Die in D totgeschwiegene Demo in Wien vom 31. Januar

Ich bin selbst nur zufällig drauf gestoßen.

Beim Checken der Portale, die ich so nach und nach abgrase, um mich auf dem Laufenden zu halten, fand ich am Sonntagnachmittag, es muss so gegen drei gewesen sein, bei EPOCH TIMES Deutschland einen Video-Livestream aus Wien.

Viele Menschen, die auf offenbar nicht gesperrten Straßen spazieren gingen. Fast keine Transparente. Jemand hatte sich in eine rotweiße Fahne gehüllt, an anderer Stelle eine große Traube aus weißen und roten Luftballons. Immer wieder der Ruf „Kurz muss weg“.

Ich wusste, dass vorher mehrere Demonstrationen und Kundgebungen angemeldet, aber vollständig verboten worden waren. Das was ich da sah, musste also eigentlich vollständig „illegal“ sein. Es sah dann auch nicht so aus, als ob die Menschen einer festgelegten Route folgten, eher so, wie ein über die Ufer getretener Fluss, an dessen Ufern sich das Wasser dahin ergießt, wo es die Schwerkraft hinleitet.

Polizei war da. Aber keineswegs dominant und eher nicht organisiert. Hier mal eine Gruppe von fünf oder sechs, dann, im Hintergrund, Seitengasse, auch mal dreißig, aber Eingriffe erfolgten nicht. Nun ja, nicht gar nicht. Ich habe ein paar Szenen gesehen, wo einzelne Demonstranten aus der Masse herausgegriffen wurden. Aber es gab keine Sperrketten mit Schild und Schlagstock, es flog, so weit ich das übersehen konnte, auch nirgends eine Tränengasgranate.

Die Stimmung erinnerte eher an das Ende eines Volksfestumzuges, wo die Menge, nachdem die Musik und die Pferdegespanne mit Bierfässern und die Kutschen mit den Honoratioren längst vorbei sind, von ihren Zuschauerplätzen am Straßenrand nachströmt zum Festplatz.

Ich habe das nicht durchgehend verfolgt, aber immer wieder mal reingeschaut, und es änderte sich nichts. Auch als es längst dunkel geworden war, zogen die Menschen immer noch über Hauptverkehrsstraßen, zwischen den Menschen immer wieder auch Automobile, die es geschafft hatten, eine Lücke im Zug zu erwischen, aber dann eben nur im Fußgängertempo weiterkamen und Mühe hatten, aus dem Zug auszuscheren und wieder in eine Querstraße zu verschwinden.

Ich konnte es nicht einordnen, weil auch außer diesem Livestream kaum Berichterstattung darüber zu finden war, aber es erschien mir als etwas Besonderes, eine unerwartete Wendung, der – so meinte ich – noch einige Aufregung folgen würde.

Die Aufregung blieb bis heute aus. Sebastian Kurz verkündete dann wohl am Montag schon, ich hab’s erst heute gelesen, eine Mischung aus Lockerung und Verschärfung der Corona-Maßnahmen. Für die Nachrichten-Generatoren der deutschsprachigen Google News hat es diese Demos nicht gegeben. Das kann nach meinem Erachten nicht daran liegen, dass die Demo vollständig friedlich blieb.

Erst die konkrete Suche nach „Wien – Demo“ mit dem Button „News“ gestartet, brachte Ergebnisse. Aber ausschließlich österreichische Medien, Standard, Kleine Zeitung, Vienna.at, Kurier.at, NÖN.at …

Heute Nachmittag erhielt ich dann eine Mail mit einem Link auf ein Video.

Martin Sellner, ja, der Martin Sellner, der böhse Identitäre aus Österreich, schildert über ungefähr 10 Minuten, im Studio vor der Kamera sitzend, seine Eindrücke von dieser Demo, die er nicht als Organisator sondern als einfacher Teilnehmer erlebt hat -und er schließt dem seine Analyse an. Beides ist hörens- und bedenkenswert. Und, keine Angst: Es gibt keinen Augenblick von Hass und Hetze, Agitation oder Propaganda in diesem Video. Es ist nüchtern, sachlich, ein bisschen emotional, weil er sich über dieses Ereignis freut. Und dass er zum Schluss selbst noch mit „Kurz muss weg!“ abschließt, klingt viel harmloser als Nancy Pelosi, wenn sie Trump nach dem Abschied aus dem Amt noch ein Impeachment hinterher schickt.

Nehmen Sie sich die Zeit. Es ist ein Dokument einer interessanten Entwicklung.