viel strategisches Denken war im Verteidigungsministerium lange nicht mehr anzutreffen. So viel Mut und Entschlossenheit, das einzig Richtige zu tun, nämlich Russland zu ruinieren, wird noch in Jahrhunderten als leuchtendes Beispiel in den Militär-Akademien aller dann noch existierenden Staaten gelehrt werden.

Warum also soll es nicht Annalena Baerbock werden?

Die herausragendste Fähigkeit für dieses Amt, das inzwischen wieder als eines der wichtigsten Ämter der Republik angesehen wird, bringt sie ja ebenfalls mit: Sie hat den Krieg bereits vom Ende her gedacht.

Die Lücke im Völkerrecht schließen, möglichst noch während der Kampfhandlungen, und dann die gesamte russische Führung vor ein Sondertribunal stellen und so nachhaltig aburteilen, dass von denen nie wieder ein Krieg ausgehen kann.

Diese Vision verkündet sie mit einem missionarischen Eifer, wie er sonst nur von den Betroffenen von Marienerscheinungen bekannt ist. Da bringt kein Hauch eines Zweifels ihre Stimme zum Zittern, wenn sie Putin diesen Fehdehandschuh vor die Füße wirft. Sie ist erfüllt, ja geradezu beseelt von ihrer Mission, so dass  es nur recht und billig wäre, ihr die Mittel in die Hand zu geben, sie zur Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt, in guten, wie in schlechten Zeiten …

Sorry. Hier muss ich leider abbrechen.

Soeben wird bekannt, dass sie es nicht wird, sondern Boris Pistorius.

Dem Vornamen nach ein potentieller Russenfreund.

Das kann ja heiter werden.